Frei Lesen: Der Komet

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Jean Paul

Der Komet

Elftes Kapitel

eingestellt: 14.7.2007

worin ein höchstes Handschreiben endlich ernsthafte Anstalten zu einem Anfange der gegenwärtigen Geschichte trifft, und worin man an manchen Dingen mehr gewinnt, als an Verstand verliert

Ich möchte wohl wissen, ob am Morgen darauf irgendein Romer aus dem Apotheker klug werden konnte, besonders die Schwestern, welche da gerade auf die größten Nachkirchweihen der Freude so entschieden aufsahen - oder sein Freund Worble, der so vielmal ganz vergeblich und ganz heftig an die verschlossene Arbeit- und Geburtstube der Diamanten anklopfte, daß Marggraf innen wider Willen stark rufen mußte, vor drei Tagen seh er keinen Menschen an - oder vier oder fünf seiner einfältigsten Blutverwandten, welche ganz sich in ihn zu finden glaubten, wenn sie es für wahre Grobheit ansahen, daß er von ihrem Abschied keinen Abschied nahm - oder sogar der scharfblickende Stoß, der am faulen Heinze saß vor einem werdenden Dinge wie ein größter Diamant und welcher zwei Nächte lang ohne Not ins Feuer guckte, ob ihm gleich sein Prinzipal befohlen hatte, zu Bett zu gehen und nicht in einem fort so zu wachen wie er selber.

- Die Sachen standen aber freilich so - und darum wurde niemand daraus klug -: das Doppelspiel des Schicksals, das den Apotheker an demselben Tage wie zu einer Folter recht in die Ehrenhöhe hinaufgezogen, um ihn schnell auf den harten Lasterstein einer Diebschande herabfallen zu lassen, hatte durch den Sturz sein ganzes Herz erschüttert und dadurch das Gehirn dazu. Es war ohnehin mehr, der letzte Aufzug der Nacht, als sein schon von den andern Aufzügen des Tages vollgedrücktes und ermüdetes Herz noch zu tragen und zu fassen vermochte. - - Überlegte man nur überhaupt sorgfältiger, wie kleine, sogar unverdiente Brandwunden der Ehre doch von einem unauslöschlichen, gleichsam griechischen Feuer geschlagen werden - wie das gute Bewußtsein sie nicht ganz löschen und kühlen kann, falls man nicht etwa eine so kleine öffentliche Schande wie zuweilen in London auf einem Pranger aussteht, wo die Zuschauer, anstatt mit faulen Eiern, als bessere Richter mit frischen Blumen bewerfen: so würde ein gutes Herz, das so gern und so leicht von den Leiden der Dürftigkeit mit einer Gabe erlöst, noch eifriger den Ehregebeugten mit allen Zeichen tröstender Achtung aufzuhelfen trachten, da ein Mensch dem andern leicht das Tadeln, folglich noch leichter das Loben glaubt. - Es gibt wenige Schmerzen, welche nicht alle Menschen oft, wenigstens einige Male geduldet hätten und dadurch ertragen gelernt; aber dem Schmerze einer öffentlichen Beschämung bleiben die meisten Glücklichen entrückt, und ein Unglücklicher bleibt ihm erliegen, weil er ein ganz neuer erster ist.

Im letzten Fall war Marggraf. Daher wollte er sich retten und rächen; er mußte Rom beschämen; er wollte den allergrößten Schöpfungtag erleben, den sechsten, nämlich den Geburttag eines größten Diamanten, und dann, mit langen Goldsäcken an jedem Gliede behangen, vor Rom sich hinstellen und die Frage tun: »Kennst du mich, du grobes Nest? - Bestiehl mich nun, du Rabennest!«

In ihm war nämlich Lust und Hoffnung vorhanden, von den heiligen drei Königen (leicht so zu nennen, weil Diamanten, nach Art der Metallkönige, Kristallkönige sind), da ihm nach dem unechten Steine oder König (auch unter den drei Weisen war einer ein Mohr) ein echter gelungen war, endlich den dritten, glänzendsten zu machen, der nicht weniger wöge als hundertundsechsunddreißig und dreiviertel Karat.

Kurz er wollte wirklich einen Regenten machen.

Nun ist freilich ein Regent leichter in einem Fürstenhause als in einem faulen Heinze oder in einer voltaischen Säule zu machen; aber es ist ja hier offenbar die Rede bloß von jenem großen Diamant, »Regent« oder auch »Pitt« genannt, welchen zuletzt Pitts Feind und Opfer, Bonaparte, besessen haben soll.

