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Willibald Alexis

Walladmor

Viertes Kapitel.

eingestellt: 7.8.2007



Die Sonne senkte sich dem Meere zu, und ein anderer Theil der östlichen Küste trat wieder deutlicher hervor, als das Schiff merklich langsamer ging und endlich scheinbar ganz stille stand. Der Passagier hörte in der Abendstille unter sich in einiger Entfernung Rudergeplätscher, und als er den Bord des Schiffes bestiegen hatte, sah er unter demselben eine Barke eben im Anlegen begriffen.

Es war ziemlich munteres Leben auf dem Schiffe; die herangeruderten Bootsleute stiegen herauf und andere hinab; man trug Waaren aufwärts und hinunter, jedoch nur in geringer Zahl. In dem Augenblicke, wo unser Held mit den Bootsleuten reden und sich einen Platz in ihrer Barke ausbedingen wollte, wurde er zum Capitain an das entgegengesetzte Ende des Schiffes gerufen. Er fand den beleibten Mann auf einer Kanone sitzend und im Begriff sein Vesperbrod zu verzehren, d. h., es standen zwei noch volle Burgunderflaschen zu seinen beiden Seiten. Ziemlich fröhlich redete er den jungen Mann an:

Gings so, Patron, auf Deinem Dampfboote zu, wie auf meinen trois fleurs de lys? – Mort de ma vie, ich kenne meine Jungen besser als Dein verdammter Capitain seinen Dampf. Meine Jungen springen, wenn ich will, Old Nick zum Trotz und der – gebenedeit sei die Jungfrau – aber solch eine verwetterte Maschine springt, und eine ehrliche Seele fliegt auf, eh man sichs versieht, ins vierfach verwetterte Höllenbad. –

Ich muß gestehn, Herr Capitain, selten eine solche Ordnung und Geschicklichkeit auf Schiffen bemerkt zu haben. –

Will der Bursch Schiffsjunge werden, kann er hier bleiben. –

Mein Körper würde sich nicht für die schwere Arbeit schicken. –

Drei Tage in den Mastkorb gehängt, und Zwieback und Rum, ist er perfect qualificirt. –

Herr Capitain, meinen Dank für die menschenfreundliche Aufnahme –

Der Seemann unterbrach ihn: – Keinen Dank, brauch nichts dergleichen. – Sechzig Franken aufs Brett gezahlt für Ration, Wohnung, Fracht, und dann marsch ab, und dem Galgen, oder sonst wo, zu. –

Herr Capitain, ich glaubte, es wäre der strengste Befehl Ihrer Admiralität, Schiffbrüchige ohne Kostenrechnung zu retten. – –

Will der Lumpenhund nicht bezahlen? – Ist das für die Mildthätigkeit? –

Sie selbst erwähnten, Herr Capitain, daß sie Verunglückte nur aus Mildthätigkeit, der Jungfrau Maria, willen in Ihrem Schiffe aufnähmen. –

Will die Jungfrau Maria für Ihn bezahlen, ists gut, aber baar muß es geschehn, – Bürgschaft und Assignation auf den Himmel nehm ich nicht an, – sonst zahlt der Passagier sechzig Franken, oder ich weise Ihm oben am Mastbaum ein Plätzchen an. –

Sechzig Franken, Herr Capitain? – Kaum eine Tagefahrt, ich lag oben auf dem Verdecke, und erhielt den ganzen Tag nur einen Zwieback und eine Erbsenration! –

Sechzig Franken, oder den Mastbaum! –

Mit seiner eisernen Miene wandte sich der Capitain vom Passagiere zur Burgunderflasche, that einen tüchtigen Zug und trillerte sich ein Liedchen. Der junge Mann sah wohl ein, daß bei einem solchen Manne weder Verhandlung, Trotz noch Bitte fruchten könne, er zahlte das verlangte Geld und stieg von den trois fleurs de lys hinab in die kleine Barke, welche, bereits zum Abstoßen fertig, nur auf ihn noch zu warten schien.

