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William Shakespeare

William Shakespeare (* 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon; † 23. April 1616 ebenda (Datum des seinerzeit in England noch geltenden julianischen Kalenders, Sterbedatum nach dem in den katholischen Ländern, später auch in England eingeführten gregorianischen Kalender wäre der 3. Mai 1616)) war ein englischer Dichter und Dramatiker und gilt als einer der bekanntesten Schriftsteller überhaupt.

Shakespears Sprache

Shakespeares Dramen waren keine "Schau"spiele im modernen Sinn, sondern Sprach-Spiele. Man ging im elisabethanischen England nicht ins Theater, um ein Drama zu „sehen“, sondern zu „hören“ („hear a play“), und vieles wird in Shakespeares Stücken allein durch Worte dargestellt. „Word scenery“ bedeutet soviel wie „Kulissen aus Wörtern“.

Eine Aufführung im Globe fand am Nachmittag unter freiem Himmel statt, und so konnten beispielsweise Szenen, die in der Nacht spielen, nicht durch Abschalten der Beleuchtung erschaffen werden, sondern mussten durch Worte umschrieben werden. „There's husbandry in heaven, their candles are all out“ (Es ist Sparsamkeit am Himmel, ihre Kerzen sind alle aus) sagt Banquo in "Macbeth" und malt damit in der Vorstellung der Zuhörer die für den Mord am König so geeignete dunkle sternlose Nacht.

Shakespeare war vor allem ein Virtuose der Sprache. 34.000 verschiedene Wörter zählt man in seinen Werken – der aktive Wortschatz eines gebildeten Engländers heutzutage ist nur etwa halb so groß.

Es gab zu Shakespeares Zeit eine große Freiheit der Sprache, was man schon an der Tatsache erkennt, dass er seinen eigenen Namen nicht immer gleich schrieb. Und es war viel eher als heute möglich, neue Wörter zu erfinden, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergab. Shakespeare erschuf mehr neue Wörter als jeder andere englische Dichter und bereicherte so seine Sprache in überwältigender Weise. Viele Wörter, die heute ganz alltäglich sind, wurden zum ersten Mal in einem seiner Stücke verwendet (zum Beispiel multitudinous, accommodation, premeditated, assassination, submerged, obscene).

Urheberschaft seiner Werke

Der Kern einer Urheberschaftsdebatte um William Shakespeare rührt daher, dass seit mehr als 150 Jahren eine Gemeinde von sog. "Antistratfordianern" die Auffassung entwickelt hat, dass die mit William Shakespeare titulierten Werke nicht von dem Mann gleichen Namens William Shakspeare aus Stratfort upon Avon verfasst wurden. Hintergrund dafür ist, dass immer wieder Debatten darüber geführt werden, dass der Dichter der Shakespeare'schen Werke kein einfacher Mann von geringer Bildung aus der Provinz gewesen sein könne. Dabei war die Grammar School in Stratford keineswegs eine zweitklassige Ausbildungsstätte: Die Schüler lernten die klassischen Sprachen und schrieben schon während der Schulzeit kleine Dramen nach dem Muster der klassischen Stücke, die übersetzt und analysiert wurden; eine bessere Schulausbildung gab es gar nicht. Es gibt aber – bei Autoren des sechzehnten Jahrhunderts keine Ausnahme – keine Original-Handschriften von Shakespeare, abgesehen von ein paar Unterschriften.


In der Shakespeareforschung herrscht allgemein die Auffassung, dass Zweifel an Shakespeares Autorschaft als grundlos anzusehen sind und sämtliche Verfassertheorien einer näheren Überprüfung nicht standhalten. Allerdings ist mit den neueren, an Michel Foucault anschließenden diskursanalytischen Theorien der Funktion des Autorbegriffs auch die „Shakespearefrage“ auf einer neuen Ebene wieder diskutabel geworden (Margreta de Grazia, Leah S. Marcus): Gefragt wird dann nicht nach der konkreten Identifikation einer bestimmten Person als Verfasser der Shakespeareschen Werke, sondern nach der Bedeutung, die eine Zuschreibung dieses Textkorpus an die Autorinstanz Shakespeare für das Verständnis der Texte hat.

