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Willibald Alexis

Der neue Pitaval - Band 15

George Frederick Manning und Maria Manning

eingestellt: 22.7.2007



Zu Taunton hatte im Jahr 1847 ein gewisser Manning mit seiner Frau ein Wirthshaus gehalten, welches sie aber bald wieder aufgaben und sich in Miniver-Place, Bermondsey, in London niederließen. Auch hier hatten sie ein ganzes Haus, wie es in London Sitte ist, gemiethet, ohne daß man erfährt, in welcher ausgesprochenen Absicht. In England ist es nicht Art, sich danach streng zu erkundigen, wenn die Miether nichts Anstößiges vornehmen und ihrer Pflicht im Uebrigen nachkommen.

George Frederick Manning war bis zum Jahre 1847 bei der Great Western Eisenbahngesellschaft angestellt gewesen, wo er sich verheirathete und sein Glück in dem erwähnten Geschäft versuchte. Er war ein junger Mann von gegen 30 Jahren und stammte aus Somersetshire, seine Frau am Ende der 20, aus der französischen Schweiz gebürtig, scheint als Bonne nach England gekommen zu sein, und hatte bis dahin in Diensten einer Tochter der Herzogin von Sutherland gestanden.

Das Ehepaar lebte in der genauesten und vertrautesten Bekanntschaft mit einem Herrn Patrick OConnor, der in den London Docks angestellt war und als ein wohlhabender Mann galt. OConnor war unverheirathet, und man wußte, oder erfuhr doch bald, daß er mit Maria Manning in einem mehr als vertrauten Verhältnisse stand, welches der Ehemann nicht gehindert hat; es scheint im Gegentheil, daß er es begünstigt hat.

OConnor wohnte in Greenwoodstreet, Mile-End, für London nicht sehr weit von Miniver-Place.

Donnerstag am 9. August 1849 hatte er seine Wohnung schon Morgens um 6½ verlassen. Man sah ihn im Lauf des Tages an verschiedenen Orten, gegen Mittag auch an der London-Brücke, wo er zweien Freunden ein Billet zeigte, welches ihn zum Mittag einlud und Maria unterzeichnet war. Ein Bekannter sah ihn gegen 5 Uhr Nachmittags in der Nähe von Miniver-Place. Dies war das letzte Mal, daß man ihn lebendig gesehen.

Von da ab vermißten ihn seine Freunde, und alle Nachforschungen nach ihm, auch bei Mannings, blieben vergeblich.

Am 13. August verließen beide Eheleute Manning plötzlich und heimlich ihr Haus in Miniver-Place. Am 14. fand es der Hauswirth ganz leer stehend, ohne daß ihm die geringste Anzeige gemacht worden. Die Polizei, davon benachrichtigt, ließ am 17. eine genaue Haussuchung halten, und unter den Fliesen der Küche fand man alsbald den Leichnam des Vermißten in einer frischen Grube, nackend, die Beine rückwärts gegen die Hüften gebunden. Sein Schädel hatte eine Schußwunde, außerdem war er grausam zerschlagen.

Patrick OConnor war umgebracht worden, und zwar zwischen dem 9. August, wo man ihn zum letzten Male gesehen, und dem 17., wo er gefunden ward. Diese Gewißheit begegnete sich mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, daß die Manningschen Eheleute die Mörder waren, denn sie allein hatten das Haus bewohnt, wo der Leichnam gefunden ward, und sie waren plötzlich, nachdem, wenn auch noch nicht der Mord, doch OConnors Verschwinden ruchbar ward, ebenfalls verschwunden.

Es ward auf beide Eheleute gefahndet. Die außerordentlichen Umstände der gräßlichen Mordthat, unterstützt, wie es scheint, durch die Bemühungen der zahlreichen Freunde des Ermordeten, hatten auch eine außerordentliche Thätigkeit der polizeilichen Behörden angeregt.

Frederick Manning ward auf der Insel Jersey entdeckt und ergriffen. Er gestand das Verbrechen insofern ein, daß er die ganze Schuld bei der ersten außergerichtlichen Vernehmung auf seine Frau warf. Diese ward, unter einem fremden Namen, in Schottland entdeckt, ohne jedoch zu gestehen; Beide wurden nach London zurückgebracht und der Proceß gegen sie eingeleitet.

