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William Shakespeare

Julius Cäsar

Vierter Aufzug

eingestellt: 5.6.2007




Erste Szene

Rom. Ein Zimmer des Antonius

Antonius, Octavius und Lepidus, an einem Tische sitzend

Antonius.
Die müssen also sterben, deren Namen
Hier angezeichnet stehn.

Octavius.
Auch Euer Bruder
Muß sterben, Lepidus. Ihr willigt drein?

Lepidus.
Ich willge drein.

Octavius.
Zeichn ihn, Antonius.

Lepidus.
Mit dem Beding, daß Publius nicht lebe,
Der Eurer Schwester Sohn ist, Mark Anton.

Antonius.
Er lebe nicht; sieh her, ein Strich verdammt ihn.
Doch Lepidus, geht Ihr zu Cäsars Haus,
Bringt uns sein Testament; wir wollen sehn,
Was an Vermächtnissen sich kürzen läßt.

Lepidus.
Wie? Soll ich hier euch finden?

Octavius.
Hier oder auf dem Kapitol. (Lepidus ab.)

Antonius.
Dies ist ein schwacher, unbrauchbarer Mensch,
Zum Botenlaufen nur geschickt. Verdient er,
Wenn man die dreibenannte Welt verteilt,
Daß er als dritter Mann sein Teil empfange?

Octavius.
Ihr glaubtet es und hörtet auf sein Wort,
Wen man im schwarzen Rate unsrer Acht
Zum Tode zeichnen sollte.

Antonius.
Octavius, ich sah mehr Tag als Ihr.
Ob wir auf diesen Mann schon Ehren häufen,
Um manche Last des Leumunds abzuwälzen,
Er trägt sie doch nur wie der Esel Gold,
Der unter dem Geschäfte stöhnt und schwitzt,
Geführt, getrieben, wie den Weg wir weisen;
Und hat er unsern Schatz, wohin wir wollen,
Gebracht, dann nehmen wir die Last ihm ab
Und lassen ihn als ledgen Esel laufen,
Daß er die Ohren schütteln mög und grasen
Auf offner Weide.

Octavius.
Tut, was Euch beliebt;
Doch ist er ein geprüfter, wackrer Krieger.

Antonius.
Das ist mein Pferd ja auch, Octavius,
Dafür bestimm ich ihm sein Maß von Futter.
Ists ein Geschöpf nicht, das ich lehre fechten,
Umwenden, halten, grade vorwärts rennen,
Des körperliches Tun mein Geist regiert?
In manchem Sinn ist Lepidus nichts weiter:
Man muß ihn erst abrichten, lenken, mahnen;
Ein Mensch von dürftgem Geiste, der sich nährt
Von Gegenständen, Künsten, Nachahmungen,
Die, alt und schon von andern abgenutzt,
Erst seine Mode werden. Sprecht nicht anders
Von ihm als einem Werkzeug nur. - Und nun,
Octavius, vernehmet große Dinge:
Brutus und Cassius werben Völker an,
Wir müssen ihnen stracks die Spitze bieten;
Drum laßt die Bundsgenossen uns versammeln,
Die Freunde sichern, alle Macht aufbieten;
Und laßt zu Rat uns sitzen alsobald,
Wie man am besten Heimliches entdeckt
Und offnen Fährlichkeiten sicher trotzt.

Octavius.
Das laßt uns tun; denn uns wird aufgelauert,
Und viele Feinde bellen um uns her;
Und manche, so da lächeln, fürcht ich, tragen
Im Herzen tausend Unheil. (Beide ab.)




Zweite Szene

Vor Brutus Zelte im Lager nahe bei Sardes

Trommeln werden gerührt. Brutus, Lucilius, Lucius und Soldaten treten auf. Pindarus und Titinius kommen ihnen entgegen

Brutus.
Halt!

Lucilius.
He! Gebt das Wort und haltet.

Brutus.
Was gibts, Lucilius? Ist Cassius nahe?

