Aufsuchung der von den Franzosen entdeckten Länder. – Die Kerguelen. – Aufenthalt in Van-Diemens-Land. – Königin Charlotten-Kanal. – Die Insel Palmerston. – Große Feste auf der Insel Tonga.
Der Gedanke, welcher früher so viele Forscher veranlaßt hatte, nach den Grönländischen Meeren zu segeln, beherrschte damals alle Köpfe. Existirte im Norden wirklich eine Wasserstraße, welche den Atlantischen und den Pacifischen
Ocean entweder längs der amerikanischen oder der asiatischen Küste verband? Und wenn diese Straße vorhanden war, eignete sich dieselbe wohl für die Schifffahrt? Noch in jüngster Zeit hatte man diesen Seeweg durch die Hudsons- und Baffins-Bai zu erforschen versucht, jetzt sollte dasselbe vom Pacifischen Ocean aus unternommen werden.
Die Aufgabe war schwierig. Die Lords der Admiralität erkannten von vornherein, daß sie deren Ausführung nur einem, mit den Gefahren der Polarmeere
bekannten Seemanne anvertrauen konnten, der sich schon unter schwierigen Verhältnissen erprobt hatte und dessen Talente, Erfahrung und Kenntnisse voraussetzen ließen, daß er bei den für eine solche Expedition unvermeidlich großen Vorbereitungen auch einen entsprechenden Erfolg erzielen werde. Kein anderer als Kapitän Cook vereinigte in sich alle die verlangten Eigenschaften. Man wendete sich also an diesen. Obwohl er den Rest seiner Tage recht gut hätte in der ihm übertragenen Stellung am
Observatorium in Greenwich hinbringen und von dem durch zwei glückliche Erdumsegelungen erworbenen Ruhme zehren können, zauderte Cook doch keinen Augenblick.
Man übergab ihm zwei Schiffe, die »Resolution« und die »Discovery«, letztere unter Führung des Kapitän Clerke, welche ebenso wie zu der letzten Reise ausgestattet wurden.
Die Instructionen des Oberbefehlshabers der Expedition lauteten dahin, erst das Cap der Guten Hoffnung anzulaufen, dann im Süden zu kreuzen, um die
kurz vorher von den Franzosen entdeckten Inseln aufzusuchen, welche unter 48 Grad der Breite und etwa unter dem Meridiane der Insel Maurice liegen sollten. Dann sollte er, wenn er es für angezeigt hielte, nach Neuseeland gehen, bei den Gesellschaftsinseln rasten und daselbst den Tahitier Mai ausschiffen, ferner Neu-England besuchen, aber alle spanischen Besitzungen in Amerika vermeiden und durch das arktische Eismeer nach der Hudsons- und Baffins-Bai vordringen, mit anderen Worten, die
Nordwest-Passage von Osten her aufsuchen. Nachdem sich die Mannschaften dann bei Kamtschatka erholt, sollte er wieder in See gehen und nach England auf dem Wege zurückkehren, den er selbst für die Bereicherung der Erd- und Schifffahrtskunde für den ersprießlichsten erachtete.
Die beiden Schiffe fuhren nicht gleichzeitig ab. Die »Resolution« ging von Plymouth schon am 12. Juli 1776 unter Segel und traf am Cap mit der »Discovery« zusammen, welche England erst Anfangs August
verlassen konnte. Die letztere hatte durch einen Sturm schwer gelitten und mußte frisch kalfatert werden, durch welche Arbeit die beiden Schiffe einen Aufenthalt bis zum 30. November erfuhren. Der Commandant benutzte diese Zeit, um lebende Thiere einzukaufen, welche er in Tahiti und Neuseeland auszuschiffen gedachte, und um die für eine zweijährige Reise notwendigen Proviant-Vorräthe zu sammeln.
Nach zweitägiger Fahrt gegen Südosten entdeckte man unter 46° 53 südlicher Breite und 37°
46 östlicher Länge zwei Inseln. Der sie trennende Kanal ward durchsegelt, wobei man erkannte, daß dessen Ufer steil, unfruchtbar und unbewohnt waren. Aufgefunden wurden dieselben nebst vier anderen, zehn bis zwölf Grade weiter östlich gelegenen, zuerst von den französischen Kapitänen Marion Dufresne und Crozet im Jahre 1772.
Am 24. December bekam Cook die von Herrn von Kerguelen auf seinen beiden Reisen in den Jahren 1772 und 1773 aufgenommenen Inseln zu Gesicht.
Wir
verweilen hier nicht bei den Beobachtungen des englischen Seemannes in diesem Archipel. Da sie mit denen von Kerguelen vollständig übereinstimmen, bewahren wir diese auf bis zur Erzählung der Fahrt jenes Reisenden. Wir begnügen uns vorläufig mitzutheilen, daß Cook dessen Küste sorgfältig aufnahm und am 31. December von hier absegelte. Eine Strecke von mehr als dreihundert Meilen legten die Fahrzeuge in dichtem Nebel zurück.
Am 26. Januar fiel der Anker in der Bai Aventure in
Van-Diemens-Land, an der nämlichen Stelle, wo Furneaux vier Jahre vorher gelegen hatte. Einige Eingeborne besuchten die Engländer und nahmen die ihnen dargebotenen Geschenke ohne jedes Zeichen besonderer Befriedigung in Empfang.
»Sie waren, so meldet der Bericht, von gewöhnlicher Gestalt, doch etwas klein, hatten schwarze Haut und Haare, letztere ebenso wollig wie die Neger von Neu-Guinea; sie besaßen aber nicht die wulstigen Lippen und die plattgedrückte Nase wie die Negerstämme
Afrikas. Ihre Züge erschienen nicht unangenehm, die Augen klar und glänzend, die Zähne sehr regelmäßig, aber ziemlich schmutzig. Kopfhaar und Bart pflegten sie mit einer röthlichen Masse einzusalben; einzelne hatten auch das Gesicht mit demselben Stoffe bemalt.«
Diese Beschreibung ist ebenso treffend als werthvoll. Jetzt ist nämlich auch der letzte Tasmanier gestorben und mit ihm, übrigens schon vor einigen Jahren, die ganze Race vom Erdboden verschwunden.
Am 30. Januar
lichtete Cook die Anker und steuerte nach seinem gewöhnlichen Landungsplatze im Königin Charlotte-Kanal. Bald umschwärmten die Piroguen wieder die Schiffe; kein Eingeborner wagte jedoch an Bord zu kommen, weil die Leute fest glaubten, die Engländer seien nur zurückgekehrt, um die Niedermetzelung ihrer Landsleute zu rächen. Als sie sich aber von der Irrigkeit dieser Annahme überzeugten, setzten sie alles Mißtrauen und jede Zurückhaltung beiseite. Der Kommandant erfuhr auch bald durch Maï, der die
Sprache der Seeländer verstand, die Ursache jenes entsetzlichen Vorfalles.
Im Grase gelagert, nahmen die Engländer nämlich ihre Abendmahlzeit ein, als die Eingebornen mehrere Kleinigkeiten stahlen. Einer derselben wurde eingeholt und von einem Matrosen durchgeprügelt. Auf das Wehgeschrei des Wilden kamen dessen Landsleute herbeigelaufen, stürzten auf die Seeleute von der »Aventure« und tödteten zwei derselben, unterlagen aber bald im Kampfe gegen die Uebermacht. Mehrere Seeländer
bezeichneten dem Oberbefehlshaber den Anführer bei dem Blutbade und drangen selbst in ihn, jenen mit dem Tode zu bestrafen. Cook verweigerte es zur großen Verwunderung der Eingebornen und zum Erstaunen Maïs, der zu ihm sagte: »In England tödtet man den Menschen, der einen andern ermordet hat; dieser hier hat zehn umgebracht und Ihr wollt Euch nicht rächen?«
Vor seiner Abreise setzte Cook nochmals Schweine und Ziegen in der Hoffnung ans Land, daß sie sich doch noch in Neuseeland
acclimatisiren würden.
Maï hatte den Gedanken ausgesprochen, einen Neuseeländer nach Tahiti mitzunehmen. Zwei erboten sich, ihn zu begleiten. Cook widersetzte sich zwar deren Aufnahme nicht, sagte ihnen aber im voraus, daß sie ihre Heimat wahrscheinlich niemals wiedersehen würden. Als die Schiffe dann Neuseelands Küsten aus den Augen verloren, konnten die beiden jungen Leute ihre Thränen nicht zurückhalten. Zu ihrem Schmerze gesellte sich auch noch die Seekrankheit. Als sie diese
verloren, war auch ihr Kummer vorüber, und bald schlossen sie sich enger an ihre neuen Freunde an.
Am 29. März wurde eine Insel entdeckt, welche die Eingebornen Mangea nannten. Auf Maïs Zureden hin entschlossen sie sich, auf die Schiffe zu kommen.
Klein von Gestalt, aber kräftig und wohlgebaut, trugen sie das Haar in einem Knoten auf dem Kopfe, den Bart unbeschnitten, und erschienen an manchen Stellen des Körpers tätowirt. Cook wäre hier gern einmal ans Land gegangen, doch
verzichtete er darauf wegen des feindseligen Auftretens der Urbewohner.
Vier Meilen weiter wurde eine andere, der ersten ganz ähnliche Insel entdeckt. Die Einwohner hier erwiesen sich zugänglicher und Cook versäumte deshalb nicht, unter Führung des Lieutenant Gore und mit Maï als Dolmetscher eine Abtheilung an das Ufer zu schicken. Der Naturforscher Anderson, Gore, noch ein anderer Officier, Namens Burney und Maï, betraten allein und ohne Waffen den Strand, auf die Gefahr hin,
mißhandelt zu werden.
