Frei Lesen: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch

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Washington Irving

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch

Sage von den drei schönen Prinzessinnen

eingestellt: 28.6.2007





In alten Zeiten herrschte ein maurischer König zu Granada, der Mahomed hieß, und dem seine Unterthanen den Beinamen »el Haygari« oder den Linkischen gaben. Einige sagen, man habe ihn so genannt, weil er wirklich seine linke Hand besser zu brauchen verstand, als seine rechte; andere, weil er gewöhnlich alles an dem unrechten Ende angefangen, oder mit andern Worten, alles, womit er sich befaßt, verpfuscht habe. Gewiß ist es, er lebte stets in Trübsal, sey es nun aus Unglück oder Ungeschicklichkeit; dreimal wurde er vom Thron gestoßen, und rettete das eine Mal mit Noth kaum sein Leben, indem er in der Verkleidung eines Fischers nach Afrika floh. Doch war er eben so tapfer, als ungeschickt, und schwang, obgleich linkhändig, seinen Säbel so wacker, daß er sich jedesmal, kraft harten Kampfes, wieder auf den Thron schwang. Statt aber aus dem Unglück Weisheit zu lernen, wurde er halsstarriger, und sein linker Arm in Eigenwille gestärkt. Das öffentliche Unglück, das er so auf sich und sein Königreich brachte, kann man in den arabischen Jahrbüchern Granadas nachlesen; die gegenwärtige Sage hat es nur mit seinem häuslichen Leben zu thun.

Als dieser Mahomed eines Tags mit einer Schaar seiner Höflinge den Fuß des Berges von Elvira entlang ritt, begegnete er einem Reiterhaufen, der von einem Streifzug in das Gebiet der Christen zurückkam. Sie führten einen langen Zug Maulthiere, welche mit Beute und vielen Gefangenen beiderlei Geschlechts beladen waren; unter den letztern fiel dem König ein schönes, reich gekleidetes Fräulein auf, das weinend auf einem kleinen Zelter saß, und der tröstenden Worte einer Duenna, die neben ihr ritt, nicht achtete.

Der von ihrer Schönheit geblendete König erfuhr von dem Anführer der Schaar, sie sey die Tochter des Alcalde einer Grenzveste, welche während des Streifzugs überrumpelt und geplündert worden sey. Mahomed nahm sie als königlichen Antheil an der Beute in Anspruch, und ließ sie in seinen Harem in der Alhambra führen. Hier that man alles Ersinnliche, um ihre Schwermuth zu besänftigen, und der mehr und mehr verliebte König suchte sie zu seiner Gemalin zu machen. Die spanische Maid wieß erst seine Anträge zurück – er war ein Ungläubiger – er war der offene Feind ihres Landes – was noch schlimmer, er war bei Jahren.

Als der König sah, daß seine Bemühungen fruchtlos blieben, beschloß er, die Duenna, welche mit dem Fräulein gefangen genommen worden, für sich zu gewinnen. Sie war von Geburt eine Andalusierin, ihr christlicher Name ist aber vergessen worden, denn in den maurischen Sagen hat sie keinen andern Namen, als den der klugen Kadiga – und klug war sie in der That, wie ihre ganze Geschichte deutlich zeigt. Der maurische König hatte nicht sobald eine kurze geheime Unterredung mit ihr gehabt, so begriff sie auch schon das dringliche seiner Gründe, und unternahm es, seine Sache bei ihrer jungen Herrin zu führen.

»Ei was,« sagte sie, »wozu denn all dieß Weinen und Jammern? ist es nicht besser, die Gebieterin dieses schönen Palastes mit allen seinen Gärten und Brunnen zu seyn, als sich in Eures Vaters alten Grenzthurm einsperren zu lassen? Daß dieser Mahomed ein Ungläubiger ist, was thut dieß zur Sache? Ihr heirathet ihn, nicht seine Religion, und wenn er ein wenig alt zu werden anfängt, so werdet ihr um so eher eine Wittwe und Eure eigne Herrin seyn; in jedem Falle seyd Ihr in seiner Gewalt, und müßt entweder eine Königin oder eine Sclavin seyn. Wenn man in die Hände eines Räubers gefallen ist, so ist es besser, seine Waare um einen guten Preis abzusetzen, als sie sich mit Gewalt abnehmen zu lassen.«

Die Gründe der klugen Kadiga siegten. Die spanische Dame trocknete ihre Thränen, und wurde die Gattin Mahomed des Linkischen; sie bequemte sich sogar, dem Anscheine nach, zu dem Glauben ihres königlichen Gemals; und ihre kluge Duenna bekannte sich alsbald zu den Lehren des Moslemim; in dieser Zeit erhielt letztere den arabischen Namen Kadiga, und die Erlaubniß, die Vertraute der Königin zu bleiben.

Zur gehörigen Zeit wurde der König zu dem stolzen und glücklichen Vater von drei liebenswürdigen Prinzessinnen gemacht, die alle drei zur selben Stunde das Licht der Welt erblickten; er mochte sich wohl Söhne gewünscht haben, tröstete sich aber mit dem Gedanken, daß drei auf einmal geborne Töchter etwas ganz hübsches für einen Mann von Jahren wäre, zumal für einen linkischen.

Wie es bei den moslemitischen Monarchen Sitte ist, berief er bei diesem glücklichen Begebniß seine Astrologen. Sie stellten die Nativität der drei Prinzessinnen, und schüttelten die Köpfe. »Töchter, o König,« sagten sie, »sind immer ein unsicheres Gut; aber diese werden deine Wachsamkeit am meisten vonnöthen haben, wenn sie in das mannbare Alter kommen; zu jener Zeit nimm sie unter deine Schwingen, und vertraue sie keinem andern Schutze.«

Mahomed der Linkische war seinen Höflingen als ein weiser König bekannt, und betrachtete sich gewiß selbst als einen solchen. Die Prophezeihung der Astrologen verursachte ihm nur wenig Unruhe, denn er baute auf seinen Scharfsinn, seine Töchter zu hüten, und das Schicksal zu überlisten.

Die dreifache Geburt war die letzte eheliche Trophäe des Monarchen; seine Gemalin gebar ihm keine Kinder mehr, und starb in wenigen Jahren, ihre jungen Töchter seiner Liebe und der Treue der klugen Kadiga vermachend.

Viele Jahre mußten noch verlaufen, ehe die Prinzessinnen jene Periode der Gefahr – das mannbare Alter – erreichen konnten. »Es ist aber gut, bei Zeiten vorsichtig seyn,« sagte der schlaue König; und sonach beschloß er, sie in dem königlichen Schlosse Salobrenna erziehen zu lassen. Dieß war ein stattlicher Palast, der gewissermaßen wie ein Kern in der Rinde einer mächtigen maurischen Vestung und auf dem Gipfel eines Hügels lag, welcher das mittelländische Meer überblickte. Er war eine königliche Wohnung, in welcher die moslemitischen Monarchen diejenigen ihrer Verwandten, welche ihrer Sicherheit gefährlich schienen, eingesperrt hielten, und ihnen jede Art Wohlleben und Unterhaltung gestatteten, in deren Mitte sie ihr Leben in wollüstiger Trägheit hinbrachten.

