Frei Lesen: Der Archipel in Flammen

Kostenlose Bücher und freie Werke

Kapitelübersicht

Erstes Kapitel. | Zweites Kapitel. | Drittes Kapitel. | Viertes Kapitel. | Fünftes Kapitel. | Sechstes Kapitel. | Siebentes Kapitel. | Achtes Kapitel. | Neuntes Kapitel. | Zehntes Kapitel. | Elftes Kapitel. | Zwölftes Kapitel. | Dreizehntes Kapitel. | Vierzehntes Kapitel. | Fünfzehntes Kapitel. |

Weitere Werke von Jules Verne

Die fünfhundert Millionen der Begum | Kein Durcheinander | Martin Paz | Der Chancellor | Reise um die Erde in 80 Tagen |

Alle Werke von Jules Verne
Diese Seite bookmarken bei ...
del.icio.us Digg Furl Blinklist Technorati Yahoo My Web Google Bookmarks Spurl Mr.Wong Yigg


Dieses Werk (Der Archipel in Flammen) ausdrucken 'Der Archipel in Flammen' als PDF herunterladen

Jules Verne

Der Archipel in Flammen

Vierzehntes Kapitel.

eingestellt: 28.7.2007



Am Tage vorher war diese aus zwölf Fahrzeugen zusammengesetzte Flottille aus den Schlupfhäfen von Scarpanto hervorgebrochen. Entweder durch Frontangriff oder durch Umzingelung gedachte sie der Korvette, also in beiden Fällen unter den ungünstigsten Bedingungen für diese letztere, auf den Leib zu rücken. Der Korvette blieb, infolge des herrschenden Windmangels, nichts weiter übrig als den Kampf aufzunehmen: dem übrigens Henry dAlbaret unter keinen Umständen, auch bei günstigen Windverhältnissen nicht, ausgewichen sein würde; denn ohne sich in Unehre zu setzen, konnte die Flagge der »Syphanta« nicht vor der Korsarenflagge des Archipels fliehen.

Unter diesen 12 Schiffen zählte man 4 Briggs mit je 16–18 Kanonen. Die übrigen 8 Fahrzeuge mit geringem Tonnengehalt, aber mit leichtem Geschütz armiert, waren der Gattung nach Saiken, Senalen, Feluken und Sakolewen. Soweit die Korvetten-Offiziere taxieren konnten, waren es annähernd 100 Feuerschlünde, denen sie bloß 22 Kanonen und 6 Karronaden entgegenzusetzen hatten; und der Korvettenmannschaft von 250 Mann standen 7–800 Mann, die sich freilich auf 12 Fahrzeuge verteilten, gegenüber. Auf alle Fälle ein höchst ungleicher Kampf! Immerhin konnte der »Syphanta« zufolge der Überlegenheit ihres Geschützmaterials ein großer Erfolg sicher sein, aber nur dann, wenn es ihr gelang, sich die Schiffe nicht ankommen zu lassen. Alles mußte daran gesetzt werden, den Feind am Entern, den Kampf Mann gegen Mann zu verhindern; denn im letzten Falle mußte der Sieg notwendigerweise der Uebermacht bleiben, ist doch beim Kampf auf See aller Rückzug abgeschnitten: über Bord oder sich ergeben! ein Drittes gibt es nicht!

Eine Stunde nach Zerteilung des Nebels war die Flottille merklich nahe an die Korvette gerückt, die noch immer so still und ruhig lag wie mitten auf Reede vor Anker.

Unterdes ließ Henry Fahrt und Manöver der Korsarenschiffe nicht aus dem Auge. An Bord war alles im Nu gefechtsklar. Offiziere und Mannschaft standen auf ihren Plätzen. Wer von den Passagieren kräftig genug war, hatte sich in die Reihen der Mannschaft gestellt und war bewaffnet worden. Tiefe Stille herrschte auf und unter Deck, kaum gestört durch die wenigen Worte, die die beiden Kommandanten wechselten.

»Keinen Enterhaken heranlassen!« sprach dAlbaret; »lassen wir sie auf Schußweite heran, dann Feuer von Steuerbord!«

»Grundschüsse oder Mastschüsse?« fragte Todros.

»Grundschüsse!« entschied dAlbaret.