Man empfing sie mit großer Feierlichkeit und führte sie durch eine Kette von Kriegern mit der Keule auf der Schulter vor drei Häuptlinge, deren Ohren mit rothen Federn geschmückt waren, wo sie zwanzig Frauen nach einer sehr langsamen schwermüthigen Melodie tanzen sahen, die ihrer Ankunft keinerlei Aufmerksamkeit schenkten. Hier trennte man die Officiere von einander, und diese bemerkten, daß die Eingebornen sich alle Mühe gaben, ihre Taschen zu entleeren, so daß
sie schon für ihre Sicherheit zu fürchten begannen, als Maï ihre Wiedervereinigung durchsetzte. Den ganzen Tag über wurden sie zurückgehalten und genöthigt, ihre Kleidung abzulegen, damit die Eingebornen sich durch den Augenschein von der Farbe ihrer Haut überzeugen könnten; doch kam die Nacht ohne schlimmeren Zwischenfall heran und die Besucher kehrten nach ihrer Schaluppe zurück, wohin man Cocosnüsse, Bananen und andere Früchte in Menge nachbrachte. Vielleicht verdankten die Engländer ihr Heil
nur Maïs Beschreibung der furchtbaren Wirkung ihrer Feuerwaffen und einem vor den Augen der Eingebornen angestellten Experimente, bei dem jener eine Cartouche abbrannte.
Unter der Menschenmenge am Strande hatte Maï auch drei Landsleute angetroffen. In der Anzahl von zwanzig Mann auf einer Pirogue abgefahren, um sich nach Ulitea zu begeben, waren diese Tahitier durch stürmische Winde aus ihrer Richtung verschlagen worden. Da eine solche Ueberfahrt gewöhnlich nicht lange dauert,
hatten jene auch keine Lebensmittel mitgenommen. Anstrengung und Hunger hatten schon sechzehn getödtet, als die Pirogue mit den vier letzten, ebenfalls halbtodten Insassen kenterte. Die Schiffbrüchigen vermochten jedoch noch den Rand des Bootes zu erfassen und sich über dem Wasser zu halten, bis sie durch herbeieilende Bewohner von Wateroo aufgenommen wurden. Vor zwölf Jahren schon hatte jener Unfall sie an diese Küste geworfen, die eine Entfernung von 200 Meilen von ihrer heimatlichen Insel
trennte. Jetzt waren sie schon durch Familienbande und die freundschaftlichsten Beziehungen mit dem fremden Volke verknüpft, dessen Sitten und Sprachen mit den ihrigen vollkommen übereinstimmten. Sie lehnten es auch ab, wieder nach Tahiti zurückzukehren.
»Diese Erfahrung, sagt Cook, erklärte es, besser als alle aufgestellten Theorien, wie sich alle von einander abgesonderten Theile der Erde und speciell die Inseln des Pacifischen Oceans haben bevölkern können, mindestens diejenigen,
welche entfernt von einem Festlande und auch weit von einander liegen.«
Genannte Insel Wateroo ist übrigens unter 20° 1 der Breite und 201° 45 östlicher Länge von Greenwich zu suchen.
Bald erreichten die beiden Schiffe eine Nachbarinsel, Namens Wenooa, an welcher Gore ans Ufer ging, um Futter zu holen. Sie war unbewohnt, obwohl sich Ueberreste von Hütten und Grabmälern vorfanden.
Am 5. April kam Cook in Sicht der Insel Harvey, die er während seiner zweiten Reise
im Jahre l773 entdeckt hatte. Damals erschien ihm dieselbe gänzlich verlassen. Desto mehr nahm es ihn Wunder, mehrere Piroguen vom Ufer abstoßen und auf das Schiff zukommen zu sehen. Die Eingebornen konnten sich jedoch nicht entschließen, an Bord zu kommen. Ihr wildes Aussehen und drohendes Auftreten verrieth indeß eher alles Andere als freundschaftliche Gesinnungen. Das Idiom derselben näherte sich der Sprache in Tahiti noch mehr als auf irgend einer anderen vorher besuchten Insel.
Lieutenant King, der zur Aufsuchung eines Wasser-Platzes ausgesendet worden war, konnte keinen solchen finden. Uebrigens machten die mit Spießen und Keulen bewaffneten Urbewohner Miene, jeden weiteren Landungsversuch mit Gewalt zurückzuwerfen.
Da Cook nun Wasser und Futter nothwendig brauchte, beschloß er, nach den Inseln der Freunde zu segeln, wo er Erfrischungen für die Mannschaft und Futter für die Thiere bestimmt zu finden hoffte.
Uebrigens war die Jahreszeit
schon zu weit vorgeschritten und die Entfernung von hier nach dem Pole noch zu beträchtlich, um in der nördlichen Halbkugel noch etwas Nennenswerthes ausrichten zu können.
Durch widrige Winde gehindert, Middelbourg oder Eoa anzulaufen, wie er anfangs beabsichtigte, wandte sich der Commandant nun nach der Insel Palmerston, bei der er am 14. April anlangte, und wo er neben Löffelkraut und Cocosbäumen auch Vögel in Ueberfluß antraf. Genannte Insel besteht eigentlich nur aus der
Vereinigung neun niedriger Eilande, welche als die Riffspitzen einer und derselben Korallenbank zu betrachten sein dürften.
Am 28. April erreichten die Engländer die Insel Komango, deren Bewohner Cocosnüsse, Bananen und andere Nahrungsmittel in großer Menge herbeischafften. Dann segelten sie nach Annamooka, das gleichfalls dem Archipel der Freunde angehört.
Cook erhielt am 6. Mai den Besuch eines Häuptlings von Tonga-Tabu, Finaou mit Namen, der sich für den König aller
Inseln der Freunde ausgab.
»Ich empfing von dieser hohen Persönlichkeit, sagt er, zwei Fische als Geschenk, welche mir seine Diener brachten, und beschloß, des Nachmittags meinen Gegenbesuch bei ihm abzustatten. Er kam mir entgegen, sobald er mich am Lande sah. Sein Alter schätze ich auf etwa dreißig Jahre, er war groß aber schwächlich; auch habe ich nirgends auf diesen Inseln eine Physiognomie gesehen, die einem europäischen Gesicht mehr geglichen hätte, als die seine.«
Als alle Hilfsmittel, welche die Insel zu bieten vermochte, erschöpft waren, besuchte Cook eine Gruppe Eilande, Hapaee genannt, wo er, auf die Anordnung Finaous hin, einen recht freundlichen Empfang fand und sich mit Schweinen, Wasser, Früchten und Wurzeln reichlich versorgen konnte. Eingeborne Krieger veranstalteten zur Belustigung der Engländer wiederholt, durch den Gebrauch der Keule und durch Faustkämpfe auffallende Spiele.
»Am meisten verwunderte es uns, heißt es in dem
Berichte, zwei hochgewachsene Frauen auftreten zu sehen, welche sich ohneweiters und mit gleicher Gewandtheit wie die Männer mit den Fäusten zu Leibe gingen. Doch währte der Wettkampf nur eine halbe Minute, als die eine Amazone sich schon für besiegt erklärte. Die Siegerin ward von der Versammlung mit denselben Beifallsbezeugungen geehrt, wie die Männer, welche ihre Rivalen durch Geschick oder Kraft überwunden hatten.« Festlichkeiten und Spiele waren aber hiermit noch nicht zu Ende. Gegen
hundertfünfzig Teilnehmer führten beim Klange zweier Trommeln, oder vielmehr ausgehöhlter Baumstämme, den noch ein Sängerchor begleitete, einen Massentanz auf. Als Erwiderung ließ, Cook seine Marinesoldaten im Feuer exerciren und zum Schluß einen Kanonenschuß abgeben, der die Eingebornen ganz unglaublich in Verwunderung setzte. Um in diesem Wechselspiel von Belustigungen nicht nachzustehen, gaben die Insulaner zunächst noch ein Concert und dann einen Tanz zum Besten, bei dem zwanzig mit
Guirlanden aus China-Rosen geschmückte Weiber mitwirkten. Diesem großen Ballet folgte noch ein anderes von fünfzehn Männern. Wir würden indeß gar kein Ende finden, wollten wir das ganze Programm dieses enthusiastischen Empfanges im Einzelnen schildern, das den Tonga-Archipel seines Namens der Inseln der Freunde würdig zeigte.
Am 23. Mai meldete Finaou, der vorgebliche König des gesammten Archipels, Cook seine Abreise nach der Nachbarinsel Varaoo. Er mochte dazu wohl, gute Gründe
haben, denn es war ihm Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des wirklichen Souveräns, der sich Futtahaie oder Pulaho nannte, zu Ohren gekommen.
Pulaho war ungewöhnlich dick und glich bei seiner geringen Körpergröße fast einer Tonne. Wenn bei diesen Insulanern die Rangstellung in gleichem Verhältnisse zum Körperumfange stand, so mochte das wohl der mächtigste Häuptling unter allen sein, welche die Engländer bisher getroffen hatten. Intelligent, ernst und gesetzt besichtigte er das
Schiff mit Allem, was ihm Neues vor Augen trat, höchst eingehend, stellte sehr verständige Fragen und erkundigte sich auch nach der Ursache des Erscheinens der Fahrzeuge. Seine Höflinge wollten ihn durchaus nicht in das Zwischendeck hinabsteigen lassen, da er »Tabu« (Gefeit) und es nicht gestattet sei, über seinem geheiligten Haupte zu wandeln. Cook ließ darauf durch seinen Dolmetscher Mai antworten, er werde verbieten, daß Jemand den Platz über seinem Zimmer betrete, worauf Pulaho mit dem
Kapitän speiste. Er aß nur wenig, trank fast gar nicht und lud Cook ein, mit ans Land zu kommen. Die von Seiten aller Insulaner gegenüber Pulaho erwiesene Ehrerbietung überzeugte den Commandanten, daß er es nun wirklich mit dem König zu thun habe.