Die Urheberschaftsdiskussion um die „wahre“ Verfasserschaft begann bereits im 18.Jahrhundert, als Rev. James Wilmot 1780 nach einem Jahrzehnt von Feldforschungen im Umkreis von Stratford zu der Überzeugung gelangte, dass Shakspeare aus Stratford die Werke nicht geschrieben haben könne; er entwickelte mangels besserer Evidenzen die Theorie, dass es am ehesten Francis Bacon gewesen sein müsste. [8] 1856 erhob erneut "William Henry Smith" für Francis Bacon eine Anwartschaft auf die Autorschaft der Shakespeare'schen Werke . Smith wurde ein Jahr später von der zu Bacon zufällig namensgleichen "Delia Bacon" in ihrem Buch "The Philosophy of Shakespeare's Plays" (1857) unterstützt, der wohl frühesten Anti-Stratford Monographie, in dem sie die Hypothese entwickelte, dass sich hinter den Shakespeare Stücken eine Gruppe von Dichtern/Schriftstellern mit Francis Bacon, Sir Walter Raleigh und Edmund Spenser verbarg (sog. Gruppentheorie).Ihre Publikation löste eine ganze Welle von Spekulationen aus, bei denen bis heute immer neue mögliche Kandidaten ins Spiel gebracht werden. Die meistgenannten Kandidaten sind neben Bacon drei Adelige: William Stanley (6th Earl of Derby), Roger Manners (5th Earl of Rutland) und Edward De Vere (17th Earl of Oxford), aber auch Shakespeares gleichaltriger Zeitgenosse Christopher Marlowe wurde genannt. Frauen befinden sich ebenfalls unter den Anwärtern: Shakespeares Frau Anne Hathaway, eine wahrscheinlich fiktive Anne Whateley und sogar Königin Elisabeth. In jüngster Zeit wurde von der amerikanischen Hobbyforscherin Robin Williams die Gräfin Mary Pembroke vorgeschlagen. Daneben gibt es noch zahllose weitere Theorien. Im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert haben sich auch sehr bekannte und angesehene Personen, unter den deutschsprachigen etwa Sigmund Freud und Georg Cantor, an der Debatte beteiligt.

Rezeption in Deutschland

In Deutschland hat die Shakespeare-Rezeption eine wechselvolle Geschichte, in der der Dichter für die verschiedensten Interessen in Dienst genommen wurde.

Von großer Bedeutung ist Shakespeare für die Literaturtheorie der Aufklärung bei Gotthold Ephraim Lessing (im 17. Literaturbrief 1759), für die Dramatiker des Sturm und Drang etwa bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (Briefe über Merckwürdigkeiten der Litteratur, 1766/67), bei Johann Gottfried Herder (Von deutscher Art und Kunst, 1773) und Johann Wolfgang von Goethe (Rede zum Shäkespears Tag, 1771); jedoch ebenso für die deutsche Romantik und die Dramentheorie des 19. Jahrhunderts. Der im frühen 18. Jahrhundert noch tonangebende Theoretiker Johann Christoph Gottsched, der dem französischen Klassizismus des 17. Jahrhunderts verpflichtet war und dem folglich die den drei Aristotelischen Einheiten entsprechenden französischen Stücke viel eher zusagten, äußerte sich noch, wie Voltaire vor ihm, recht abfällig über Shakespeare. Doch nun wurde Shakespeare über die Bewunderung der neuen literarischen Wortführer zum Prototyp des Genies. Die Enthusiasten – jeder ernsthafte Dichter in Deutschland zwischen Lessing und Bertolt Brecht war ein Shakespeare-Enthusiast – waren sich einig, die „Colossalische Grösse“ (Goethe) der Shakespeareschen Figuren und die vorerst unbeschreibliche Meisterschaft des Autors anzuerkennen. Goethe ruft als junger Mann begeistert aus: „[...] Natur! Natur! nichts so Natur als Schäkespears Menschen“.

Dass die Deutschen eine besondere Affinität zu Shakespeare haben, lässt sich auch an der bereits 1864 erfolgten Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft ablesen. Im Zuge des deutschen Chauvinismus des neunzehnten Jahrhundert wurde Shakespeare sogar als der „dritte deutsche Klassiker“ neben Goethe und Schhiller beansprucht (Wilhelm Jordan).

Unübersehbar ist darum die Flut der Eindeutschungen Shakespeares seit über 250 Jahren. Infolge dessen wird der Dichter selbst in der Fachliteratur bisweilen als „dritter deutscher Klassiker“ bezeichnet. Bekannte Übertragungen der Dramen Shakespeares ins Deutsche sind die Ausgaben Christoph Martin Wielands, Eduard Wilhelm Sievers', diejenige von Johann Heinrich Voß und seiner Söhne Heinrich Voß und Abraham Voß, die Schlegel-Tieck-Ausgabe (August Wilhelm Schlegel, Wolf von Baudissin, Ludwig Tieck und Dorothea Tieck) sowie in neuerer Zeit die Übersetzungen von Erich Fried und Frank Günther. Eine Nacherzählung einzelner Werke von Shakespeare, die sich an Kinder richtet, gibt es von Franz Fühmann. Neuere Übersetzungen, die Aufsehen erregten, waren insbesondere die Übertragungen einiger Schauspiele durch Thomas Brasch und "Peter Handkes schöne, poetische genaue Übersetzung" (so Rolf Michaelis in der Zeit) des Wintermärchens.

In den letzten Jahren hat sich die Übersetzertätigkeit vor allem auf die Sonette konzentriert, an denen sich bereits seit dem neunzehnten Jahrhundert viele Schriftsteller versucht haben und von denen inzwischen fast jedes Jahr neue Versionen erscheinen.

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