Frei Lesen: Der zerbrochene Krug

Kostenlose Bücher und freie Werke

Kapitelübersicht

Erster Auftritt | Zweiter Auftritt | Dritter Auftritt | Vierter Auftritt | Fünfter Auftritt | Sechster Auftritt | Siebenter Auftritt | Achter Auftritt | Neunter Auftritt | Zehnter Auftritt | Elfter Auftritt | Zwölfter Auftritt | Letzter Auftritt |

Weitere Werke von Heinrich von Kleist

Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik | Das Käthchen von Heilbronn | Penthesilea | Das Erdbeben in Chili | Das Bettelweib von Locarno |

Alle Werke von Heinrich von Kleist
Diese Seite bookmarken bei ...
del.icio.us Digg Furl Blinklist Technorati Yahoo My Web Google Bookmarks Spurl Mr.Wong Yigg


Dieses Werk (Der zerbrochene Krug) ausdrucken 'Der zerbrochene Krug' als PDF herunterladen

Heinrich von Kleist

Der zerbrochene Krug

Elfter Auftritt

eingestellt: 10.6.2007



Licht, Frau Brigitte mit einer Perücke in der Hand, die Mägde treten auf. Die Vorigen.

Licht Hier, Frau Brigitt, herein.

Walter Ist das die Frau, Herr Schreiber Licht?

Licht Das ist die Frau Brigitte, Ew. Gnaden.

Walter Nun denn, so laßt die Sach uns jetzt beschließen. Nehmt ab, ihr Mägde. Hier.

Die Mägde mit Gläsern usw. ab.

Adam währenddessen. Nun, Evchen, höre, Dreh du mir deine Pille ordentlich, Wie sichs gehört, so sprech ich heute abend Auf ein Gericht Karauschen bei euch ein. Dem Luder muß sie ganz jetzt durch die Gurgel, Ist sie zu groß, so mags den Tod dran fressen.

Walter erblickt die Perücke. Was bringt uns Frau Brigitte dort für eine Perücke?

Licht Gnäd'ger Herr?

Walter Was jene Frau uns dort für eine Perücke bringt?

Licht Hm!

Walter Was?

Licht Verzeiht--

Walter Werd ichs erfahren?

Licht Wenn Ew. Gnaden gütigst Die Frau, durch den Herrn Richter, fragen wollen, So wird, wem die Perücke angehört, Sich, und das Weitre, zweifl ich nicht, ergeben.

Walter --Ich will nicht wissen, wem sie angehört. Wie kam die Frau dazu? Wo fand sie sie?

Licht Die Frau fand die Perücke im Spalier Bei Frau Margrete Rull. Sie hing gespießt, Gleich einem Nest, im Kreuzgeflecht des Weinstocks, Dicht unterm Fenster, wo die Jungfer schläft.

Frau Marthe Was? Bei mir? Im Spalier?

Walter heimlich. Herr Richter Adam, Habt Ihr mir etwas zu vertraun, So bitt ich, um die Ehre des Gerichtes, Ihr seid so gut, und sagt mirs an.

Adam Ich Euch--?

Walter Nicht? Habt Ihr nicht--?

Adam Auf meine Ehre--

Er ergreift die Perücke.

Walter Hier die Perücke ist die Eure nicht?

Adam Hier die Perück, ihr Herren, ist die meine! Das ist, Blitz-Element, die nämliche, Die ich dem Burschen vor acht Tagen gab, Nach Utrecht sie zum Meister Mehl zu bringen.

Walter Wem? Was?

Licht Dem Ruprecht?

Ruprecht Mir?

Adam Hab ich Ihm, Schlingel, Als Er nach Utrecht vor acht Tagen ging, Nicht die Perück hier anvertraut, sie zum Friseur, daß er sie renoviere, hinzutragen?

Ruprecht Ob Er--? Nun ja. Er gab mir--

Adam Warum hat er Nicht die Perück, Halunke, abgegeben? Warum nicht hat Er sie, wie ich befohlen, Beim Meister in der Werkstatt abgegeben?

Ruprecht Warum ich sie--? Gotts Himmel-Donner-Schlag! Ich hab sie in der Werkstatt abgegeben. Der Meister Mehl nahm sie--

Adam Sie abgegeben? Und jetzt hängt sie im Weinspalier bei Marthens? O wart, Canaille! So entkommst du nicht. Dahinter steckt mir von Verkappung was, Und Meuterei, was weiß ich?--Wollt Ihr erlauben, Daß ich sogleich die Frau nur inquiriere?