Obgleich es ein Wintertag war, hatte doch die Sonne, welche vom Morgen bis Abend aus dem wolkenlosen Blau des Himmels auf den glatten Meeresspiegel geschienen, die Luft und das Wasser so erwärmt, daß es ein Vergnügen war, auf einem Kahne über die ruhige Fläche dahin zu fahren. Da, wie wir sahen, der junge Mann gern mit sich selbst Betrachtungen anstellte, konnte er heut von Glück sagen, indem ihn weder hier, noch auf seiner frühern Ueberfahrt, der Ausbruch des frohen Uebermuthes der Schiffer in denselben störte. Mit großem Vergnügen horchte er dagegen der Musik des Ruderschlages zu, indem er selbst in die äußerste Spitze des Kahnes sich gesetzt hatte. Das Wasser war so still und klar, daß er den Ringeln des von den Rudern aufgerührten Wassers bis in die weiteste Ferne mit dem Auge folgen und dem bunten Spiel der Fische bis in eine beträchtliche Tiefe zusehn konnte. Seine Gedanken führten ihn wieder auf die Betrachtungen an jenem schrecklichen Morgen vor der Hütte; doch wurden sie heute durch den Einfluß der freundlichen Szenerie auch milder:

Spiegelglatt liegt der große, furchtbare Ocean da, und ein armseliger Ruderschlag vermag ihm eine veränderte Gestalt zu geben, ihm, der, vom Sturme bewegt, in wenigen Minuten vielleicht himmelhoch seine Wogen erhebt, der die Grundfesten der Ufer erschüttert, und auf seinem Rücken den Reichthum und das Wohl und Weh von Millionen trägt. Das Meer, welches in der grauen Urwelt vielleicht unsern Erdball gestaltet hat, welches ihn noch umgiebt und tief in den Busen der Länder dringt, daß es scheint, als wolle es sie mit seinen Krallen zerreißen oder festhalten, dasselbe Meer ist unterthänig geworden dem Menschen! Ist nicht die spiegelglatte Fluth, ist nicht das wogende Meer ein Bild unseres Schicksals? Trügerisch ist die spiegelglatte Fläche, denn drunter ist die unbegrenzte Tiefe, welche beim Sturmeshauche sich aufthut, um uns in ihren jähnenden Rachen zu verschlingen. Wenn der Weg unseres Lebens im Sonnenscheine lacht, ziehn sich schon hinter den Bergen die Gewitter zusammen. Gleichen nicht auch die Stürme auf der See unserm Schicksal? – Zerrissen ist Leben, Zukunft, Vergangenheit, ja die Brust selbst; aber einmal kehrt die Hoffnung, der Friede, so wie das wogende Meer, zur Ruhe zurück. –

Seine Schiffsgenossen gaben dem jungen Manne eben keinen besondern Stoff zur Betrachtung. Vier Ruderer schlugen ohne Aufhalt in das Meer und rauchten dabei ihre kurzen Pfeifen; der Steuermann sprach kein Wort, ein Arbeitsmann lag in einem schlechten Mantel eingehüllt auf dem Boden des Kahns, und schlief so fest, daß sein Schnarchen zuweilen mit dem Ruderschlage Takt hielt; und einige Weiber und Mäkler saßen bei ihren Kisten und Kasten, und schienen auch mehr zum Schlaf als zu einer Unterhaltung geneigt. Dagegen traten dem Jünglinge immer deutlicher die Ufer, denen sie zusteuerten, entgegen. Die steilen, hohen Porphyrwände, aus deren Spalten selten ein Dornbusch oder das Gestrüpp des wilden Birnbaumes hervorblickte und mit den Wurzeln kümmerlich Haltung und Nahrung suchte, waren nur von Meerschwalben und Seemöven besucht, welche letztere in dichten Schwärmen aus den tieferen Buchten aufstiegen, dem Kahne entgegen flogen und ihn, wie Bienen ihren Stock, umschwärmten. Gewohnt, daß die fischenden Anwohner der Küste von Wales aus ihren Kähnen die todten und schlechten Fische auswerfen, umschwärmen sie, wie ein zahmes Gefolge der Menschen, die Böte und scheinen um ihren Antheil zu bitten, wenn der Auswurf nicht erfolgt. Die Fischer haben ein günstiges Vorurtheil für die friedlichen Thiere, und halten es für Unglück bringend, sie durch Schüsse vom Kahne aus zu erlegen. Der junge Mann aber sah unverwandten Blickes durch die Schwärme dieser begehrenden Vögel hindurch nach den hohen Ufern. Die letzten Strahlen der Sonne rötheten die steilen Felsen, deren Porphyradern schon an sich einen röthlichen Schein von sich warfen. Er sprach bei sich selbst:

