Wilhelm Raabe
Die Leute aus dem Walde
Unter dem Schutt und der Asche – unter den Trümmern!
eingestellt: 5.7.2007
Drei vor allen andern Unglückliche hatte der Funke gemacht, welcher in der Fabrik von Semmelroth und Kompanie in einem toten Aschenhaufen geschlafen hatte, welcher erwacht und gewachsen war, welcher sich gereckt und gedehnt und in seine feurigen Umarmungen so vieles hineingezogen hatte. Die drei vorzugsweise zu Bedauernden waren der reiche Bankier Wienand, der alte Schreiner Johannes Tellering und – Fräulein Aurora Pogge aus Nummer zwölf in der Musikantengasse.
In verschiedener Weise litten sie, aber alle litten schrecklich; in verschiedener Weise trugen alle das schreckliche, aber ertragen mußten sie es.
Das Feuer ließ dem Bankier viel mehr, als die meisten Menschen jemals besessen haben und besitzen werden; aber es nahm ihm auch unendlich viel; es entriß ihm den besten Teil seines Ichs, seine Energie, die Spannkraft von Körper und Geist, in welcher allein für den Unglücklichen die Hoffnung künftiger Erfolge liegt. Man sprach viel in der
Stadt über dieses phänomenartige Zusammenbrechen eines so eisernen Charakters; die Ärzte machten es zum Thema mancher wissenschaftlichen Untersuchung; und es ist sogar später in ihren Zeitschriften davon die Rede gewesen. Der Sanitätsrat Pfingsten als Hausarzt des Kranken wollte lange nicht an solche Möglichkeit glauben und hielt den Zustand für eine momentane, vorübergehende Erschöpfung durch Schreck, körperliche Aufregung und Überanstrengung. Es war aber kein momentaner Zustand; – es
blieb mit dem Bankier fürs erste, wie es war, – er war ein geschlagener Mann. Mit lächelnder Miene wäre, wie schon gesagt, der Bankier jedem vorherberechneten Unglücksfall entgegengetreten; das Unvorhergesehene traf ihn mit vollster Wucht, ohne daß er einen Schild zur Abwehr bereiten und vorhalten konnte. Tief sollte diese kluge, klare Stirn in den Staub gedrückt werden.
Die ersten Tage nach der Feuersbrunst hatte der unglückliche Mann mit seiner Tochter in der Wohnung seiner
alten Freundin, des Freifräuleins von Poppen, zugebracht; und wieder einmal zeigte sich die alte Dame als seine treueste Helferin in der Not. Sie konnte freilich dieses Mal nicht viel helfen; ihre Ermahnungen, ihre Vorstellungen, ihre Vorwürfe prallten an der krankhaften Apathie des Bankiers wie an einem Panzer ab; und es sollte noch schlimmer kommen mit ihm. Vergeblich mühten sich auch die andern Freunde, die Geschäftsgenossen des berühmten Geldmannes, ihm das Leben wieder von einer bessern
Seite zu zeigen, ihm die geretteten Fonds, den unerschütterten Kredit in die Erinnerung zu rufen. Der Kranke hörte ihnen stumpfsinnig lächelnd zu, schüttelte den Kopf und fing wieder an, an den Fingern zu zählen und das Einmaleins herzusagen. Stundenlang konnte er so sitzen und in einen Winkel starren, teilnahmlos für alles, was um ihn vorging: teilnahmlos für die Bekannten, die Kollegen von der Börse, teilnahmlos für die alte Juliane, teilnahmlos sogar für seine Tochter, die arme, bleiche,
weinende Helene. Man griff zu einem neuen Mittel. Man mietete ihm in der Kronenstraße eine Wohnung – dem Hause der Baronin von Poppen gegenüber – man richtete ihm daselbst ein elegantes Geschäftszimmer ein; – er weinte, als man ihm seine Firma auf dem blanken Messingschild an der Tür zeigte; er setzte sich vor das große leere Hauptbuch, welches man ihm auf den Arbeitstisch gelegt hatte, stützte das Haupt mit den Händen und weinte – weinte bitterlich. Es sollte aber noch
