Friedrich von Hagedorn
Versuch in poetischen Fabeln und Erzehlungen
Die Fledermaus und die zwo Wiesel
eingestellt: 28.6.2007
Es kam die Fledermaus in einer Wiesel Loch;
Die war den Mäusen feind, und sprach: Wie darfst du doch,
Der Mäuse Misgeburt! dich meinen Augen weisen?
Wiewol du kömmst mir recht; ich wollte so schon speisen.
Was? schreit die Fledermaus, ich eine Maus? o nein!
Mein gutes Wieselchen, das mögt ihr selbst wol seyn;
Die mich zur Maus gemacht sind
Neider oder Feinde;
Die Kater unsers Dorfs sind meine besten Freunde.
Es lebe was gut maust! Ihr wird zuletzt geglaubt;
Sie rettet unversehrt ihr unerkanntes Haupt;
Und doch geräth sie bald, durch ihr Gesicht betrogen,
In einer Andern Bau; die war der Maus gewogen;
Ihr waren gegentheils die Vögel ganz verhaßt.
Sie fraß, in Hoffnung, schon den ihr zu schlauen Gast.
Es weiß die Fledermaus ihr glücklich
zu entgehen.
Wofür denn, ruft sie aus, werd ich itzt angesehen?
Für einen Vogel. Ich! du, Wiesel, irrest sehr.
Soll dieß ein Fittig seyn? Kennt man nicht Mäuse mehr?
Der erste Donnerschlag zerschmettre hier die Katzen!
Die Mäuse leben und die Ratzen!
*
Ein Kluger sieht auf Ort und Zeit,
Aus Vorsicht, daß man ihn nicht fange.
Er ruft mit gleicher Fertigkeit:
Es lebe Wolf! Es lebe Lange!1)
Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.