Walter Ihr hättet die Perücke--?

Adam Gnäd'ger Herr, Als jener Bursche dort, vergangnen Dienstag, Nach Utrecht fuhr mit seines Vaters Ochsen, Kam er ins Amt, und sprach: "Herr Richter Adam, Habt Ihr im Städtlein etwas zu bestellen?" Mein Sohn, sag ich, wenn du so gut willst sein, So laß mir die Perück hier auftoupieren-- Nicht aber sagt ich ihm: geh und bewahre Sie bei dir auf, verkappe dich darin, Und laß sie im Spalier bei Marthens hängen.

Frau Brigitte Ihr Herrn, der Ruprecht, mein' ich, halt zu Gnaden, Der wars wohl nicht. Denn da ich gestern nacht Hinaus aufs Vorwerk geh, zu meiner Muhme, Die schwer im Kindbett liegt, hört ich die Jungfer Gedämpft, im Garten hinten, jemand schelten: Wut scheint und Furcht die Stimme ihr zu rauben. "Pfui, schäm Er sich, Er Niederträchtiger, Was macht Er? Fort! Ich werd die Mutter rufen"; Als ob die Spanier im Lande wären. Drauf: Eve! durch den Zaun hin: Eve! ruf ich. Was hast du? Was auch gibts?--Und still wird es: Nun? Wirst du antworten?--"Was wollt Ihr, Muhme?" Was hast du vor? frag ich.--"Was werd ich haben?" Ist es der Ruprecht?--"Ei so ja, der Ruprecht. Geht Euren Weg doch nur."--So koch dir Tee. Das liebt sich, denk ich, wie sich andre zanken.

Frau Marthe Mithin--?

Ruprecht Mithin--?

Walter Schweigt! Laßt die Frau vollenden.

Frau Brigitte Da ich vom Vorwerk nun zurückekehre, Zur Zeit der Mitternacht etwa, und just, Im Lindengang, bei Marthens Garten bin, Huscht Euch ein Kerl bei mir vorbei, kahlköpfig, Mit einem Pferdefuß, und hinter ihm Erstinkts wie Dampf von Pech und Haar und Schwefel. Ich sprech ein Gottseibeiuns aus, und drehe Entsetzensvoll mich um, und seh, mein Seel, Die Glatz, Ihr Herren, im Verschwinden noch, Wie faules Holz, den Lindengang durchleuchten.

Ruprecht Was! Himmel--Tausend

Frau Marthe Ist Sie toll, Frau Briggy?

Ruprecht Der Teufel, meint Sie, wärs--?

Licht Still! Still!

Frau Brigitte Mein Seel! Ich weiß, was ich gesehen und gerochen.

Walter ungeduldig. Frau, obs der Teufel war, will ich nicht untersuchen, Ihn aber, ihn denunziert man nicht. Kann Sie von einem andern melden, gut: Doch mit dem Sünder da verschont Sie uns.

Licht Wollen Ew. Gnaden sie vollenden lassen.

Walter Blödsinnig Volk, das!

Frau Brigitte Gut, wie Ihr befehlt. Doch der Herr Schreiber Licht sind mir ein Zeuge.

Walter Wie? Ihr ein Zeuge?

Licht Gewissermaßen, ja.

Walter Fürwahr, ich weiß nicht--

Licht Bitte ganz submiß, Die Frau in dem Berichte nicht zu stören. Daß es der Teufel war, behaupt ich nicht; Jedoch mit Pferdefuß, und kahler Glatze Und hinten Dampf, wenn ich nicht sehr mich irre, Hat seine völl'ge Richtigkeit!--Fahrt fort!

Frau Brigitte Da ich nun mit Erstaunen heut vernehme, Was bei Frau Marthe Rull geschehn, und ich, Den Krugzertrümmerer auszuspionieren, Der mir zu Nacht begegnet' am Spalier, Den Platz, wo er gesprungen, untersuche, Find ich im Schnee, Ihr Herrn, Euch eine Spur-- Was find ich euch für eine Spur im Schnee? Rechts fein und scharf und nett gekantet immer, Ein ordentlicher Menschenfuß, Und links unförmig grobhin eingetölpelt Ein ungeheurer klotz'ger Pferdefuß.

Walter ärgerlich. Geschwätz, wahnsinniges, verdammenswürd'ges

Veit Es ist nicht möglich, Frau!