Lucilius.
Er ist nicht weit, und hier kommt Pindarus,
Im Namen seines Herrn Euch zu begrüßen.

(Pindarus überreicht dem Brutus einen Brief.)

Brutus.
Sein Gruß ist freundlich. Wißt, daß Euer Herr,
Von selbst verändert oder schlecht beraten,
Mir gültgen Grund gegeben, ungeschehn
Geschehenes zu wünschen. Aber ist er
Hier in der Näh, so wird er mir genugtun.

Pindarus.
Ich zweifle nicht, voll Ehr und Würdigkeit
Wird, wie er ist, mein edler Herr erscheinen.

Brutus.
Wir zweifeln nicht an ihm. - Ein Wort, Lucilius:
Laßt mich erfahren, wie er Euch empfing.

Lucilius.
Mit Höflichkeit und Ehrbezeugung gnug,
Doch nicht mit so vertrauter Herzlichkeit,
Nicht mit so freiem, freundlichem Gespräch,
Als er vordem wohl pflegte.

Brutus.
Du beschreibst,
Wie warme Freund erkalten. Merke stets
Lucilius, wenn Lieb erkrankt und schwindet,
Nimmt sie gezwungne Höflichkeiten an.
Einfältge, schlichte Treu weiß nichts von Künsten;
Doch Gleisner sind wie Pferde, heiß im Anlauf:
Sie prangen schön mit einem Schein von Kraft;
Doch sollen sie den blutgen Sporn erdulden,
So sinkt ihr Stolz, und falschen Mähren gleich
Erliegen sie der Prüfung. - Naht sein Heer?

Lucilius.
Sie wollten Nachtquartier in Sardes halten.
Der größte Teil, die ganze Reiterei
Kommt mit dem Cassius.

(Ein Marsch hinter der Szene.)

Brutus.
Horch! Er ist schon da.
Rückt langsam ihm entgegen.

Cassius tritt auf mit Soldaten.

Cassius.
Halt!

Brutus.
Halt! Gebt das Befehlswort weiter.

(Hinter der Szene: Halt! - Halt! - Halt!)

Cassius.
Ihr tatet mir zu nah, mein edler Brutus.

Brutus.
Ihr Götter, richtet! Tu ich meinen Feinden
Zu nah? und sollt ichs meinem Bruder tun?

Cassius.
Brutus, dies Euer würdiges Benehmen
Deckt Unrecht zu, und wenn Ihr es begeht -

Brutus.
Seid ruhig, Cassius! bringet leise vor,
Was für Beschwerd Ihr habt. - Ich kenn Euch wohl.
Im Angesicht der beiden Heere hier,
Die nichts von uns als Liebe sehen sollten,
Laßt uns nicht hadern. Heißt hinweg sie ziehn;
Führt Eure Klagen dann in meinem Zelt;
Ich will Gehör Euch geben.

Cassius.
Pindarus,
Heißt unsre Obersten ein wenig weiter
Von diesem Platz hinweg die Scharen führen.

Brutus.
Tut Ihr das auch, Lucilius. Laßt niemand,
Solang die Unterredung dauert, ein.
Laßt Lucius und Titinius Wache stehn. (Alle ab.)




Dritte Szene

Im Zelte des Brutus

Lucius und Titinius in einiger Entfernung davon. Brutus und Cassius treten auf

Cassius.
Eur Unrecht gegen mich erhellet hieraus:
Ihr habt den Lucius Pella hart verdammt,
Weil er bestochen worden von den Sardern;
Mein Brief, worin ich mich für ihn verwandt,
Weil ich ihn kenne, ward für nichts geachtet.

Brutus.
Ihr tatet Euch zu nah, in solchem Fall zu schreiben.

Cassius.
In solcher Zeit, wie diese, ziemt es nicht,
Daß jeder kleine Fehl bekrittelt werde.