Unstreitig das richtigere im Kampf gegen dieses im Entern besonders geschickte, Mann gegen Mann am meisten zu fürchtende Kosarengesindel, und ganz besonders richtig gegen diesen Sakratif, der soeben die Frechheit gezeigt hatte, seine Schwarzflagge zu hissen – der sie ganz gewiß bloß hißte, weil es ausgemacht für ihn war, daß kein Mann von der Korvette mit dem Leben davonkam, um sich rühmen zu können, daß er die Korsarenflagge gesehen habe.

Gegen 1 Uhr nachmittags war die Flottille bloß eine Meile noch unterm Winde; ihre Riemen brachten sie fortdauernd näher heran. Der »Syphanta«, mit der Nase im Nordwesten, fiel es ziemlich schwer, diese Kompaßlage zu halten. Die Korsaren fuhren in Schlachtordnung heran – zwei Briggs im Zentrum, die andern beiden rechts und links am Flügel. Sie manövrierten so, daß sie die Korvette sowohl vorn als hinten umsegelten, um sie in einen Kreis zu schließen, dessen Radius sich allmählich verringern sollte; offenbar verfolgte sie das Ziel, sie erst unter konvergierendes Feuer zu nehmen und dann zu entern.

Henry dAlbaret hatte dieses für ihn so gefahrvolle Manöver im Nu durchschaut, vermochte es aber nicht zu verhindern, weil ihn die herrschende Kalmte aller Bewegungsfähigkeit beraubte. Vielleicht bestände aber doch die Möglichkeit, die feindliche Linie durch Kanonenschläge zu brechen, bevor sie die Korvette von allen Seiten umschlossen hielte. Schon stellten sich die Offiziere die Frage, weshalb ihr Kommandant nicht mit der ihm gewohnten festen, ruhigen Stimme das Feuer eröffnen ließ. Henry dAlbaret gab den Befehl nicht: er wollte keinen Schuß vergeuden, er wollte erst feuern lassen, wenn jeder Schuß unfehlbar sitzen müßte.

Zehn Minuten verflossen noch. Alles wartete gespannt: die Mannschaft an den Geschützen, die Offiziere vor den Stückpforten, die Matrosen auf Deck. Sollten die ersten Salven etwa vom Feinde herüberkommen, nachdem die Distanz so weit geschwächt war, daß ihm jeder Schuß Erfolg versprach?

Henry dAlbaret schwieg noch immer. Er hielt die Linie scharf im Auge, die sich an ihren beiden Enden zu biegen begann. Die beiden Briggs im Zentrum – die eine war diejenige, die Sakratifs Schwarzflagge gehißt hatte – hatten jetzt nur eine knappe Meile Abstand.

Wenn es aber dem Kommandanten der »Syphanta« mit der Eröffnung des Feuers nicht eilig war, so schien es dem Anführer der Flottille noch weniger eilig damit zu sein. Vielleicht meinte er gar, ohne jeden Schuß an die Korvette heranzukommen, sie durch ein paar hundert seiner Korsaren im Sturm zu nehmen.

Endlich hielt dAlbaret die Zeit gekommen, nicht länger zu warten. Ein letztes Stück von der Brise strich bis zur Korvette heran und ließ ihn um ein Quart anluven. Er justierte seine Position, so daß er den beiden Briggs in knapp einer halben Meile Abstand an die Breitseite kam, und donnernd erschallte sein Kommando:

»Achtung alle Mann!«

Ein schwacher Lärm an Bord. Dann absolute Stille!

»Grundschuß!« kommandierte dAlbaret.

Die Geschütze visierten auf den Rumpf, die Karronaden in die Masten der Schiffe.

»Feuer!« kommandierte dAlbaret.

Die Steuerbordsalve krachte. Elf Kanonen und drei Karronaden, aus den Stückpforten und vom Deck, spieen ihre Geschosse, darunter mehrere Paare Kettenkugeln, die bei mittlerer Distanz unter Masten und Raaen energisch aufräumen können.

Als der Pulverdampf sich verzogen hatte, ließ sich die auf die beiden Briggs erzielte Schußwirkung feststellen. Vollständig war sie nicht, immerhin aber von Belang.

Die eine Brigg war über der Wasserlinie getroffen; das Takelwerk war stark havariert, der Fockmast ziemlich scharf über Deck mitten durchgeschossen; beim Sturz nach vorn hatte er den Großmast getroffen und havariert: die Brigg mußte also einige Zeit ans Ausbessern setzen, blieb aber imstande, an die Korvette mit heranzusegeln, so daß die Gefahr für diese, umzingelt zu werden, durch diese erste Salve nicht abgeschwächt wurde.

