Frei Lesen: Heinrich Heine

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Heinrich Heine

Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 in Düsseldorf als Harry Heine; † 17. Februar 1856 in Paris) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts.

Heine gilt als „letzter Dichter der Romantik“ und gleichzeitig als deren Überwinder. Er machte die Alltagssprache lyrikfähig, erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der deutschen Sprache eine zuvor nicht gekannte elegante Leichtigkeit. Als kritischer, politisch engagierter Journalist, Essayist, Satiriker und Polemiker war er ebenso bewundert wie gefürchtet. Wegen seiner jüdischen Herkunft und seines unbequemen, kritischen Denkens saß Heine schon zu Lebzeiten „zwischen den Stühlen“. Gleichwohl gehört er zu den am häufigsten übersetzten Dichtern deutscher Sprache.

Bedeutung

Aufgrund seiner Eigenständigkeit sowie seiner formalen und inhaltlichen Breite lässt sich Heines Werk keiner eindeutigen literarischen Strömung zuordnen. Heine geht aus der Romantik hervor, überwindet aber bald deren Ton und Thematik – auch in der Lyrik. Sein Biograph Joseph A. Kruse sieht in seinem Werk Elemente der Aufklärung, der Weimarer Klassik, des Realismus und des Symbolismus.

Vor allem war er ein politisch kritischer Autor des Vormärz. Mit den Autoren des Jungen Deutschland, denen er bisweilen zugerechnet wird, verbindet ihn das Streben nach politischer Veränderung hin zu mehr Demokratie in ganz Europa, speziell in Deutschland. Seine Distanzierung von der „Tendenzliteratur“ der Jungdeutschen, die er als „gereimte Zeitungsartikel“ verspottete, geschah nicht aus politischen, sondern aus ästhetischen Gründen. Persönlich stand Heine Karl Marx und Friedrich Engels nahe, ohne jedoch deren politische Philosophie bis ins Letzte zu teilen (vgl. u.a. Reich-Ranicki 2000, S. 34 ff.).

Heine polarisierte schon seine Zeitgenossen, nicht zuletzt, weil er selbst polarisierende Urteile nicht scheute. Er griff tatsächliche oder vermeintliche Gegner ebenso hart an wie er selbst angegriffen wurde und schreckte vor keiner Polemik zurück. Nach seinem Tod nahm die Schärfe der Auseinandersetzungen um ihn eher noch zu – und sie hielt mehr als ein Jahrhundert an. Symptomatisch dafür war der Streit um ein würdiges Heine-Denkmal in Deutschland.

Nationalistisch und antisemitisch argumentierende Literaturwissenschaftler wie Adolf Bartels prägten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend die öffentliche Wahrnehmung Heines. Die seit dem Jubiläumsjahr 1897 anhaltenden Bemühungen, ihm in seiner Geburtsstadt Düsseldorf ein Denkmal zu setzen, denunzierte Bartels 1906 in seinem berühmt-berüchtigten Aufsatz „Heinrich Heine. Auch ein Denkmal“ als „Kotau vor dem Judentum“, ihn selbst als „Decadence-Juden“. Erst in den 1920er Jahren wurden Heine-Denkmäler in Hamburg und Frankfurt am Main errichtet. Diese wurden jedoch schon wenige Jahre später, in der Zeit des Nationalsozialismus, wieder zerstört oder entfernt.

Im „Dritten Reich“ waren Heinrich Heines Werke verboten und seine Bücher wurden zusammen mit denen zeitgenössischer Dichter verbrannt. Für die nach dem Krieg von Theodor W. Adorno verbreitete Behauptung des Germanisten Walter Arthur Berendsohn, Heines Loreley-Lied sei in Lesebüchern der Nazi-Zeit mit der Angabe „Dichter: unbekannt“ erschienen, fehlt allerdings bis heute jeder Beleg.

Selbst in der Bundesrepublik hielt der Streit um Heine an. Die geplante Benennung der Düsseldorfer Universität nach dem bedeutendsten Dichter, den die Stadt hervorgebracht hat, verursachte einen 20 Jahre währenden Streit, der erst zu Beginn der 1980er Jahre beigelegt wurde. Mittlerweile aber gibt es in Heines Geburtsstadt eine Heinrich-Heine-Universität und seit 1981 auch ein Heine-Denkmal, das von Bert Gerresheim gestaltet wurde. Darüber hinaus verleiht die Stadt Düsseldorf seit 1972 den Heinrich-Heine-Preis. Im Jahr 2006 stimmte die bayerische Staatsregierung nach langer, kontrovers geführter Debatte der Aufstellung einer Heine-Büste in der Walhalla zu.

Gleichwohl erfreut sich besonders Heines Lyrik ungebrochener Popularität, ließen sich doch seine romantischen, oft volksliedartigen Gedichte – allen voran das Buch der Lieder – erfolgreich mit der Musik verbinden. Ein Standardwerk über „Heine in der Musik“ zählt annähernd 10.000 Vertonungen, unter denen Friedrich Silchers Bearbeitung der Loreley von 1838 herausragt. Auch Opernkomponisten ließen sich von Heine inspirieren, zuletzt Günter Bialas zu seiner 1992 uraufgeführten Oper „Aus der Matratzengruft“. Im Theater hingegen ist Heine mit eigenen Stücken wenig präsent. Zu erwähnen ist aber Tankred Dorsts „Harrys Kopf“ aus dem Heine-Jahr 1997, das sich der Persönlichkeit des Dichters nähert.

Zahlreiche Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts griffen Heines Werke auf, darunter die großen Erzähler Theodor Fontane und Thomas Mann. Wie Heine wagten Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky die Gratwanderung zwischen Poesie und Politik. In der Tradition des Dichters stehen ebenfalls die Heine-Preisträger, so etwa Wolf Biermann und Robert Gernhardt.

Zeit seines Lebens war Heine um ein überparteiliches Künstlertum bemüht. Von dem radikal-republikanischen Publizisten Ludwig Börne grenzte er sich ab: „Ich bin eine gewöhnliche Guillotine, und Börne ist eine Dampfguillotine.“ Börne hingegen hielt seinem Kontrahenten Gesinnungsmangel vor und verwies auf die Notwendigkeit, im Freiheitskampf eine klare Position zu beziehen. Mit ihrem Streit, ob und wieweit ein Schriftsteller parteilich sein dürfe, nahmen sie spätere Auseinandersetzungen über politische Moral in der Literatur vorweg, wie sie zwischen Heinrich und Thomas Mann, Benn und Brecht, Lukásc und Adorno, Sartre und Simon ausgetragen wurden. So ist der Streit zwischen Heine und Börne für Hans Magnus Enzensberger die „folgenreichste Kontroverse der deutschen Literaturgeschichte“.

Während die Rezeption in Deutschland und Frankreich Höhen und Tiefen kennt, verlief die Aufnahme der Werk Heines im übrigen Ausland weitaus geradliniger. Schon zu Lebzeiten des Dichters wurden einzelne Werke ins Japanische übersetzt. Heine war einer der ersten deutschen Autoren, die in allen Weltsprachen zu lesen waren. So erklärt sich auch der Einfluss, den er auf andere Nationalliteraturen hatte. Auf besonders große Anerkennung trifft Heine in England, Osteuropa und Asien.

Die Alltagssprache verdankt Heine u.a. das Wort „Fiasko“, das er aus Frankreich mitbrachte, sowie die Metapher „Vorschusslorbeeren“ (aus seinem Gedicht Plateniden).

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