Frei Lesen: Heinrich von Kleist

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Heinrich von Kleist

Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist (* 18. Oktober, nach Kleists eigenen Angaben 10. Oktober 1777 in Frankfurt (Oder); † 21. November 1811 in Wannsee bei Berlin) war ein preußischer Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist.

Werk

Kleists ganzes Leben war erfüllt vom ruhelosen Streben nach idealem und trügerischem Glück, und dies spiegelt sich in seinem Werk wider. Geistesgeschichtlich lässt sich Heinrich von Kleist allerdings nur schwer einordnen: weder in den Kreis der romantischen Theorie noch in den klassischen Diskurs lassen sich Autor und Werk ohne weiteres eingliedern. Es sei an dieser Stelle auf Kleists kurze Schrift Über das Marionettentheater hingewiesen. Die frühe Kleist-Forschung hat diesen Text stets als mehr oder minder theoretische Abhandlung Kleists gelesen und versucht, denselben im Sinne der ästhetischen Programmatik des romantischen Diskurses zu deuten. Neuere Versuche der Interpretation – insbesondere jene, die einem dekonstruktivistischen Interesse entspringen – betonen dementgegen das subversive Potenzial des Textes und sehen den zentralen Gehalt in der spielerisch-ironischen Demontage des zeitgenössischen ästhetisch-idealphilosophischen Diskurses.

Ebenso wie man versucht, Kleist in die Fluten der Romantik einzuordnen, wird auch eine Affinität zwischen den Dramen Kleists und der klassischen Dichtung betont. Diese Zuordnung beruht dann auf der stofflichen Wahl, denn mehrmals adaptiert Kleist antike mythologische Inhalte, was eigentlich ein Kennzeichen klassischer Ästhetik ist, und hält sich bei seiner Bearbeitung an den klassischen Dramenaufbau, wie überhaupt das Verfassen von Dramen eher einen Klassiker denn einen Romantiker kennzeichnet. Zugleich werden aber in Kleists „klassischen“ Dramen die klassischen Stilprinzipien in hohem Maße verletzt, wie schon die Stoffwahl belegt: Nicht mehr das allgemein-menschliche, zivilisierende, klassisch-befriedete Element antiker Dichtung, sondern das Besondere, Extreme und Grausame rückt in den Vordergrund.

Seine erste Tragödie Die Familie Schroffenstein wurde bereits erwähnt. Seine zweite Tragödie Penthesilea 1808, ist inspiriert von drei antiken Tragödien des Euripides (Medea, Hippolytos und Die Bakchen). Sie handelt vom kriegerischen Werben und dessen Scheitern der Amazonenkönigin Penthesilea um den griechischen Kriegshelden Achilles auf einem Schlachtfeld vor Troja. Wegen der stilistisch hohen Sprache, den damals nicht darstellbaren Kriegsszenen und der der antiken Tragödie nachempfundenen Grausamkeit war dem Stück zu Kleists Lebzeiten kein Erfolg beschieden. Erfolgreicher als diese beiden war damals sein romantisches Schauspiel Das Käthchen von Heilbronn, oder Die Feuerprobe 1808, ein poetisches Drama voll von mittelalterlichem Treiben und Rätseln, das seine Popularität bewahrt hat.

Im Komödienfach machte sich Kleist einen Namen mit Der zerbrochne Krug. Von Kleists anderen Dramen ist Die Hermannschlacht (1809) eine dramatische Behandlung eines historischen Themas und ist voller Referenzen auf die politischen Bedingungen seiner Zeit. In ihm macht er seinem Hass auf die Unterdrücker seines Landes Luft. Zusammen mit dem Drama Prinz Friedrich von Homburg (siehe auch Friedrich II. (Hessen-Homburg)), das zu seinen besten Werken zählt, wurde es erstmals 1821 von Ludwig Tieck in Kleists Hinterlassene Schriften veröffentlicht. Robert Guiskard, ein in großem Maßstab erdachtes Drama, blieb Fragment.

Kleist war auch ein Meister in der Kunst der Erzählung; Michael Kohlhaas gilt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Erzählungen seiner Zeit. Darin gibt der berühmte Brandenburger Pferdehändler Kohlhase aus Luthers Tagen Familie, gesellschaftliche Position und all sein sonstiges Hab und Gut auf, verletzt schließlich sogar selbst Rechtsnormen, nur um in einem relativ geringfügigen Streitfall, bei dem ihm ein klares Unrecht zugefügt worden ist, Recht zu bekommen; ihm wird in der Erzählung ein ambivalentes Denkmal gesetzt. Erwähnenswert sind weiterhin die Erzählungen Das Erdbeben in Chili, Die Marquise von O. und Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik.

Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der Zeit hat Heinrich von Kleist keine offenkundig ästhetisch-programmatische Schrift hinterlassen. Insbesondere das Marionettentheater wurde lange Zeit auf dessen theoretisch-poetologischen Gehalt hin untersucht. Doch wurde hierbei generell der fiktive Charakter des Gesprächs – es handelt sich um einen Bericht über ein Gespräch, das zum Zeitpunkt der Wiedergabe bereits einige Jahre zurückliegt – übersehen. Nur unter Vorbehalt lässt sich in dem kurzen Aufsatz die Proklamation der Wiedererlangung des paradiesischen Zustandes verkörpert sehen. Besonders Hanna Hellmann, die das Marionettentheater im Jahre 1911 wiederentdeckte, deutete diesen Text im Sinne der romantischen Triade, die die dritte Stufe der menschlichen Entwicklung – d.h. die Wiedererlangung des paradiesischen Zustandes – im Bereich der Kunst verwirklicht sieht.

Kleist schrieb auch einige patriotische Gedichte, die heute so gut wie vergessen sind.

Außerdem war Kleist ein patriotischer, franzosenfeindlicher Dichter, so z. B. seine beiden Gedichte Germania an ihre Kinder und Kriegslied der Deutschen. Deutschland bestand zu seiner Zeit zum größten Teil aus von Frankreich abhängigen Vasallenstaaten, die unter anderem Truppenkontingente für die napoleonischen Eroberungskriege stellen mussten, oder war direkt von Napoleon annektiert worden.

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