Am 29. Mai ging Cook indessen wieder unter Segel und kehrte nach Annamooka, später nach Tonga-Tabu zurück, wo ihm zu Ehren ein Fest oder »Heiva« veranstaltet wurde, das alles früher Gesehene weit hinter sich zurückließ.
»Gegen
Abend, sagt er, genossen wir den Anblick eines »Bomaï«, d.h. man führte nächtliche Tänze vor der Wohnung Finaous auf. Diese dauerten etwa drei Stunden lang, während welcher Zeit wir zwölf Tänze sahen. Darunter waren einige mit Tänzerinnen, in deren Mitte dann eine Anzahl Männer trat, die einen Kreis innerhalb jener schlossen. Vierundzwanzig andere Männer führten einen dritten Tanz unter den wunderbarsten, mit rauschendem Beifall aufgenommenen Armbewegungen auf, wie wir sie noch niemals gesehen
hatten. Einmal ward auch das Orchester abgelöst. Finaou erschien an der Spitze von fünfzig Tänzern auf dem Schauplatze in prächtigem Schmucke; seine Kleidung bestand dabei aus Leinwand und einem langen Stück Gaze, während er um den Hals eine Menge kleiner Figuren trug.«
Als es Cook nach dreimonatlicher Rast an diesem reizenden Platz an der Zeit schien, weiter zu segeln, vertheilte er einige vom Cap aus mitgenommene Thiere und ließ durch Maï, neben einer Anweisung für die Zucht
derselben, erklären, welchen Nutzen dieselben gewähren könnten. Vor der Abreise besuchte er noch einen »Fiatooka« oder Friedhof, der dem König gehörte und aus drei geräumigen Gebäuden bestand, die am Rande eines oben eingeebneten Hügels aufgeführt waren. Die Wände dieser Bauwerke, sowie die sie tragenden künstlichen Hügel selbst hatte man mit hübschen Kieseln bedeckt, das Ganze aber durch flache, auf der hohen Kante stehende Steine abgeschlossen.
»Eines dieser Häuser stand an einer
Seite offen und darin befanden sich – ein bisher nicht gehabter Anblick – zwei rohbearbeitete hölzerne Büsten, die eine nahe dem Eingänge, die andere etwas weiter im Inneren. Bis an die Pforte begleiteten uns zwar die Eingebornen, keiner wagte aber die Schwelle zu überschreiten. Auf unsere Frage nach der Bedeutung dieser Büsten, erhielten wir die Aufklärung, daß dieselben nicht etwa Gottheiten darstellten, sondern nur zur Erinnerung der in dem Fiatooka begrabenen Häuptlinge errichtet
seien.«
Von Tonga-Tabu am 10. Juli abgesegelt, begab sich Cook nach der kleinen Insel Eoa, wo ihn sein alter Freund Taï-One mit gewohnter Herzlichkeit empfing. Der Commandant vernahm von ihm, daß alle die verschiedenen, den Archipel bildenden Inseln dem Beherrscher von Tonga-Tabu gehörten, welche sie als das »Land der Häuptlinge« bezeichneten. Unter Pulahos Herrschaft stehen folglich nicht weniger als hundertdreiundfünfzig Inseln. Die bedeutendsten derselben sind Vavao und Hamao. Die
Viti- oder Fidschi-Inseln, welche ebenfalls hierzu gerechnet werden, waren von einem sehr kriegerischen und an Intelligenz den der Inseln der Freunde weit überragenden Stamme bewohnt.
Von den zahlreichen und interessanten Beobachtungen sowohl des Kapitäns als des Naturforschers Anderson übergehen wir nur diejenigen, welche sich auf die Sanftmuth und Friedfertigkeit der Urbewohner beziehen. Wenn Cook bei seinen wiederholten Besuchen dieses Archipels den Empfang seitens der
Eingebornen nur zu rühmen hatte, so kommt das daher, daß er von der heimlichen Absicht Finaous und anderer Häuptlinge, die ihn bei dem nächtlichen Feste in Hapaee umbringen und sich der Schiffe bemächtigen wollten, niemals eine Ahnung hatte. Seine Nachfolger konnten eben nicht dasselbe Loblied anstimmen, und wenn man nicht von der Wahrheitsliebe des berühmten Seehelden allzu fest überzeugt wäre, würde man eher zu der Annahme neigen, daß er diesem Archipel den Namen der Inseln der Freunde nur per
Antiphrasin gegeben habe.
Bei dem Tode eines nahen Angehörigen pflegen die Bewohner von Tonga sich mit den Fäusten gegen die Wangen zu schlagen und mit Haifischzähnen zu verwunden, was die häufigen Geschwulste und Narben, die man bei ihnen im Gesichte findet, hinlänglich erklärt. Schweben sie selbst in Todesgefahr, so opfern sie ein oder zwei Glieder des kleinen Fingers, um die Gottheit zu versöhnen, und Cook sah unter je zehn Eingebornen nicht Einen, der ohne eine solche
Verstümmelung gewesen wäre.
»Das Wort »Tabu«, sagt er, das im Leben dieser Volksstämme eine so bedeutsame Rolle spielt, hat einen sehr umfassenden Sinn... Wenn das Berühren irgend eines Gegenstandes verboten ist, so sagen sie, er sei »Tabu«. Sie theilten uns auch mit, daß das Haus jedes seiner Unterthanen, welches der König einmal betrete, dadurch »Tabu« werde und von dem Inhaber fernerhin nicht bewohnt werden dürfe.«
Was ihre Religion betrifft, so glaubte Cook
dieselbe ziemlich gut kennen gelernt zu haben. Ihr Hauptgott, Kallafutonga, zerstört in seinem Zorne die Frucht des Landes und säet die Krankheiten und den Tod aus. Auf den verschiedenen Inseln herrschen zwar nicht die nämlichen religiösen Vorstellungen, doch nimmt man überall eine Unsterblichkeit der Seele an. Wenn sie ihren Gottheiten endlich kein Opfer an Früchten oder anderen Bodenerzeugnissen darbringen, so opfern sie ihnen dafür leider sogar Menschen.
Am 17. Juli verlor Cook die
Tonga-Inseln aus dem Gesichte und am 8. August gelangte die Expedition, nach anhaltend stürmischem Wetter, durch das die »Discovery« nicht unerhebliche Havarien erlitt, nach einer von den Urbewohnern »Tabuaï« genannten Insel.
Alle Überredungskünste der Engländer, die Eingebornen zum Besteigen der Schiffe zu bestimmen, blieben erfolglos. Letztere verließen niemals ihre Canots und luden vielmehr die Fremden ein, zu ihnen heranzukommen. Da die Zeit aber drängte und Cook weiteren
Proviants jetzt nicht mehr bedurfte, hielt er sich nicht länger bei dieser Insel auf, welche ihm fruchtbar erschien und nach Aussage der Bewohner an Schweinen und Geflügeln Ueberfluß besaß. Die großen, starken und lebhaften, von Angesicht aber roh und wild aussehenden Eingebornen sprachen das Idiom der Tahitier, so daß man sich leicht mit ihnen verständigen konnte.
Wenige Tage später erhoben sich die grünenden Berggipfel Tahitis über den Horizont und die Fahrzeuge hielten bald
darauf vor der Halbinsel Taïrabu an, wo Maï seitens seiner Landsleute nur ein sehr kühler Empfang zu Theil wurde. Selbst sein Schwager, der Häuptling Outi, wollte ihn kaum wiedererkennen; als Maï ihm jedoch die mit heimgebrachten Schätze zeigte und vor Allem jene rothen Federn, die bei der vorigen Reise Cooks in so hohem Ansehen standen, änderte Outi schnell sein Benehmen, behandelte Maï mit großer Zärtlichkeit und bot ihm den Austausch ihrer Namen an. Maï ließ sich von dieser plötzlichen
Freundlichkeit nur zu schnell fesseln und sich, bevor Cook noch dazwischen treten konnte, fast aller seiner Schätze berauben.
Die Schiffe führten selbst rothe Federn in reichlicher Menge, wofür denn auch viele Früchte, Schweine und Geflügel zu erhalten waren. Dennoch segelte Cook bald nach der Bai von Matavaï weiter, wo König O-Too sofort aus seiner Residenz herbeieilte, um seinen alten Freund zu besuchen. Auch hier wurde Maï von seinen Landsleuten sehr verächtlich behandelt, und
obwohl er sich dem Könige zu Füßen warf und ihm ein Büschel rother Federn und drei Stück Goldstoff anbot, würdigte dieser ihn kaum eines Blickes. So wie in Taïrabu zog man indeß bald andere Saiten auf, als Maïs Reichthum bekannt wurde; letzterer aber bewegte sich mit Vorliebe in der Gesellschaft von nichtswürdigen Schlauköpfen, die sich seinen Mißmuth zu Nutze machten und ihn dabei auszuplündern wußten, weshalb es ihn auch nicht gelang, auf O-Too und die anderen Häuptlinge einen für die
Beförderung der Civilisation erwünschten Einfluß zu gewinnen.
Schon lange hatte Cook zwar davon gehört, daß auf Tahiti auch noch Menschenopfer gebräuchlich seien, dem Gerüchte aber immer keinen Glauben geschenkt. Jetzt sollte ihn eine Ceremonie, der er in Atahuru beiwohnte, eines Anderen belehren. Um den Atoua, oder die Gottheit, einem gegen die Insel Eimeo geplanten Kriegszuge günstig zu stimmen, wurde ein Mann von niedriger Herkunft in Gegenwart des Königs mit der Keule
erschlagen. Die Haare und ein Auge des Schlachtopfers legte man darauf diesem vor, als letzte Symbole der Anthropophagie, welche ehemals auf der Inselgruppe herrschte. Gegen Ende der barbarischen Ceremonie, welche auf ein Volk mit so sanften Sitten einen um so häßlicheren Flecken wirft, flog eine Taucherente durch das Laubwerk in der Nähe. »Das ist der Atoua!« rief O-Tov ganz entzückt über das glückliche Vorzeichen.