Diese Notizen, als notorisch geworden, schicken wir diesem nächstberühmtesten englischen Criminalfall aus der Gegenwart vorauf. Außer denselben hatte sich aber eine große Menge Gerüchte, auf wahre Umstände und auf leere Fictionen begründet, im Publicum, zum Theil durch die Presse, verbreitet, vor denen der öffentliche Ankläger die Geschworenen warnte, und sie bat, auf nichts zu hören und Alles aus dem Sinn zu schlagen, was ihnen auf außergerichtlichem Wege zu Ohren gekommen, indem die gerichtlichen Ermittelungen der Art wären, daß sie aus denselben ihr Urtheil vollständig schöpfen könnten. Auch wir folgen seiner Weisung und geben den Proceß ganz nach der gerichtlichen Verhandlung, welche am 25. October 1849 vor dem Central Criminal Court von Old Valley begann und von den Zeitungen in der seltenen Ausführlichkeit mitgetheilt ist, welche sie nur Processen widmen, welche die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen haben.

Seit langer Zeit hatte man kein solches Gedränge vor dem Gerichtshofe gesehen, als es an diesem Morgen, und schon in für London ungewöhnlich früher Stunde stattfand. Was in englischen Gerichtshöfen früher nicht gewöhnlich, es hatten die Sherifs Entreebillets ausgetheilt, und nur gegen diese fand das Publicum Zutritt. Es ward in den Zeitungen gerügt, daß dies für Geld geschehen, und doch standen die vornehmen oder wohlhabenden Käufer, welche gute Plätze haben wollten, schon vor 8 Uhr an den Thüren, während erst um 9 Uhr geöffnet ward. Gegen Mittag waren die Straßen umher von Volkshaufen fast gesperrt. Im Saale selbst brachte man Damen und Herren, unter denen sich die ersten Würdenträger und Gesandten befanden, wo es nur irgend möglich war, unter; Einige wurden auf die Bänke der Richter gesetzt, während Andere sich selbst bequemen mußten, in nicht zu großer Entfernung von den Angeklagten zu sitzen.

Nachdem verschiedene kleinere Verbrecher und Uebertreter abgeurtheilt waren, trat der Lord Oberrichter Sir Fr. Pollock, von den Richtern, dem Lord Mayor und andern Beamten begleitet, ein. Zugleich wurden aber auch die beiden Gefangenen eingeführt, auf die das Publicum, Monate lang durch die verschiedensten Berichte neugierig gemacht, sofort die Blicke richtete. Mann und Frau hatten sich seit ihrer Verhaftung noch nicht gesehen, keiner aber warf einen Blick auf den andern, als jeder in eine besondere Ecke der Verbrecherschranken gewiesen ward. Manning erschien in anständiger schwarzer Kleidung mit schwarzem Halstuch. Sichtlich war er von nervöser Unruhe geschüttelt. Er wechselte oft seine Stellung an der Schranke, und warf dann und wann verstohlene Blicke auf seine Frau.

Maria Manning dagegen verblieb von dem Augenblicke an, wo sie an der Schranke sich hingestellt, über eine Stunde in derselben Stellung, bewegungslos wie eine Bildsäule. Während des ganzen übrigen Tages warf sie keinen Blick auf ihren Mann. Doch war sie sichtbar leidend; die eisenfeste Gesundheit, welche sie noch nach ihrer Arretirung besessen, hatte sie zugleich mit der Frische und spielenden Keckheit verlassen, die man früher an dem jungen Weibe bewundert und gerügt. Sie trug ein Kleid von dunklem Zeug, welches bis hoch oben am Halse schloß, einen Shawl von lebhaften Farben, in welchen das Blau vorwaltete, und hellfarbige Handschuhe. Ohne Haube, hatte sie über dem Haar einen sie wohlkleidenden weißen Schleier. Ob sie sonst wohlgebildet war, haben die Reporter nicht berichtet. Sie wird 28, ihr Mann 30 Jahr alt angegeben. Beide hätten aber viel älter ausgesehen. Der Frau ward im Verlauf der Verhandlung, auf Antrag ihres Vertheidigers, ein Sessel zugestanden.

