Frei Lesen: Der Chancellor

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Jules Verne

Der Chancellor

L.

eingestellt: 22.7.2007



Am 22. und 23. Januar.

– Nur elf sind wir noch an Bord, und mir erscheint es unmöglich, daß nicht jeden Tag ein neues Opfer hinzu käme. Das Ende des Dramas, es sei wie es will, kommt nun heran. Vor Ablauf einer Woche müssen wir entweder ans Land gestoßen oder von einem begegnenden Schiffe aufgenommen worden sein, oder aber der letzte Ueberlebende des Chancellor hat aufgehört, zu athmen.

Am 23. hat sich das Aussehen des Himmels auffallend verändert und die Brise ist merklich stärker geworden. Der Wind ging im Laufe der Nacht nach Nordosten. Das Segel des Flosses hat sich wieder aufgebläht, und ein langes Kielwasser beweist uns, daß wir nicht unerheblich vorwärts treiben. Der Kapitän schätzt unsere Bewegung auf drei Meilen in der Stunde.

Robert Kurtis und der Ingenieur Falsten befinden sich offenbar noch am besten unter uns, und obwohl auch sie im höchsten Grade abgemagert erscheinen, so ertragen sie doch alle Entbehrungen mit erstaunlicher Ausdauer. Wie sehr die arme Miß Herbey angegriffen ist, vermag ich gar nicht zu schildern. Sie ist nur noch ein Geist, aber ein wachsamer Geist, der ganz und gar in ihren Augen zu wohnen scheint, welche ganz außerordentlich leuchten. Sie lebt mehr im Himmel, als auf der Erde!

Auch der Hochbootsmann, der sonst eine so große Energie zeigte, ist doch jetzt vollkommen erschlafft. Man erkennt ihn nicht mehr. Sein Kopf sinkt ihm auf die Brust, seine langen, knochigen Arme hängen schlotternd herab, und spitzig treten die Knieschneiben unter seinen abgenutzten Beinkleidern hervor, – so sitzt er unbeweglich in einem Winkel des Flosses und erhebt kaum seine Augen. Wie unähnlich ist er der Miß Herbey, er, der nur in und mit dem Körper lebt, und dessen Bewegungslosigkeit eine so vollkommene ist, daß ich manchmal auf den Gedanken komme, er sei schon gestorben.

Kein Wort, keinen Seufzer mehr hört man auf dem Flosse. Rings herrscht Grabesruhe. Nicht zehn Sylben werden den Tag über gewechselt, und die wenigen Worte, die unsere vertrockneten und verhärteten Lippen hätten aussprechen können, wären nicht einmal zu verstehen gewesen. Das Floß trägt nur noch blasse, blutlose Gespenster, die nichts Menschliches mehr an sich haben!


 

< XLIX.
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