Am nächsten Tage nahm die Ceremonie mit einem Sühnopfer von Schweinen
ihren Fortgang. Ganz nach Art der römischen Haruspices, bemühten sich die Priester aus den letzten Zuckungen der Opferthiere den Ausgang der Expedition zu enträthseln.
Cook, der der ganzen Ceremonie schweigend beiwohnte, konnte nach deren Beendigung doch das Entsetzen nicht verhehlen, das sie ihm eingeflößt hatte. Maï war dabei sein beredter und unerschrockener Dolmetscher. Auch Towha konnte seinen Zorn kaum bemeistern. »Hätte der König in England einen Menschen hingemordet, sagte der
junge Tahitier, wie er es eben hier mit dem unglücklichen, schuldlosen Schlachtopfer gethan, das er seinem Gotte darbrachte, so hätte er dem Galgen, der einzigen für Mörder und Todtschläger bestimmten Strafe, unmöglich entgehen können.«
Diese etwas erregte Auslassung Maïs war hier nun freilich nicht am rechten Platze, und Evok mußte ihn daran erinnern, daß in verschiedenen Ländern eben verschiedene Sitten herrschten. Es wäre sinnlos gewesen. für diese in Tahiti zur Gewohnheit
gewordenen Vorgänge hier dieselbe Strafe in Anwendung zu bringen, weil jene in London als Verbrechen aufgefaßt würden. Jeder ist Herr in seinem Hause, sagt schon ein althergebrachtes Sprichwort. Das haben die europäischen Mächte gar zu sehr vergessen. Unter dem Deckmantel der zu verbreitenden Civilisation vergossen sie nicht selten mehr Menschenblut, als ohne ihre rücksichtslose Intervention geflossen wäre.
Bevor er Tahiti verließ, übergab Cook an O-Too noch die mit so großer Mühe aus
Europa mitgenommenen Thiere. Es waren das Gänse, Enten, indische Hühner, Ziegen, Schafe, Pferde und Rinder. O-Too wußte seiner Dankbarkeit gegen den »Areeke no Pretone« (den König von Britannien) gar keinen Ausdruck zu leihen, vorzüglich als er sah, daß die Engländer eine Doppelpirogue, die er durch die geschicktesten Künstler als Geschenk für seinen Freund, den König von England hatte anfertigen lassen, ihrer Größe wegen nicht mit an Bord nehmen konnten.
Am 30. September verließen
die »Resolution« und die »Discovery« Tahiti und gingen bei Eimeo vor Anker. Der Aufenthalt hierselbst sollte durch einen sehr peinlichen Vorfall gestört werden. Schon seit einigen Tagen waren nämlich kleinere Diebstähle vorgekommen, als nun auch eine Ziege gestohlen wurde. Cook ließ, um ein Exempel zu statuiren, fünf bis sechs Hütten einäschern und eine noch größere Zahl Piroguen anzünden, während er den König mit seinem ganzen Zorn bedrohte, wenn das Thier nicht sofort wieder zur Stelle
geschafft würde.
Sobald er Genugthuung erhalten, segelte der Commandant nach Huaheine, wo Maï sich niederlassen sollte.
Durch reichliche Geschenke ließen sich die Häuptlinge des Bezirks von Ouare bestimmen, ein umfängliches Stück Land abzutreten. Cook errichtete darauf ein Haus und legte ringsum einen Garten an, der mit europäischen Gemüsen besäet wurde. Ferner schenkte er Maï zwei Pferde, Ziegen und Geflügel. Gleichzeitig überlieferte man ihm ein Panzerhemd nebst
vollständiger Ausrüstung mit Pulvervorrath, Kugeln und Gewehren. Eine tragbare Orgel, eine Elektrisirmaschine, Feuerwerkskörper, Acker- und Küchengeräthe vervollständigten die Sammlung nützlicher und wunderlicher Geschenke, welche den Tahitiern eine hohe Vorstellung von der europäischen Civilisation beibringen sollten. Es wohnte zwar eine verheirathete Schwester Maïs hier auf Huaheine, deren Mann nahm jedoch eine zu niedrige Stellung ein, als daß er jenen vor Beraubung hätte schützen können.
Cook erklärte also feierlichst, daß der Eingeborne sein Freund sei, daß er bald wiederkomme, um sich zu überzeugen, wie man denselben behandelt habe, und daß er Diejenigen hart bestrafen werde, welche sich hierin etwas zu Schulden kommen ließen.
Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung schon deshalb nicht, weil man einigen, kurz vorher von den Engländern auf frischer That ertappten Dieben wirklich die Haare rasirt und die Ohren abgeschnitten hatte. Etwas später ließ Cook in Raiatea die
ganze Familie des Häuptlings Oreo gefangen nehmen, um die Wiederauslieferung einiger davongegangener Matrosen zu erzwingen. Ueberhaupt verminderte sich die Mäßigung, welche den Kapitän bei seiner ersten Reise so vortheilhaft auszeichnete, jetzt mehr und mehr. Er wurde jeden Tag herausfordernder und strenger, eine Sinnesänderung, welche für ihn die verderblichsten Folgen haben sollte. Die beiden Neuseeländer, die freiwilligen Begleiter Maïs, wurden mit diesem ausgeschifft. Der ältere
derselben bequemte sich leicht, auf Huaheine zu bleiben; der jüngere aber hatte eine so innige Zuneigung zu den Engländern gefaßt, daß man ihn fast nur mit Gewalt entfernen konnte, während er seine Anhänglichkeit auf die rührendste Weise kundgab. Als Cook die Anker lichtete, rief ihm Maï noch ein letztes Lebewohl zu; seine ganze Haltung und seine Thränen bewiesen dabei, daß er den ihn treffenden Verlust völlig zu würdigen wisse.
Hatte Cook den jungen Tahitier, der sich ihm so
vertrauensvoll angeschlossen, auch von Herzen gern mit Wohlthaten und Schätzen überhäuft, so war er wegen dessen Zukunft doch umsomehr besorgt. Er kannte ja seinen schwankenden, leicht erregbaren Charakter und hatte ihm Waffen nur ungern in die Hände gegeben, da er einen Mißbrauch derselben fürchtete. Diese Befürchtungen sollten sich leider bewahrheiten. Von Seiten des Königs von Huaheine – der ihm seine Tochter zur Frau gab und ihn, seinen Namen vertauschend, Poars nannte, unter dem er
fernerhin bekannt ist, – mit Aufmerksamkeiten überhäuft, benutzte er seine hohe Stellung nur dazu, sich grausam und unmenschlich zu bezeigen. Stets mit Waffen versehen, versuchte er seine Geschicklichkeit im Gewehr- und Pistolenschießen nun an seinen armen Landsleuten. Er hinterließ ein Andenken des Schreckens und die Erinnerung an seine Mordthaten verknüpfte sich lange Zeit hindurch mit der an die Reise der Engländer.
Nach dieser Insel besuchte Cook Raiatea, wo er seinen, jetzt
der Oberherrschaft beraubten Freund Oree wiederfand; dann landete er am 8. December bei Bolabola und kaufte daselbst dem König Pouni einen Anker ab, den Bougainville seiner Zeit verloren hatte.
Während des langen Aufenthaltes an den Gesellschaftsinseln vervollständigte Cook seine Sammlung geographischer, hydrographischer, ethnographischer und naturhistorischer Notizen, wobei ihn vorzüglich Anderson, aber auch sein ganzer Stab unterstützte, da Jedermann einen löblichen Eifer an
den Tag legte, die Fortschritte der Wissenschaft zu befördern.
Am 24. December entdeckte Cook eine neue, unbewohnte niedrige Insel, wo seine Leute zahlreiche Schildkröten einfingen, und welche zu Ehren des bevorstehenden hohen Festes den Namen »Christmas« erhielt.
Obwohl schon siebzehn Monate seit seiner Abfahrt aus England verflossen waren, betrachtete Cook seine Reise doch erst als angefangen. In der That hatte er ja von den Hauptaufgaben seiner Instruction, den Norden
des Atlantischen Oceans zu erforschen und daselbst eine Durchfahrt über den Continenten zu suchen, noch so gut wie nichts zur Ausführung gebracht.
II.
Entdeckung des Sandwich-Archipels. – Untersuchung der Westküste Amerikas. – Jenseits der Behrings-Straße, – Rückkehr nach dem Hawaï-Archipel, – Cooks Tod, – Rückkehr der Expedition nach England.
Unter 160° der Länge und 20° nördlicher Breite bekamen die beiden Schiffe am 18. Januar 1778 die ersten Theile des Sandwich- oder Hawaï-Archipels in Sicht. Die Seefahrer überzeugten sich bald, daß die Gruppe bewohnt sei, denn es
stießen von der Insel Atooi oder Tavaï eine große Anzahl Piroguen ab, welche sich um die Schiffe versammelten.
Die Engländer erstaunten nicht wenig darüber, diese Eingebornen die Sprache Tahitis reden zu hören. Man trat mit denselben auch bald in freundschaftliche Verbindung, und schon am nächsten Tage ließen sich viele Insulaner zum Besteigen der Schiffe bestimmen. Ihr Erstaunen und ihre Bewunderung beim Anblick so vieler unbekannter Gegenstände gaben sie ebenso durch Blicke wie
durch Bewegungen und wiederholte Ausrufe zu erkennen. Doch kannten sie schon das Eisen, das sie »Hamaïta« nannten.
