Frei Lesen: Der Augenblick des Glücks

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Friedrich Wilhelm Hackländer

Der Augenblick des Glücks

Kapitel 6

eingestellt: 15.7.2007






»Ich weiß das, ich weiß das,« sagte ungeduldig der Kammerherr.



»In Erinnerung an ein schönes und liebenswürdiges Mädchen, das es ebenso machte.«



»Meinetwegen.«



»Also ich verließ dich nach deinem famosen Diner und machte, meine Zigarre rauchend, einen Spaziergang. Ich ging in den Schloßgarten und auf die Terrasse, die dir wohl bekannt ist, und fand dort einen jungen Mann, mit welchem ich mich über Leuchtkäfer unterhielt.«



»So, über Leuchtkäfer?«



»Ja, auch noch über andere Sachen. Dann spazierte ich nach der Stadt zurück, ging durch das Schloß und erfreute mich auf der großen Terrasse an dem Duft der Orangen.«



»Das war ein harmloses Vergnügen. Nebenbei hast du wohl an den Fenstern des Schlosses hinaufgeblickt?«



»Das that ich auch, was mich aber hauptsächlich interessierte, war eine Unterredung von zwei Personen, die ich dort ganz zufällig hörte.«



»Wer waren die Personen?« fragte aufmerksam der Kammerherr.



»Vorderhand müssen sie unbekannt bleiben,« fuhr der Major fort; »vielleicht entwickelt sich ihr Charakter im Laufe meiner Erzählung.«



»Du sahst sie also im Laufe des heutigen Abends wieder?«



»Ja, ich folgte dem einen durch mehrere Straßen, schloß mich ihm an und soupierte freundschaftlich mit ihm.«



»Also jemand aus der Gesellschaft?«



»Das weniger, es war ein Künstler, und da ich von jeher die Kunst protegierte, so nahm ich mich des jungen Mannes recht innig an, und wir tauschten Ideen und sonst noch allerlei miteinander.«



»Das hätt ich hören mögen,« meinte Herr von Wenden mit einem fast verächtlichen Zucken der Mundwinkel.



»Gerade für dich,« sagte Herr von Fernow, der sich stellte, als nehme er die Antwort seines Freundes für vollkommen ernst, »wäre das sehr interessant gewesen; der junge Künstler nämlich sprach auch von dir.«



»So, so? Ich habe ihn vielleicht irgendwo einmal protegiert,« warf der Kammerherr leicht hin.



Jetzt war die Reihe an dem Adjutanten, auf eine sonderbare Art zu lächeln, was er denn auch nicht unterließ, indem er fortfuhr: »Diesmal irrst du dich, lieber Wenden, der junge Mann ist vielmehr im Begriff, dich zu protegieren.«



»Du bist sehr spaßhaft aufgelegt.«



»Im Gegenteil, aber du bist ein verfluchter Kerl.«



»He?«



»Deine Intriguen bei Hofe lassen dir noch vollkommen Zeit, dich um deine Nachbarschaft zu bekümmern,« fuhr der Adjutant nach einer Pause fort, während welcher er mit der größten Ruhe die Asche von seiner Zigarre stieß; »du setzest Herzen in Brand, du machst Unglückliche, du schmachtest und läßt schmachten.«



So überraschend es auch für den Kammerherr war, zu erfahren, daß Herr von Fernow um seine Fensterbeobachtungen wußte, so schmeichelte es ihm doch wieder, für einen Unwiderstehlichen gehalten zu werden. Er spitzte den Mund auf die uns bekannte wohlgefällige Art, und um diesen Ausdruck des Behagens sehen zu lassen, tauchte er auf einen Augenblick aus seinem Schatten hervor.



»Ich sehe, daß mein Berichterstatter recht hat,« sagte der Major; »Wenden, Wenden, das soll ein außerordentlich schönes und reizendes Mädchen sein!«



»Ja, sie ist schön,« versetzte der Kammerherr mit weicher Stimme; und als er dabei die Augen schmachtend gegen das Fenster verdrehte, sah er aus wie ein vollendeter Geck.



»Aber du hast noch wenig Fortschritte gemacht?« fragte anscheinend gleichgültig der junge Offizier.



