Frei Lesen: Der Archipel in Flammen

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Jules Verne

Der Archipel in Flammen

Dreizehntes Kapitel.

eingestellt: 28.7.2007



Am nächsten Tage, dem 4. September, lichtete die »Syphanta« gegen 10 Uhr morgens die Anker, suchte mit kleinem Segelzeug soviel Wind zu fassen wie möglich und lenkte durch die Einfahrt zum Hafen von Scarpanto hinaus.

Die von Henry dAlbaret losgekauften Gefangenen waren, so gut es anging, sowohl im Zwischendeck als im Stückpfortenraum untergebracht. Wenngleich die Fahrt durch den Archipel bloß mehrere Tage beanspruchte, so hatten doch Offiziere und Mannschaft alles mögliche getan, um es den armen Gefangenen so bequem wie möglich zu machen.

Schon am Abend vorher hatte Kommandant dAlbaret alle Anordnungen getroffen, um sofort in See zu stechen. Als Zahlung für die von ihm eingegangene Verbindlichkeit der 13 000 Pfund hatte er dem Kadi Bürgschaften hinterlegt, mit denen sich derselbe vollauf zufrieden erklärt hatte. Die Einschiffung der Gefangenen war also ohne alle Schwierigkeiten vor sich gegangen, und noch ehe drei Tage verflossen, stand diesen Unglücklichen, statt der Qualen und Leiden in den Bagnos der Barbareskenstaaten, die Landung in einem Hafen des nördlichen Griechenlands in Aussicht, wo sie für ihre Freiheit nichts mehr zu fürchten haben würden.

Aber diese Befreiung hatten sie einzig und allein dem Manne zu danken, der sie jetzt aus den Händen Nikolas Starkos, des Kapitäns der »Karysta«, erlöst hatte. Kein Wunder, daß ihre Dankbarkeit sich durch einen Akt rührender Frömmigkeit kundgab, sobald sie auf das Deck der Korvette den Fuß gesetzt hatten.

Es befand sich unter ihnen ein greiser Priester, ein »Pappa«, aus Leonardi. Gefolgt von seinen Unglücksgefährten, begab er sich auf das Oberdeck, auf welchem Henry dAlbaret mit Hadschina Elisundo, umringt von einigen Offizieren, stand. Hier knieten alle nieder, der Greis an ihrer Spitze, und die Hände zum Kommandanten aufhebend, sprach dieser:

»Henry dAlbaret! Gottes Segen über Sie, und Lob und Preis Ihnen von all denen, denen Sie die Freiheit wiedergegeben haben!«

»Freunde,« antwortete der Kommandant der »Syphanta« tief gerührt, »ich habe weiter nichts getan als meine Pflicht!«

»Ja, Henry! ... sie alle, alle segnen dich ... und ich auch ... Henry! ich auch!« setzte Hadschina hinzu, sich gleich den übrigen zur Erde vor ihm neigend.

Henry dAlbaret hatte sie schnell aufgehoben, und nun wollte es der Freudenrufe: »Hoch Henry dAlbaret! Hoch Hadschina Elisundo!« kein Ende nehmen: vom Hinter- bis zum Vorderkastell, von den Tiefen der Stückpforten bis hinauf zu den Raaen, wo sich an fünfzig Matrosen postiert hatten, erschollen sie von kräftigen Seemannsstimmen.

Eine einzige Frau unter den Gefangenen – dieselbe, die sich tagsvorher im Arkassaner Batistan verborgen gehalten hatte – hatte sich nicht an dieser Kundgebung beteiligt. Während der Einschiffung hatte sie all ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet, unerkannt zwischen den Gefangenen zu bleiben. Es war ihr geglückt, und niemand bemerkte auch nur noch ihre Anwesenheit an Bord, seit sie sich im finstersten Winkel des Zwischendecks hingehockt hatte. Jedenfalls rechnete sie darauf, ebenso unerkannt auch das Schiff verlassen zu können. Aber warum übte sie solche Vorsicht? War sie denn einem Offizier oder einem Matrosen von der Korvette bekannt? Auf alle Fälle mußte sie wohl ernste Gründe haben, daß sie während der 3–4 Tage, welche die Ueberfahrt dauern mußte, dies Inkognito wahren wollte.