So viele Merkwürdigkeiten und kostbare Sachen erregten freilich auch ihre Habgier, und sie verschmähten kein erlaubtes oder unerlaubtes Mittel, sich in Besitz derselben zu setzen.
Geschicklichkeit und Neigung zum Stehlen waren bei ihnen nicht weniger entwickelt als bei den anderen Stämmen der Südsee; man mußte jede Vorsicht aufbieten – und auch das erwies
sich oft noch nutzlos – um sich ihrer Diebereien zu wehren. Als die Engländer sich unter Führung des Lieutenant Williamson dem Ufer näherten, um zu sondiren und einen Ankerplatz auszuwählen, mußten sie den Widerstand der Eingebornen mit Gewalt brechen. Der Tod eines der Wilden schüchterte sie freilich schnell ein und flößte ihnen eine hohe Meinung von der Macht der Fremdlinge ein.
Cook ließ sich, sobald als die »Resolution« und die »Discovery« verankert lagen, in der Bai von
Quai-Mea ans Land rudern. Kaum hatte er dasselbe betreten, als sich ihm die, auf dem Strande zahlreich versammelten Eingebornen zu Füßen warfen und ihre tiefste Ehrerbietung zu erkennen gaben. Dieser ungewohnte Empfang versprach einen angenehmen Aufenthalt, denn an Proviant schien es hier nicht zu mangeln, und Früchte, Schweine und Geflügel strömten von allen Seiten zusammen. Gleichzeitig halfen die Eingebornen den Matrosen, die Wassertonnen zu füllen und nach den Schaluppen zu
befördern.
Diese beruhigenden Aussichten veranlaßten Anderson und den Maler Webber, sich tiefer in das Innere des Landes zu begeben. Bald standen sie vor einem Moraï, der den Moraïs auf Tahiti in allen Stücken glich. Diese Entdeckung bekräftigte die Engländer in den Vermuthungen, welche die Aehnlichkeit der Sprache von Hawaii mit der von Tahiti in ihnen erzeugt hatte. Eine Abbildung in Cooks Reiseberichte stellt das Innere jenes Moraï dar. Man sieht darauf zwei stehende Gestalten,
deren Oberkopf zum Theil unter hohen cylindrischen Mützen, ähnlich den Kopfbedeckungen der Statuen auf der Osterinsel, verschwindet. Hier begegnet man zum mindesten also einer auffälligen Uebereinstimmung, welche mancherlei zu denken giebt.
Zwei Tage über verweilte Cook an diesem Ankerplatze und hatte alle Ursache, mit dem Auftreten der Urbewohner zufrieden zu sein; dann nahm er die Nachbarinsel Onerheow in Augenschein. Trotz seines Wunsches, diesen so interessanten Archipel recht
eingehend zu untersuchen, ging der Commandant doch so bald wieder unter Segel und sah nun von ferne die Insel Ouhaou nebst dem Riffe von Taheora, was er Alles zusammen mit dem Namen des Sandwich-Archipels bezeichnet, an dessen Stelle später der ursprüngliche Name Hawaï getreten ist.
Anderson schildert die Hawaïer als kräftige, schlanke Menschen von mittlerer Größe, mit offenem verläßlichen Charakter. Weniger verschlossen als die Bewohner der Inseln der Freunde, sind sie doch auch
nicht so beweglich wie die Tahitier. Sie schienen fleißig, geschickt und einsichtig, und ihre Pflanzungen bewiesen eine gewisse Kenntniß im Ackerbau. Sie zeigten nicht allein nicht jene sinnlose, kindische Neugierde beim Erblicken der europäischen Gegenstände, sondern suchten sich über deren Gebrauch zu unterrichten und ließen höchstens eine aus dem Gefühle ihrer Inferiorität entspringende Traurigkeit hindurchblicken.
Die Bevölkerung erschien ziemlich zahlreich und wurde allein für
die Insel Tavaï auf 30 000 Seelen geschätzt. In der Art der Bekleidung, der Auswahl der Nahrungsmittel und in der Zubereitung derselben erkannte man leicht die Landessitten Tahitis wieder.
Für die Engländer Anregung genug, darüber nachzudenken, wie die Uebereinstimmung der durch eine so weite Meeresfläche getrennten Stämme wohl zu erklären sei.
Während seines ersten Aufenthaltes kam Cook mit keinem Häuptlinge der Gegend in Berührung; nur Kapitän Clerke von der »Discovery«
erhielt zuletzt den Besuch eines derselben. Es war ein noch junger, hübschgewachsener, vom Kopfe bis zu den Füßen in prachtvolle Stoffe gehüllter Mann, dem die Eingebornen ihre Ehrfurcht dadurch bewiesen, daß sie sich vor ihm niederwarfen. Clerke suchte ihn durch einige Geschenke zu gewinnen und er erhielt als Gegengabe eine mit zwei kleinen, ziemlich geschickt geformten Figuren verzierte Vase, welche zum Genießen des »Kava«, eines bei den Bewohnern von Hawaï, wie bei denen von Tonga sehr
gewöhnlichen Lieblingsgetränkes diente. Die gebräuchlichen Waffen bestanden in Bogen, Keulen und Lanzen, letztere aus sehr hartem und festem Holze, so wie in einer Art an beiden Enden zugespitztem Dolche, welcher »Paphoa« hieß. Die Sitte des »Tabu« herrschte hier ebenso allgemein wie auf den Inseln der Freunde, und bevor die Eingebornen irgend etwas anrührten, erkundigten sie sich stets ängstlich, ob es nicht »Tabu« wäre.
Am 27. Februar schlug Cook wieder einen nördlichen Kurs
ein und traf bald auf jene Steinalgen, von denen der Verfasser des Reiseberichtes von Lord Ansom spricht. Vom 1. März ab steuerte er dann nach Osten, um sich der amerikanischen Küste zu nähern, und fünf Tage darauf bekam er das von Franz Drake sogenannte Neu-England zu Gesicht.
Die Expedition hielt sich nun stets auf dem hohen Meere und passirte das von Martin dAguilar schon am 19. Januar 1603 gesehene Cap Blanc, neben welches die Geographen den weiten Eingang zu einer Meerenge
versetzten, deren Entdeckung sie dem genannten Seefahrer zuschrieben. Bald gelangte man in die Gegend der Juan de Fura-Enge, sah aber nichts, was derselben glich, obgleich diese wirklich vorhanden ist und die Insel Vancouver vom Festlande trennt.
Unter 49° 15 der Breite entdeckte Cook bald eine Bucht, die er die »Bai Hope« taufte. Er ging hier vor Anker, um etwas Holz einzunehmen und seiner ermüdeten Mannschaft einige Rast zu gönnen. Daß diese Küste bewohnt war, bewiesen drei Canots,
welche sich den Schiffen näherten.
»Einer der darin befindlichen Wilden, erzählt unser Reisender, erhob sich, begann eine lange Rede und machte gewisse Zeichen, die wir für eine Einladung, ans Land zu kommen, ansahen. Inzwischen warf er Federn auf uns zu und mehrere seiner Kameraden verbreiteten eine Art rothen Staub oder Pulver in der Luft; der Redner war mit einem Felle bekleidet und hielt dabei einen Gegenstand in der Hand, durch dessen Schütteln er einen Ton wie von unseren
Kinderschellen hervorbrachte. Dieser setzte sich nieder, als er von seiner Rede und Begrüßung, von der wir natürlich kein Wort verstanden, ermüdet schien; darnach ergriffen jedoch sofort zwei Andere das Wort; ihre Reden währten indeß nicht so lange und wurden auch nicht mit solchem Eifer vorgetragen.«
Mehrere jener Eingebornen hatten das Gesicht auf ungewöhnliche Weise roth bemalt und trugen dichte Federbüsche auf dem Kopfe. Obwohl sie ziemlich friedfertig auftraten, war doch Keiner
zu bewegen, an Bord zu kommen.
Als die Schiffe jedoch Anker geworfen hatten, ließ der Commandant die Segel und Stengen abnehmen und den Besanmast der »Resolution« niederlegen, um einige Reparaturen auszuführen. Bald entwickelte sich ein lebhafter Handel mit den Indianern, bei dem von beiden Seiten die strengste Ehrlichkeit beobachtet wurde. Die Gegenstände, welche jene anboten, bestanden in Fellen von Bären, Wölfen, Füchsen, Dammwild, Iltissen, Mardern und vorzüglich von schönen
Seeottern, die aus den östlich von Kamtschatka gelegenen Inseln herstammen, ferner Kleidungsstücken aus Hanfgewebe, Bogen, Lanzen, Angeln, monströsen Figuren, einem Stoffe aus Thierhaaren oder Wolle, aus Säcken mit Goldocker, einzelnen Stücken Holz mit Bildschnitzereien, Zieraten aus Kupfer und Eisen in Form von Hufeisen, welche sie an der Nase hängend zu tragen pflegen.
»Am meisten fielen uns aber menschliche Schädel und Hände mit noch daran befindlichen Fleischtheilen auf; sie gaben
uns dabei unzweideutig zu verstehen, daß sie das Uebrige von den Körpern verzehrt hätten, und wir konnten uns auch wirklich überzeugen, daß jene Köpfe und Hände über Feuer gestanden hatten.«
Die Engländer bemerkten sehr bald, daß diese Wilden ebenso geschickte Diebe waren, wie sie solche nur je vorher getroffen. Ja, diese erschienen sogar noch gefährlicher, da sie, im Besitze von eisernen Werkzeugen, sich nicht scheuten, Stricke zu durchschneiden. Uebrigens führten sie ihre
Diebereien mit großer Schlauheit aus, indem die Einen die Aufmerksamkeit des Wachthabenden an einem Ende eines Bootes abzulenken wußten, während Andere am entgegengesetzten Ende alle ablösbaren Eisentheile zusammenrafften. Sie verkauften auch eine gewisse Menge recht gutes Oel und viele Fische, vorzüglich wohlschmeckende Sardinen.