Hier blieben die Prinzessinnen, von der Welt abgesondert, aber von Freuden umgeben und von Sklavinnen bedient, welche ihren Wünschen zuvorkamen. Sie hatten zu ihrer Erholung köstliche Gärten, voll der seltensten Blumen und Früchten, mit aromatischen Gebüschen und wohlriechenden Bädern. Von drei Seiten schaute das Schloß auf ein reiches Thal nieder, das mit dem mannichfaltigsten Anbau geziert, und von dem hohen Alpuxarra-Gebirg begrenzt war; auf der andern Seite zeigte es das weite sonnige Meer.

Die Prinzessinnen erwuchsen in dieser köstlichen Wohnung, unter einem glücklichen Klima und einem wolkenlosen Himmel zu wunderbarer Schönheit; allein, obgleich sie alle auf gleiche Weise erzogen wurden, gaben sie doch früh Zeichen einer großen Verschiedenheit des Charakters. Ihre Namen waren Zayda, Zorayda und Zorahayda; und so folgten sie in dem Alter, denn es waren genau drei Minuten zwischen ihrer Geburt.

Zayda, die älteste, war von unerschrocknem Geist, und ging ihren Schwestern in allem voran, wie sie dies schon bei dem Eintritt in die Welt gethan hatte. Sie war neugierig und wissenslustig, und sah gern allen Dingen auf den Grund.

Zorayda hatte ein großes Gefühl für Schönheit, was ohne Zweifel der Grund des Vergnügens war, das sie empfand, wenn sie ihr eigenes Bild in einem Spiegel oder einem Brunnen sah, so wie ihrer Vorliebe für Blumen, Juwelen und andern schönen Putz.

Was Zorahayda, die jüngste betrifft, so war sie sanft und schüchtern und ungemein gefällig, zugleich besaß sie viel hingebende Zärtlichkeit, wie man aus der Menge ihrer Lieblingsblumen und Lieblingsvögel und andern Lieblingsthieren ersah, die sie alle mit der zärtlichsten Sorgfalt pflegte. Auch ihre Unterhaltungen waren freundlicher Art, und es mischte sich ihnen etwas sinniges und träumerisches bei. Sie saß oft stundenlang auf einem Balkon, und sah zu den funkelnden Sternen einer Sommernacht empor, oder auf die See, die der Mond überglänzte, und in solchen Augenblicken reichte das Lied eines Fischers, von dem Strande schwach herauftönend, oder die Töne einer maurischen Flöte aus einer tanzenden Barke, hin, ihre Gefühle bis zur Verzückung zu steigern. Der kleinste Aufruhr der Elemente aber erfüllte sie mit Leidwesen, und ein Donnerschall reichte hin, sie in eine Ohnmacht zu versenken.

Jahre entschwanden in Wonne und Heiterkeit; die kluge Kadiga, der man die Prinzessinnen anvertraut hatte, war ihrer Pflicht treu, und weihte ihnen die unermüdlichste Sorgfalt.

Das Schloß Salobrenna war, wie gesagt, auf eine Anhöhe an der Seeküste gebaut. Eine der äußern Mauern lief an der Seite des Hügels hinab, bis sie einen abschüssigen Felsen erreichte, der über die See hinaushing, mit einem schmalen sandigen Pfad an seinem Fuß, den die spülenden Wogen küßten. Eine kleine Warte auf diesem Felsen war zu einem Pavillon eingerichtet worden, dessen vergitterte Fenster die Seeluft zuließen. Hier pflegten die Prinzessinnen die warmen Stunden des Mittags hinzubringen.

Die neugierige Zayda saß eines Tags an einem der Fenster des Pavillons, während ihre Schwestern, auf Ottomanen ruhend, ihre Siesta hielten. Ihre Aufmerksamkeit war von einer Barke, die mit abgemessenen Ruderschlägen die Küste entlang kam, in Anspruch genommen worden. Als sie näher kam, bemerkte sie, daß sie mit Bewaffneten bemannt war. Das Fahrzeug ankerte an dem Fuße des Thurms; eine Anzahl maurischer Soldaten landete an dem schmalen Gestade; sie führten mehrere christliche Sclaven. Die neugierige Zayda weckte ihre Schwestern, und alle drei lugten vorsichtig durch die dichten Jalousieen des Fensters, welche verhinderten, daß man sie sehen konnte. Unter den Gefangenen waren drei reich gekleidete spanische Ritter. Sie waren in der Blüthe der Jugend und von edlem Ansehen; und die stolze Art ihres Benehmens, trotz der Ketten, mit denen sie beladen und der Feinde, von denen sie umgeben waren, verrieth die Größe ihrer Seelen. Die Prinzessinnen schauten mit hoher athemloser Theilnahme. Da sie bisher in diesem Schlosse mit weiblicher Bedienung eingeschlossen waren, und von dem männlichen Geschlechte nichts gesehen hatten, als schwarze Sclaven oder die rauhen Fischer am Seegestade, kann man sich nicht wundern, daß die Erscheinung von drei edeln Rittern in dem Stolze der Jugend und männlichen Schönheit eine Regung in ihren Herzen hervorbrachte.

»Hat je etwas Edleres die Erde betreten, als jener Ritter in Scharlach?« rief Zayda, die älteste der Schwestern. »Seht wie stolz er sich benimmt, als wären alle die um ihn seine Sclaven!«

»Aber schaut jenen in Grün!« rief Zorayda: »welche Anmuth! welche Zierlichkeit! welche Hoheit!«

Die holde Zorahayda sagte nichts, aber sie gab insgeheim dem Ritter im Grün den Vorzug.

Die Prinzessinnen wandten kein Auge ab, bis die Gefangenen aus dem Gesicht entschwanden; dann verhauchten sie schwere Seufzer, wendeten sich um, blickten einander einen Augenblick an, und setzten sich sinnig und nachdenkend auf ihre Ottomanen.

Die kluge Kadiga fand sie in dieser Lage; sie erzählten ihr, was sie gesehen hatten, und selbst das verwitterte Herz der Duenna erwärmte sich. »Arme Knaben!« rief sie aus: »Ich bürge, das Herz mancher schönen und hochgebornen Dame seufzt in ihrem Heimathlande über ihre Gefangenschaft! Ach, meine Kinder, Ihr könnt Euch kaum denken, welches Leben diese Ritter in ihrer Heimath führen. Welch eine Pracht bei den Tournieren. welche Ergebenheit gegen die Frauen, welches Liebeswerben und Ständchenbringen!«

Die Neugierde Zaydas war vollständig wach; sie war unersättlich in ihren Fragen, und entlockte der Duenna die lebendigsten Gemälde der Scenen ihrer Jugendtage und ihres Heimathlandes. Die schöne Zorayda richtete sich empor, und betrachtete sich schlau in einem Spiegel, als die Rede auf die Reize der spanischen Frauen kam, während Zorahayda bei der Erwähnung der Mondschein-Serenaden einen schweren Seufzer unterdrückte.