In stummer schwüler Versenkung in sich selber nahm er dem emsigen Diener die besten Arbeiten ab, mit welchen dieser sich gern für die Gespräche schadlos gehalten hätte, die ihm gleichfalls entzogen und verboten worden. Denn der Stößer hatte mehre zum Erheitern angelegte Bauten von Triumphpforten für die Tapferkeit des Herrn und von Triumphpförtchen für die des Dieners einstellen müssen; Marggraf wollte von der Nachtwächter-Nacht durchaus nichts hören. Essen und trinken wollt er auch nur wenig; welcher Nebenpunkt dem anhänglichen Diener so wehe tat, daß er sein eignes verstärkte, um sowohl das Fasten des Magens auszudauern als das Verhungern und Verdursten seiner eignen Zunge, über welche kein Tropfen und Bissen von - Worten gehen sollte. Er sagte recht ernsthaft in der Apotheke: »Keine Dienerschaft hälts in die Länge mit einem Prinzipal, der fastet, aus, wenn sie nicht dabei viel ißt und frißt.«

Schon in der ersten Nachtwache glühte Marggrafs Gehirn mit dem Ofen fort und wurde selber ein fauler Heinz; denn der sonst Lüfte und Köpfe abkühlende Morgen wurde für ihn vielmehr ein wahrer Kühlofen, dessen Hitze die Arbeiter kennen. Zuweilen murmelte er: »Ein Prinz von Geburt ist kein Dieb, ganz und gar kein Dieb.«

In der zweiten Nachtwache schlug sein Geistes-Brand ganz hell aus ihm heraus. Das bisher versperrte Wachsbild der Prinzessin und Geliebten Amanda, das er sogar vor dem vertrauten Stoß als sein erstes und einziges Geheimnis verborgen gehalten, holte er selber in der Standuhr aus seiner Heiligenblende unter dem Dache herab und machte weit die Standuhr auf und stellte zwei Lichter davor, um das holde Köpfchen wie einen Trost, wie einen Engel unaufhörlich anzuschauen.

Es war schon in der Nachmitternacht, als er das unbewegte, wenn auch nur mit tauben Blüten, aber vom Helldunkel verklärte Gesicht, auf das er seine von Feuer geblendeten Augen lange emporgeheftet, feierlich anzureden anfing, halb träumend, halb schauend, Inneres und Äußeres verschmelzend:

»Amanda! Steh mir bei und gib das Zeichen, daß ich dich wiederfinde! - Bei Gott,« rief er, »sie bewegt die Augen und die Hände und steht mir bei!« Da aber die Wachsbüste nur Augen, keine Hände hatte: so sah er ohne Frage im Halbtraum eine andere Gegenwart und Erscheinung, als außen vor ihm stand. - Stoß sah gar nichts als den Seher.

»Amanda, himmlische Gestalt!« - fleht er sehnsüchtig - »gib mir ein gutes Zeichen, daß ich meinen Vater finde! - O sieh doch, Stoß, wie sie ja nickt!« - Dieser blickte hinauf und fing selber vor lauter Angst zu sehen an und sagte: »Ach, Herr Gott!«

»O, du teuerster, liebster Vater, du willst deinen Sohn aufnehmen? - Ach sieh, ach sieh! Er machts so mit den Armen nach mir!« rief Marggraf und streckte die seinigen aus. Er sah nämlich im fernen Spiegel seine eigne Gestalt, die er der Ähnlichkeit wegen für die väterliche hielt, und an welcher er bloß sein eignes Armausbreiten und seinen eignen elektrischen Haarschein wahrnahm; aber durch das bisherige Fortglühen seines ganzen Wesens hatt er sich im eigentlichen Sinne selber magnetisiert, und alles Innere gestaltete sich also leicht zu Äußerem. »Ich sehe vom alten Herrn gar nichts,« - versetzte Stoß, welcher glaubte, der alte Apotheker Henoch sei erschienen - »aber ich bin auch kein Sonntagkind.«

Marggraf schauete wieder zu Amanda hinauf und bat: »Himmlisches Wesen, gib mir ein Zeichen, daß mein Werk gelingt, gelungen! - O Gott, sie reicht mir die Hand und hat schon den Diamant am Finger«, rief er, ohne nach dem Ofen hinzusehen.

