Frei Lesen: Fünf Wochen im Ballon

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Jules Verne

Fünf Wochen im Ballon

Einunddreißigstes Capitel

eingestellt: 15.8.2007



Gegen drei Uhr Morgens sah Joe, der die Wache hatte, endlich, wie die Stadt unter ihnen zurückblieb, und bemerkte so, daß der Victoria seine Fahrt wieder aufnahm. Kennedy und der Doctor erwachten.

Der Letztere sah nach dem Compaß, und nahm mit Befriedigung wahr, daß der Wind das Luftschiff nach Nord-Nord-Osten trug.

»Wir haben heute Glück, Alles gelingt uns; noch heute werden wir wahrscheinlich den Tschad-See entdecken,« theilte Fergusson seinen Gefährten mit.

»Hat er eine bedeutende Ausdehnung?« fragte Kennedy.

»Freilich, mein lieber Dick; in seiner größten Länge und Breite mag dieses Wasser immerhin hundertundzwanzig Meilen messen.«

»Es muß ganz amüsant sein, über einem Wasserteppich spazieren zu fahren; das wird ein wenig Abwechslung in unsere Reise bringen.«

»Nun,ich dächte, wir hätten uns nicht zu beklagen; haben wir doch an Abwechslung keinen Mangel, und schreiten unter den bestmöglichen Bedingungen vor.«

»Gewiß, Samuel; von den Entbehrungen in der Nüste abgesehen, hat uns noch keine ernstliche Gefahr bedroht.«

»Unser wackerer Victoria hat sich ganz vorzüglich bewährt. Heute haben wir den 12. Mai; am 18. April sind wir aufgebrochen, folglich sind wir jetzt fünfundzwanzig Tage unterwegs. Noch etwa zehn Tage, und wir können am Ziele angelangt sein.«

»Wo glaubst Du, daß wir eintreffen werden?«

»Ich weiß es nicht, auch kommt nicht viel darauf an.«

»Du hast Recht, Samuel; überlassen wir der Vorsehung die Sorge, den Ballon zu lenken und uns gesund zu erhalten, wie bisher! Wir sehen nicht gerade aus, als hätten wir pestilentialische Länder durchreist.«

»Wir konnten uns über sie erheben, und das haben wir gethan.«

»Es leben die Luftreisen!« jubelte Joe; »hier sind wir nun nach fünfundzwanzig Reise-Tagen, wohlbehalten, gut restaurirt, und trefflich, vielleicht etwas zu sehr, ausgeruht, denn meine Beine fangen an einzuschlafen, und ich würde gern wieder einmal einige dreißig Meilen laufen.«

»Dies Vergnügen kannst Du Dir später in den Straßen von London machen, Joe, aber für jetzt wollen wir uns so viel wie möglich bei einander halten. Wir sind zu dreien gereist, wie Denham, Clapperton und Overweg, und wie später Barth, Richardson und Vogel, aber glücklicher als unsere Vorgänger, befinden wir uns noch alle drei zusammen. Es ist sehr wichtig, daß wir uns nicht trennen; wenn in der Zeit, die einer von uns auf festem Boden verbringt, der Victoria sich, um einer plötzlichen, unvorhergesehenen Gefahr zu entrinnen, in die Lüfte erheben müßte, wer weiß, ob wir uns je wieder zusammenfinden würden? Deshalb hege ich auch immer eine gewisse Sorge, wenn Du, Kennedy, Dich von uns entfernst, um zu jagen. Ich muß gestehen, daß ich das nicht gern habe.«

»Trotzdem wirst Du mir wohl gestatten müssen, dieser Passion auch fernerhin zu fröhnen, Freund Samuel; auch bedürfen unsere Vorräthe einer Erneuerung, und – hast Du mir vor unserer Abreise nicht eine Reihe herrlicher Jagden in Aussicht gestellt? Bis jetzt habe ich noch wenig auf der Bahn eines Anderson und eines Cumming geleistet.«

»Nun, lieber Dick, Dein Gedächtniß scheint in dieser Beziehung äußerst kurz zu sein, oder veranlaßt Dich Bescheidenheit, Deine Heldenthaten so schnell zu vergessen? Meines Wissens hast Du, des niedern Wildes nicht zu gedenken, bereits einer Antilope, einem Elephanten und zwei Löwen den Garaus gemacht.«

»Ach, was will das für einen Jäger in Afrika sagen, an dem alle Thiere der Schöpfung schußgerecht vorüberziehen? Sieh doch, sieh doch dieses Rudel Giraffen!«

»Wie, das sollen Giraffen sein? Sie sind ja kaum faustdick!« rief Joe erstaunt.

»Das scheint Dir so, weil Du tausend Fuß über ihnen bist; in der Nähe würdest Du sehen, daß sie drei Mal höher sind, als Du.«

»Und was sagst Du zu dieser Gazellenherde und zu jenen Straußen, die eben so schnell wie der Wind davonlaufen?« hub Kennedy wieder an.

