Frei Lesen: Biographische Belustigungen unter der Gehirnschale einer Riesin

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Jean Paul

Biographische Belustigungen unter der Gehirnschale einer Riesin

Vorrede

eingestellt: 9.8.2007



Ich schreibe sie bloß, damit man nicht das erste Kapitel für eine nimmt und nicht dieses überhüpft, sondern diese Vorrede. Denn ich habe nichts darin zu sagen als sechs kurze Gedanken - und kaum diese - und das Datum.

1) Spießens Münzbelustigungen, Rösels Insektenbelustigungen und der Patienten Brunnenbelustigungen sind nicht nur die Vorgängerinnen und Muster der gegenwärtigen biographischen, sondern auch die (metaphorischen) Bestandteile davon.

2) Der Rest des Titels wird im zweiten Kapitel schön erklärt und gerettet.

3) Zuweilen kommen in den besten Menschen und Autor und in die Werke von beiden auf eine ebenso unbegreifliche Weise Herzpolypen und Gries und Gallensteine hinein als in weißen Marmor und feste Stämme lebende - Kröten; man sollte aber über die Kröten lieber natur-historisch nachsinnen als inquisitorisch aburteln, sonst wird man ein Infinitesimalteilchen des Pöbels, der Kröten nur für kleinere Hexen und Teufel hält.

4) Der sogenannte Appendix dieses Buchs, der die Salat-Kirchweih von Obersees beschreibt, ist wegen seines satirischen Grundtons und Musikschlüssels zwar für Leser - und wenig für Leserinnen - gemacht; indessen ist doch eine schöne Geschichte darein verwoben, die es wohl verdient, daß man sie herauszieht.

5) Im Alter werfen sich zwar Menschen und Hölzer krumm; ich aber werde und gehe in Schriften immer mehr gerade und mache wenig Ausschweifungen mehr, die gedruckt werden.

6) Möge der Leser im Buche entweder Erinnerungen oder Hoffnungen antreffen, um sich (wie der Verfasser) wechselsweise durch die einen für die andern zu entschädigen. - Denn wir genießen alle nur aus beiden, und gleich den Nachteulen sehen und fliegen und jagen und haschen wir nur in beiden Dämmerungen.

Hof im Voigtlande, den 24. Febr. 1796 (d. h. am Schalttage, an dem man, weil er an die 365 andern Schalttage und an unser Transito-Leben und an das dissonierende Intervall von 70 Jahren erinnert, wohl etwas Größers machen sollte als eine kleine Vorrede, die ja - ungleich der Präfation unsers Lebens - zu keiner größern Belustigung führt als zur folgenden biographischen: - -)

Jean Paul Friedrich Richter.


 

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