viel schlimmer kommen; die Verwirrung seines Geistes hatte noch lange nicht den höchsten Grad erreicht; die fixe Idee, daß er sich und seine Tochter nicht mehr ernähren könne, daß er den Hungertod sterben müsse, griff immer mehr in seinem kranken Hirn Platz und zeigte sich auf die seltsamste, traurigste und verschiedenartigste Weise. Wir werden leider damit noch mehr zu tun haben und brechen hier ab, um den Leser zu dem zweiten Ort des Schmerzes zu führen. –
Dunkel war der Hof
von Nummer zwölf in der Musikantengasse, noch dunkler fast die niedere Wohnung, deren Fenster auf den engen Raum gingen, wo einem der Hut vom Kopfe fiel, wenn man nach dem Stückchen blauen Himmels über den Dächern sehen wollte. Aber wie viel Sonnenschein hatten die guten Menschen, welche hier wohnten, in diese dämmerigen Räume hineingetragen! Diese dunkeln Wände hatten oft heller geglänzt als königliche Säle voll unzähliger Wachskerzen. Da war ein Winkel hinter dem Ofen, ein Winkel, in welchem
ein uralter Lehnstuhl stand, und Winkel und Lehnstuhl hatten einen Schein von sich gegeben, mit dem nichts zu vergleichen war. Jeder Gegenstand in der Wohnstube, der Werkstatt, den Kammern, der Küche hatte sein eignes Leuchten gehabt; echtester, wahrster Goldglanz hatte den Hammer, den Topf, den Kessel umspielt, Fluten von Licht hatte der ärmliche Spiegel über das Gesichtchen Luise Tellerings gegossen; – nun sollte alles erlöschen, alles in die tiefste Finsternis versinken. Wie die Hand
der Frau Anna das verdunkelnde Tuch über den Käfig des Kanarienvogels hing, damit der kleine fröhliche Sänger den kranken Meister nicht auch noch störe im qualvollen Fieberschlummer, so warf das Geschick den schwarzen Schleier über das ganze arme Hauswesen.
Mit gesträubten Federn und eingezogenem Köpfchen saß der Vogel auf der Stange und wunderte sich über die lange Nacht, welche gar kein Ende nehmen wollte, und ebenso verstört, verschüchtert, aber viel schmerzensreicher saßen Mutter
und Kinder der Familie Tellering um das Lager des unsäglich leidenden Hausvaters. Verstummt waren die hellen Stimmen; der kleine Vogel sang nicht mehr, Ludwig sang nicht mehr, Luise sang nicht mehr. Der alte Mann erduldete die größten körperlichen Schmerzen, welche es gibt, die Qualen, die das Feuer dem menschlichen Leibe zufügt, und die treueste Pflege konnte diese Pein nicht im mindesten lindern, so wenig, wie die Kunst des Sanitätsrats Pfingsten es vermochte. Nur Mannesmut konnte hier helfen,
und mit dem Mut des Mannes trug Johannes Tellering, was ihm auferlegt worden war.
Gewöhnlich erdulden die niedern Klassen körperliche Leiden und Anstrengungen gewisser Art mit weniger Ausdauer als die höhern, da ihnen das moralische Gegengewicht fehlt; aber hier war das nicht der Fall. Mit eiserner Kraft wehrte sich der verstümmelte Greis gegen seine Schmerzen, und nur selten verkündete ein leises Stöhnen den Seinigen, was er litt. Sie wußten es aber darum doch; denn sie kannten den
Mann, den Vater; und die alte Frau rief mehr als einmal, die Hände ringend:
»Schrei doch! Schrei dich doch aus, Johannes! Es lindert – schrei dich aus. O Gott, Gott, beiße die Zähne nicht so zusammen!«
Aber Johannes Tellering schrie nicht; er lächelte sogar und ächzte: »Gute Alte – noch nicht! Vielleicht später!«
Er hatte das Augenlicht verloren; aber hinter den geschlossenen wunden Lidern tanzten noch immer die blutigen Flammen, in welche er geblickt
hatte, ehe er unter dem niederstürzenden Balken die Besinnung verlor. Alles trug der alte Held standhaft, das vollständige Gegenbild zum Bankier Wienand.