Frau Brigitte Bei meiner Treu! Erst am Spalier, da, wo der Sprung geschehen, Seht, einen weiten, schneezerwühlten Kreis, Als ob sich eine Sau darin gewälzt; Und Menschenfuß und Pferdefuß von hier, Und Menschenfuß und Pferdefuß, und Menschenfuß und Pferdefuß, Quer durch den Garten, bis in alle Welt.

Adam Verflucht!--Hat sich der Schelm vielleicht erlaubt, Verkappt des Teufels Art--?

Ruprecht Was! Ich!

Licht Schweigt! Schweigt!

Frau Brigitte Wer einen Dachs sucht und die Fährt entdeckt, Der Weidmann, triumphiert nicht so, als ich. Herr Schreiber Licht, sag ich, denn eben seh ich, Von Euch geschickt, den Würd'gen zu mir treten, Herr Schreiber Licht, spart Eure Session, Den Krugzertrümmrer judiziert Ihr nicht, Der sitzt nicht schlechter Euch, als in der Hölle: Hier ist die Spur, die er gegangen ist.

Walter So habt Ihr selbst Euch überzeugt?

Licht Ew. Gnaden, Mit dieser Spur hats völl'ge Richtigkeit.

Walter Ein Pferdefuß?

Licht Fuß eines Menschen, bitte, Doch praeter propter wie ein Pferdehuf.

Adam Mein Seel, Ihr Herrn, die Sache scheint mir ernsthaft. Man hat viel beißend abgefaßte Schriften, Die, daß ein Gott sei, nicht gestehen wollen; Jedoch den Teufel hat, soviel ich weiß, Kein Atheist noch bündig wegbewiesen. Der Fall, der vorliegt, scheint besonderer Erörterung wert. Ich trage darauf an, Bevor wir ein Konklusum fassen, Im Haag bei der Synode anzufragen, Ob das Gericht befugt sei, anzunehmen, Daß Belzebub den Krug zerbrochen hat.

Walter Ein Antrag, wie ich ihn von Euch erwartet. Was wohl meint Ihr, Herr Schreiber?

Licht Ew. Gnaden werden Nicht die Synode brauchen, um zu urteiln. Vollendet--mit Erlaubnis!--den Bericht, Ihr, Frau Brigitte, dort; so wird der Fall Aus der Verbindung, hoff ich, klar konstieren.

Frau Brigitte Hierauf: Herr Schreiber Licht, sag ich, laßt uns Die Spur ein wenig doch verfolgen, sehn, Wohin der Teufel wohl entwischt mag sein. "Gut", sagt er, "Frau Brigitt, ein guter Einfall; Vielleicht gehn wir uns nicht weit um, Wenn wir zum Herrn Dorfrichter Adam gehn."

Walter Nun? Und jetzt fand sich--?

Frau Brigitte Zuerst jetzt finden wir Jenseits des Gartens, in dem Lindengange, Den Platz, wo, Schwefeldämpfe von sich lassend, Der Teufel bei mir angeprellt: ein Kreis, Wie scheu ein Hund etwa zur Seite weicht, Wenn sich die Katze prustend vor ihm setzt.

Walter Drauf weiter?

Frau Brigitte Nicht weit davon jetzt steht ein Denkmal seiner, An einem Baum, daß ich davor erschrecke.

Walter Ein Denkmal? Wie?

Frau Brigitte Wie? ja, da werdet Ihr--

Adam für sich. Verflucht, mein Unterleib.

Licht Vorüber, bitte, Vorüber, hier, ich bitte, Frau Brigitte.

Walter Wohin die Spur Euch führte, will ich wissen!

Frau Brigitte Wohin? Mein Treu, den nächsten Weg zu Euch, Just wie Herr Schreiber Licht gesagt.

Walter Zu uns? Hierher?

Frau Brigitte Vom Lindengange, ja, Aufs Schulzenfeld, den Karpfenteich entlang, Den Steg, quer übern Gottesacker dann, Hier, sag ich, her, zum Herrn Dorfrichter Adam.

Walter Zum Herrn Dorfrichter Adam?

Adam Hier zu mir?

Frau Brigitte Zu Euch, ja.

Ruprecht Wird doch der Teufel nicht In dem Gerichtshof wohnen?

Frau Brigitte Mein Treu, ich weiß nicht, Ob er in diesem Hause wohnt; doch hier, Ich bin nicht ehrlich, ist er abgestiegen: Die Spur geht hinten ein bis an die Schwelle.