Jeden Tag erneuerte die neugierige Zayda ihre Fragen, und jeden Tag wiederholte die kluge Duenna ihre Geschichten, denen ihre schönen Zuhörerinnen mit hoher Theilnahme, obgleich auch unter häufigen Seufzern, lauschten. Die kluge alte Frau fühlte zuletzt doch das Unheil, das sie anzustellen im Begriff war. Sie war daran gewöhnt, der Prinzessinnen nur wie Kinder zu gedenken; sie waren aber unmerklich unter ihren Augen herangereift, und blühten nun vor ihr als drei liebliche Prinzessinnen von mannbarem Alter. Es ist Zeit, dachte die Duenna, dem König Nachricht zu geben.

Mahomed der Linkische saß eines Morgens auf einem Divan in einer der kühlen Hallen der Alhambra, als ein Sclave von der Veste Salobrenna als Bote der weisen Kadiga ankam, welche ihm zu dem Geburtstage seiner Töchter Glück wünschte. Der Sclave reichte ihm zu gleicher Zeit ein schönes Körbchen mit Blumen dar, in denen auf einer Unterlage von Wein- und Feigenlaub ein Pfirsich, eine Aprikose und eine Nectarine lag, mit ihrer Blüthe, ihrem Pflaum und ihrer thauigen Lieblichkeit darauf, und alle in der frühen Zeit verführerischer Reife. Der König war in der morgenländischen Früchte- und Blumensprache erfahren, und errieth sogleich den Sinn dieses bildlichen Geschenkes.

»Also,« sagte er, »ist die bedeutungsvolle Zeit, welche die Astrologen andeuteten, gekommen; meine Töchter sind in einem mannbaren Alter. Was ist zu thun? Sie sind vor den Augen der Männer abgeschlossen; sie sind unter den Augen der klugen Kadiga: – alles sehr gut – doch aber sind sie nicht unter den Augen ihres Vaters, wie durch die Astrologen vorgeschrieben wurde; ich muß sie unter meine Schwingen nehmen, und darf sie keinem andern Schutze vertrauen.«

So sprach er, und befahl, daß ein Thurm in der Alhambra für ihre Aufnahme eingerichtet werden solle, worauf er an der Spitze seiner Wachen nach der Veste Salobrenna abreiste, um sie persönlich nach Hause zu geleiten.

Gegen drei Jahre waren vergangen, seit Mahomed seine Töchter gesehen hatte, und er konnte seinen Augen kaum trauen, als er die wunderbare Veränderung gewahrte, welche dieser kurze Zeitraum in ihrem Aeußern hervorgebracht hatte. Sie hatte in diesem Zwischenraume die wundervolle Grenze im weiblichen Leben überschritten, welche das wilde, ungezähmte und gedankenlose Mädchen von dem blühenden, erröthenden, nachdenkenden Weibe trennt. Es ist, wie wenn man aus den flachen, schaalen, langweiligen Ebenen der Mancha in die üppigen Thäler und schwellenden Hügel Andalusiens übergeht.

Zayda war groß und schön gebildet, und hatte eine stolze Haltung und ein durchdringendes Auge. Sie trat mit gemessenem und entschiedenem Schritte ein, und machte Mahomed eine tiefe Verbeugung, ihn mehr als ihren Fürst, denn als ihren Vater behandelnd. Zorayda war von mittlerem Wuchse mit einem bezaubernden Blick und leichter Haltung, und einer glänzenden Schönheit, welche durch den Beistand des Putztisches noch erhöht wurde. Mit einem Lächeln näherte sie sich ihrem Vater, küßte ihm die Hand, und grüßte ihn mit mehreren Strophen aus einem beliebten arabischen Dichter, was dem König große Freude machte. Zorahayda war scheu und schüchtern, kleiner als ihre Schwestern, und besaß eine Schönheit jener zarten, bittenden Art, die Liebe und Schutz sucht. Sie war wenig geeignet zu befehlen, wie ihre ältere Schwester, oder zu blenden, wie die zweite; sie war eher geschaffen, sich an die Brust männlicher Liebe zu schmiegen, sich darin festzusetzen, und glücklich zu werden. Mit schüchternem und fast wankendem Schritt trat sie an ihren Vater heran, und würde seine Hand gefaßt haben, um sie zu küssen, wenn sie nicht in sein Antlitz emporgesehen hätte; da sie bemerkte, daß ein väterliches Lächeln darauf glänzte, machte sich die Zärtlichkeit ihres Wesens Luft, und sie warf sich an seine Brust.

Mahomed der Linkische sah auf seine Töchter mit einem Gemisch von Stolz und Verlegenheit; denn während er über ihre Reize entzückt war, gedachte er der Prophezeihung der Astrologen. »Drei Töchter! drei Töchter!« murmelte er wiederholt für sich: »und alle in mannbarem Alter! das sind verführerische Hesperiden-Früchte, welche die Wache eines Drachen fordern.«

Er schickte sich zur Rückkehr nach Granada an, und wandte Herolde vor sich her, mit dem Befehl, niemand auf dem Weg, welchen er nehme, weilen, und bei dem Herannahen der Prinzessinnen alle Thüren und Fenster schließen zu lassen. Als dieß bestellt, brach er unter dem Geleite einer Schaar schwarzer Reiter von scheußlichem Anblick, und in glänzende Rüstungen gehüllt, auf.

Die Prinzessinnen ritten, sorgfältig verschleiert auf weißen Zeltern mit sammtnen Schabraken, welche mit Gold besetzt waren und auf dem Boden schleiften, neben dem König; die Gebisse und Steigbügel waren von Gold, und die seidnen Zügel mit Perlen und Edelsteinen geschmückt. Die Zelter waren mit kleinen Silberglocken behängt, welche, während sie zierlich dahinschritten, das harmonischeste Klingeln hören ließen. Wehe aber dem unglücklichen Wichte, welcher auf dem Weg zauderte, wenn er das Klingeln dieser Glöckchen hörte! – Die Wachen hatten Befehl, ihn ohne Gnade niederzuhauen.

Der Reiterzug näherte sich Granada, als er an den Ufern des Flusses Xenil eine kleine Schaar mauerischer Soldaten, welche Gefangene führten, einholte. Es war für die Soldaten zu spät, aus dem Wege zu gehen; sie warfen sich daher mit ihren Gesichtern auf die Erde, und befahlen ihren Gefangenen, ein Gleiches zu thun. Unter den Gefangenen waren dieselben drei Ritter, welche die Prinzessinnen vom Pavillon aus gesehen hatten. Sie hatten den Befehl entweder nicht verstanden, oder waren zu stolz, um ihm zu gehorchen, und blieben stehen, und betrachteten den Reiterzug, der sich näherte.

