Frei Lesen: Tenderenda der Phantast

Kostenlose Bücher und freie Werke

Kapitelübersicht

Der Aufstieg des Sehers | Das Karussellpferd Johann | Der Untergang des Machetanz | Die roten Himmel | Satanopolis | Bulbos Gebet und der Gebratene Dichter | Hymnus 1 | Hymnus 2 | Der Verwesungsdirigent | jolifanto bamblo | Hymnus 3 | Laurentius Tenderenda | baubo sbugi ninga | Herr und Frau Goldkopf |

Weitere Werke von Hugo Ball

Legende | Hermann Hesse. Sein Leben und sein Werk | Der Geliebten | Das Insekt | Die Ersten |

Alle Werke von Hugo Ball
Diese Seite bookmarken bei ...
del.icio.us Digg Furl Blinklist Technorati Yahoo My Web Google Bookmarks Spurl Mr.Wong Yigg


Dieses Werk (Tenderenda der Phantast) ausdrucken 'Tenderenda der Phantast' als PDF herunterladen

Hugo Ball

Tenderenda der Phantast

Hymnus 1

eingestellt: 16.8.2007



Zu sagen ist nichts mehr. Vielleicht, daß etwas noch gesungen werden kann. ›Du magisch Quadrat, jetzt ist es zu spat.‹ So spricht einer, der zu schweigen versteht. ›Ambrosianischer Stier‹: gemeint ist der ambrosianische Lobgesang. Eine Hinwendung zur Kirche zeigt sich an in Vokabeln und Vokalen. Der Hymnus beginnt mit militärischen Reminiszenzen und schließt mit einer Anrufung Salomos, jenes großen Magiers, der sich tröstete, indem er die ägyptische Königstochter an sein Herz zog. Die ägyptische Königstochter ist die Magie.

 

Du Herr der Vögel, Hunde und Katzen, der Geister und Leiber, Gespenster und Fratzen,

Du Oben und Unten, Rechtsum und Linksum, Geradaus, Kehrteuch und Haltwerda,

Der Geist ist in dir und du bist in ihm, und ihr seid in euch und wir sind in uns.

Der Auferstandene bist du, der überwunden war.

Der Entfesselte, der seine Ketten zerriß,

Der Allmächtige bist du, Allnächtige, Prächtige, mit einem brennenden Topf auf dem Kopf

In alle Sprachen und Windrichtungen ist dir der Donner im Kasten zersprungen.

In Vernunft und Unvernunft, im toten und lebenden Reiche raget dein Blechhals und saust deine Speiche.

Mit großem Brüllen kamst du, Sturmhaube der Rebellion, Krähtrompete, Völkersohn.

In Feuerschlünden und Kugelsaat, in Sterbegewinsel und endlosem Fluche,

In Blasphemien sonder Zahl, in Schwaden von Druckerschwärze, Oblaten und Kuchen.

So sahen wir dich, so hielten wir dich, in Gesichterregen, geschnitzt aus Achat.

Auf umgestürzten Thronen, zerspellten Kanonen, auf Zeitungsfetzen, Devisen und Akten,

Bunt aufgeputzte Puppe, hobst du das Richtschwert über die Vertrackten.

Du Gott der Verwünschungen und der Kloaken, Dämonenfürst, Gott der Besessenen.

Du Mannequin mit Veilchen, Strumpfbändern, Parfums und mit einem Hurenkopfe bemalt.

Deine sieben Jungen blecken die Zungen, deine Großtanten werden zuschanden, eine rote Kugel ist deine Gugel.

Du Fürst der Krankheiten und Medikamente, Vater der Bulbo und Tenderende,

Der Arsenike und Salvarsäne, der Revolver, eingeseiften Stricke und Gashähne,

Du Löser aller Bindungen, Kasuist aller Windungen,

Du Gott der Lampen und der Laternen, du nährst dich von Lichtkegeln, Dreieck und Sternen.

Du Folterrad, russische Schaukel der Qual, Homozentaurus, in Flügelhosen schwebend durch den Krankensaal,

Du Holz, Kupfer, Bronze, Turm, Zinke und Blei, als Eisengockel schwirrst du geölt vorbei.

Du magisch Quadrat, jetzt ist es zu spat, du mystisch Quartier, ambrosianischer Stier,

Herr unserer Entblößung, deine fünf Finger sind das Fundament der Erlösung.

Herr unseres Jäger- und Küchenlateins, Lamentotrommel unseres Daseins, Äthernist, Kommunist, Antichrist, oh! Hochweisige Weisheit des Salomo!

< Bulbos Gebet und der Gebratene Dichter
Hymnus 2 >



Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.