»Es ist unendlich schwer, ihr beizukommen,« erwiderte der Kammerherr mit einem leichten Seufzer; »und dann weißt du auch so gut wie ich, daß ich krank bin, mein Zimmer nicht verlassen darf.«



»Aber vorderhand brieflich - «



»Du hast gut reden,« entgegnete lebhaft Herr von Wenden. »Soll ich das Mädchen durch einen von meinen Eseln kompromittieren? Ach, ich liebe das nicht. Du kennst mich in dem Punkte besser.«



»Mein Bekannter, mit dem ich soupiert,« sagte Herr von Fernow, wie ohne Absicht, »wohnt in dem gleichen Hause mit dem Mädchen, hat sogar Zutritt in ihre Wohnung.«



»Ein Liebhaber?« fragte fast eifersüchtig der andere.



»Im Gegenteil, lieber Wenden; ein junger, verständiger Mann, der es vollkommen begreiflich findet, daß ein hübsches Mädchen, wie jenes ist, an einem jungen Mann, wie du bist, verzeih mir die verdeckte Schmeichelei, Wohlgefallen findet. Ein junger Mann, der in der Welt etwas gesehen hat und - «



»Und?« wiederholte Herr von Wenden sehr aufmerksam.



»Und der für mich alles unternehmen würde. Doch davon später. Vorderhand muß ich dir weiter referieren. Nach den Ideen tauschten wir reellere Dinge miteinander aus, Dinge, in deren Besitz der junge Mann zufällig geraten!«



»Werden für mich gleichgültig sein,« meinte der Kammerherr, der mit seinen Gedanken offenbar bei seiner schönen Nachbarin war.



Der Adjutant hatte unterdessen ruhig seine Zigarre auf den Tisch gelegt, seinen schwarzen Frack geöffnet und zog aus der Brusttasche ein viereckiges Papier hervor, das er behutsam öffnete. Um dies aber zu können, da der Tisch voller Zeitungen und Papiere lag, mußte er diese beiseite schieben und verrückte dabei die Lampe, gewiß ohne Absicht, aber so, daß nun er im Schatten saß und auf den anderen das volle Licht fiel. Der Kammerherr hatte dem Öffnen des Papiers zugesehen, wie jemand, dem eine Sache vollkommen gleichgültig ist. Als der Major aber äußerst langsam das Umhüllungspapier entfernt hatte, und der andere eine Photographie erblickte, da war die Wirkung des Anblicks dieser Photographie auf ihn wahrhaft überraschend, fast erschreckend. Seine süßen Augen, die er in Gedanken an die kleine vorhabende Schwärmerei machte, verwandelten sich mit einemmale und blickten so starr auf das Blatt, als sähen sie ein Gespenst. Dabei stützte er die Hände auf den Tisch und erhob sich schnell aus seinem Fauteuil, ohne seine Augen von dem Porträt des Grafen Hohenberg wegzubringen - »Fernow?« rief er nach einer drückenden Pause, »woher hast du dies Blatt, was soll das bedeuten?«



So gut auch der Major das plötzliche Erschrecken seines Freundes bemerkte, so that er doch gerade, als beschäftige er sich mit dem Wiederanzünden seiner Zigarre, und erst als er den lauten Ausruf des anderen vernahm, blickte er ihn wie erstaunt an und antwortete lebhaft:



»Was brauchst du zu erschrecken? Ist das nicht das Porträt eines Herrn, den ich bei dir gesehen? Des - - Grafen Hohenberg?«



Wenden sah, daß er sich einigermaßen verraten und suchte dies wieder gut zu machen, indem er mit affektierter Gleichgültigkeit auf das Blatt blickte. Auch sagte er mit etwas verlegener Stimme: »Du hast recht, es ist Graf Hohenberg. Aber was du soeben von meinem Erschrecken sagtest, dazu sehe ich eigentlich keinen Grund. Ich kenne diesen Herrn wohl ebensowenig, wie du selbst und interessiere mich durchaus nicht für ihn.«



Er hatte bei diesen Worten das Blatt wirklich in die Hand genommen, doch zuckten seine Finger, so erregt war er, und er konnte sich nicht enthalten, über das Papier hinüber einen flüchtigen Blick auf seinen Freund zu werfen.






»Es wäre in der That besser,« sagte dieser, »wenn du mir offenherzig geständest, daß dieser Herr sowohl für dich, wie für mich und auch noch für eine dritte hohe Person interessant, außerordentlich interessant ist. Du wirst im Verlauf meines Referats derselben Ansicht werden.«



»So bist du noch nicht zu Ende?« fragte der Kammerherr fast ängstlich.



»O nein, jetzt kommt das Beste; und das soll dir zugleich einen Beweis geben, wie offenherzig ich gegen dich bin. Nach unserem Souper, nachdem ich diese Photographie erhalten, begab ich mich zu Seiner Hoheit, dem Regenten.«

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