»Mir ist auch so was«, sagte Stoß. »Wenn dergleichen ist, so kann ja der Stein fertig sein und herausgelangt werden.« Das Gehirn des Dieners fing am faulen Flecke des herrschaftlichen Kopfes, wie ein Apfel am andern, Fäulnis auf! Während Marggraf noch immer mit den Augen in die blauen des Bildes eingesunken blieb und, statt zu bitten, nur zu beten schien: faßte der Stößer gläubig mit der Zange den Pitt, nämlich den Regenten, ich meine den Diamant, und schrie im Heben und Wenden: »Peste! er strahlt doch wahrlich, so wahr ich hier sitze.«

Es dämmerte schon der Morgen heran, als das Steingut herauskam und fortblitzte. Mit Mühe brachte und weckte Stoß den Seher aus seinem Anschauen des geträumten Steins zum Anschauen des wirklichen, und Marggraf fragte: »Ist etwas damit vorgegangen?« - Schweigend wurden endlich einige Haupt-Ankerproben und Wasserproben damit gemacht.

Der Stein bestand jede - und ich versichere es hier auf mein Wort der ganzen Welt!

Haltet den Atem an euch, teilnehmende und voreilende Leser! - Marggraf sagte endlich ruhig: »Echt!« und änderte das Gesicht nicht. Stoß sah begierig in sein Gesicht und paßte bloß auf ein Signal darin, um alle seine Jubel-Lärmkanonen zu lösen und seine Freudenfeuertrommel zu rühren; Marggraf aber gab kein anderes Signal als das, sich fertig zu machen und mit ihm zum Juden Hoseas zu gehen; und als der Stößer doch einigermaßen seiner Freude Luft machen wollte und französisch aufzurauschen anfing: »Paix! Bon! Peste!«, so verbot es Marggraf mit Handwinken und mit den leisen Worten: »Ruhig, kein Wort mehr!« Stoß tat es so ungern als möglich, schnitt aber doch einer ihm zum Ausfragen nachlaufenden Schwester ein so flämisches grinsendes Gesicht, als zu seinem Schweigen unentbehrlich war. Weil der Apotheker mitten in der weiten, vielleicht über Jahrzehende reichenden Freude mit unverletzter Besonnenheit die Standuhr der Prinzessin so wie das Zimmer sorgfältig verschlossen hatte: so verfiel der scharfsinnige Stößer auf die Vermutung, das Bild sei gar eine wundertätige Heilige - und die angezündeten Kerzen und der an Marggrafs Kopfe phosphoreszierende Heiligenschein und die galvanische Säule, in welche vor einigen Tagen große Opfertaler wie in einen Altar gelegt worden, ließen ihn denken (und er fand es nicht unmöglich und unrecht), daß ein katholisches Heiligenbild auch an Protestanten Wunder verrichte und sie reich mache, wie Christus Heiden gesund - und er fühlte sich lebhaft von seinem Glaubenbekenntnis so viel abzustehen geneigt, als zu einem katholischen Gebet an eine Heilige gehört.

Dem Schächter und Sänger Hoseas wurde der Regent, nämlich der Regal- und Imperialfolio-Diamant, vorgehalten ....... Es würde meine Kräfte nicht übersteigen, hier das Gemälde zu liefern, sowohl von den Ausrufungen, Staun-Gebärden, Wortflüssen, Kauf-Fechterspielen und blauen Dünsten des Schächters auf der einen Seite, als von der ganz neuen Kürze, Festigkeit, Würde des Apothekers auf der andern, so wie auch von dem hohen Rate und Sanhedrin beigerufner Juden, Notarien, Stein- und Rechtskundigen; - denn ich hätte nur des Juden Schwüre nachzuschreiben nötig, daß der Regent (denn ebenso viele Karate wie der berühmte wog er nicht nur, sondern noch sieben darüber), daß dieser Regent ungewöhnlich gepanzert sei durch gendarmes ; daß er points und Stroh in sich habe, und der Regent schwer zu polieren oder ein sogenannter diamant de nature sei, und daß die Hälfte des Wertes, welche der Schneider oder diamantaire übrig lasse, gut noch zwei Drittel unter Brüdern einbüße - - dadurch, wie gesagt, wäre die jüdische und juristische Seite geschildert; auf der andern aber, wie leicht wäre Marggrafs neues Fürstenwesen durch seine Äußerungen dargestellt: Gewinn sei ebensosehr unter seiner Würde als Streit deshalb, nur möge man sein gutwilliges Aufopfern nicht mit kaufmännischer Unkenntnis verwechseln. - Mit Vergnügen flöcht ich hier den ganzen Diamantkaufbrief in seiner völligen Ausführlichkeit, wie er körperlich vor mir liegt, auf diesem Bogen ein - zumal da vielleicht durch das Kaufinstrument meinem wenigstens historisch wichtigen Werke doch für einige zweifelsüchtige juristische Leser mehr Glaubwürdigkeit zuwüchse -; aber ich halt es (sonst tät ichs gern) nicht für recht, so viel unschuldige Leser dem juristischen Gehölze zuzutreiben, welche mit einer so lebhaften, gewiß nicht tadelhaften Ungeduld vor das ungeheure Palais royal und Eskurial auf einmal gestellt sein wollen, zu welchem der Diamant-Pitt den Grundstein gelegt.