Adam Sollt er vielleicht hier durchpassiert--?

Frau Brigitte Ja, oder durchpassiert. Kann sein. Auch das. Die Spur vornaus--

Walter War eine Spur vornaus?

Licht Vornaus, verzeihn Ew. Gnaden, keine Spur.

Frau Brigitte Ja, vornaus war der Weg zertreten.

Adam Zertreten. Durchpassiert. Ich bin ein Schuft. Der Kerl, paßt auf, hat den Gesetzen hier Was angehängt. Ich will nicht ehrlich sein, Wenn es nicht stinkt in der Registratur. Wenn meine Rechnungen, wie ich nicht zweifle, Verwirrt befunden werden sollten, Auf meine Ehr, ich stehe für nichts ein.

Walter Ich auch nicht.

(Für sich.)

Hm! Ich weiß nicht, wars der Linke, War es der Rechte? Seiner Füße einer-- Herr Richter! Eure Dose!--Seid so gefällig.

Adam Die Dose?

Walter Die Dose. Gebt! Hier!

Adam zu Licht. Bringt dem Herrn Gerichtsrat.

Walter Wozu die Umständ? Einen Schritt gebrauchts.

Adam Es ist schon abgemacht. Gebt Sr. Gnaden.

Walter Ich hätt Euch was ins Ohr gesagt.

Adam Vielleicht, daß wir nachher Gelegenheit--

Walter Auch gut.

Nachdem sich Licht wieder gesetzt.

Sagt doch, Ihr Herrn, ist jemand hier im Orte, Der mißgeschaffne Füße hat?

Licht Hm! Allerdings ist jemand hier in Huisum--

Walter So? Wer?

Licht Wollen Ew. Gnaden den Herrn Richter fragen--

Walter Den Herrn Richter Adam?

Adam Ich weiß von nichts. Zehn Jahre bin ich hier im Amt zu Huisum, Soviel ich weiß, ist alles grad gewachsen.

Walter zu Licht. Nun? Wen hier meint Ihr?

Frau Marthe Laß Er doch seine Füße draußen! Was steckt Er untern Tisch verstört sie hin, Daß man fast meint, Er wär die Spur gegangen.

Walter Wer? Der Herr Richter Adam?

Adam Ich? Die Spur? Bin ich der Teufel? Ist das ein Pferdefuß?

Er zeigt seinen linken Fuß.

Walter Auf meine Ehr. Der Fuß ist gut.

(Heimlich.)

Macht jetzt mit der Session sogleich ein Ende.

Adam Ein Fuß, wenn den der Teufel hätt, So könnt er auf die Bälle gehn und tanzen.

Frau Marthe Das sag ich auch. Wo wird der Herr Dorfrichter--

Adam Ach, was! Ich!

Walter Macht, sag ich, gleich ein Ende.

Frau Brigitte Den einz'gen Skrupel nur, Ihr würd'gen Herrn, Macht, dünkt mich, dieser feierliche Schmuck!

Adam Was für ein feierlicher--?

Frau Brigitte Hier, die Perücke! Wer sah den Teufel je in solcher Tracht? Ein Bau, getürmter, strotzender von Talg, Als eines Domdechanten auf der Kanzel!

Adam Wir wissen hier zu Land nur unvollkommen, Was in der Hölle Mod ist, Frau Brigitte! Man sagt, gewöhnlich trägt er eignes Haar. Doch auf der Erde, bin ich überzeugt, Wirft er in die Perücke sich, um sich Den Honoratioren beizumischen.

Walter Nichtswürd'ger! Wert, vor allem Volk ihn schmachvoll Vom Tribunal zu jagen! Was Euch schützt, Ist einzig nur die Ehre des Gerichts. Schließt Eure Session!

Adam Ich will nicht hoffen--

Walter Ihr hofft jetzt nichts. Ihr zieht Euch aus der Sache.

Adam Glaubt Ihr, ich hätte, ich, der Richter, gestern, Im Weinstock die Perücke eingebüßt?

Walter Behüte Gott! Die Eur ist ja im Feuer, Wie Sodom und Gomorrha, aufgegangen.

Licht Vielmehr vergebt mir, gnäd'ger Herr! die Katze Hat gestern in die seinige gejungt.