Wenn jedoch Henry den Dank der Passagiere, die die Korvette aufgenommen hatte, verdiente, was verdiente dann wohl Hadschina für alles, was sie seit ihrer Abfahrt von Korfu getan hatte?

»Henry,« hatte sie tagsvorher gesagt, »Hadschina Elisundo ist nun arm und deiner würdig!«

Arm? ja!, sie war arm, tatsächlich arm! ... und würdig des jungen Offiziers? Nun, der Leser möge urteilen!

Sobald Hadschina Elisundo erfahren hatte, woher das Vermögen stammte, das ihr Vater hinterließ, faßte sie den Entschluß, dasselbe bis auf den letzten Heller zum Rückkauf griechischer Kriegsgefangenen zu verwenden; nichts wollte sie für sich behalten von diesen schmählich erworbenen Millionen. Bloß Xaris gab sie von diesem Entschlusse Kenntnis. Derselbe billigte ihn, und so schnell wie irgend angängig wurden sämtliche Vermögensstücke des Bankhauses zu Bargeld gemacht. Dann schrieb Hadschina den Brief an Henry dAlbaret, in welchem sie ihm Lebewohl sagte, und verließ heimlich in Begleitung ihres treuergebenen Xaris Korfu, um sich in den Peloponnes zu begeben.

Zu dieser Zeit wüteten noch Ibrahims Horden im mittleren Morea, dessen Bevölkerung so schwer und seit so langer Zeit schon gelitten hatte. Die Unglücklichen, die man nicht erschlug, wurden in die messenischen Häfen, nach Patras oder Navarino, geschleppt und von dort auf Schiffen, die zum Teil von der türkischen Regierung geheuert, zum Teil von den Korsaren des Archipels gestellt wurden, zu Tausenden entweder nach Scarpanto oder nach Smyrna transportiert, wo unausgesetzt Sklavenmärkte abgehalten wurden.

Während der beiden ersten auf ihr Verschwinden folgenden Monate gelang es Hadschina und Xaris, denen kein Preis zu hoch war, ein paar Hundert Gefangene, die die messenische Küste noch nicht verlassen hatten, loszukaufen. Dann verwandten sie alle Sorge darauf, sie zum Teil auf den ionischen Inseln, zum Teil in den von Türken freien Bezirken des nördlichen Griechenlands in Sicherheit zu bringen. Dann begaben sie sich zusammen nach Kleinasien, zunächst nach Smyrna, einem der Hauptsitze des Sklavenhandels. Dorthin wurden zahlreiche Trupps solcher griechischen Gefangenen geschleppt, an deren Befreiung Hadschina Elisundo vor allem gelegen war. Die Gebote, die sie machte, waren denen der Mäkler aus der Berberei oder vom kleinasiatischen Küstenlande so erheblich überlegen, daß die türkischen Behörden weit besser wegkamen, wenn sie mit ihr paktierten. Tausende von Gefangenen rettete sie auf diese Weise vor den Bagnos der afrikanischen Beys. Noch immer aber blieb sehr viel zu tun, und da kam Hadschina der Einfall, dem Ziele, das sie erstrebte, auf zwei verschiedenen Wegen entgegen zu steuern.

In Smyrna erfuhr Hadschina, wie es um die »Syphanta« stand, was nach den ersten Monaten ihrer Kreuzfahrt aus ihr geworden war. Sie wußte, daß korfiotische Reeder die Korvette ausgerüstet hatten und zu welchem Zwecke; daß das Schiff in der ersten Zeit ihrer Fahrt gute Resultate erzielt hatte, daß es aber nachher seinen Kommandanten, mehrere Offiziere und einen Teil seiner Mannschaft in einem Treffen gegen eine, wie es hieß, von Sakratif persönlich befehligte Korsarenflottille eingebüßt hatte.