Nach Vollendung der so nothwendigen umfangreichen Ausbesserungen der Schiffe und nach Einnahme der geringen Futtervorräthe, deren man für die wenigen noch
an Bord befindlichen Ziegen und Schafe bedurfte, ging Cook am 26. April 1778 wieder unter Segel. Der Stelle, wo er sich hier aufhielt, hatte er den Namen »König Georgs Einfahrt« beigelegt, während dieselbe von den Eingebornen »Noatka« genannt wurde.
Kaum auf die hohe See gelangt, überfiel die Schiffe ein schwerer Sturm, bei dem die »Resolution« einen Leck am Steuerbord bekam. Von dem Orkane getrieben, kam Cook bis über den Punkt hinaus, nach dem die Geographen Admiral de Fontes
Meerenge verlegt hatten, was er umsomehr bedauerte, als er gern alle Unsicherheit bezüglich dieser Angabe beseitigt hätte.
Der Commandant folgte also der amerikanischen Küste weiter und nahm deren wichtigste Punkte, die er auch namentlich bezeichnete, sorgsam auf. Während dieser Fahrt kam er häufig mit Indianern in Berührung und beobachtete, daß hier Canots an Stelle der Piroguen traten, welch erstere nur im Gerippe aus Holz gebaut, sonst aber mit Seekalbfellen bekleidet
waren.
Nach kurzer Rast an der Prinz Wilhelms-Einfahrt, wo der Leck der »Resolution« ausgebessert wurde, segelte Cook weiter, entdeckte und benannte die Caps Elisabeth und St. Hermogenes, die Banks-Spitze, die Caps Douglas, Bede, den Berg St. Augustin, den Cook-Strom, die Inseln Kodiak, der Dreieinigkeit und diejenigen, welche Behring Schoumagin getauft hatte. Ferner die Bai von Bristel, die Insel Ronde, die Calm-Spitze, das Cap Stewenham, wo Lieutenant Williamson einmal an das Land
ging, und die Insel Anderson, so genannt zu Ehren des eifrigen Naturforschers, der hier einem Lungenleiden erlag; endlich die Insel King und das Cap Prince de Galles, das westliche Vorgebirge Amerikas.
Von hier aus steuerte Cook nach den Gestaden Asiens, trat mit den Tschuktschen in Berührung, drang am 1l. August in die Behrings-Straße ein und traf in der folgenden Woche auf das erste Eis. Vergeblich suchte er in verschiedenen Richtungen höher hinaufzudringen, überall trat ihm das
Packeis als unüberwindliche Schranke entgegen.
Am 17. August 1778 befand sich die Expedition unter 70° 41 nördlicher Breite. Während eines ganzen Monats segelte man am Rande des Eises in der Hoffnung hin, doch zuletzt noch eine weiter nach Norden führende Durchfahrt aufzufinden. Alles erwies sich vergeblich. Man beobachtete dabei übrigens, daß das Eis mit Ausnahme der obersten, etwas porösen Schichte stets sehr rein und durchsichtig erschien.
»Ich hielt diese Decke, sagt
Cook, mehr für gefrornen Schnee und glaubte, daß auch das übrige Eis seinen Ursprung dem Meere verdankt, denn es ist unwahrscheinlich, oder vielmehr unmöglich, daß sich solch enorme Massen in Flüssen bilden könnten, welche oft für ein einfaches Boot nicht genug Wassertiefe haben; außerdem bemerkten wir darin auch keine Reste vom Lande, welche gewiß nicht gefehlt hätten, wenn sich das Eis in größeren oder kleineren Flüssen bildete.«
Bisher ist der Weg durch die Behrings-Straße nur
wenig benutzt worden, um höhere Breitengrade zu erreichen; jene Beobachtung erscheint also um so werthvoller, da sie den Beweis liefert, daß sich gegenüber der genannten Oeffnung ein ausgedehntes Meer ohne jedes Zwischenland befindet. Vielleicht ist dieses Meer – das war wenigstens die Ansicht des tiefbetrauerten Gustav Lambert – sogar offen. Seit Cooks Zeit drang man auf diesem Wege überhaupt noch nicht viel höher vor, außer an der Küste Sibiriens, wo die Inseln Long und Plover
entdeckt wurden, und in dem Augenblicke, da wir dies schreiben, der kühne schwedische Reisende, Prof. Nordenskjöld, die nordwestliche Durchfahrt ziemlich glücklich erzwungen hat.
Nach diesen gefahrvollen Untersuchungen und so häufig wiederholten Versuchen, in höhere Breiten zu gelangen, blieb Cook bei der schon vorgeschrittenen Jahreszeit, wo ihm jeden Tag nur mächtigere Eismassen entgegentraten, nichts Anderes übrig, als ein Winterquartier unter milderem Himmel zu beziehen und seine
Forschungen im nächsten Sommer fortzusetzen. Er segelte also eine Strecke des früher eingehaltenen Weges bis zur Insel Unalaska zurück und steuerte vom 26. October ab auf die Sandwichs-Inseln zu, deren Erforschung er während des Winterlagers zu vollenden gedachte.
Am 26. November wurde eine Insel entdeckt, deren Bewohner an die Mannschaft eine beträchtliche Menge Früchte und Wurzeln, wie Brotfrüchte, Pataten, »Taro« und »Eddywurzeln« im Austausch gegen Nägel und eiserne Geräthe
verkauften. Es war das die Insel Mowee, ein Theil des Sandwichs-Archipels. Bald erblickte man auch Owhyhee oder Hawaï, dessen Bergspitzen unter einer Schneedecke lagen.
»Nie habe ich unter den wilden Volksstämmen, sagt der Kapitän, Leute von so sicherem Auftreten gefunden, wie diese hier. Gewöhnlich schickten sie die zu verkaufenden Gegenstände zusammen nach dem Schiffe, dann kamen sie selbst an Bord und betrieben auf dem Hinterdeck ihren Handel, Trotz der wiederholten Besuche
erwiesen uns die Tahitier niemals so viel Vertrauen, Ich schließe daraus, daß die Bewohner von Owhyhee in ihren gegenseitigen Geschäften verläßlicher und ehrlicher sind als die von Tahiti; denn wenn sie sich selbst nicht viel Gutes zutrauen, würden sie gewiß Fremden gegenüber weit mißtrauischer sein.«
Am 17. Januar ankerten Cook und Clerke in einer von den Eingebornen Karakakooa genannten Bai, Nun wurden die Segel von den Raaen abgenommen und Raaen und Stengen geborgen. Die Schiffe
waren bald von Besuchern überfüllt, von Piroguen umringt und die Plätze am Strande von einer zahllosen Menge Neugieriger bedeckt. Bisher hatte Cook noch niemals einen solchen Eifer gesehen.
Unter den Häuptlingen, die an Bord der »Resolution« kamen, bemerkte man bald vor Allem einen jungen Mann, Namens Pareea. Er war seiner Aussage nach »Jakaner«, wir wußten uns aber nicht zu erklären, ob damit nur ein gewisses Amt oder vielleicht ein gewisser Grad der Verwandtschaft mit dem Könige
bezeichnet wurde. Jedenfalls genoß er bei dem gewöhnlichen Volke ein besonderes Ansehen. Einige gelegentliche Geschenke verpflichteten ihn den Engländern, denen er unter den obwaltenden Verhältnissen manchen dankenswerthen Dienst leistete.
Hatte Cook während seines ersten Aufenthaltes in Hawaï auch die Bemerkung gemacht, daß die Bewohner nicht so freche Diebe waren, so lag die Sache diesmal doch sehr anders. Ihre große Anzahl erleichterte es ihnen natürlich, kleinere Gegenstände
zu entwenden, und verleitete sie zu der Annahme, man werde sich fürchten, diese Diebstähle zu bestrafen. Endlich gewann man gar die Ueberzeugung, daß sie von ihren Häuptlingen geradezu verleitet wurden, denn man sah mehrere von Anderen gestohlene Gegenstände in deren Händen.
Pareea und ein anderer Häuptling, mit Namen Kaneena, brachten an Bord der »Resolution« einen gewissen Koah, einen abgezehrten Greis, dessen ganzer Körper durch unmäßigen Genuß der »Ava« mit weißlichem Ausschlage
bedeckt war. Dieser vertrat die Stelle eines Priesters. Als er Cook gegenüberstand, legte er diesem eine Art rothen Mantel um die Schultern und begann unter Überreichung eines kleinen Schweines höchst ernsthaft eine lange Rede. Da man später alle Götzenbilder mit einem ähnlichen Mäntelchen bekleidet sah, nahm man daraus ab, daß er eine Formel der Anbetung hergesagt habe. Die Engländer erstaunten ungemein über die wunderlichen Ceremonien des Cultus, mit dem die Eingebornen Cooks Person verehrten.
Erst später begriffen sie, Dank den Untersuchungen des gelehrten Missionärs Ellis, die Bedeutung derselben. Wir wollen seine interessante Erklärung hier kurz einschalten; dadurch wird auch die Schilderung der späteren Ereignisse von vorneherein verständlicher. Eine alte Sage erzählt, daß ein gewisser Rono, der unter einem der ersten Könige Hawaïs lebte, seine zärtlich geliebte Frau aus Eifersucht ermordet habe. Vor Schmerz und Kummer über diese That fast wahnsinnig, streifte er durch die
ganze Insel, suchte Streit mit Jedermann und schlug nieder, wer ihm in den Weg kam. Endlich soll er sich, ermüdet, aber nicht gesättigt von diesen Blutthaten, mit dem Versprechen eingeschifft haben, er werde dereinst auf einer schwimmenden Insel, mit Cocosbäumen, Schweinen und Hunden darauf, wiederkommen. Diese Legende war durch einen Nationalgesang gewissermaßen geheiligt und zum Glaubensartikel für die Priester geworden, welche Rono unter die Götter versetzt hatten. Seiner Prophezeiung
vertrauend, hoffen sie nun Jahr für Jahr, mit nie ermüdender Geduld auf deren Erfüllung.