Wie friedlich stehn heute noch diese Felsenmauern, welche einst die Stürme gewaltiger Zeiten sahen! Die Geschlechter, selbst die Völker sind hingegangen im Sturme der Zeiten, und die Granitpfeiler der Erde stehen so fest und unverändert als je. – Hier aber haben die alten Brittischen Stämme in grauer Urwelt um kindliches Besitzthum sich geschlagen; von diesen Mauern mochte die Faust Römischer Legionarien den eingebornen Insulaner herabstoßen; von diesen Felsenwänden floß das Blut der Britten und Sachsen zwei Jahrhunderte lang wie Gebirgsbäche in das Meer hinab; mancher kühne Däne mochte hier seinen Tod finden, mancher zu kühn in die Gebirgsschluchten vorgedrungene Norman von den ergrimmten Welschen ins Meer gestürzt werden: und von allem dem trägt die Natur auch nicht die leiseste Spur; das Meer ist nicht geröthet, und an den Felsen ward jeder Flecken Blutes durch den Regen der Jahrtausende verlöscht. Nur die Erinnerung lebt, nur geistig wächst die Natur. –

Ein ältlicher Mann unter den Schiffern, welcher dem Jünglinge grade gegenüber saß, betrachtete ihn sehr aufmerksam, lächelte zuweilen, legte endlich seine Pfeife beiseite, und redete ihn in schlechtem Englisch endlich so an:

Master Wasserhose scheint sein Zeug unten bei Old Nick gelassen zu haben, aber seinen Witz hat Old Nick nicht gemocht. Mein Lebtag sah ich keinen Pfarrer und keinen Advocaten, die so viel in einem Tage zusammen geschrieben hätten, als der Herr in der einen Stunde, daß wir zusammen fahren. Scheints doch beinahe wahr, was alte Leute sagen, daß Zauberer Merlin hier an die Felsen mit großen Buchstaben vor Alters die Geschichte von Alt-England geschrieben hätte, und, wers nur verstünde, lesen könnte, wies kommen würde bis ans jüngste Gericht; denn der Master sieht immer nach den Felsen rauf, als wär er ein Schmuggler und säh aufs Signal, und schreibt dann immer so emsig in seine Tafel, sei, als gings sonst verloren. –

Ein Andrer erwiederte.

Wer das lesen will, muß erst das Moos von den Steinen abreißen, denn da stehts eingeschrieben. Der alte Merlin hats bloß mit dem Zeigefinger geschrieben, aber s ist tief eingedrückt, als wärs mit Hammer und Meißel eingehauen. Bei Mondenschein aber nur, und nur vom Sonntagskinde, kanns gelesen werden. –