Die verlesene Anklage ging dahin: daß Frederick George Manning am 9. August 1849 zu Bermondsey verrätherischerweise eine Pistole abgeschossen, geladen mit einer Kugel, auf Patrick OConnor, und ihm eine tödtliche Wunde beigebracht, an welcher er darauf und daselbst gestorben. Ferner eine Anklage: daß besagter Frederick George Manning den Tod von Patrick OConnor verursacht, indem er ihn gestoßen, geschlagen und verwundet am hintern Theil des Kopfes mit einer Brechstange. Die weitern Anklagen: daß er den Tod des OConnor verursacht zusammen durch Schießen und Schlagen und durch eine Schießwaffe, die eine Windbüchse gewesen. Die Anklage gegen Maria Manning lautet: daß sie zugegen gewesen, hülfreich und aufreizend besagten Frederick George Manning, das Verbrechen zu begehen.

Befragt, wie er sich auf die Anklage gestellen wolle, rief Manning mit lautem und festem Tone: »Nicht schuldig.«

Für die weibliche Angeklagte erklärte ihr Vertheidiger Mr. Ballantine, sie sei aus Genf gebürtig, und mache deshalb Anspruch auf das Ausländern gestattete Vorrecht, von einer Jury gerichtet zu werden, welche zum Theil aus Ausländern zusammengesetzt wäre. Der technische Ausdruck dafür ist, sie verlange ein trial per medietatem linguae.

Hierauf fragte der Lord Oberrichter die Gefangenen nach der alten Form: »Wie wollt Ihr gerichtet werden?« Statt zu antworten: »Durch Gott und mein Land«, antwortete Maria Manning in selber Weise: »Durch eine Jury de medietate linguae

Auf die nun auch an sie gerichtete Frage: »Seid Ihr schuldig oder nicht schuldig dieses Verbrechens?« antwortete sie mit kaum hörbarer Stimme: »Nicht schuldig.«

Hierauf folgte eine sehr lange juristische Verhandlung zwischen dem Staatsanwalt, den Vertheidigern und dem Lord Oberrichter: ob der Einwand der Angeklagten, daß sie durch eine besondere, halb aus Ausländern zusammengesetzte Jury gerichtet werden müsse, Platz greife?

Uralte und neueste Gesetze und Statuten wurden citirt, der Hof entschied sich aber nach einer Berathung: daß er nicht Platz greife, indem Maria Manning, durch ihre Verheirathung mit einem Engländer, als naturalisirt anzusehen sei. Die Angeklagte hatte diesem Rechtsstreit mit der größten Aufmerksamkeit zugehört, verrieth aber, als die Entscheidung zu ihren Ungunsten ausfiel, nicht die geringste Bewegung.

Die Anklageacte lautete mit Weglassung Dessen, was uns aus dem oben Gegebenen bekannt ist, dahin:

Am 9. August, am Donnerstag, hatte Patrick OConnor Morgens um sieben ein halb seine Wohnung verlassen. Auf den London Docks war er, wie sein Amt es erforderte, gegen 8 Uhr, zeichnete seinen Namen in das Präsensbuch und blieb bis gegen 4 Uhr Nachmittags, wo er ihn wieder in ein anderes Buch eintrug, in welches Diejenigen sich einzeichnen, die das Bureau verlassen.

Ein Viertel vor 5 sahen ihn zwei Freunde nahe an der London-Brücke. Als sie ihn fragten, wohin er ginge, zog er ein Billet aus der Tasche und zeigte es den Freunden. Es war eine Einladung zum Mittagessen, unterzeichnet Maria.

Um 5 Uhr sah man ihn in der Westonstreet, unfern vom Miniver-Place. Etwas später sah man ihn wieder auf der London-Brücke. Er schien unschlüssig, wohin er sich wenden solle.

Seitdem hat ihn Niemand mehr gesehen.

Am 13. August verließen die Manningschen Eheleute plötzlich ihre Wohnung.

