Frei Lesen: Faust I, Der Tragödie erster Teil

Kostenlose Bücher und freie Werke

Kapitelübersicht

Zueignung | Vorspiel auf dem Theater | Prolog im Himmel | Nacht | Vor dem Tor | Faust und Wagner | Bauern unter der Linde. Tanz und Gesang | Studierzimmer | Studierzimmer | Auerbachs Keller in Leipzig | Hexenküche | Straße (I) | Abend. Ein kleines reinliches Zimmer | Margarete mit einer Lampe | Spaziergang | Der Nachbarin Haus | Straße (II) | Garten | Ein Gartenhäuschen | Wald und Höhle | Gretchens Stube | Marthens Garten | Am Brunnen | Zwinger | Nacht. Straße vor Gretchens Türe | Faust. Mephistopheles | Dom | Walpurgisnacht | Walpurgisnachtstraum | Trüber Tag. Feld | Nacht, offen Feld | Kerker |

Weitere Werke von Johann Wolfgang von Goethe

Egmont | Die gefährliche Wette | Götz von Berlichingen |

Alle Werke von Johann Wolfgang von Goethe
Diese Seite bookmarken bei ...
del.icio.us Digg Furl Blinklist Technorati Yahoo My Web Google Bookmarks Spurl Mr.Wong Yigg


Dieses Werk (Faust I, Der Tragödie erster Teil) ausdrucken 'Faust I, Der Tragödie erster Teil' als PDF herunterladen

Johann Wolfgang von Goethe

Faust I, Der Tragödie erster Teil

Margarete mit einer Lampe

eingestellt: 15.6.2007



Es ist so schwül, so dumpfig hie
(sie macht das Fenster auf)
Und ist doch eben so warm nicht drauß.
Es wird mir so, ich weiß nicht wie-
Ich wollt, die Mutter käm nach Haus.
Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib-
Bin doch ein töricht furchtsam Weib!
(sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.)

Es war ein König in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
Sooft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt er seine Städt im Reich,
Gönnt alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale,
Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.

(Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das
Schmuckkästchen.)

Wie kommt das schöne Kästchen hier herein?
Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein.
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?
Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hängt ein Schlüsselchen am Band
Ich denke wohl, ich mach es auf!
Was ist das? Gott im Himmel! Schau,
So was hab ich mein Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem mag die Herrlichkeit gehören?

(Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.)

Wenn nur die Ohrring meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schön und gut,
Allein man läßt's auch alles sein;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!

< Abend. Ein kleines reinliches Zimmer
Spaziergang >



Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.