Fällt hier nicht die wunderbare Uebereinstimmung in die Augen zwischen dieser Legende und einer früher erwähnten, der zufolge der mexikanische Gott Quetzacoatl, vor dem Zorne einer mächtigen Gottheit entfliehend, sich in einem Nachen aus Schlangenhaut einschiffte, und Denen, die ihm das Geleit gaben, versprach, daß er mit seinen Nachkommen das Land einst wieder besuchen werde?
Beim
Erscheinen der englischen Schiffe erklärten der Oberpriester Koah und dessen Sohn One-La, daß hier Rono komme, sein Versprechen einzulösen. Für die gesammte Bevölkerung erhielt Cook ebendamit den Heiligenschein eines Gottes. Auf dem Wege warfen sich die Eingebornen in den Staub, die Priester richteten ihre Ansprachen und Gebete an ihn, man hätte ihn mit Weihrauchduft umgeben, wenn das auf Hawai Sitte gewesen wäre. Der Befehlshaber ahnte, daß diese Erscheinung eine außergewöhnliche Ursache
haben möge, da er sie aber nicht zu erklären vermochte, begnügte er sich damit, diese geheinmißvollen Umstände für die Bequemlichkeit seiner Mannschaft und die Fortschritte der Wissenschaften bestmöglich auszunützen.
Er kam dadurch freilich in die Lage, sich vielerlei Ceremonien zu unterwerfen, die ihm mindestens lächerlich erschienen. So wurde er z. B. nach einem, aus Steinen solid aufgeführten, vierzig Ruthen langen und vierzehn breiten Moraï geführt, dessen Oberfläche eingeebnet
und mit einer hölzernen Balustrade abgeschlossen war, auf der viele, der Gottheit geweihte Schädel von Gefangenen bleichten.
Nahe dem Eingange der Plattform standen zwei große Holzfiguren mit grinsenden Gesichtern, der Körper von rothen Stoffen umhüllt, und der Kopf von einem langen geschnitzten, umgekehrt kegelförmigen Holzstücke überragt. Hier bestieg Koah mit Cook eine Art Tisch, unter dem neben einem Haufen Früchte ein schon verfaultes Schwein lag. Dann brachten ein Dutzend Männer
dem Kapitän in feierlichem Aufzuge ein lebendes Schwein dar und ein Stück rothen Stoff, mit dem er bekleidet wurde. Hierauf fangen die Priester einige religiöse Hymnen, während die übrige Versammlung vor dem Eingange des Moraï andachtsvoll auf den Knieen lag.
Nach verschiedenen anderen Ceremonien, deren Aufzählung hier zu weit führen würde, brachte man dem Kapitän noch ein vollständig geröstetes Schwein, sowie die Früchte und Wurzeln, welche zur Bereitung der Ava dienen.
»Die Ava, sagt Cook, wurde, als sie fertig war, in der Runde umhergereicht, und als wir Alle davon gekostet hatten, theilten Koah und Pareea das Fleisch des Schweines in kleine Stücke und steckten sie mir und meinen Leuten in den Mund.« – »Ich ließ es ohne Widerwillen zu, äußerte sich darüber der Lieutenant King, daß mir Pareea, der sehr reinlich erschien, die Speise darreichte, Cook selbst aber, dem Koah dieselben Dienste leistete, konnte im Gedanken an das verfaulte Schwein kein
Stückchen hinunter würgen; der Greis wollte seine Höflichkeit verdoppeln und bot ihm nun das Fleisch ganz zerkaut an, wobei sich, wie man leicht errathen wird, bei dem Kapitän die Empfindung des Ekels nur steigerte.«
Nach der Ceremonie wurde Cook von Leuten mit dünnen Stäben in den Händen nach seinem Boote zurückgeführt. Jene murmelten dabei dieselben Worte und Phrasen wie beim Betreten des Landes, während das Volk am Saume des Weges kniete.
Diese Ceremonien wiederholten
sich, so oft Cook an das Ufer kam. Immer ging vor ihm ein Priester mit dem Ausrufe her, daß Rono ans Land gestiegen sei, und befahl den Umstehenden, niederzuknieen.
Konnten die Engländer nun auch mit den Priestern, die sie mit Zuvorkommenheit und Geschenken halb erstickten, sehr zufrieden sein, so war das mit den »Carers« oder Kriegern doch keineswegs der Fall.
Diese unterstützten nämlich die täglich vorkommenden Diebstähle und trugen wohl auch an den häufigen
Uebervortheilungen die meiste Schuld.
Bis zum 24. Januar 1779 fiel indessen nichts Besonderes vor. Am genannten Tage wunderten sich die Engländer, keine Pirogue zur Eröffnung des gewohnten Handels vom Ufer abstoßen zu sehen. Die Ankunft Terreeoboos hatte die Bai mit dem »Tabu« belegt und dadurch jede Verbindung mit den Fremden abgeschnitten. Am nämlichen Tage besuchte nur dieser Häuptling oder König ohne alle Umstände die Schiffe. Er kam in einer einfachen Pirogue mit seiner
Gattin und seinen Kindern: Am 26. stattete Terreeoboo dann seine officielle Visite ab.
»Da Cook bemerkt hatte, heißt es in dem Berichte, daß der Fürst wieder an das Land gehen wollte, fuhr er ebenfalls nach dem Strande und kam fast gleichzeitig mit ihm an. Wir führten Alle dort in das Zelt; kaum hatten sie sich niedergelassen, als der König sich wieder erhob und mit graziöser Bewegung seinen eigenen Mantel über Cooks Schultern warf; dann setzte er ihm einen Kopfschmuck aus Federn auf
und legte noch einen merkwürdig gestalteten Fächer in die Hände Cooks, zu dessen Füßen er noch fünf bis sechs sehr schöne und wertvolle Mäntel ausbreiten ließ.«
Terreeoboo und die Häuptlinge seines Gefolges fragten die Engländer inzwischen häufig nach dem Zeitpunkt ihrer Abreise. Der Befehlshaber wünschte sehr, die Ansicht der Hawaïer über die Engländer kennen zu lernen. Er hörte dabei nur, daß sie der Meinung wären, jene kämen aus einem Lande, wo es an Nahrungsmitteln fehlte, und
wollten sich hier »nur die Bäuche füllen«. Die Magerkeit einiger Matrosen und der Eifer, mit dem man Lebensmittel verlud, hatten in ihnen diese Anschauung erweckt. Doch fürchteten sie, trotz der seit Ankunft der Engländer verbrauchten großen Masse, keineswegs eine Erschöpfung ihrer eigenen Vorräthe. Wahrscheinlich wünschte der König sich nur einige Zeit, um ein würdiges Geschenk vorzubereiten, das er den Fremden bei ihrer Abreise überreichen wollte.
Am Vorabend des hierzu bestimmten
Tages ersuchte der König die Kapitäne Cook und Clerke wirklich, nach seiner Residenz zu kommen. Hier lagen ganze Berge von Vegetabilien aller Art, Packete mit Stoffen, gelbe und rothe Federn aufgespeichert, und tummelte sich eine ganze Heerde Schweine. Es war das eine freiwillige Gabe der Unterthanen an ihren König, wovon Terreoboo etwa den dritten Theil aller Gegenstände auswählte und das Uebrige den beiden Kapitänen überließ, ein so beträchtliches Geschenk, wie sie weder in Tonga noch in
Tahiti ein ähnliches erhalten hatten.
Am 4. Februar verließen beide Schiffe die Bai, einige Havarien, welche die »Resolution« sich zuzog, nöthigten sie aber, nach wenig Tagen noch einmal dahin zurückzukehren.
Kaum hatten die Fahrzeuge Anker geworfen, als die Engländer eine auffallende Veränderung im Auftreten der Eingebornen bemerkten. Bis zum 13. des Nachmittags verlief indeß Alles ganz friedlich. Da verboten einige Häuptlinge dem Volke, den Matrosen beim Füllen ihrer
Tonnen am Wasserplatze zu helfen. Es entstand ein kleiner Tumult. Die Eingebornen bewaffneten sich mit Steinen und nahmen eine drohende Haltung an. Der die Abtheilung commandirende Officier erhielt von Cook Befehl, Feuer zu geben, wenn die Insulaner noch mit Steinen werfen oder zu unverschämt werden sollten. Inzwischen wurde auch eine Pirogue mit Flintenschüssen verfolgt, da man voraussetzte, daß die Insassen derselben einen Diebstahl begangen hätten.
Zu gleicher Zeit erhob sich noch
ein ernsthafterer Zwist. Eine Schaluppe Pareeas wurde von einem Officier weggenommen, der sie bis in die Nähe der »Discovery« brachte. Der Häuptling kam selbst, um sein Eigenthum unter Betheuerung seiner Unschuld zurückzufordern. Der Wortwechsel wurde lebhafter und Pareea von einem Ruderschlage getroffen. Jetzt bewaffneten sich die früher ruhig zuschauenden Eingebornen mit Steinen, zwangen die Matrosen, sich eiligst zurückzuziehen, und bemächtigten sich der Pinasse, die sie hergebracht
hatte. Da mischte sich Pareea, uneingedenk der erlittenen Mißhandlung, dazwischen, lieferte den Engländern die Pinasse wieder aus und stellte ihnen auch einige kleinere gestohlene Gegenstände wieder zu.