»Strauße!« höhnte Joe; »Hennen sinds, nichts weiter als Hennen!«

»Können wir ihnen nicht etwas näherkommen, Samuel?«

»Das wohl, aber nicht aussteigen; wozu nützt es auch, diese Thiere, die Dir keinen Nutzen bringen können, zu erlegen? Wenn es sich darum handelte, einen Löwen, eine Tigerkatze oder eine Hyäne zu vertilgen, würde ich Deinen Eifer begreiflich finden; damit wäre ein reißendes Raubthier vernichtet. Aber eine Antilope oder Gazelle ohne andern Zweck als die eitle Befriedigung Deines Jägergelüstes zu tödten, lohnt doch wirklich nicht der Mühe. Wir wollen uns jedoch hundert Fuß vom Erdboden halten, und wenn Du ein wildes Thier siehst, kannst Du ihm zu unserer Unterhaltung eine Kugel ins Herz senden.«

Der Victoria fiel allmälig, hielt sich jedoch noch immer in beruhigender Höhe. In dieser wilden, sehr bevölkerten Gegend mußte man gegen unerwartete Gefahren auf der Hut sein.

Die Reisenden folgten nun geraden Wegs dem Laufe des Shari; die reizenden Ufer dieses Flusses verschwanden unter dem Schatten der mannigfaltigsten Bäume; Lianen und Schlingpflanzen wanden sich überall um die stärkern Stämme und Zweige, und brachten ein wunderbares Gemisch von Laub und Farben hervor. Die Krokodile tummelten sich im Sonnenschein, tauchten mit der Behendigkeit flinker Eidechsen unter das Wasser und landeten spielend an den zahlreichen, grünen Inseln, die den Lauf des Flusses unterbrachen.

So zog in reicher, von üppigem Grün überwucherter Natur der District Maffatay an den Reisenden vorüber, und gegen neun Uhr Morgens erreichten sie endlich das südliche Ufer des Tschad-Sees.

Dies war also das Caspische Meer Afrikas, dessen Existenz so lange Zeit in das Bereich der Fabel verwiesen wurde; dies das Binnenmeer, bis zu welchem nur die Expeditionen Denhams und Barths vorgedrungen waren. Der Doctor versuchte die gegenwärtige Gestaltung des Sees, die sich sehr von der im Jahre 1847 beobachteten Conitguration unterschied, zu fixiren, aber eine Karte von dem Tschad-See zu zeichnen ist eine Unmöglichkeit, da er von schlammigen und fast unübersteiglichen Morästen umgeben ist, in denen Barth einst umzukommen fürchtete. Von einem Jahr zum andern verwandeln sich diese, mit Rohr und Papierstaude bedeckten Sümpfe in Wasser, und vergrößern auf diese Weise den See, oder die, an den Ufern liegenden Städte werden halb versenkt, wie es im Jahre 1856 Ngornu erging; jetzt trieben die Nilpferde und Alligatoren an der nämlichen Stelle ihr plätscherndes Spiel, wo einst die Wohnungen der Bornu gestanden hatten.

Die Sonne goß ihre blendenden Strahlen über die ruhige Fluth, und im Norden schienen Wasser und Feuer an demselben Horizont mit einander zu verschmelzen.

Der Doctor wollte die Beschaffenheit des Wassers, das man lange für salzig gehalten hatte, feststellen, und da man sich ohne Gefahr für die Gondel fast bis auf die Wasserfläche herablassen konnte, näherten sich die Reisenden derselben bis auf etwa fünf Fuß.

Joe ließ nun eine Flasche hinab und zog sie halb gefüllt wieder herauf. Das Wasser aber erwies sich wenig trinkbar, da es einen starken natronartigen Beigeschmack hatte.

Während Fergusson dies Ergebniß seines Versuchs notirte, wurde neben ihm ein Flintenschuß abgefeuert; Kennedy hatte der Versuchung nicht widerstehen können und einem ungeheuren Nilpferd eine Kugel zugesandt; dies jedoch athmete ruhig weiter, und verschwand, nur von dem Geräusche des Schusses verscheucht. Die Spitzkugel des Jägers schien es nicht weiter zu geniren.

»Mit einer Harpune würde man ihm besser beikommen können!« bemerkte der weise Joe.

»Wie meinst Du?«

»Nun, mit einem unserer Anker; das wäre so ein entsprechender Angelhaken für solch Thierchen.«

»Es ist wirklich wahr!« rief Kennedy; »Joe hat wieder einmal einen Gedanken ....«

»Den ich euch bitte, nicht in Ausführung zu bringen!« fiel der Doctor ein; »das Thier würde uns bald dorthin nachschleppen, wohin zu kommen keiner von uns Neigung haben dürfte.«

»Besonders jetzt, wo wir über die Wasserbeschaffenheit des Tschad-Sees im Klaren sind. Kann man denn diesen Fisch essen, Herr Fergusson?«

»Was Du einen Fisch nennst, Joe, ist ganz einfach ein Säugethier von der Gattung der Dickhäuter; sein Fleisch ist übrigens vorzüglich, und bildet einen Haupthandelsgegenstand unter den Völkerschaften, welche die Ufer des Sees bewohnen.«

»Dann bedaure ich sehr, daß Herrn Dicks Flintenschuß keinen bessern Erfolg gehabt hat.«

»Das Thier ist nur am Bauche und zwischen den Schenkeln verwundbar; Dicks Kugel hat es nicht einmal geschrammt. Wenn das Terrain mir günstig erscheint, können wir uns jedoch am nördlichen Ufer des Sees aufhalten, dort wird Kennedy eine wahre Menagerie von Thieren vorfinden und sich nach Belieben schadlos halten können.«

»Nun,« schlug Joe vor, »dann mag Herr Dick nur ein Nilpferd aufs Korn nehmen; ich möchte gar zu gern das Fleisch von diesem Amphibium kosten. Es ist eigentlich nicht natürlich, bis zum Mittelpunkt von Afrika vorgedrungen zu sein, und dabei noch immer von Becassinen nnd Rebhühnern zu leben wie in England.«

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