Wers glaubt! – sagte der Erste. – Ich halte nicht viel vom Schreiben. Was hat man da zu schreiben, wenn mans Meer und nen Stein ansieht? – Ich führte oft schon Reisende von Bristol und Bath aus in unsern Bergen umher, und mußte jedesmal lachen, wenn Herr und Frau, wo nur ein Tropfen Wasser vom Felsen heruntersikert, still standen, und die Hände übern Kopf zusammenschlugen, und dann schrieben und schrieben so lange, daß sie während der Zeit eine Meile hätten gehn können. – Sie meinen, was sie geschrieben haben, könnten sie nicht vergessen; aber was hilfts ihnen denn, wenn sies doch nicht mehr vor Augen sehn. Aus nem Brunnen, wenn er mir auch noch so gut beschrieben ist, kann ich nicht trinken, und auf nem Meer von Papier weder fischen noch fahren. –

Es taugt auch überhaupt für uns nichts, sagte der Andere, – das Schreiben. Wäre das Schreiben nicht erfunden, und das Papier da wo der Pfeffer wächst, gings uns wohl besser vor Gericht. Wenn sie erst damit anfangen und die Geschwornen auch schreiben lassen, wie die Richter, dann ists mit der Ehrlichkeit aus und die Gerechtigkeit nicht mehr in der Welt.

Als sie merkten, daß der Fremde lebhaften Antheil an ihrer Unterhaltung nahm, mischten sich auch die andern beiden Ruderer in dieselbe; man vertauschte aber die Englische Sprache mit einer ganz fremd klingenden, wohl ohne Zweifel der uralten Cymrischen, welche einst von allen Britten, jetzt nur noch in den Winkeln von Kornwallis und hier und dort oberhalb des Bristoler Kanales in Nord-Wales gesprochen wird. Hierdurch nur aufmerksamer gemacht, horchte der junge Mann begierig dem Gespräche zu; wiewohl er indessen auch sich früher schon mit der Cymrischen Sprache beschäftigt und dieselbe aus Büchern zu studiren bemüht hatte, so konnte er aus dem ganzen eifrigen Gespräche doch kein anderes als das Wort Gavelkind verstehen, dessen Echtheit überdies der gelehrte William Sumner aus nicht unwahrscheinlichen Gründen bezweifelt, indem er seine Wurzeln in der Angelsächsischen Sprache auffinden will, was wir, als ungelehrte Novellisten, aber dahingestellt sein lassen . So viel jedoch ist gewiß, daß, als der Kahn ans Land stieß, der junge Mann auch nicht das Mindeste von der ganzen Unterhaltung errathen, geschweige denn verstanden hatte.

Die Schiffer landeten in einer versteckten Bucht, welche ein aus dem Lande seewärts fließendes Bächlein gebildet hatte. Sein Weiterfluß war so unbeträchtlich, daß er sich kaum bemerkbar durch den Ufersand bis ins Meer hinschlängelte, und dennoch hatte derselbe Bach sich durch Porphyr- und Kieswände ein so tiefes und langes Bette gearbeitet, daß der Wanderer erschrak, wenn er durch die gespaltenen Felsen in die unabsehbare Schlucht hinaufblickte. Der junge Mann war so in die Betrachtung der Wunder dieser Natur vertieft, und von einer langen Erwartung ergriffen, daß er nicht bemerkt hatte, wie allmälig alle seine Schiffsgefährten ausgestiegen, und rechte und links ihren Weg eingeschlagen hatten, und schon so weit entfernt waren, daß sein Auge sie nicht mehr erreichen konnte. Aus diesem Starrsinn wurde er durch die Anrede eines Schiffers erweckt:

Beliebt dem Herrn aufzustehen, oder will Er wieder mit uns in See stechen? –

Sogleich, aber wo ist mein Felleisen? –

Schon herausgetragen, und liegt dort auf dem großen Stein. –

Wie heißt, ihr guten Leute, die nächste Stadt? – denn Ihr müßt wissen, ich bin ganz fremd hier – wo liegt sie, wie weit ist sie von hier, und wo führt der nächste Weg hin? –

Das sind mit einem Male vier Fragen, alles Landfragen, und s war accordirt, wir sollten bloß auf der See zurecht führen. –

