Friedrich von Hagedorn
Versuch in poetischen Fabeln und Erzehlungen
Das Gelübde
eingestellt: 28.6.2007
Nichts pflegt der Rachbegier an Thorheit gleich zu seyn.
Ein Mann, der unverhofft sein feistes Kalb vermisste,
Schwur, wenn er seinen Dieb nur zu entdecken wüsste,
So wollt er einen Bock dem Pan zum Opfer weihn.
Sein Wunsch ward ihm gewährt. Es kam ein Pantherthier,
Das gafft und bleckt ihn an und droht ihn zu verschlingen.
Da seufzt er: ich will gern
mein Opfer zehnfach bringen;
Nur treib, o starker Pan! den nahen Feind von hier.
Betrogne Sterblichen! wer kennt sein wahres Wol?
So oft Gelübd und Wunsch den Rath der Allmacht störet.
Wenn uns des Himmels Zorn, zu unsrer Straf, erhöret,
So lernt man allererst, warum man bitten soll.
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