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Werke von Friedrich Schiller

Die Räuber | Wilhelm Tell |

Friedrich Schiller

Johann Christoph Friedrich von Schiller, seit 1802 geadelt (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar) war ein deutscher Dichter, Dramatiker, Philosoph sowie Historiker. Er gilt als der bedeutendste deutsche Dramatiker und ist neben Goethe, Wieland und Herder der wichtigste Vertreter der Weimarer Klassik. Viele seiner Theaterstücke gehören zum Standardrepertoire der deutschsprachigen Theater. Seine Balladen zählen zu den beliebtesten deutschen Gedichten.

Bedeutung

Schiller ist ein Zeitgenosse des Übergangs vom absolutistischen zum bürgerlichen Zeitalter und der Französischen Revolution. Da sich das Bürgertum unter dem – in Deutschland kleinstaatlichen – Absolutismus nicht politisch artikulieren konnte und durfte, wurde die Literatur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem zentralen Medium der Steigerung des bürgerlichen Selbstbewusstseins. Das Pathos und die Empfindsamkeit in Schillers Werken bis um 1785 sind Ausdruck der Entfaltung des Menschlichen, ein Prinzip, das der aristokratischen Herrschsucht entgegen gestellt wird. Das Bürgerliche Trauerspiel als überwiegendes Formelement (beziehungsweise dessen Gegensatz Menschlichkeit – Herrschsucht in den frühen Dramen bis Kabale und Liebe) spiegelt dies wider.

Nach der Periode zwischen 1785 und 1795 mit Werken wie Don Carlos und grundlegenden literaturtheoretischen Abhandlungen wie Über die ästhetische Erziehung des Menschen und Über naive und sentimentalische Dichtung entstehen zwischen 1795 und 1805 vor allem Dramen, die der Weimarer Klassik zuzuordnen sind. In ihnen setzte Schiller das Programm der ästhetischen Erziehung des Menschen um – Verstand und Gefühl zu verbinden. Er beabsichtigte, mit der Wirkung auf das Publikum durch den Wechsel von Idyllik und Dramatik den ästhetischen Menschen zu formen – als Voraussetzung für den gewaltfreien Übergang zu einem vernünftigen Staat und als Gegenprogramm zur Französischen Revolution wie auch zur zeitgenössischen Politik, in der er nur rohe Kräfte am Werk sah.

Schiller ist nicht nur Verfasser sprach- und bildkräftiger Dramen wie Die Räuber, Don Carlos, Die Jungfrau von Orleans oder Wilhelm Tell. Er brachte seiner deutschsprachigen Leserschaft auch die Vernunft-, Humanitäts- und Freiheitsideale des 18. Jahrhunderts näher. In Schillers eigenen Worten gesagt ist der „Bau einer wahren politischen Freiheit“ das „vollkommenste aller Kunstwerke“ (Zweiter Brief Über die ästhetische Erziehung des Menschen).

Rezeption

Schillers Werke wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern begeistert aufgenommen, so beispielsweise im noch ungeeinten, unterdrückten Italien (vgl. Giuseppe Verdi) sowie auch im zaristischen Russland. Den einen galt Schiller als Dichter der Freiheit, anderen als Verteidiger bürgerlicher Gesittung. Die Eingängigkeit seiner Verse und seiner zugespitzten Bühnendialoge sorgte dafür, dass sehr zahlreiche davon zu geflügelten Worten wurden. Sein 100. Geburtstag wurde 1859 in ganz Europa gefeiert. Der Verleger Cotta verkaufte bis 1867 insgesamt 2,4 Millionen Exemplare der Werkausgabe.


Denkmal
für Goethe und Schiller
in WeimarDas deutsche Bürgertum pflegte dann im 19. und auch im frühen 20. Jahrhundert einen sich mehr und mehr verdinglichenden Umgang mit Schillers Werken. Man lernte Schiller auch deswegen auswendig, weil die Schulreformer des 19. Jahrhunderts ihn in die Lesebücher gebracht hatten, und benutzte ihn mehr und mehr als Eisernen Vorrat des „Kulturellen Kapitals“, um sich im Kampf um den sozialen Aufstieg einen komparativen Vorteil zu verschaffen – weniger, um ihn als Künstler und Denker zur Kenntnis zu nehmen (vgl. Halbbildung). Sehr geschätzt wurde er als Freiheitsdichter in der deutschen Arbeiterbewegung und in den Arbeiterbildungsvereinen.

Auch im Dritten Reich und in der DDR bemühte man sich um die ideologische Integration Schillers. In der DDR galt er als "fortschrittlicher Bürgerlicher", der so den Kommunismus mit vorbereitet habe. Anlässlich seines 200. Geburtstages wurden 1959 aufwändige Feiern veranstaltet. Nicht das ganze Schillersche Œuvre erfreute sich allerdings der Wertschätzung des Regimes. Das allzu freiheitliche Theaterstück Don Carlos („Sire, Geben Sie Gedankenfreiheit“) wurde in der Spätphase – wie auch im Dritten Reich – nicht mehr aufgeführt.

Noch im Mai 1955 hatte der bald später verstorbene Schriftsteller Thomas Mann an ein besseres, humaneres Deutschland appelliert, indem er anlässlich des 150. Todestags die gleiche Rede in Weimar und Stuttgart hielt: Versuch über Schiller – Zum 150. Todestag des Dichters.

Schillers Werk verschwand ab den 1970er Jahren gemeinsam mit dem anderer Dichter der großen Epoche vom Sturm und Drang bis zum Wiener Kongress aus dem bürgerlichen Bildungskanon. Im Gefolge der 68er-Bewegung wurde das klassische Humboldt'sche Gymnasium abgetan. Seitdem wird das Schiller'sche Œuvre vom Lehrkörper eher gemieden. Die Lernenden befassen sich mit Thomas Mann, Gerhart Hauptmann und allenfalls noch mit Theodor Fontane oder Heinrich Heine. Weiter zurück reichen ihre Kenntnisse meist nicht.

Im Schillerjahr 2005 wurde deutlich, dass sein Werk auch in der vereinten deutschen Republik eher kalendarisch als mit allgemeinem Zuspruch gewürdigt wurde. Die schillerbezogene Literaturwissenschaft nahm zwar neuen Aufschwung, doch die Massenmedien handelten den Gedenktag in der Hauptsache biografisch ab. In öffentlichen Veranstaltungen vermochten seine Texte allerdings durchaus Funken zu schlagen, sofern sie im Original rezitiert wurden. Hingegen riefen Travestien oder Bearbeitungen kein großes Echo hervor.

Das ist literatursoziologisch interessant. Eugen Rosenstock-Huessy hat darauf hingewiesen, dass im Zuge des sozialen Wandels nach etwa 130 Jahren ganze Kulturbestände veralten und aus dem Gedächtnis der neuen Generationen verschwinden können. Angesichts dessen sind heute Schillers Texte wenigstens einem Teil der deutschen Bildungseliten bemerkenswert nahe – näher jedenfalls als es Schillers Zeitgenossen die ebensoweit zurückliegende, aber damals fast vergessene deutsche Barockliteratur vor dem Dreißigjährigen Krieg gewesen war. Andererseits kann jedoch der Typus des Bildungsbürgers, der seinen Schiller intus hat, beim Theaterpublikum und der Leserschaft heute nicht mehr vorausgesetzt werden.

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