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Friedrich Schiller

Wilhelm Tell

Fünfter Aufzug

eingestellt: 6.6.2007



Oeffentlicher Platz bei Altdorf: Im Hintergrunde rechts die Feste Zwing Uri mit dem noch stehenden Baugerüste, wie in der dritten Szene des ersten Aufzugs; links eine Aussicht in viele Berge hinein, auf welchen allen Signalfeuer brennen. Es ist eben Tagesanbruch, Glocken ertönen aus verschiedenen Fernen. -

Ruodi, Kuoni, Werni, Meister Steinmetz und viele andere Landleute, auch Weiber und Kinder.

Ruodi:
Seht ihr die Feuersignale auf den Bergen?

Steinmetz:
Hört ihr die Glocken drüben überm Wald?

Ruodi:
Die Feinde sind verjagt.

Steinmetz:
Die Burgen sind erobert.

Ruodi:
Und wir im Lande Uri dulden noch
Auf unserm Boden das Tyrannenschloss?
Sind wir die letzten, die sich frei erklären?

Steinmetz:
Das Joch soll stehen, das uns zwingen wollte?
Auf, reisst es nieder!

Alle:
Nieder! Nieder! Nieder!

Ruodi:
Wo ist der Stier von Uri?

Stier von Uri:
Hier. Was soll ich?

Ruodi:
Steigt auf die Hochwacht, blast in Euer Horn,
Dass es weitschmetternd in die Berge schalle,
Und jedes Echo in den Felsenklüften
Aufweckend, schnell die Männer des Gebirgs
Zusammenrufe.

Stier von Uri geht ab. Walther Fürst kommt.

Walther Fürst:
Haltet Freunde! Haltet!
Noch fehlt uns Kunde was in Unterwalden
Und Schwyz geschehen. Lasst uns Boten erst
Erwarten.

Ruodi:
Was erwarten? Der Tyrann
Ist tot, der Tag der Freiheit ist erschienen.

Steinmetz:
Ists nicht genug an diesen flammenden Boten,
Die ringsherum auf allen Bergen leuchten?

Ruodi:
Kommt alle, kommt, legt Hand an, Männer und Weiber!
Brecht das Gerüste! Sprengt die Bogen! Reißt
Die Mauern ein! Kein Stein bleib auf dem andern.

Steinmetz:
Gesellen kommt! Wir habens aufgebaut,
Wir wissens zu zerstören.

Alle:
Kommt! Reißt nieder.

Sie stürzen sich von allen Seiten auf den Bau.

Walther Fürst:
Es ist im Lauf. Ich kann sie nicht mehr halten.

Melchtal und Baumgarten kommen.

Melchtal:
Was? Steht die Burg noch und Schloss Sarnen liegt
In Asche und der Rossberg ist gebrochen?

Walther Fürst:
Seid Ihr es Melchtal? Bringt Ihr uns die Freiheit?
Sagt! Sind die Lande alle rein vom Feind?

Melchtal umarmt ihn:
Rein ist der Boden. Freut Euch, alter Vater!
In diesem Augenblicke, da wir reden,
Ist kein Tyrann mehr in der Schweizer Land.

Walther Fürst:
O sprecht, wie wurdet ihr der Burgen mächtig?

Melchtal:
Der Rudenz war es, der das Sarner Schloss
Mit männlich kühner Wagetat gewann,
Den Rossberg hatt ich nachts zuvor erstiegen.
- Doch höret, was geschah. Als wir das Schloss
Vom Feind geleert, nun freudig angezündet,
Die Flamme prasselnd schon zum Himmel schlug,
Da stürzt der Diethelm, Gesslers Bub, hervor,
Und ruft, dass die Bruneckerin verbrenne.

Walther Fürst:
Gerechter Gott!

Man hört die Balken des Gerüstes stürzen.

Melchtal:
Sie war es selbst, war heimlich
Hier eingeschlossen auf des Vogts Geheiß.
Rasend erhub sich Rudenz - denn wir hörten
Die Balken schon, die festen Pfosten stürzen,
Und aus dem Rauch hervor den Jammerruf
- Der Unglückseligen.

Walther Fürst:
Sie ist gerettet?