Der Zorn des Monarchen entbrannte bei diesem auffallenden Trotz gegen seine Befehle. Er zog seinen Säbel, sprengte vorwärts, und war im Begriff, einen linkhändigen Streich zu führen, der wenigstens einem der Schauenden tödtlich werden konnte, als die Prinzessinnen sich um ihn drängten, und um Gnade für die Gefangenen baten; selbst die furchtsame Zorahayda vergaß ihre Scheue, und wurde beredt zu ihren Gunsten. Aufgehobenen Säbels hielt Mahomed ein, als der Führer der Wachen sich ihm zu Füssen warf. »Deine Majestät,« sagte er, »lasse sich zu keiner That verleiten, welche in dem ganzen Königreich große Aergerniß erregen könnte. Du siehst drei tapfere und edle spanische Ritter vor dir, welche, wie Löwen fechtend, im Kampf gefangen wurden; sie sind von hoher Geburt, und können ein großes Lösegeld einbringen.« – »Genug!« sagte der König, »ich werde ihr Leben schonen, aber ihre Kühnheit bestrafen; – setzt sie in den rothen Thurm, und gebt ihnen schwere Arbeit.«

Mahomed machte einen seiner gewöhnlichen linkischen Streiche. In dem Tumult und der Erregung dieses stürmischen Auftritts waren die Schleier der drei Prinzessinnen zurückgefallen, und der Glanz ihrer Schönheit enthüllt worden; und durch die Verlängerung der Verhandlung hatte diese Schönheit Zeit gewonnen, ihre volle Wirkung zu thun. In jener Zeit verliebten sich die Leute viel schneller als jetzt, wie die alten Geschichten darthun; man darf sich daher nicht wundern, daß die Herzen der drei Ritter vollkommen gefesselt wurden, besonders da sich die Dankbarkeit zu ihrer Bewunderung gesellte; es ist jedoch etwas wunderbar, obschon darum nicht minder gewiß, daß jeder von ihnen in eine andere Schönheit verliebt war. Was die Prinzessinnen betrifft, so waren sie mehr denn je über die edle Haltung der Gefangenen erstaunt, und pflegten in ihren Herzen alles liebevoll, was sie von ihrer Tapferkeit und edlem Geblüt gehört hatten.

Die Reiter setzten ihren Weg fort; die drei Prinzessinnen ritten nachdenklich auf ihren klingelnden Zeltern entlang, und warfen zuweilen einen verstohlenen Blick zurück nach den christlichen Gefangenen, und die letztern wurden in ihr angewiesenes Gefängniß im rothen Thurm gebracht.

Die für die Prinzessinnen eingerichtete Wohnung war eine der zierlichsten, die man sich denken kann. Sie war in einem Thurm, etwas abgesondert von dem Hauptpalaste der Alhambra, obgleich durch die Hauptmauer, welche den ganzen Gipfel des Hügels umgab, mit ihm verbunden. Auf der einen Seite überschaute man hier das Innere der Veste, und blickte an dem Fuße des Thurms auf einen kleinen mit den seltensten Blumen geschmückten Garten. Auf der andern Seite hatte man die Aussicht auf eine tiefe belaubte Schlucht, welche das Gebiet der Alhambra von dem des Generalife trennte. Das Innere des Thurms war in kleine feenhafte Gemächer getheilt, welche schön in dem leichten arabischen Style ausgeschmückt waren, und einen hohen Saal umgaben, dessen gewölbte Decke fast bis zum Gipfel des Thurms emporstieg. Die Wände und das Getäfel des Saals waren mit Arabesken und erhabener Arbeit, von Gold und glänzenden Farben funkelnd, geziert. In der Mitte des Marmorbodens war ein Alabasterbrunnen, der ringsum mit aromatischem Gesträuch und Blumen besetzt war, und einen Wasserstrahl emporsandte, welcher das ganze Gebäude kühlte, und einen lieblich sanften Ton verbreitete. Um den Saal hingen Käfige von Gold und Silberdraht, in welchen Singvögel von dem schönsten Gefieder so wie der süßesten Stimme waren.

Da die Prinzessinnen als stets fröhlich geschildert worden waren, so lange sie das Schloß Salobrenna bewohnten, so erwartete der König, sie entzückt von der Alhambra zu sehen. Zu seiner Verwunderung aber fingen sie an, sich zu grämen, und melancholisch und unzufrieden mit allem um sie her zu werden. Die Blumen gaben ihnen keinen Duft, der Gesang der Nachtigal störte ihre Nachtruhe, und der Alabasterbrunnen mit seinem ewigen Getropf und Geplätscher, von Morgen bis zur Nacht und von der Nacht bis zum Morgen, brachte sie um alle Geduld.

Der König, der etwas mürrischer und tyrannischer Natur war, nahm dies anfangs sehr ungnädig auf; allein er bedachte, daß seine Töchter ein Alter erreicht hätten, wo der weibliche Geist sich ausdehnt, und seine Wünsche sich vermehren. »Sie sind keine Kinder mehr,« sagte er zu sich selbst: »sie sind Jungfrauen geworden, und verlangen passende Gegenstände, welche sie anziehen.« Er ließ demnach alle Schneider, alle Juweliere, alle Gold- und Silberarbeiter in dem ganzen Zacatin von Granada in Anspruch nehmen, und die Prinzessinnen wurden mit Kleidern von Seide und Goldstoff und Brokat, und Kasimir-Shawls und Halsbändern von Perlen und Diamanten, und Ringen und Spangen und Armbändern und allen Arten von kostbaren Dingen überschüttet.

Allein es half alles nichts; die Prinzessinnen blieben blaß und schmachtend inmitten ihres Putzes, und sahen aus, wie drei verdorrende Rosenknospen, die an einem Stengel schmachten. Der König wußte nicht, was er thun sollte. Er hatte im Allgemeinen ein lobenswerthes Vertrauen in sein eigenes Urtheil, und nahm nie Rath an. Die Launen und Einfälle drei mannbarer Töchter aber reichten hin, sagte er, den schlauesten Kopf zu verwirren. So nahm er zum ersten Mal in seinem Leben Rath zu Hülfe.

Die Person, an welche er sich wandte, war die erfahrne Duenna.

»Kadiga,« sagte der König, »ich weiß, du bist eine der klügsten Frauen der Welt, so wie eine der treuesten; aus diesen Gründen habe ich dich immer um meine Töchter gelassen. Väter können nicht zu genau zusehen, wem sie ein solches Vertrauen schenken; ich wünschte jetzt, daß du die geheime Krankheit ausfindig machtest, welche an den Prinzessinnen zehrt, und daß du auf Mittel sinnst, sie der Gesundheit und Freude zurückzugeben.«

Kadiga versprach unbedingten Gehorsam. In der That wußte sie mehr von der Krankheit der Prinzessinnen, als diese selbst. Sie schloß sich jedoch mit ihnen ein, und bemühte sich, in ihr Vertrauen sich einzuschmeicheln.

»Meine liebe Kinder,« sagte sie: »warum seyd ihr so betrübt und niedergeschlagen, an einem so schönen Orte, wo ihr alles habt, was das Herz wünschen kann?«

Die Prinzessinnen schauten gedankenlos im Zimmer umher und seufzten.