Mit einem Teile der Hausgenossenschaft von Nummer zwölf wurde die wackere Familie durch das Unglück, welches sie betroffen hatte, noch fester verknüpft. Zu allen Tageszeiten sprachen der Polizeischreiber Fiebiger und sein Robert in der Hofwohnung vor, und der Schreiber war auf seine Weise ein unbezahlbarer Trostbringer am
Krankenlager; seine Gegenwart half der Familie, half dem Leidenden über manche trostlose Augenblicke hinweg. Von noch größerem Wert war aber für den Meister Tellering die Gegenwart des Sternsehers Ulex, der von seinem Giebel niederstieg und halbe Tage lang neben dem Bett des Meisters saß. Der Gelehrte und der Handwerker verstanden sich vortrefflich; – ein großes Stück Phantasie steckt im Volk und in der Philosophie, und damit bewegen beide alles, was sie erfassen. Zu den höchsten Höhen des
Reichs der Geister vermag die ungeschulte Phantasie des Volks sich zu erheben: nieder zu den Kindern und Einfältigen kann die echte Philosophie steigen; sie stehen ja doch beide vor denselben unlösbaren Fragen – Immanuel Kant, der Königsberger Professor, wie Jakob Böhme, der Görlitzer Schuster. Mit dem armen Meister Johannes hob sich der dichterische Denker über die Finsternis und den gewaltigen Schmerz empor zu jenen Regionen, in welchen es keine Finsternis und keine Schmerzen gibt. In
den Momenten verhältnismäßiger Ruhe, welche dem Verwundeten zuteil wurden, erzählte der Gelehrte dem Handwerker von jenen philosophischen Helden der klassischen Welt, welche den Schmerz durch Willenskraft gebändigt, welche Armut, Sklaverei, den furchtbarsten Tod mit stoischem Gleichmut ertragen hatten. Der Mann der harten Arbeit begriff vollständig, wenn Ulex von jenem Theramenes sprach, welcher den Giftbecher lächelnd leerte und dabei sagte: dies sei dem schönen Kritias – seinem
Hauptankläger – zugetrunken. Wie fest faßte Johannes Tellering die Hand des Sternsehers, als dieser vom Sokrates erzählte, wie der sich gegen die Richter wandte, nachdem er sein Todesurteil vernommen hatte: »Wohlan denn, wir gehen nun jeder seines Weges; ihr an eure fernern Geschäfte, ich zum Sterben; aber die unsterblichen Götter wissen, wem das Beste zuteil geworden ist!«
»Es ist ein großes Drängen in der Welt«, sagte der Sternseher, »was uns nicht gewaltig stößt und quetscht,
das zupft uns wenigstens. Wann gehen wir den Weg, den wir gehen wollen? In der Jugend achten wir nicht darauf. Solange das Blut frisch durch die Adern rinnt, folgen wir dem Zuge des Blutes; aber nachher...!? Drei Cherubim, drei Engel des Todes, gibt es, Schaddai, Uriel und Adonai, vor ihnen müssen alle Engel des Lebens, alle Seraphim, die glänzenden Flügel zusammenfalten; aber auch die Todesengel stehen nicht am Ende der Dinge: über allen Göttern sitzt Gott. Wer ist glücklich? Es war einmal ein
großer Feldherr und zugleich ein tugendhafter Mann in einer verderbten Zeit, Phokion hieß er und war aus der Stadt Athen in Griechenland; – niemand hatte gesehen, daß er weinte, niemand hatte gesehen, daß er lachte; man behauptete, der Mann sei glücklich. Noch einen andern hats gegeben, der wollte mit den Göttern um die Glückseligkeit streiten, vorausgesetzt, daß er Wasser und Brot hätte – man hat ihn später viel verlästert, er war sehr gut und sehr weise, Epikuros hieß er. Lieber
Meister Johannes, der Himmel ist uns in jedem Augenblick, an jedem Orte gleich nah und gleich fern; – der rechte Mann berührt ihn auch in der dunkelsten Stunde mit der Hand, und keine Erdenmacht ist imstande, ihm das kleinste Stück davon zu entreißen. – Es gibt soviel Trost in der Welt, Meister, und ein nicht gering anzuschlagender liegt in folgendem, welches vor fast zweitausend Jahren gesagt wurde.«