Melchtal:
Da galt Geschwindsein und Entschlossenheit!
- Wär er nur unser Edelmann gewesen,
Wir hätten unser Leben wohl geliebt,
Doch er war unser Eidgenoss und Berta
Ehrte das Volk - So setzten wir getrost
Das Leben dran, und stürzten in das Feuer.

Walther Fürst:
Sie ist gerettet?

Melchtal:
Sie ists. Rudenz und ich,
Wir trugen sie selbander aus den Flammen,
Und hinter uns fiel krachend das Gebälk.
- Und jetzt, als sie gerettet sich erkannte,
Die Augen aufschlug zu dem Himmelslicht,
Jetzt stürzte mir der Freiherr an das Herz,
Und schweigend ward ein Bündnis jetzt beschworen,
Das fest gehärtet in des Feuers Glut
Bestehen wird in allen Schicksalsproben -

Walther Fürst:
Wo ist der Landenberg?

Melchtal:
Über den Brünig.
Nicht lags an mir, dass er das Licht der Augen
Davontrug, der den Vater mir geblendet.
Nach jagt ich ihm, erreicht ihn auf der Flucht,
Und riss ihn zu den Füßen meines Vaters.
Geschwungen über ihm war schon das Schwert,
Von der Barmherzigkeit des blinden Greises
Erhielt er flehend das Geschenk des Lebens.
Urfehde schwur er, nie zurückzukehren,
Er wird sie halten, unsern Arm hat er
Gefühlt.

Walther Fürst:
Wohl Euch, dass Ihr den reinen Sieg
Mit Blute nicht geschändet!

Kinder eilen mit Trümmern des Gerüstes über die Szene:
Freiheit! Freiheit!

Das Horn von Uri wird mit Macht geblasen.

Walther Fürst:
Seht welch ein Fest! Des Tages werden sich
Die Kinder spät als Greise noch erinnern.

Mädchen bringen den Hut auf der Stange getragen, die ganze Szene füllt sich mit Volk an.

Ruodi:
Hier ist der Hut, dem wir uns beugen mussten.

Baumgarten:
Gebt uns Bescheid, was damit werden soll.

Walther Fürst:
Gott! Unter diesem Hute stand mein Enkel!

Mehrere Stimmen:
Zerstört das Denkmal der Tyrannenmacht!
Ins Feuer mit ihm!

Walther Fürst:
Nein, lasst ihn aufbewahren!
Der Tyrannei musst er zum Werkzeug dienen,
Er soll der Freiheit ewig Zeichen sein!

Die Landleute, Männer, Weiber und Kinder stehen und sitzen auf den Balken des zerbrochenen Gerüstes malerisch gruppiert in einem grossen Halbkreis umher.

Melchtal:
So stehen wir nun fröhlich auf den Trümmern
Der Tyrannei, und herrlich ists erfüllt,
Was wir im Rütli schwuren, Eidgenossen.

Walther Fürst:
Das Werk ist angefangen, nicht vollendet.
Jetzt ist uns Mut und feste Eintracht not,
Denn seid gewiss, nicht säumen wird der König,
Den Tod zu rächen seines Vogts, und den
Vertriebnen mit Gewalt zurückzuführen.

Melchtal:
Er zieh heran mit seiner Heeresmacht,
Ist aus dem Innern doch der Feind verjagt,
Dem Feind von außen wollen wir begegnen.

Ruodi:
Nur wenge Pässe öffnen ihm das Land,
Die wollen wir mit unsern Leibern decken.

Baumgarten:
Wir sind vereinigt durch ein ewig Band,
Und seine Heere sollen uns nicht schrecken!

Rösselmann und Stauffacher kommen.

Rösselmann im Eintreten:
Das sind des Himmels furchtbare Gerichte.

Landleute:
Was gibts?

Rösselmann:
In welchen Zeiten leben wir!

Walther Fürst:
Sagt an, was ist es? - Ha, seid Ihrs Herr Werner?
Was bringt Ihr uns?

Landleute:
Was gibts?

Rösselmann:
Hört und erstaunet!

Stauffacher:
Von einer grossen Furcht sind wir befreit -

Rösselmann:
Der Kaiser ist ermordet.

Walther Fürst:
Gnädger Gott!

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