Inzwischen waren die beiden Briggs von den Flügeln der feindlichen Aufstellung auf Höhe der »Syphanta« gelangt. Sie lenkten nun scharf auf sie zu, und zwar nicht ohne sie von rechts und links her zu bestreichen, was dAlbaret über sich ergehen lassen mußte.

Ein böser Doppelschuß traf die Korvette. Dicht über den Mastbacken wurde ihr Besanmast getroffen; mit allem Behang stürzte derselbe, zum Glück, ohne die Takelage vom Großmast mit zu reißen; ein Boot wurde zerschlagen und – der empfindlichste Verlust! – ein Offizier und zwei Matrosen tot, vier Matrosen schwer blessiert.

Sofort kommandierte dAlbaret »Deck freimachen«. Alles Tauwerk, Segelzeug, Raaenstücke, Spieren waren in wenigen Minuten weggeschafft; der Platz wieder wegsam. Es galt, nicht einen Augenblick zu verlieren; der Geschützkampf begann mit verstärkter Heftigkeit von neuem; blieb die Korvette zwischen zwei Feuern, mußte sie von beiden Borden das Feuer erwidern.

Da gab die »Syphanta« eine neue Breitseite ab: diesmal so prompt, daß zwei Schiffe, eine Saike und eine Sakolewa, im Nu unter Wasser gingen; aber der Mannschaft gelang es, die Boote zu fassen und an die Briggs im Zentrum zu segeln, wo sie schleunigst heraufgeholt wurden.

»Hurra! Hurra!« schallte es von der Korvette her.

»Zwei unter Wasser!« meinte Kapitän Todros.

»Wohl,« versetzte dAlbaret, »aber die Kerle drauf sind wir nicht los! ich fürchte, es kommt zum Kampfe Mann gegen Mann!«

Eine Viertelstunde dauerte die Kanonade fort. Korsarenschiffe und Korvette verschwanden in dem weißen Pulverdampf, und ehe sich derselbe nicht zerstreut hatte, ließ sich der angerichtete Schaden bei keinem Schusse feststellen. An Bord der »Syphanta« war derselbe leider stark fühlbar; mehrere Matrosen waren gefallen, eine große Zahl blessiert; ein Offizier, mitten in die Brust geschossen, war neben dem Kommandanten gefallen, während derselbe Befehle abholte.

Der Kreis um die Korvette schloß sich enger und enger. Von allen Seiten spieen die Geschütze. Aber sie wehrte sich mannhaft und machte der Flagge, die noch an ihrem Maste hing, Ehre. Ihre Geschütze richteten schlimme Verheerungen an unter der Flottille, zwei weitere Fahrzeuge, eine Saike und eine Feluke, wurden vernichtet: die eine ging unter Wasser, die andere, von Brandkugeln getroffen, ging in Flammen auf.

Der Kampf Mann gegen Mann rückte näher. Die »Syphanta« war außer stande, der Feuerlinie, die sich um sie schloß, zu entrinnen. Dagegen ruderten die Korsarenschiffe näher und näher heran. Die Brigg mit der Schwarzflagge lag nur noch in Pistolenschußweite, als sie noch eine volle Lage feuerte: eine Kugel schlug in die Verstählung am Hinterdeck der Korvette und zertrümmerte das Steuer.

Henry dAlbaret rüstete nun zum Empfange der Korsaren, deren Sturm aller Sekunden zu erwarten stand, und ließ die Enternetze spannen. Jetzt knatterte hüben und drüben das Gewehrfeuer: ein Kugelhagel schlug auf das Deck der »Syphanta«. Zahlreiche Leute fielen, fast durchweg tödlich getroffen. An zwanzig male drohte Henry dAlbaret der Tod; aber unbeweglich, ruhig, als kommandiere er bei einer Parade, gab er von der Brücke seine Befehle.

Durch die Risse im Pulverqualm konnte die kämpfende Mannschaft sich nun einander mit den Augen messen. Von den Korsaren kamen gräßliche Flüche herüber. Henry dAlbaret suchte an Bord der Brigg mit der Schwarzflagge vergeblich nach dem Befehlshaber, nach jenem Sakratif, dessen Name allein schon Entsetzen im ganzen Archipel hervorrief.