»Ich fürchte, die Eingebornen werden mich noch zu Gewaltmaßregeln zwingen, sagte Cook, als er von dem Vorgefallenen hörte; wir dürfen sie nicht glauben lassen, sie hätten über uns irgend einen Vortheil errungen.«
In der Nacht vom 13. zum 14. Februar wurde die Schaluppe der
»Discovery« gestohlen. Der Commandant beschloß nun, sich Terreoboos oder einiger angesehener Persönlichkeiten zu bemächtigen und diese als Geißeln zurückzuhalten, bis die gestohlenen Gegenstände zurückerstattet seien.
Er ging also mit einer Abtheilung Marinesoldaten ans Land und sofort auf die Wohnung des Königs zu. Auf dem Wege mit gewohnter Ehrerbietung begrüßt, fand er auch Terreoboo nebst dessen beiden Söhnen, theilte ihnen kurz den vorgekommenen Diebstahl mit und veranlaßte sie,
den Tag über an Bord der »Resolution« zu verweilen.
Seine Absichten schienen in Erfüllung zu gehen und die beiden jungen Prinzen hatten schon in der Pinasse Platz genommen, als eine der Gemahlinnen Terreoboos diesen unter Thränen bat, sich nicht an Bord zu begeben. Einige andere Häuptlinge vereinigten ihre Bitten mit denen des Weibes, und die Insulaner, erschreckt über den nichts Gutes bedeutenden Auftritt, sammelten sich nun in dichter Menge um ihren König und den Commandanten.
Letzterer drängte zur Einschiffung, doch als der Fürst dazu entschlossen schien, mischten sich die Häuptlinge noch einmal ein und hielten diesen mit Gewalt zurück.
Cook gab sein Vorhaben auf, da er einsah, daß es vereitelt oder doch nur mit großem Blutvergießen durchzusetzen sei, und wanderte friedlich am Strande hin, um sein Boot wieder zu erreichen, als sich die Nachricht verbreitete, daß man einen der vornehmsten Häuptlinge getödtet habe. Die Frauen und Kinder wurden nun sofort
zurückgeschickt und die Männer drängten auf die Engländer ein.
Ein mit einem »Pahooa« bewaffneter Eingeborner belästigte den Kapitän, und da er auf dessen Drohungen nicht weichen wollte, feuerte Cook einen Pistolenschuß mit grobem Schrot auf ihn ab. Letzteren schützte jedoch eine dicke Matte vor einer Verwundung und er wurde nun um so kühner; als jedoch noch andere Eingeborne auf ihn eindrangen, schoß er sein Gewehr auf den nächsten derselben ab und streckte ihn todt zu Boden.
Das war das Zeichen zum allgemeinen Angriff. Als man Cook zum letzten Male sah, gab er den Booten ein Signal, das Feuer einzustellen und näher heranzukommen, um seine kleine Truppe aufzunehmen. Vergeblich! Cook lag tödtlich getroffen auf dem Platze.
»Mit Freudengeschrei begrüßten die Insulaner seinen Fall, sagt der Bericht; sie zogen seinen Leichnam den Strand empor, wobei sie einander an den Händen faßten, und konnten ihm in der Hitze nicht genug Schläge versetzen, obwohl er
längst nicht mehr athmete.«
So endete der berühmte Seeheld, vielleicht der größte, den England hervorgebracht hat. Die Kühnheit seiner Pläne wie die Ausdauer in deren Durchführung und der Reichthum seiner Kenntnisse haben ihn zum Typus des wahren See-Entdeckungsreisenden gestempelt.
Welche Dienste hat er allein der Geographie geleistet! Bei seiner ersten Reise bestimmte er die Lage der Gesellschaftsinseln, zeigte, daß Neuseeland aus zwei Landmassen besteht,
durchschiffte die sie trennende Meerenge und nahm ihre Küste hydrographisch auf; endlich besuchte er die ganze Ostküste Neu-Hollands.
Bei der zweiten Reise verwies er den vielbestrittenen südlichen Continent, den Traum der Geographen vom grünen Tische, in das Reich der Fabeln; er entdeckte Neu-Caledonien, Süd-Georgia, das Sandwichs-Land und drang auf der südlichen Halbkugel weiter vor als irgend ein anderer.
Bei Gelegenheit seiner dritten Expedition hatte er den
Hawaï-Archipel entdeckt und die Westküste Amerikas vom 48. Grade an, d. h. eine Strecke von mehr als 3500 Meilen aufgenommen. Er war durch die Behrings-Straße eingedrungen und hatte sich in das Polarmeer, den Schrecken der Seefahrer, hineingewagt, bis ihm das Eis eine unüberwindliche Schranke entgegenthürmte.
Seine Talente als Seemann bedürfen des Lobes an dieser Stelle nicht; seine hydrographischen Leistungen leben ja fort; was aber am meisten hervorgehoben zu werden verdient, das
ist die stete Sorgfalt für das Wohl seiner Leute, welche es ihm ermöglichte, seine langen, aufreibenden Fahrten mit so verschwindend kleinen Verlusten durchzuführen.
In Folge dieses unseligen Tages brachen die erschreckten Engländer ihre Zelte ab und zogen sich an Bord zurück. Vergebens suchten sie durch Bitten und Angebote wenigstens den Leichnam ihres unglücklichen Befehlshabers ausgeliefert zu bekommen. Schon wollten sie erzürnt Gewalt anwenden, als zwei mit Lieutenant King
befreundete Priester ohne Wissen der Häuptlinge ein Stück Menschenfleisch im Gewichte von neun bis zehn Pfund herbeibrachten – das letzte, was ihrer Aussage nach von Ronos Körper, den man der herrschenden Sitte gemäß verbrannte, noch übrig geblieben sei.
Dieser Anblick mußte die Engländer natürlich reizen, Wiedervergeltung zu üben. Ihrerseits hatten die Insulaner den Tod von fünf Häuptlingen und etwa zwanzig anderen Männern zu rächen. Deshalb begegneten die Engländer stets auf
dem Wege zum Wasserplatze einer wüthenden, mit Steinen und Stöcken bewaffneten Volksmenge. Um ein Exempel zu statuiren, ließ Kapitän Clerke, der nun die Führung der Expedition übernommen hatte, das Dorf der Priester einäschern und Jeden über die Klinge springen, der Widerstand zu leisten wagte.
Zuletzt kam es doch noch zu Unterhandlungen, und am 19. Februar wurden den Engländern die Ueberreste von Cook, z.B. seine an einer breiten Narbe erkennbaren Hände, der Kopf, freilich ohne
Haare, und einige andere Ueberbleibsel zurückgegeben. Drei Tage später erwiesen sie diesen theuren Resten ihres Kapitäns feierlich die letzten Ehren.
Nun begann der Tauschhandel wieder, als ob gar nichts geschehen sei, und kein weiterer Zwischenfall störte das Ende des Aufenthalts an den Sandwichs-Inseln.
Kapitän Clerke hatte die Führung der »Discovery« dem Lieutenant Gore überlassen und seine Flagge nun an Bord der »Resolution« gehißt. Nach vollendeter Untersuchung der
Hawaï-Gruppe segelte er dann nach Norden, besuchte Kamtschatka, wo ihn die Russen sehr freundlich empfingen, passirte die Behrings-Straße und drang bis 69° 50 nördlicher Breite vor, wo ihm das Packeis den Weg versperrte.
Am 22. August 1779 verstarb auch Capitän Clerke im Alter von achtunddreißig Jahren an Lungenschwindsucht, Nun übernahm Lieutenant Gore das Obercommando; derselbe ging nochmals bei Kamtschatka vor Anker, lief nachher Canton, später das Cap der Guten Hoffnung an
und traf, nach mehr als vierjähriger Abwesenheit, am 1. October 1780 in der Themse ein.
Kapitän Cooks Tod betrauerte ganz England. Die Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu London, die mit ihm eines ihrer hervorragendsten Mitglieder verlor, ließ ihm zu Ehren eine Medaille schlagen, wozu die Kosten unter Betheiligung der ersten Persönlichkeiten des Landes durch öffentliche Subscription aufgebracht wurden.
Bei dem Könige reichte die Admiralität ein Gesuch um
Versorgung der Familie Cooks ein. Der König bewilligte eine jährliche Pension von 5000 Frcs., nebst je 600 Frcs. für jede der drei hinterlassenen Töchter. Die auf die letzte Reise bezüglichen Karten und Zeichnungen wurden auf Kosten der Regierung gestochen, der Erlös aus dem Verkaufe derselben aber zwischen der Familie Cooks, den Erben des Kapitän Clerke und dem Kapitän King vertheilt. Am 3. September 1785 erhob man Cooks Kinder in den erblichen Adelstand.
Zur Feier des
hundertjährigen Todestages Cooks war eine große Versammlung zusammengetreten, darunter auch zahlreiche Vertreter der jetzt so blühenden australischen Kolonien, sowie des Hawaï-Archipels, wo er seinen Tod gefunden hatte. Eine beträchtliche Menge von dem großen Seefahrer herrührender Reliquien, seine Karten, die prächtigen Aquarellbilder Webbers, nebst Geräthen und Waffen der Inselbewohner Oceaniens schmückten dabei den Saal. Die anerkennende Huldigung eines Volkes, dessen König schon vor
hundert Jahren befohlen hatte, die wissenschaftliche und civilisatorische Aufgabe Cooks in keiner Weise zu beeinträchtigen, war ganz geeignet, im Vereinigten Königreiche einen dankenden Widerhall zu finden und die Freundschaftsbande zu befestigen, welche England und Frankreich in der späteren Zeit verknüpften.