Adam Ihr Herrn, wenn hier der Anschein mich verdammt: Ihr übereilt Euch nicht, bitt ich. Es gilt Mir Ehre oder Prostitution. Solang die Jungfer schweigt, begreif ich nicht, Mit welchem Recht ihr mich beschuldiget. Hier auf dem Richterstuhl von Huisum sitz ich, Und lege die Perücke auf den Tisch: Den, der behauptet, daß sie mein gehört, Fordr ich vors Oberlandgericht in Utrecht.

Licht Hm! Die Perücke paßt Euch doch, mein Seel, Als wär auf Euren Scheiteln sie gewachsen.

(Er setzt sie auf.)

Adam Verleumdung!

Licht Nicht?

Adam Als Mantel um die Schultern Mir noch zu weit, wieviel mehr um den Kopf.

Er besieht sich im Spiegel.

Ruprecht Ei, solch ein Donnerwetter-Kerl!

Walter Still, Er!

Frau Marthe Ei, solch ein blitz-verfluchter Richter, das!

Walter Noch einmal, wollt Ihr gleich, soll ich die Sache enden?

Adam Ja, was befehlt Ihr?

Ruprecht zu Eve. Eve, sprich, ist ers?

Walter Was untersteht der Unverschämte sich?

Veit Schweig du, sag ich.

Adam Wart, Bestie! Dich fass' ich.

Ruprecht Ei, du Blitz-Pferdefuß!

Walter Heda! Der Büttel!

Veit Halts Maul, sag ich.

Ruprecht Wart! Heute reich ich dich. Heut streust du keinen Sand mir in die Augen.

Walter Habt Ihr nicht soviel Witz, Herr Richter--?

Adam Ja, wenn Ew. Gnaden Erlauben, fäll ich jetzo die Sentenz.

Walter Gut. Tut das. Fällt sie.

Adam Die Sache jetzt konstiert, Und Ruprecht dort, der Racker, ist der Täter.

Walter Auch gut das. Weiter.

Adam Den Hals erkenn ich Ins Eisen ihm, und weil er ungebührlich Sich gegen seinen Richter hat betragen, Schmeiß ich ihn ins vergitterte Gefängnis. Wie lange, werd ich noch bestimmen.

Eve Den Ruprecht--?

Ruprecht Ins Gefängnis mich?

Eve Ins Eisen?

Walter Spart eure Sorgen, Kinder.--Seid Ihr fertig?

Adam Den Krug meinthalb mag er ersetzen, oder nicht.

Walter Gut denn. Geschlossen ist die Session. Und Ruprecht appelliert an die Instanz zu Utrecht.

Eve Er soll, er, erst nach Utrecht appellieren?

Ruprecht Was? Ich--?

Walter Zum Henker, ja! Und bis dahin--

Eve Und bis dahin--?

Ruprecht In das Gefängnis gehn?

Eve Den Hals ins Eisen stecken? Seid Ihr auch Richter? Er dort, der Unverschämte, der dort sitzt, Er selber wars--

Walter Du hörsts, zum Teufel! Schweig! Ihm bis dahin krümmt sich kein Haar--

Eve Auf, Ruprecht! Der Richter Adam hat den Krug zerbrochen!

Ruprecht Ei, wart, du!

Frau Marthe Er?

Frau Brigitte Der dort?

Eve Er, ja! Auf, Ruprecht! Er war bei deiner Eve gestern! Auf! Fass' ihn! Schmeiß ihn jetzo, wie du willst.

Walter steht auf. Halt dort! Wer hier Unordnungen--

Eve Gleichviel! Das Eisen ist verdient, geh, Ruprecht! Geh, schmeiß ihn von dem Tribunal herunter.

Adam Verzeiht, Ihr Herrn.

Läuft weg.

Eve Hier! Auf!

Ruprecht Halt ihn!

Eve Geschwind!

Adam Was?

Ruprecht Blitz-Hinketeufel!

Eve Hast du ihn?

Ruprecht Gotts Schlag und Wetter! Es ist sein Mantel bloß!

Walter Fort! Ruft den Büttel!

Ruprecht schlägt den Mantel. Ratz! Das ist eins. Und Ratz! Und Ratz! Noch eins. Und noch eins! In Ermangelung des Buckels.

Walter Er ungezogner Mensch!--Schafft hier mir Ordnung! --An Ihm, wenn Er sogleich nicht ruhig ist, Ihm wird der Spruch vom Eisen heut noch wahr.

Veit Sei ruhig, du vertrackter Schlingel!

< Zehnter Auftritt
Zwölfter Auftritt >



Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.