»Was wollt ihr denn mehr haben? Soll ich euch den wundervollen Papagei verschaffen, der alle Sprachen spricht und das Vergnügen von Granada ist?«

»Abscheulich!« rief Prinzessin Zayda: »ein häßlicher, kreischender Vogel, der Worte ohne Gedanken schnattert; man müßte hirnlos seyn, solch eine Pest zu ertragen.«

»Soll ich nach einem Affen vom Felsen Gibraltars schicken, um euch durch seine Schwänke zu zerstreuen?«

»Ein Affe, pfui!« rief Zorayda: »der abscheuliche Nachahmer des Menschen. Ich hasse das widerliche Thier.«

»Was sagt ihr zu dem berühmten schwarzen Sänger Casem, aus dem königlichen Harem von Marocco? Er soll eine Stimme haben, so schön, wie die eines Weibes.«

»Mich erschreckt der Anblick dieser schwarzen Sclaven,« sagte die zarte Zorahayda. »überdies habe ich alle Freude an der Musik verloren.«

»Ach, mein Kind, ihr würdet nicht so sprechen,« sagte die alte Frau listig, »wenn ihr die Musik hörtet, die ich die letzte Nacht von den drei spanischen Rittern, denen wir auf unserer Reise begegneten, gehört hättet. Aber Himmel, Kinder, was gibt es denn, daß ihr so erröthet und in solche Glut gerathet?«

»Nichts, nichts, gute Mutter; bitte, fahre fort.«

»Gut; als ich gestern Abend an dem rothen Thurm vorbei kam, sah ich die drei Ritter, die nach ihrer Tagesarbeit ausruhten. Der eine spielte auf der Guitarre – so schön! und die andern sangen abwechselnd, und zwar so, daß selbst die Wachen wie Statüen oder bezauberte Männer aussahen. Allah verzeihe mir. Ich konnte nicht umhin, mich gerührt zu fühlen, als ich die Lieder meines Heimathlandes hörte. Und dann – drei so edle und schöne Jünglinge in Ketten und Sclaverei zu sehen!«

Hier konnte die gutmüthige alte Frau sich der Thränen nicht erwehren.

»Vielleicht könntest du es einrichten, Mutter, daß wir diese drei Ritter sehen,« sagte Zayda.

»Ich glaube,« sagte Zorayda, »ein wenig Musik könnte uns ziemlich erheitern.«

Die schüchterne Zorahayda sagte nichts, aber sie schlang ihren Arm um Kadigas Hals.

»Allah sey mit mir!« rief die kluge alte Frau: »was sagt ihr da, meine Kinder? Euer Vater ließ uns alle umbringen, wenn er so etwas hörte. Gewiß, diese Ritter sind sichtlich wohlerzogene und hochherzige Jünglinge; allein was hilft es? sie sind die Feinde unseres Glaubens und ihr dürft nicht einmal ohne Abscheu an sie denken.«

Es ist eine bewundernswürdige Kühnheit in der weiblichen Willenskraft, besonders wenn sie mannbaren Alters sind, welche weder durch Gefahr noch durch Verbote eingeschüchtert wird. Die Prinzessinnen umringten ihre alte Duenna, und liebkoseten sie und baten und schworen, eine abschlägige Antwort würde ihre Herzen brechen.

Was konnte sie thun? Sie war ohne Frage die klügste alte Frau in der ganzen Welt und eine der treuesten Dienerinnen des Königs; aber konnte sie die Herzen von drei schönen Prinzessinnen brechen sehen, wegen des bloßen Geklimpers einer Guitarre? Ueberdies war sie, obgleich sie nun so lange unter den Mauren war und nach dem Beispiel ihrer Gebieterin als treue Geleiterin ihren Glauben geändert hatte, eine geborene Spanierin und trug die Sehnsucht nach dem Christenthum in ihrem Herzen. So sah sie sich um, wie die Wünsche der Prinzessinnen zu befriedigen wären.

Die christlichen Gefangenen, die in dem rothen Thurme wohnten, standen unter der Aufsicht eines dickbärtigen, breitschultrigen Renegaten, Hussein Baba genannt, der in dem Rufe stand, die kitzlichste Hand zu haben. Sie begab sich heimlich zu ihm, ließ ein großes Goldstück in seine Hand gleiten und sagte: »Hussein Baba, meine Herrinnen, die Prinzessinnen, welche in dem Thurme eingeschlossen sind und aller Unterhaltung entbehren, haben von den musikalischen Talenten der drei spanischen Ritter gehört und möchten gern eine Probe ihrer Geschicklichkeit hören. Ich bin überzeugt, du bist zu gutherzig, um ihnen eine so unschuldige Freude zu versagen.«

»Wie? damit mein Kopf über dem Thore meines eigenen Thurmes grinzt? denn das wäre der Lohn, wenn es der König entdeckte.«

»Keine Gefahr der Art droht; die Sache läßt sich so einleiten, daß die Laune der Prinzessinnen befriedigt werden kann, ohne daß ihr Vater deshalb klüger wird. Du kennst die tiefe Schlucht außerhalb der Mauer, die unmittelbar unter dem Thurme hinzieht. Laß dort die drei Christen arbeiten und in ihren Ruhestunden laß sie spielen und singen, als wär es zu ihrer eignen Unterhaltung. Dadurch werden die Prinzessinnen im Stande seyn, sie von den Fenstern des Thurmes zu hören und du darfst überzeugt seyn, daß sie die Gefälligkeit reichlich belohnen.«

Als die gute alte Frau ihre Anrede schloß, drückte sie freundlich die rauhe Hand des Renegaten und ließ ein zweites Goldstück darin zurück.

Ihre Beredsamkeit war unwiderstehlich. Schon am nächsten Tag mußten die drei Ritter in der Schlucht arbeiten. Während der Mittagshitze saßen sie, während ihre Unglücksgefährten in dem Schatten schliefen und die Wache schlaftrunken auf ihrem Posten nickte, unter dem Laubwerk am Fuße des Thurmes und sangen einen spanischen Rundgesang zur Begleitung der Guitarre.

Das Thälchen war tief, der Thurm war hoch, aber ihre Stimmen erhoben sich vernehmlich in der Stille des Sommernachmittags. Die Prinzessinnen lauschten von ihrem Balkon; ihre Duenna hatte sie die spanische Sprache gelehrt und die Zärtlichkeit des Liedes rührte sie. Allein die kluge Kadiga war schrecklich betroffen. »Allah bewahre uns!« rief sie: »sie singen ein Liebesliedchen, das an euch gerichtet ist. Hat je ein Sterblicher solch eine Kühnheit gehört? Ich will zu dem Sclavenaufseher eilen und ihnen eine tüchtige Bastonade auswirken.«

»Wie? die Bastonade solchen edeln Rittern und deshalb, weil sie so lieblich singen?« die drei Prinzessinnen schauderten bei diesem Gedanken. Bei allem ihrem tugendhaften Zorne war die gute alte Frau sehr versöhnlichen Charakters und leicht zu besänftigen. Außerdem schien die Musik einen wohlthuenden Einfluß auf ihre junge Herrinnen gehabt zu haben. Eine rosige Glut färbte bereits ihre Wangen und ihre Augen fingen an zu funkeln. Sie machte daher keine ferneren Einwendungen gegen das Liebeslied der Ritter.