Brutus.
Laßt mich Euch sagen, Cassius, daß Ihr selbst
Verschrien seid, weil Ihr hohle Hände macht,
Weil Ihr an Unverdiente Eure Ämter
Verkauft und feilschet.

Cassius.
Mach ich hohle Hände?
Ihr wißt wohl, Ihr seid Brutus, der dies sagt,
Sonst, bei den Göttern! wär dies Wort Eur letztes.

Brutus.
Des Cassius Name adelt die Bestechung,
Darum verbirgt die Züchtigung ihr Haupt.

Cassius.
Die Züchtigung!

Brutus.
Denkt an den März, denkt an des Märzen Idus!
Hat um das Recht der große Julius nicht
Geblutet? Welcher Bube legt an ihn
Die Hand wohl, schwang den Stahl, und nicht ums Recht?
Wie? Soll nun einer derer, die den ersten
Von allen Männern dieser Welt erschlugen,
Bloß, weil er Räuber schützte: sollen wir
Mit schnöden Gaben unsre Hand besudeln?
Und unser Würden weiten Kreis verkaufen
Für soviel Plunders, als man etwa greift?
Ein Hund sein lieber und den Mond anbellen,
Als solch ein Römer!

Cassius.
Brutus, reizt mich nicht!
Ich wills nicht dulden. Ihr vergeßt Euch selbst,
Wenn Ihr mich so umzäunt; ich bin ein Krieger,
Erfahrner, älter, fähiger als Ihr,
Bedingungen zu machen.

Brutus.
Redet nur, -
Ihr seid es doch nicht, Cassius.

Cassius.
Ich bins.

Brutus.
Ich sag, Ihr seid es nicht.

Cassius.
Drängt mich nicht mehr, ich werde mich vergessen;
Gedenkt an Euer Heil, reizt mich nicht länger.

Brutus.
Geht, leichtgesinnter Mann!

Cassius.
Ists möglich?

Brutus.
Hört mich an, denn ich will reden.
Muß ich mich Eurer jähen Hitze fügen?
Muß ich erschrecken, wenn ein Toller starrt?

Cassius.
Ihr Götter! Götter! muß ich all dies dulden?

Brutus.
All dies? Noch mehr! Ergrimmt, bis es Euch birst,
Das stolze Herz. Geht, zeiget Euren Sklaven,
Wie rasch zum Zorn Ihr seid, und macht sie zittern.
Muß ich beiseit mich drücken? muß den Hof
Euch machen? Muß ich dastehn und mich krümmen
Vor Eurer krausen Laune? Bei den Göttern!
Ihr sollt hinunterwürgen Euren Gift,
Und wenn Ihr börstet; denn von heute an
Dient Ihr zum Scherz, ja zum Gelächter mir,
Wenn Ihr Euch so gebärdet.

Cassius.
Dahin kams?

Brutus.
Ihr sagt, daß Ihr ein beßrer Krieger seid:
Beweist es denn, macht Euer Prahlen wahr.
Es soll mir lieb sein; denn, was mich betrifft,
Ich werde gern von edlen Männern lernen.

Cassius.
Ihr tut zu nah, durchaus zu nah mir, Brutus.
Ich sagt, ein ältrer Krieger, nicht ein beßrer.
Sagt ich, ein beßrer?

Brutus.
Und hättet Ihrs gesagt, mir gilt es gleich.

Cassius.
Mir hätte Cäsar das nicht bieten dürfen.

Brutus.
O schweigt! Ihr durftet ihn auch nicht so reizen.

Cassius.
Ich durfte nicht?

Brutus.
Nein.

Cassius.
Wie? Durft ihn nicht reizen?

Brutus.
Ihr durftet es für Euer Leben nicht.

Cassius.
Wagt nicht zuviel auf meine Liebe hin,
Ich möchte tun, was mich nachher gereute.