Am 14. fand ihr Wirth das Haus ganz leer. Sie hatten es, ohne ihm eine Meldung zu thun, verlassen.

Am 17. stellte die Polizei eine sorgfältige Haussuchung an. In der Küche im Hinterhause zeigten sich Fliesen, die nicht so fest wie die andern eingekittet schienen. Man löste sie ohne besondere Mühe, und, nachgrabend in der frisch umgewühlten Erde, fand man 4 Fuß tief unter der Oberfläche, Patrick OConnors Leiche, nackt, die Beine hinten an die Hüften hinaufgebunden. Sie war mit Kalk überschüttet.

Von den Kleidern des Todten fand man in der ganzen Wohnung keine Spur, auch nicht den Brief, der ihn zum Mittag eingeladen, ebensowenig eine Waffe, durch welche er vom Leben zum Tode gebracht sein konnte.

Die Identität der Leiche mit dem verschwundenen OConnor ward durch viele Zeugen außer Zweifel gesetzt.

Den Beweis, daß er ermordet worden, führten die Wunden, die man vorfand. Ein Schuß war durch den Kopf gegangen. Der Schädel war aufs fürchterlichste zerschlagen.

OConnor war demnach ermordet, und zwar an Ort und Stelle selbst, in dem Hause, welches die Eheleute Manning allein bewohnten, und in dem Zeitraum zwischen dem 9. und 17. August. Der dringendste Verdacht fällt schon aus diesen Umständen auf die Eheleute, welche das Haus bewohnten; er wird aber durch die folgenden Indicien zur bündigsten Gewißheit.

Er fürchte, sagte der Staatsanwalt, daß die Jury, wenn sie die Zeugen höre, der Meinung sein werde, daß es sich hier um ein tief angelegtes Complot handle; und die Zweifel, die sich bei ihnen erheben dürften, würden nur die sein, ob einer der Eheleute, oder ob beide zugleich in diesem Complot betroffen wären; ob Maria Manning dem Opfer den Todesschlag gegeben, und der Mann nur zugegen gewesen, oder Frederick George Manning den Schuß und den Schlag versetzt oder auch irgend ein dritter Unbekannter, und Maria nur gegenwärtig gewesen, helfend und anfeuernd; oder ob endlich Einer von Beiden allein die That begangen und der Andere nicht zugegen gewesen? Er vertheidigte in Bezug hierauf die Formel des Anklageantrags, welche das Gesetz bedinge, um in jeder Beziehung sicher zu gehen, jenachdem die Beweisführung die Schuld des einen oder des andern Theiles in helleres Licht stelle. Die gründliche Erörterung hierüber ist für das englische juristische Publicum, nicht für uns von Interesse; um so weniger als durch den Verfolg der Gerichtsverhandlungen und was ihnen nachfolgte, über die subjective Thäterschaft und das factische Verhältniß alle moralischen und selbst die juridischen Zweifel gelöst erscheinen.

Der Staatsanwalt ging alsdann zu einer chronologischen Aufzählung derjenigen Anzeichen über, welche der That vorangingen.

Er hatte nicht ermittelt, wie alt die Bekanntschaft der Eheleute mit OConnor sei; aber er glaubte Grund zur Vermuthung zu haben, daß OConnor schon vor 1847, also vor Marias Verheiratung, mit ihr in Berührung gestanden. Gewiß aber sei, daß sie in letzter Zeit auf sehr vertrautem Fuß miteinander gelebt. Sie besuchte ihn sehr oft in seiner Wohnung, sie wußte um alle seine Vermögensangelegenheiten, sie hatte Zutritt in seiner Wohnung, auch wenn er nicht zu Hause war, und blieb daselbst oft lange Zeit. OConnor war ein Mann von hübschem Vermögen.

Nachdem die Mannings das Haus in Miniver-Place gemiethet, nahmen sie einen Aftermiether auf in der Person eines Studenten der Medicin, Namens Massay. Sie hatten aber keinen Dienstboten. Maria besorgte die häuslichen Geschäfte allein; nur gelegentlich nahm sie eine oder die andere Frau an, um ihr in der Arbeit beizustehen.