Als es vollendet war, blieben die Prinzessinnen eine Zeitlang stumm; endlich nahm Zorayda eine Laute auf und sang mit süßer, obgleich schwacher und bebender Stimme ein kleines arabisches Lied, dessen Refrain lautete: »die Rose ist unter ihren Blättern versteckt, aber sie lauscht mit Vergnügen dem Gesang der Nachtigal.«

Von dieser Zeit an arbeiteten die Ritter fast täglich in dem Abhang. Der gewissenhafte Hussein Baba wurde immer nachsichtiger und schlief täglich lieber auf seinem Posten. Eine Zeitlang wurde eine Art Verkehr durch beliebte Gesänge und Romanzen unterhalten, welche sich gewissermaßen auf einander bezogen und die Gefühle der Betheiligten aussprachen. Allmählig zeigten sich die Prinzessinnen auf dem Balkon, wenn sie dies thun konnten, ohne von den Wachen bemerkt zu werden. Sie unterhielten sich auch mit den Rittern durch Blumen, mit deren bildlicher Sprache sie wechselseitig bekannt waren: die Schwierigkeiten ihres Verkehres erhöhte dessen Reiz und stärkte die Leidenschaft, die so seltsam entstanden war; denn die Liebe kämpft gern mit Schwierigkeiten und gedeiht am besten auf dem ärmlichsten Boden.

Die durch diesen geheimen Verkehr bewirkte Veränderung in den Blicken und dem Geiste der Prinzessinnen überraschte und erfreute den linkischen König; niemand aber war stolzer als die kluge Kadiga, die alles ihrer geschickten Anordnung zuschreiben zu dürfen glaubte.

Endlich wurde diese telegraphische Korrespondenz unterbrochen: mehrere Tage hindurch ließen sich die Ritter nicht mehr in der Schlucht sehen. Die drei schönen Prinzessinnen sahen fruchtlos aus ihrem Thurme. Fruchtlos neigten sie ihre schwanengleichen Hälse über den Balkon; fruchtlos sangen sie wie gefangene Nachtigallen aus ihren Käfigen: nichts war von ihren christlichen Liebhabern zu sehen; nicht ein Laut antwortete aus dem Laubwerk. Die kluge Kadiga eilte nach Kundschaft aus und kam bald mit einem unruhevollen Gesichte zurück. »Ach, meine Kinder,« sagte sie, »ich sah, wohin dies alles führen würde; allein ihr wolltet euern Willen haben; ihr könnt nun eure Lauten an den Weiden aufhängen. Die spanischen Ritter sind von ihren Familien losgekauft worden; sie sind drunten zu Granada und rüsten sich zur Rückkehr in ihre Heimath.«

Diese Nachricht setzte die drei schönen Prinzessinnen in Verzweiflung. Die schöne Zayda war erzürnt über diese ihnen angethane Geringschätzung, indem sie so ohne ein Abschiedswort verlassen worden. Zorayda rang ihre Hände und weinte, und blickte in den Spiegel und wischte sich die Thränen weg und weinte von neuem. Die holde Zorahayda lehnte sich auf den Balkon und weinte schweigend, und ihre Thränen fielen Tropfen um Tropfen in die Blumen des Abhangs, auf dem die treulosen Ritter so oft gesessen.

Die kluge Kadiga that alles, was sie konnte, um ihren Kummer zu mildern. »Tröstet euch, meine Kinder,« sagte sie: »dies ist nichts, wenn ihr daran gewöhnt seyd. Es geht in der Welt nicht anders. Ach, wenn ihr so alt seyn werdet, wie ich, werdet ihr schon den Werth dieser Männer kennen. Ich steh euch dafür, diese Ritter haben ihre Geliebten unter den Schönheiten Cordovas und Sevillas und werden bald unter ihren Balkons Nachtständchen bringen, und nicht mehr an die maurischen Schönheiten in der Alhambra denken. Tröstet euch deshalb, meine Kinder, und verbannt sie aus euern Herzen.«

Die ermunternden Worte der klugen Kadiga verdoppelten nur den Schmerz der drei Prinzessinnen, und zwei Tage lang waren sie untröstlich. Am Morgen des dritten trat die gute alte Frau in ihr Gemach, ganz außer sich vor Unwillen.

»Wer hätte sterblichen Menschen eine solche Frechheit zugetraut!« rief sie, sobald sie Worte finden konnte, um ihre Gefühle auszudrücken: »aber dies ist die Strafe, daß ich zur Täuschung eures würdigen Vaters die Hand lieh. Sprecht mir nicht mehr von euren spanischen Rittern.«

»Ei, was hat es gegeben, gute Kadiga?« riefen die Prinzessinnen in athemloser Angst.

»Was es gegeben hat? – Verrath hat es gegeben; oder was fast eben so schlimm ist, Verrath ist mir zugemuthet worden, mir, der redlichsten aller Unterthanen, der treuesten aller Duennas. Ja, meine Kinder, die spanischen Ritter haben es gewagt, mich gewinnen zu wollen, euch zu überreden, mit ihnen nach Cordova zu flüchten und ihre Frauen zu werden.«

Hier bedeckte die treffliche alte Frau ihr Gesicht mit ihren Händen und gab dem heftigen Ausbruch des Kummers und Unwillens Raum. Die drei schönen Prinzessinnen wurden roth und blaß, und blaß und roth, und zitterten und blickten zu Boden und sahen scheu einander an, aber sie sagten nichts. Mittlerweile saß die alte Frau da und wiegte sich vorwärts in wilder Bewegung und brach dann und wann in den Ausruf aus: »daß ich eine solche Beleidigung erleben mußte – ich, die treueste der Dienerinnen!«

Endlich näherte sich ihr die älteste Prinzessin, die den meisten Muth hatte und immer voran war, legte die Hand auf ihre Schulter und sagte: »Nun, Mutter, angenommen, wir wären gesonnen, mit diesen christlichen Rittern zu fliehen – ist so etwas unmöglich?«

Die gute alte Frau ließ plötzlich von ihrem Gram und blickte auf. »Möglich!« wiederholte sie: »gewiß möglich ist es. Haben die Ritter nicht bereits Hussein Baba, den Renegaten und Anführer der Wache bestochen und den ganzen Plan gemacht? Aber dann – nur zu denken, euren Vater zu hintergehen? Euren Vater, der so viel Vertrauen in mich setzte.« Hier gab die würdige Frau einem neuen Ausbruch des Kummers Raum, wiegte sich wieder vorwärts und rückwärts und rang die Hände.