Brutus.
Ihr habt getan, was Euch gereuen sollte.
Eur Drohn hat keine Schrecken, Cassius;
Denn ich bin so bewehrt durch Redlichkeit,
Daß es vorbeizieht wie der leere Wind,
Der nichts mir gilt. Ich sandte hin zu Euch
Um eine Summe Golds, die Ihr mir abschlugt.
Ich kann kein Geld durch schnöde Mittel heben.
Beim Himmel! lieber prägt ich ja mein Herz
Und tröpfelte mein Blut für Drachmen aus
Als daß ich aus der Bauern harten Händen
Die jämmerliche Habe winden sollte
Durch irgendeinen Schlich. - Ich sandt um Gold zu Euch,
Um meine Legionen zu bezahlen;
Ihr schlugt mirs ab: war das, wie Cassius sollte?
Hätt ich dem Cajus Cassius so erwidert?
Wenn Marcus Brutus je so geizig wird,
Daß er so lumpge Pfennige den Freunden
Verschließt, dann rüstet eure Donnerkeile,
Zerschmettert ihn, ihr Götter!

Cassius.
Ich schlug es Euch nicht ab.

Brutus.
Ihr tatet es.

Cassius.
Ich tats nicht; der Euch meine Antwort brachte,
War nur ein Tor. - Brutus zerreißt mein Herz -
Es sollt ein Freund des Freundes Schwächen tragen,
Brutus macht meine größer, als sie sind.

Brutus.
Das tu ich nicht, bis Ihr damit mich quält.

Cassius.
Ihr liebt mich nicht.

Brutus.
Nicht Eure Fehler lieb ich.

Cassius.
Nie konnt ein Freundesaug dergleichen sehn.

Brutus.
Des Schmeichlers Auge säh sie nicht, erschienen
Sie auch so riesenhaft wie der Olymp.

Cassius.
Komm, Mark Anton, und komm, Octavius, nur!
Nehmt eure Rach allein am Cassius;
Denn Cassius ist des Lebens überdrüssig,
Gehaßt von einem, den er liebt; getrotzt
Von seinem Bruder; wie ein Knecht gescholten.
Man späht nach allen meinen Fehlern, zeichnet
Sie in ein Denkbuch, lernt sie aus dem Kopf,
Wirft sie mir in die Zähne. - Oh, ich könnte
Aus meinen Augen meine Seele weinen!
Da ist mein Dolch, hier meine nackte Brust;
Ein Herz drin, reicher als des Plutus Schacht,
Mehr wert als Gold; wo du ein Römer bist,
So nimms heraus. Ich, der dir Gold versagt,
Ich biete dir mein Herz. Stoß zu, wie einst
Auf Cäsar! Denn ich weiß, als du am ärgsten
Ihn haßtest, liebtest du ihn mehr, als je
Du Cassius geliebt.

Brutus.
Steckt Euren Dolch ein!
Seid zornig, wenn Ihr wollt: es steh Euch frei!
Tut, was Ihr wollt, Schmach soll für Laune gelten.
O Cassius! einem Lamm seid Ihr gesellt,
Das so nur Zorn hegt wie der Kiesel Feuer,
Der, viel geschlagen, flüchtge Funken zeigt
Und gleich drauf wieder kalt ist.

Cassius.
Lebt ich dazu,
Ein Scherz nur und Gelächter meinem Brutus
Zu sein, wenn Gram und böses Blut mich plagt?

Brutus.
Als ich das sprach, hatt ich auch böses Blut.

Cassius.
Gesteht Ihr soviel ein? Gebt mir die Hand.

Brutus.
Und auch mein Herz.

Cassius.
O Brutus!

Brutus.
Was verlangt Ihr?

Cassius.
Liebt Ihr mich nicht genug, Geduld zu haben,
Wenn jene rasche Laune, von der Mutter
Mir angeerbt, macht, daß ich mich vergesse?

Brutus.
Ja, Cassius; künftig, wenn Ihr allzu streng
Mit Eurem Brutus seid, so denket er,
Die Mutter schmäl aus Euch, und läßt Euch gehn.

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