Manning richtete in Gegenwart seiner Frau zuweilen Fragen an den Studenten, welche jener Zeit ganz harmlos und unbedeutend erschienen, die aber in Beziehung auf das Nachfolgende eine nur zu schwere Bedeutung gewinnen.

Manning erwähnte, daß OConnor ein wohlhabender Mann sei, daß er wol an 20,000 Pfund besitze und ein Testament gemacht habe zu Gunsten seiner, Mannings, Frau.

Er befragte den Studenten über die Natur und Wirkungen des Chloroform und Laudanum, und ob sie wol so wirksam seien, um einen Menschen ganz zu betäuben, etwa in der Art, daß er seinem Freunde OConnor eine 500 Pfund Note aus der Hand nehmen könne? – Er wollte wissen, welcher Theil des menschlichen Körpers am leichtesten eine tödtliche Verletzung annehme? Die Antwort war: die Kehlader. – Er fragte, wo der Sitz des Gehirns sei? Massay zeigte es ihm. – Er fragte: ob Massay jemals eine Windbüchse losgedrückt, und ob sie Geräusch verursache? – Ein ander Mal fragte er ihn, was er über das Ende eines Mörders denke?

Massay hatte diesen Unterhaltungen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie fanden vor dem Juli statt. Aber einige Tage vor dem 28. Juli drückten beide Gefangene dem Miether ihren Wunsch aus, daß er ihre Wohnung wieder verlassen möge. Sie sagten, sie wollten auf einige Zeit verreisen. Sie drängten immer wieder und wieder, bis Maffay an jenem Tage wirklich auszog.

Am 23. Juli war Manning zu einem Maurermeister Wells gekommen, um eine Quantität Kalk von ihm zu kaufen, er sagte, um die Schnecken in seinem Garten zu vertilgen. Auf die Frage, ob er grauen oder weißen Kalk wolle, antwortete er, solchen, der am schnellsten brenne. Man schickte ihm darauf grauen Kalk. Der Bursche des Maurers sollte den Kalk bringen. Als er ihn vor die Hausthür trug, öffnete Mannings Frau, und ohne ein Wort zu sprechen, oder zu fragen, was er bekomme, gab sie ihm ein Geldstück. Der Mann zeigte dem Burschen einen Korb, in den er den Kalk schütten solle.

Am 25. Juli bestellte Manning in einen: Eisenwaarenladen ein sehr starkes Brecheisen für eine bestimmte Summe. Am 28. Juli war es fertig, und ein Arbeitsmann trug es in der Hand, uneingewickelt, nach Mannings Wohnung. Auf der Mitte der London-Brücke begegnete Manning dem Manne, und war ungehalten darüber, daß er das Eisen so blank und baar trage. Er trat mit ihm in einen Laden und kaufte einige Papierbogen, in welche das Eisen eingewickelt ward. Dann wies er ihn an, es nach Miniver-Place zu bringen, wo Jemand die Stange in Empfang nehmen werde. – Mannings Frau machte dem Arbeitsmann die Thür auf. Dieser übergab ihr die in Papier gehüllte Stange, ohne ein Wort zu sprechen, und sie, ohne ein Wort über den Inhalt zu sagen, fragte nur: was es koste? Als der Mann die Summe nannte, beklagte sie nur, daß es theurer sei, als accordirt war, zahlte ihm aber sofort und empfing dafür das Brecheisen, das immer noch in seinem Papier verhüllt blieb.

Dieses Brecheisen hat sich weder im Hause vorgefunden, noch war es unter Gegenständen, welche Manning später an einen Trödler verkauft hatte.

Am 8. August, also am Tage vor dem, wo O Connor zum letzten Male gesehen ward, kaufte Mistreß Manning eine Schaufel. Sie sollte stark sein, sonst wäre es ihr gleichgültig, ob der Griff kurz oder lang wäre. Am 8. August, nach dem Kaufe des Kalks, des Brecheisens und der Schaufel, schrieb Mistreß Manning an OConnor einen Brief, in welchem sie OConnor zum Mittagessen an dem Tage bei sich einlud. Der Brief lautete:

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Eine Hinrichtung in Appenzell >



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