»Aber unser Vater hat nie Vertrauen in uns gesetzt,« sagte die älteste Prinzessin, »sondern hat uns Riegeln und Schlössern vertraut und als Gefangene behandelt.«

»Nun, das ist sehr wahr,« erwiederte die alte Frau, sich wieder ihrem Grame entschlagend: »er hat euch freilich unvernünftig behandelt, daß er euch hier einschloß, die Blüthe eures Lebens in einem langweiligen alten Thurm zu vergeuden, wie Rosen, die man in einem Blumentopf verwelken läßt. Aber dann – aus eurem Geburtsland zu fliehen!«

»Und ist das Land, in das wir fliehen, nicht das Geburtsland unsrer Mutter, wo wir in Freiheit leben werden? Und wird nicht jede von uns, statt eines strengen alten Vaters, einen jungen Gatten haben?«

»Nun, auch das ist alles wahr; und euer Vater, ich muß es gestehen, ist etwas tyrannisch; aber dann – wieder in ihren Kummer verfallend – »wollt ihr mich zurücklassen, um seiner Rache zuerst blos gestellt zu seyn?«

»Keineswegs, meine gute Kadiga! kannst du nicht mit uns fliehen?«

»Sehr wahr, mein Kind; und, die Wahrheit zu sagen, als ich die Sache mit Hussein Baba besprach, gab er mir sein Wort, für mich zu sorgen, wenn ich euch auf eurer Flucht begleiten wollte: aber dann überlegt es, Kinder, wollt ihr dem Glauben eures Vaters entsagen?«

»Der christliche Glaube war der ursprüngliche Glaube unserer Mutter,« sagte die älteste Prinzessin, »ich bin bereit, ihn anzunehmen, und gewiß, meine Schwestern auch.«

»Abermals recht!« rief die alte Frau, sich erheiternd: »er war der ursprüngliche Glaube eurer Mutter und bitterlich hat sie es an ihrem Todbette beklagt, daß sie ihm entsagt hatte. Da versprach ich ihr, für eure Seelen zu sorgen und freue mich zu sehen, daß ihr auf dem rechten Wege des Heils seyd. Ja, meine Kinder, auch ich bin eine geborne Christin, bin eine Christin im Herzen geblieben und fest entschlossen, zu dem Glauben zurückzukehren. Ich habe von der Sache mit Hussein Baba gesprochen, der von Geburt ein Spanier ist und von einem Orte herstammt, der nicht weit von meiner Vaterstadt liegt. Auch er ist begierig, seine Heimath wiederzusehen und sich mit der Kirche zu versöhnen; und die Ritter haben versprochen, für uns, wenn wir geneigt wären, nach der Rückkehr in das Vaterland uns zu verehelichen, anständig zu sorgen.«

Mit einem Worte, es zeigte sich, daß diese äußerst kluge und vorsichtige alte Frau mit den Rittern und dem Renegaten Rath gepflogen und den ganzen Plan der Flucht verabredet hatte. Die älteste Prinzessin stimmte ihm sogleich bei, und ihr Beispiel bestimmte, wie gewöhnlich, den Entschluß ihrer Schwestern. Es ist wahr, die jüngste zauderte, denn sie war zart und schüchtern und es bekämpften sich in ihrem Herzen kindliches Gefühl und jugendliche Leidenschaft: die letztere aber trug, wie gewöhnlich, den Sieg davon und mit stummen Thränen und erstickten Seufzern bereitete sie sich zur Flucht.

Der schroffe Hügel, auf welchem die Alhambra gebaut ist, hatte in alten Zeiten eine Menge unterirrdischer Gänge, die durch die Felsen gehauen waren, und aus der Veste zu verschiedenen Theilen der Stadt und zu fernen Ausfallspforten an den Ufern des Darro und des Xenil führten. Sie waren zu verschiedenen Zeiten von den maurischen Königen als Mittel zur Flucht bei plötzlichen Empörungen, oder als geheime Ausgänge bei Privat-Unternehmungen gebaut worden. Viele von ihnen sind jetzt kürzlich eingestürzt, während andere theils mit Schutt bedeckt, theils vermauert sind – Denkmäler der eifersüchtigen Vorsicht und der Kriegslist der maurischen Regierung. Durch eine dieser Gänge hatte Hussein Baba es unternommen, die Prinzessinnen zu einer Ausfallspforte jenseits der Mauer der Stadt zu führen, wo die Ritter mit schnellen Rossen bereit seyn sollten, um die ganze Gesellschaft über die Grenze zu bringen.

Die anberaumte Nacht kam; der Thurm der Prinzessinnen wurde, wie gewöhnlich, verschlossen und die Alhambra war in tiefen Schlaf begraben. Gegen Mitternacht lauschte die kluge Kadiga von dem Balkon eines Fensters, das in den Garten ging. Hussein Baba, der Renegat, war bereits unten und gab das verabredete Zeichen. Die Duenna befestigte das Ende einer Strickleiter an dem Balkon, ließ es in den Garten und stieg hinab. Die zwei Prinzessinnen folgten ihr klopfenden Herzens; als aber die Reihe an die jüngste Prinzessin, Zorahayda, kam, zauderte und bebte diese. Mehrere Male wagte sie es, den zarten kleinen Fuß auf die Leiter zu setzen und eben so oft zog sie ihn zurück, während ihr armes kleines Herz mehr und mehr zitterte, je länger sie zögerte. Sie warf einen kummervollen Blick zurück in das seidene Gemach; sie hatte darin freilich gelebt, wie ein Vogel in seinem Käfig; aber innerhalb desselben war sie sicher: wer konnte ihr sagen, welche Gefahren ihr drohten, wenn sie in die weite Welt hinaus flatterte? Dann aber dachte sie an ihren edlen christlichen Geliebten und ihr kleiner Fuß war augenblicklich auf der Leiter; und plötzlich fiel ihr der Vater ein und sie bebte zurück. Aber vergeblich ist der Versuch, den Kampf in der Brust eines Wesens zu schildern, das so jung und zärtlich und liebend, aber so schüchtern und so unbekannt mit der Welt war.

Umsonst das Bitten der Schwestern, das Schelten der Duenna, das Fluchen des Renegaten unter dem Balkon, die holde kleine maurische Maid stand ungewiß und schwankend an dem Rande der Entweichung, von der Süße der Sünde gelockt, aber durch ihre Gefahren geschreckt.

Jeder Augenblick vermehrte die Gefahr der Entdeckung. Ein ferner Tritt wurde gehört. »Die Wachen machen die Runde,« rief der Renegat, »wenn wir zaudern, sind wir verloren. Prinzessin, steigt alsbald nieder oder wir lassen euch zurück.«

Zorahayda war einen Augenblick in furchtbarer Erregung; dann machte sie mit verzweifeltem Entschluß die Strickleiter los und warf sie vom Balkon.

»Es ist entschieden!« rief sie: »die Flucht ist mir jetzt unmöglich. Allah geleite und segne euch, meine theuren Schwestern.«

Den zwei ältesten Prinzessinnen war der Gedanke, sie zurückzulassen, peinvoll und sie hätten gern gezögert, aber die Wache kam näher; der Renegat war wüthend und sie wurden in aller Eile fort zu dem unterirdischen Gang gebracht. Sie tappten durch ein schauderhaftes Labyrinth, welches durch das Herz des Felsen gehauen war und erreichten glücklich und unentdeckt ein eisernes Thor, das sich außerhalb der Mauern öffnete. Hier empfingen sie die spanischen Ritter, als maurische Soldaten verkleidet, und von dem Renegaten angeführt.