Sollt es uns nicht genug sein, sogleich bloß folgendes zu erfahren? Nämlich der Apotheker wurde bei dem Verkaufe des Steins so oft als möglich über die Hälfte verletzt (durch laesiones ultra dimid.) und bekam daher nur mehre oder wenigere 10000 fl. rheinischer Währung auf der Stelle in Geld ausbezahlt - denn die halbe Judengasse schoß bei -; und ebenso viele auf Papieren zugesichert. - Hätt er freilich nur sieben Tage warten wollen (aber eingesperrte Glut jeder Art trieb alle Räder seiner Natur heftig um); ja nur fünf: so hätte ihm der Hofjuwelier der Hauptstadt Hohengeis mit Freuden das Doppelte bewilligt, um endlich auch einmal in seinem hagern Juwelierleben funfzig Prozent unter lauter Schwüren seiner zu großen Einbuße in das grüne Spiegelgarn seines Beutels einzufangen. -

Als Marggraf seine neuen Krontruppen (viele tausend gekrönte Köpfe stark) in seiner Stube und auf seinem Tische hatte - denn natürlich werden die verschiednen aufgestellten Geldrollen gemeint -: so setzt er sich nieder und schrieb folgendes hohe Umlauf-Handschreiben an Worble, Süptitz und Renovanz:

 

Liebe Getreue! Wir tun euch hiemit zu wissen, daß Wir die fürstliche Würde, die Uns Gott längst durch Unsere Geburt verliehen, fortan öffentlich durch zweckdienliche Mittel behaupten können und wollen, wohlwissend, daß es der Vorsehung aus weisen Absichten gefallen, Uns im dürftigen, ja niedrigen Stande eines Apothekers aufwachsen und erziehen zu lassen, um Uns durch das Bekanntmachen mit so vielen Leiden der dienenden Stände teils von aller Überhebung einer höhern Geburt - über welche der Fürst so gar leicht die Verwandtschaft mit andern, gleichfalls wie er von demselben Adam abstammenden Menschen vergißt - auf der einen Seite zu bewahren, teils um auf der andern Unser Herz, so warm und mild es auch von Geblüt sein mag, noch mehr für jeden Menschenbruder, der Elend hat und Trost begehrt, zu erweichen und aufzuschließen; - alles dies wohlwissend und wahrhaft dankbar anerkennend, daß Wir auf diese Weise in Deutschland und in der Wirklichkeit ebenso glücklich zu Unserer Ausbildung als Privatmann erzogen worden wie Prinzen zuweilen im Morgenland und besonders in Romanen, z. B. von Wieland im goldnen Spiegel - ein Fall, der überhaupt viel öfter vorkommen muß, da sonst nicht so viele sich aus Wahnsinn für Prinzen halten würden -: so sind Wir gesonnen, nicht länger als bis zur künftigen Woche in einer Stadt zu verweilen, welche Unser Mißfallen in großem Grade und neuerdings an einem wichtigsten Tage vom frühen Morgen bis in die tiefe Nacht sich zugezogen.

Wir wollen deswegen Uns in gedachter Woche, gleich so vielen andern Prinzen, auf fürstliche Reisen begeben, um ausländische Länder zu sehen - deren Höfe zu studieren - von langer Arbeit auszuruhen - Gelehrte und Künstler auszumitteln und aufzumuntern - und hauptsächlich in so manche Wunde Öl zu gießen, die Wir auf Unserer Lustreise am Wege offen finden werden.

Ob Wir gleich nach außen hin vor der Hand in einem Al incognito zu bleiben gedenken: so wollen Wir doch in Unserer Nähe Unsrer Würde nicht entsagen. Da Wir aber zu Unserem Reisegefolge und Hofstaat am liebsten Personen auswählen, deren Treue und Anhänglichkeit Uns schon früher erprobt geworden: so ernennen Wir hier den sogenannten Freimäuerer Worble zu Unsrem Reisemarschall, den Waisenhausprediger Süptitz zu Unsrem Hofprediger und den Künstler Renovanz zu Unsrem Hofmaler und wollen jedem von ihnen den halbjährigen Gehalt von 1000 fl. rh., welchen der Leibpage Stoß mit dem Handschreiben überbringt, dergestalt vorauszahlen, daß die Reisekosten von uns besonders getragen werden. Die übrigen Hofstellen bleiben offen und werden erst unterwegs mit den tüchtigen Subjekten besetzt. Solches haben Wir hiemit verfügen wollen.

Rom 1790

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