Der Sternseher zog das Encheiridion des Epiktet aus der Tasche,
blätterte einen Augenblick drin und paraphrasierte dann dem Kranken das dreiundzwanzigste Stück:
»Bedenke immer, das Leben sei dir gegeben, wie dem Schauspieler eine Rolle im Drama vom Dichter gegeben wird. Spiele sie ab, wie sie der große Poet geschaffen hat – kurz, wenn sie kurz, lang, wenn sie lang ist. Wenn dir die Rolle eines Bettlers gegeben wurde, so agiere sie, so trefflich du irgend vermagst, ebenso, wenn du mit der Rolle eines Kranken, eines Mannes der Schmerzen
bedacht wurdest. Der Fürst muß den Fürsten spielen, der Plebejer den Plebejer. O Mitbruder auf der Bühne dieser Welt, unsere Sache ists, die übergebenen Rollen gut darzustellen; ein anderer, Höherer, Mächtigerer, der große Dramaturg des Universums, teilt sie aus. O lieber Meister Johannes, es bekommt ein jeder den rechten Teil am gewaltigen Drama, und für jeden fällt einmal der Vorhang. Dann gibt ein jeder zurück, was ihm zur Ausführung seiner Rolle gegeben war, der König den Purpurmantel und
die goldene Krone, der Bettler den Bettelsack und den weißen Stab; den schweren Sack der Schmerzen wirft der Kranke und Elende in den Winkel, und wer seinen Teil am Stück gut gemacht hat, der –«
»Wird Ruhe haben!« sagte der alte Handwerksmann mit seiner gewöhnlichen Stimme, die nur ein wenig bewegter als gewöhnlich klang. »Ja, Herr, ich danke Ihnen aus dem Grunde meines Herzens für die Mühe, die Sie sich mit mir geben. Aber glauben Sie auch fest, es müßte wunderlich zugehen und
noch viel schlimmer kommen, wenn ich nicht über dies alte Knochengerüst Herr bliebe. s ist mir nur um meine Alte, die Luise und den Jungen, die quälen sich mehr als ich. Ich kann ihre Gesichter nicht sehen; aber ich weiß es, ich fühle es an ihren zitternden Händen, ich merke es an ihrem Atem. O Herr, ich habe doch eine recht schwere Rolle zu spielen.«
»Nicht die schwerste, Meister«, sagte der Sternseher. »Gedenkt an den Mann, in dessen brennendem Hause Euch dieses Unheil betroffen
hat, denkt an den Bankier Wienand.«
Der Kranke ließ die erhobene Hand schwer herabsinken:
»Es ist wahr. Gelobt sei Gott, daß das nicht auf mich gefallen ist. Wenn ich daran denke, so murre ich nicht mehr. O, Herr Ulex, und das war doch solch ein starker, solch ein kluger Mann; – was sind wir in dieser Welt?«
»Da war im siebzehnten Jahrhundert in Kopenhagen an der deutschen Pfarrkirche zu Sankt Peter ein alter Pastor, Johann Lassenius, der sagt in einem
Buche: Ich weiß nicht, ob ich das Leben mehr ein sterbendes Leben oder einen lebendigen Tod nennen soll!« antwortete der Sternseher. »Ach, Meister Johannes, die Menschen, welche uns am meisten aus einem Guß zu sein scheinen, die brechen oft am leichtesten.«
»Ganz recht, Heinrich«, rief der Polizeischreiber, der, vom Bureau kommend, sogleich in die Kammer des Schreiners guckte. »Solche alte gesprungene und wieder genietete, gekittete, mit Draht umwundene Töpfe halten am längsten, das
weiß jede Hausfrau. Meister Tellering, wir sind alle drei solche desolate Töpfe; haltet nur den Kopf, ich hätte beinahe gesagt den Deckel, in die Höhe; es kann noch manche Suppe in uns zum allgemeinen Besten gekocht werden.«
Der Kranke schüttelte den Kopf und sagte leise:
»Ich für mein Teil glaube es nicht; mit mir ists aus, und kein Kitten und Löten wird mehr helfen.«
»Ärgert mich nicht, Tellering«, brummte der Schreiber. »Man hat doch schon Ärger genug in