Zorahaydas Anbeter war außer sich, als er hörte, daß sie sich geweigert habe, den Thurm zu verlassen; allein es war keine Zeit mit Klagen zu verlieren. Die zwei Prinzessinnen nahmen ihre Sitze hinter ihren Liebhabern ein, die kluge Kadiga stieg hinter dem Renegaten auf und alle ritten in raschem Schritt nach der Richtung des Passes von Lope hin, der durch die Gebirge nach Cordova führt.

Sie waren noch nicht weit, als sie das Lärmen von Trommeln und Trompeten von den Zinnen der Alhambra hörten.

»Unsere Flucht ist entdeckt,« sagte der Renegat.

»Wir haben schnelle Rosse, die Nacht ist dunkel und wir können jeder Verfolgung zuvorkommen,« erwiederten die Ritter.

Sie gaben ihren Pferden die Sporen und flogen durch die Vega, Sie kamen an den Fuß des Elvira-Berges, der wie ein Vorgebirg in die Ebene hereinragt. Der Renegat hielt an und lauschte. »Bis jetzt,« sagte er, »ist uns noch keiner auf der Spur; wir werden die Gebirge glücklich erreichen.« Während er sprach, stieg auf der Zinne des Wartthurms der Alhambra ein blasses Feuer in einer lichten Flamme auf.

»Verderben!« rief der Renegat: »dieses Feuer wird alle Wachen der Pässe in Bewegung setzen. Fort! fort! Spornt wie toll – es ist keine Zeit zu verlieren.«

Sie stürzten fort – der Schall der Hufe ihrer Pferde hallte von Fels zu Fels wieder, als sie den Pfad entlang flogen, der an dem Felsberg von Elvira hinzieht. Während sie dahin sprengten, sahen sie, daß das blasse Feuer der Alhambra in allen Richtungen beantwortet ward; Licht auf Licht entflammte auf den Atalayas oder Wartthürmen der Berge.

»Vorwärts, vorwärts!« rief der Renegat unter manchem Fluch: »zur Brücke, ehe das Lärmzeichen dort gesehen wird.«

Sie kamen um den Vorsprung der Berge und sahen die berühmte Puente del Pinos, die einen wilden, oft von Christen- und Mosleminen-Blut gefärbten Fluß kreuzt. Zu ihrem Schrecken flammte der Thurm an der Brücke von Lichtern und glänzte von bewaffneten Leuten. Der Renegat hielt sein Pferd an, erhob sich in den Steigbügeln und schaute einen Augenblick umher, dann winkte er den Rittern, verließ den Weg, ritt eine Zeitlang den Fluß entlang und stürzte dann in seine Wellen. Die Ritter mahnten die Prinzessinnen, sich an ihnen festzuhalten, und folgten dem Renegaten. Der rasche Strom riß sie eine Strecke abwärts und die Wogen brüllten um sie; allein die schönen Prinzessinnen hielten sich an ihren christlichen Rittern fest und ließen nie eine Klage hören. Die Ritter erreichten glücklich das jenseitige Ufer und wurden von dem Renegaten auf rauhen und unbesuchten Wegen, und wilde Barrancos durch das Herz des Gebirgs geführt, so daß alle gewöhnlichen Pässe umgangen wurden. Mit einem Worte, es gelang ihnen, die alte Stadt Cordova zu erreichen, wo ihre Rückkehr in die Heimath und zu den Freunden mit großen Lustbarkeiten gefeiert wurde, denn sie gehörten zu den edelsten Familien. Die schönen Prinzessinnen wurden alsbald in den Schoos der Kirche aufgenommen und nachdem sie in der gebührenden Form Bekennerinnen des Christenthums geworden waren, wurden sie zu glücklichen Frauen gemacht.

In unserer Eile, die Flucht der Prinzessinnen durch den Strom und die Berge hinan zu schildern, vergaßen wir des Looses der klugen Kadiga zu gedenken. Sie hatte sich bei dem Fluge durch die Vega wie eine Katze an Hussein Baba geklammert, bei jedem Satze laut schreiend und dem bärtigen Renegaten manchen Fluch entlockend; als er sich aber anschickte, in den Fluß zu stürzen, kannte ihre Angst keine Grenzen. »Klammre dich fest an mich,« rief Hussein Baba: »halte dich an meinem Gürtel und bange nicht.« Sie hielt sich mit beiden Händen an dem ledernen Gürtel fest, welcher den breitrückigen Renegaten umschloß; als er aber mit den Rittern auf dem Berggipfel anhielt, um Luft zu schöpfen, war die Duenna nicht mehr zu sehen.

»Was ist aus Kadiga geworden,« riefen die Prinzessinnen bestürzt.

»Allah allein weiß es!« erwiederte der Renegat. »mein Gürtel ging inmitten des Flusses los und Kadiga wurde mit ihm stromabwärts gerissen. Der Wille Allahs geschehe! Aber es war ein gestickter Gürtel und von hohem Werthe.«

Es war keine Zeit mit vergeblichem Bedauern zu verlieren; doch beweinten die Prinzessinnen den Verlust ihrer klugen Rathgeberin bitterlich. Diese treffliche alte Frau verlor jedoch nicht mehr als die Hälfte ihrer neun Leben: ein Fischer, der etwas weiter stromabwärts seine Netze einzog, brachte sie aufs Land und war über seinen wunderbaren Fischfang nicht wenig erstaunt. Die Sage erzählt nicht, was ferner aus der klugen Kadiga geworden; gewiß ist es, daß sie ihre Klugheit dadurch beurkundete, daß sie sich nie wieder in das Bereich Mahomeds des Türkischen wagte.

Fast eben so wenig weiß man von dem Verhalten dieses scharfsinnigen Königs, als er die Flucht seiner Töchter und den Betrug entdeckte, den ihm die treueste der Dienerinnen gespielt hatte. Es war das einzige Mal, daß er Jemand um Rath gefragt hatte, und man hörte später nie wieder, daß er sich einer ähnlichen Schwäche schuldig gemacht hätte. Er war jedoch sehr besorgt, die ihm bleibende Tochter, die keine Neigung zum Entweichen hatte, zu bewachen: man glaubt freilich, sie habe es heimlich bereut, zurückgeblieben zu seyn; man sah sie dann und wann sich auf die Zinnen des Thurmes lehnen und traurig auf das Gebirg in der Richtung von Cordova schauen; und manchmal hörte man die Töne ihrer Laute klagende Lieder begleiten, in welchen sie, wie man sagte, den Verlust ihrer Schwestern und ihres Geliebten beklagte und ihr einsames Leben beweinte. Sie starb jung und wurde, dem allgemeinen Gerücht zufolge, in einem Gewölbe unter dem Thurm begraben und ihr früher Tod gab Veranlassung zu mehr als einer märchenhaften Sage.

< Der Thurm der Prinzessinnen
Besucher der Alhambra >



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