Hadschina Elisundo setzte sich ohne weiteres mit der korfiotischen Reedergenossenschaft, die die »Syphanta« ausgerüstet hatte, in Beziehung und ließ ihnen einen Kaufpreis für das Schiff bieten, der sie bestimmte, zu verkaufen. Unter dem Namen eines Ragusaner Bankiers wurde also die Korvette angekauft, gehörte aber Hadschina Elisundo, die hiermit nur das Beispiel anderer griechischen Patriotinnen, einer Bobolina, Modena, Zacharias und anderer heldenmütigen Frauen griechischer Erde, nachahmte, deren Schiffe, auf ihre Kosten ausgerüstet und unterhalten, den Geschwadern der türkischen Marine so schwere Schläge zu Anfang des Unabhängigkeitskrieges versetzten.

Hierbei war aber Hadschina von Anfang an der weitere Gedanke gekommen, das Kommando über die »Syphanta« in Henry dAlbarets Hände zu legen. Ein ihr ergebener Mann, Neffe von Xaris und gleich seinem Onkel Seemann griechischer Abkunft, war dem jungen Offizier heimlich gefolgt, zuerst nach Korfu, als er, um Hadschina wiederzufinden, soviel vergebliche Nachforschungen anstellte; dann nach Scio, als er dort wieder zu dem Obersten Fabvier stieß. Dieser Mann verheuerte sich auf ihren Wunsch als Matrose auf der Korvette, als dieselbe nach dem Kampfe bei Lemnos ihre Mannschaft erneuerte. Durch ihn waren in Henry dAlbarets Hände die beiden von Xaris geschriebenen Briefe gelangt: der erste in Scio, durch den ihm mitgeteilt wurde, daß im Stabe der »Syphanta« ein Platz offen sei; der andere während der Fahrt. Diesen letztern hatte Xaris auf die Tafel im Mannschaftsquartier gelegt, als er draußen auf Wache stand, und durch ihn wurde die Korvette, für Anfang September in die Gewässer von Scarpanto bestellt.

Dort gedachte Hadschina Elisundo nämlich, nach Beendigung ihres Barmherzigkeitswerkes um diese Zeit zu verweilen. Die »Syphanta« sollte den letzten Gefangenenzug zur Heimat zurückbefördern, den sie mit dem Rest ihres Vermögens aufgekauft hatte.

Wieviel Strapazen hatte sie nun aber während des nun folgenden halben Jahres zu ertragen, wieviel Gefahren zu laufen! Im Herzen der Berberei, in jenen von Korsarengesindel verseuchten Hafenplätzen am afrikanischen Küstengelände, wo bis zur Eroberung Algiers die schlimmsten Banditen die Herrschaft führten, hielt sich das mutige Mädchen in Begleitung von Xaris auf, um die Aufgabe zu erfüllen, der sie ihr Leben geweiht hatte, unter ständiger Gefahr, Freiheit und Leben zu verlieren, und allen Gefahren trotzend, denen sie ihre Schönheit und ihre Jugend aussetzten.

Nichts hielt sie zurück, nichts schreckte sie zurück. Als Gnadenschwester – wie die weiblichen Mitglieder des großen Gnadenbrüderbundes hießen – sah man sie nun in Tripolis, Algier, Tunis, ja selbst auf den niedrigsten Märkten der Barbareskenküste erscheinen. Ueberall, wohin griechische Gefangene als Sklaven verkauft worden waren, kaufte sie solche mit allen erdenklichen Opfern, natürlich immer zu Preisen, die den derzeitigen Besitzern der Sklaven guten Gewinn sicherten. Ueberall, wo Sklaven versteigert wurden, fand sie sich ein mit Bargeld in den Händen. An solchen Plätzen konnte sie nun in all seiner Schrecklichkeit das Schauspiel des Jammers und Elends sehen, das die Sitte der Sklaverei in einem Lande schuf, wo alle Leidenschaften zügellos austoben können.