Ich bitte Euch. Es ist wohl jetzt nicht Zeit zum Scherzen. –

Nun, so wollen wir auf kurze Antworten uns ein andermal besinnen; bis dahin ist M*** die nächste Stadt, liegt im Thale, drei Meilen von hier, und der nächste Weg geht durch die Schlucht. –

Ich danke Euch. Aber kann mich, da es dunkel wird, Niemand durch die Schlucht führen, und mir mein Felleisen tragen? –

O ja! Wer den Weg weiß und will, der kann. Wir wissen das Eine, aber wollen das Andere nicht, und können darum nicht.

Der Reisende stieg aus, und drückte ein Silberstück dem einen Schiffer in die Hand, um sich nach der Stelle zu begeben, wo sein Felleisen lag. Er wurde aber noch ein Mal durch die absichtlich komische Stellung des Schiffers aufgehalten. Dieser wog langsam das Geldstück, anfänglich mit einer scheinbaren Anstrengung ans Werk gehend; dann, als er zu fühlen schien, daß es nur leicht sei, hob er immer schneller den Arm in die Höhe, und schnellte ihn endlich über den Kopf mit dem Ausdruck:

Leichte Waare! – Werden dadurch nicht reicher werden, Cameraden! Dann musterte er den Reisenden mit einigen komischen Blicken und sagte:

Ist denn der Herr ehrlich? –

Das will ich meinen – entgegnete dieser entrüstet.

Ja, das ist eine andere Sache – fuhr kaltblütig der Schiffer fort; – hätte der Herr das vorausgesagt, – hätten wir Ihn nicht mitgenommen. Ehrlich zahlt ordinair, das ist wahr, aber wir fahren nur extraordinair – und wer hätte denken mögen, daß Einer, der von Jaksons Schiff kommt, ehrlich und ordinair wäre. Na Gott befohlen. Wir wünschen gute Geschäfte und gute Verrichtung; und ein andermal, wenns Glück gut ist, und der Herr nicht mehr ehrlich, wollen wir ihn wieder zum dicken Jakson rudern.

Damit stießen sie vom Lande ab, und der Reisende sah sich in die traurige Verlegenheit gesetzt, allein, bei einbrechender Nacht, in einem ganz fremden Lande, und durch einen Weg, der in mehr als einer Beziehung gefährlich schien, weiter zu wandern, um ein Unterkommen in der Nacht zu finden, welches ihm nach den Sitten dieses Landes schon um deshalb schwer werden durfte, weil er zu Fuß ankam und nicht einmal einen Träger seines Felleisens mit sich brachte. Er trat den mühseligen Weg an. Kaum aber war er einige Schritte auf dem Pfade, der sich neben dem Bache, oft dem Auge kaum bemerkbar, hinschlängelte, fortgegangen, als er fast schon die Hoffnung aufgab, sein Ende zu finden. Denn, da es schon am Strande, bei der weiten Aussicht auf das offene Meer, anfing dunkel zu werden, hatte sich in der tiefen und nicht breiten Schlucht, deren Wände den Eintritt des Lichtes hinderten, bereits völlige Nacht gelagert. Wenn auch der Bach nicht reißend war, so zeigten sich doch überall gefährliche Abgründe, und ein Fehltritt von den großen Feldsteinen, welche an mehreren Stellen allein den Weg bildeten, konnte lebensgefährlich werden. Der Wanderer sah sich noch ein Mal, aber vergebens, nach einem menschlichen Wesen um, welches ihm hier die Dienste eines Führers hätte leisten können; und da auch sein lautes Rufen unbeantwortet blieb, mußte er sich selbst, so gut er vermochte, diesen Dienst leisten, und schritt mit Behutsamkeit auf den Steinen weiter. Er mochte indessen kaum hundert Schritte gegangen sein, als ihm dünkte, es riefe hinter ihm her:

Pst!

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