Da fuhr am Steuerbord der Korvette die Brigg mit der Schwarzflagge und am Backbord der Korvette eine von den beiden Briggs, welche die Linie geschlossen hatten, mit schwacher Unterstützung im Rücken durch die andern Fahrzeuge heran ... die Barkhölzer der Korvette knirschten unter dem Drucke der beiden Briggs ... im Nu flogen die Enterhaken herüber, und die drei Schiffe hingen aneinander; ihre Geschütze mußten schweigen ... da aber die Stückpforten der »Syphanta« genau soviel Breschen waren, durch die den Korsaren der Weg offen stand, blieb die Bedienungsmannschaft auf ihrem Posten, um diese Breschen mit Beilen, Pistolen und Piken zu verteidigen.

So lautete der Befehl des Kommandanten, der in dem Augenblicke unter Deck gelangte, als die beiden Briggs die Enterhaken an die Korvette warfen.

Plötzlich gellte von allen Seiten ein Schrei herüber, – ein Schrei, der die Luft mit solcher Gewalt erfüllte, daß er einen Moment das Geknatter der Flinten und Musketen übertönte.

»An Bord hinüber! An Bord hinüber!«

Der Kampf, der nun folgte, Mann gegen Mann, war grausig. Weder die Salven von Flinten, Musketen und Steinschloßgewehren, noch die Beilhiebe und Pikenstöße konnten dieses rasende, vor Blut trunkene, blutdürstige Korsarengesindel daran hindern, Fuß auf der Korvette zu fassen. Aus ihren Mastkörben hinunter überschütteten sie das Deck der Korvette mit Granaten, die dasselbe völlig unhaltbar machten, obwohl ihnen die »Syphanta« aus ihren Mastkörben durch die Wächter gleiche Antwort geben ließ.

Henry dAlbaret sah sich bestürmt von allen Seiten. Die Schanzkleidung der »Syphanta«, obwohl sie höher war als die der beiden Briggs, wurde berannt und genommen. Von Raa zu Raa kletterten die Piraten, zerhieben die Enternetze und kletterten daran auf Deck nieder. Was kam es ihnen bei der Zahl, die sie ausmachten, auf ein paar Tote an?

Die Mannschaft der Korvette hingegen war schon stark reduziert: sie bezifferte sich kaum noch auf 200 Mann – und hatte den Kampf aufzunehmen gegen 600!

Unaufhörlich stürmten von den beiden Briggs herüber neue Korsaren: von allen Schiffen der Flottille eilten sie auf diesem Wege heran. Widerstand gegen diese Massen war auf die Dauer nicht denkbar. Bald floß das Blut auf dem Deck der »Syphanta« in Strömen. Aber die korfiotische Flagge sollte nicht eher niedergehen, als bis der letzte Mann von der »Syphanta« gefallen war.

Mitten im wildesten Handgemenge focht Xaris. Er kämpfte wie ein Löwe. Noch immer stand er auf dem Oberdeck. Mehr denn zwanzigmale schon hatte seine an dem muskulösen Handgelenk mit der Riemenschnur festgemachte Axt einem Piraten den Schädel gespalten und dem Kommandanten das Leben gerettet.

Dieser aber, inmitten solches Wirrwarrs, solches Mordens, behielt, wenngleich er unvermögend war gegen solche Ueberzahl, unentwegt die Herrschaft über sich. Woran dachte er? Sich zu ergeben? Nein! Ein französischer Offizier ergibt sich keinem Korsaren. Aber was beginnen? Das Beispiel des heldenmütigen Bisson nachahmen, der sich zehn Monate früher, um nicht dem Türken in die Hände zu fallen, in die Luft sprengte? würde er auch mit der Korvette die an seinen Flanken hängenden zwei Briggs vernichten? Aber das hieß Blessierte, alle den Korsaren entrissenen Gefangenen, Weiber, Kinder ... ja! auch Hadschina opfern! und wie sollte, wer die Explosion überlebte, wenn Sakratif ihm das Leben ließ, diesmal den Schrecken der Sklaverei entrinnen?!