Als ihre Mission beendigt war, als von den Millionen, die ihr Vater hinterlassen, nichts mehr vorhanden war, gedachte Hadschina mit Xaris nach Europa zurückzukehren. An Bord eines griechischen Schiffes, auf welchem die letzten von ihr aufgekauften Gefangenen untergebracht wurden, schiffte sie sich nach Scarpanto ein. Dort wollte sie mit Henry dAlbaret wieder zusammentreffen; von dort aus wollte sie die Fahrt auf der »Syphanta« fortsetzen. Aber drei Tage nach der Ausfahrt von Tunis wurde ihr Schiff von einem türkischen Schiffe gekapert, sie selber aber nach Arkassa gebracht, um dort zusammen mit denen, die sie hatte befreien wollen, in die Sklaverei verkauft zu werden.

So weit Hadschina!

Ja! Hadschina war nun arm und Henrys würdig! und Henry, um sie den Händen dieses Nikolas Starkos zu entreißen, hatte sich in gleiche Armut gestürzt wie sie!

Am andern Tage, in früher Morgenstunde, sichtete die »Syphanta« die Insel Kreta. Bis zur Höhe von Euböa wollte Kommandant dAlbaret die Ostküste von Griechenland entlang fahren; dort sollten entweder in Negroponte oder in Aegina die gefangenen Griechen ans Land gesetzt werden; dort würden sie sicher sein vor den nunmehr bis tief in den Peloponnes hinein zurückgedrängten Türken.

Am nächsten Morgen schwanden die Gipfel Kretas aus dem Gesicht. Da die Brise aber stark abgeflaut hatte, wurde tagsüber nur wenig Fahrt gemacht, obgleich die Korvette alle Segel gesetzt hatte. Indessen brauchte man sich schließlich wegen einer Fahrtverzögerung von 24 oder 48 Stunden nicht allzu sehr zu beunruhigen. Das Meer war schön, der Himmel herrlich. Nichts kündete eine baldige Veränderung im Wetter. Das gescheiteste also: man ließ, wie die Seeleute sagen, »das Schiff laufen und zwar so lange, wie es dem lieben Herrgott gefiele!«

Solche friedliche Fahrt war natürlich ganz danach beschaffen, zur richtigen »Plauderfahrt« zu werden, zumal sich für Arbeit auf dem Schiff wenig Veranlassung bot und eine einfache Bordwache ausreichte für Meldung von »Land in Sicht« oder »Schiff auf See«. Hadschina und Henry saßen am Hinterschiff auf einer ihnen vorbehaltenen Bank des Oberdecks. Dort unterhielten sie sich zumeist nicht sowohl von der Vergangenheit als vielmehr von der Zukunft, deren sie sich nunmehr versichert hielten; Pläne für die nächste Zeit wurden geschmiedet, von Hochzeit wurde gesprochen, die gleich nach der Landung gefeiert werden sollte; das Kommando über die Korvette sollte dann Todros übernehmen; Henry wollte mit seiner Frau nach Frankreich übersiedeln.

Es war ein herrlicher Abend, der sich über das Meer niedersenkte. Kaum ein Lüftchen schwellte die Obersegel der »Syphanta«. Der Horizont erglänzte von dem goldigen Licht des herrlichsten Sonnenunterganges; drüben glitzerten die ersten Sterne; auf dem Meere tanzten Funken an Funken mit phosphoreszierendem Schein; die Nacht versprach prächtig zu werden ...

Da riefs von der Großraa am Fockmast nieder ... grell, schrill durch die friedliche Stille:

»Schiffe vorm Winde!«

Im Nu war Henry dAlbaret auf seinem Platze neben dem Kapitän Todros, der in der gemeldeten Richtung mit dem Fernrohr auslugte.