diesem Jammertal.«
Den Glauben an Wiedererlangung der Gesundheit konnte keiner der Freunde dem Schreiner wiedergeben; er fühlte zu gut und sicher, daß ein so gebrochener, zuckender Körper, wie der seinige, den Kampf nicht allzu lange mit Schaddai, Uriel und Adonai, den Todesgewaltigen, aushalten werde. Und eines Abends rief er, nachdem er Frau und Tochter fortgeschickt hatte, damit sie »einmal frische Luft schnappten«, seinen Sohn dicht an sein Lager und faßte seine Hand:
»Höre, mein Junge, ich habe dir etwas zu sagen, was die Weiber noch nicht zu hören brauchen. Manchen Sarg haben wir zusammen angefertigt, und du hast längst das unbehagliche Gefühl überwunden, welches dich beim ersten an den Nackenhaaren packte. Lieber Junge, wir haben manchem Fremden, aber auch mehr als einem Nachbar und guten Freunde das letzte Haus gezimmert; bei dem, welches du jetzt bauen sollst, werde ich dir nicht helfen können; aber es muß doch fertig werden. Es stehen drei gute Bohlen
in der Werkstatt neben meiner Hobelbank; du hast mich oft gefragt, weshalb wir sie nicht verarbeiteten. Jetzt will ich dirs sagen: Die drei Bretter sind für mich – es sind wackere Bretter ohne Äste und Würmer, und sie haben mir schon manchen guten Dienst im Leben erwiesen und mich von mancher Dummheit abgebracht. Sie geben einen so schönen hohlen Klang, und wenn man mit der Faust daran schlägt, kann man dabei sich allerlei denken. Oft, wenn mich der Zorn überkommen wollte oder der Neid
oder die Unlust, wenn ich zu viel Arbeit hatte oder zu wenig, hab ich daran geklopft und mir das Meinige gedacht. Sie werden grad reichen zu meiner Länge – fünf Fuß drei Viertel. Mach dich daran, Ludwig; aber – das Heulen laß unterwegs, und zu überarbeiten brauchst du dich auch nicht; so sehr drängts nicht; der schwarze Kasten, den wir zimmerten in der Nacht, als uns die kleine Marie zum Bahnhof holte, mußte schneller fertig werden.«
»O Vater, lieber Vater!« schluchzte der
junge Handwerker, die zitternde Hand des Alten mit heißen Tränen benetzend.
»Du bist immer ein guter Sohn gewesen, Ludwig. Ich kanns dir jetzt wohl sagen, du bist meine Freude und mein Stolz. Gott wird dir auch noch alles Glück, was du brauchst im Leben, geben, und die kleine Marie wirst du auch wiederfinden; – aber deine Mutter und deine Schwester darfst du nie verlassen. Stelle dir auch drei solche Bretter in den Winkel und schlag stellenweise mit der Faust darauf – es
ist ein Klang, der tief in die Seele geht. Da kommt die Alte schon wieder; – ruhig Blut, Mann, wisch die Tränen ab; die Weiber werden sonst wunder denken, was wir miteinander vorgehabt haben.«
Mit ganz fröhlicher Stimme rief der tapfere Greis der Frau Anna und der jetzt so bleichen Luise entgegen und verkündete ihnen, wie er sich augenblicklich recht wohl fühle. Die alte Frau küßte die blinden Augen ihres Ehemannes und dankte dem Himmel für den guten Mut, den ihr Johannes hatte.
Luise aber suchte fragend das Gesicht des Bruders, und dieser war lange nicht genug Meister in der Verstellungskunst, um ihr alles zu verbergen, was seine Seele bewegte.
Wir haben gesagt, die Feuersbrunst habe drei vor allen Unglückliche gemacht; zwei derselben haben wir dem Leser gezeigt; von dem dritten Unglück dürfen wir in diesem Kapitel nicht sprechen; es gehört nicht zu denen, vor welchen man den Hut abnimmt oder vor welchen man wenigstens scheu zur Seite tritt; es geht mehr auf
dem Sokkus als auf dem Kothurn einher.
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