»Achtung, Kommandant!« rief Xaris und warf sich vor ihn. Eine Sekunde später, und Henry dAlbaret wäre eine Leiche gewesen! Aber Xaris packte den Piraten, der ihn bedrohte, und schleuderte ihn ins Meer. Dreimal wollten andere Piraten dem Kommandanten zu Leibe, und dreimal hieb Xaris sie nieder.

Mittlerweile war das Deck der Korvette von Korsaren völlig überschwemmt. Kaum fielen noch vereinzelte Schüsse; es wurde mit blanken Waffe gekämpft; und das Gebrüll der Streiter übertönte das Klirren der Waffen und Knallen der Flinten.

Die Korsaren, bereits im Besitze des Vorderschiffs, waren allmählich bis zum Fuß des Großmastes vorgedrungen. Sie drängten die Mannschaft der Korvette zum Oberdeck hin. Es standen ihrer zehn gegen einen – mindestens! Bloß eine Leichenbarre trennte sie vom Hinterdeck. Die vordersten Reihen, von den Hinteren gedrängt, überstiegen diese Barre, obwohl sie dieselbe durch zahlreiche Leichen der Ihrigen noch höher steigen sahen. Dann rasten sie, über die Leiber hinweg, bis an die Knie im Blute badend, zum Sturm auf das Oberdeck. Dort hatten sich etwa 50 Mann geschart mit etwa einem halben Dutzend Offiziere unter Kapitän Todros. Entschlossen, bis zum Tode zu kämpfen, umringten sie ihren Kommandanten.

Auf diesem engen Raume wurde der Kampf fürchterlich. Die Flagge, die mit dem Sturz des Besanmastes von der Gaffel niedergegangen war, war am Achterdeck von neuem gehißt worden. Das war der letzte Posten, dessen Verteidigung Seemannsehre dem letzten Mann zur Pflicht machte.

Aber so entschlossen das kleine Korps auch war, was vermochte es gegen die 5–600 Seeräuber, die jetzt das Vorderschiff, das Deck, die Mastkörbe inne hatten, und einen Hagel von Granaten feuerten? Noch immer kam Sukkurs zu den Angreifern. Während die Reihen der Verteidiger des Oberdecks sich fortwährend lichteten, blieb die Zahl der Korsaren fortwährend die gleiche.

Das Oberdeck aber glich tatsächlich einer Feste. Zu wiederholten malen schlug sie den Sturm ab. Wieviel Blut um ihren Besitz geflossen, wer zu sagen hätte das vermocht? Endlich fiel sie, die Feste! Die Mannschaft der »Syphanta« mußte vor der Lawine zurückweichen bis zum Backbord! Dort scharten sie sich um die Flagge, um die sie einen Wall türmten aus ihren Leichen. Mitten unter ihnen, mit der Pistole in der einen, dem Dolche in der andern Faust, gab Henry die letzten Schüsse, die letzten Dolchstöße.

Nein! der Kommandant der Korvette ergab sich nicht! Erdrückt wurde er durch die Ueberzahl ... da suchte er den Tod! Aber umsonst! ... es schien, als seien die Korsaren, die gegen ihn drangen, insgeheim angewiesen worden, ihn lebendig zu fangen – ein Befehl, der zwanzig der heißblütigsten unter ihnen das Leben kostete: sie fielen unter den Axthieben des treuen Xaris.

Endlich fiel Henry dAlbaret mit den Ueberlebenden aus seinem Offizierkorps in die Gewalt der Korsaren. Xaris und die Matrosen mußten den Kampf einstellen. Die Flagge der »Syphanta« ging am Achterstock nieder.

In demselben Augenblick erschallte Geschrei, Gebrüll, untermischt mit Hurras, und mit Verwünschungen, von allen Seiten ... aus den Kehlen der Sieger, als Begrüßung ihres Anführers:

»Sakratif! Sakratif!«

Ueber der Schanzkleidung der Korvette erschien der Korsarenhäuptling. Die Piratenhaufen teilten sich, ihm Platz zu machen. Langsam schritt er zum Hinterschiff hin, achtlos über die Leichen seiner Kameraden weg ... die blutgetränkte Treppe zum Oberdeck hinauf ... auf Henry dAlbaret zu.

Endlich erblickte der Kommandant der »Syphanta« denjenigen, den die Piratenhaufen mit dem Namen Sakratif begrüßten.

Der Mann war Nikolas Starkos.

< Dreizehntes Kapitel.
Fünfzehntes Kapitel. >



Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.