Knapp sechs Meilen im Osten schwamm eine kleine Flotte, annähernd ein Dutzend Fahrzeuge, durchweg verschiedenen Tonnengehalts. Während aber die »Syphanta« mitten in einer Windstille lag und so gut wie keine Fahrt machte, nutzte die Flottille den letzten Druck einer Brise aus, die sich bis zur Korvette hin nicht mehr erstreckte, und mußte diese notwendigerweise erreichen.

Henry dAlbaret musterte die Fahrt der Schiffe aufmerksam durch das Fernrohr.

»Kapitän Todros,« sagte er, sich zu demselben umdrehend, »noch läßt sich nichts sagen, was für Absichten die Herrschaften drüben verfolgen: wir sind noch zu weit von einander ab!«

»Allerdings, Kommandant,« versetzte Todros, »und bei solcher Nacht ohne Mondschein werden wir auch nicht zu Worte kommen können. Wir werden also schon bis morgen warten müssen.«

»Lassen Sie alle Wachen ausstellen, Todros!« rief dAlbaret; »scharfer Auslug soll gehalten werden, jeder Vorgang auf der Stelle gemeldet werden! Sodann treffen Sie alle Vorkehr, falls uns die Schiffe näher auf den Leib kommen sollten!«

Alle Befehle wurden ohne Säumen ausgeführt; Henry bat Hadschina, ihre Kabine aufzusuchen; die ganze Nacht wurde wenig an Bord geschlafen; die Anwesenheit einer Flottille auf hoher See mußte Beunruhigung wecken. Soweit es angängig war, hatte man ihre Manöver beobachtet. Gegen 9 Uhr nahm sich aber ziemlich dichter Nebel auf, so daß man sie bald aus dem Gesicht verlor.

Als es Morgen wurde, verdeckten im Osten bei Sonnenaufgang noch immer Dunstmengen den Horizont. Da der Wind ganz aussetzte, kam die zehnte Stunde heran, ehe sie sich zerteilten. Noch hatte sich indessen nichts Verdächtiges in diesem Nebel gezeigt.

Kaum aber war er im Aufsteigen begriffen, als sich die ganze Flottille in einem Abstande von kaum 4 Meilen zeigte. Sie war also um 2 volle Meilen seit dem Abend näher herangekommen, und hätte sie der Nebel nicht am Manövrieren verhindert, so würde sie der »Syphanta« noch mehr Fahrt abgewonnen haben. Es war ein ganzes Dutzend Schiffe, in gleichem Fahrttempo begriffen, mit Ruderern bemannt, die kräftig auf die langen Riemen drückten.

Die Korvette, die bei ihrer Größe Ruder nicht setzen konnte, lag nach wie vor unbeweglich auf demselben Flecke, völlig außer stande, etwas anders zu tun als zu warten ... und doch konnte sich an ihrem Bord über die Absichten der Flotte niemand mehr einer Täuschung hingeben.

»Eine ganze Schwadron verdächtigen Gesindels!« meinte Kapitän Todros.

»Um so verdächtiger,« versetzte dAlbaret, »als ich die Brigg darunter herauskenne, auf die wir gestern in den kretensischen Gewässern vergeblich Jagd gemacht haben!«

Der Kommandant der »Syphanta« hatte recht. Die hinter der Spitze von Scarpanto so auffällig verschwundene Brigg segelte im ersten Gliede, offenbar mit beschränkter Fahrt, um sich von den andern, unter ihr Kommando gestellten Fahrzeugen nicht zu trennen.

Inzwischen hatte sich im Osten etwas Wind aufgenommen, der die Bewegung der Flottille stärkte, dagegen etwa zwei Fadenlängen von der Korvette stand.

Da warf Henry dAlbaret das Fernrohr beiseite, das bis jetzt nicht von seinen Augen gewichen war.

»Klar zum Gefecht!« rief er.

In langem Strahle schoß weißer Dampf vom Vorderschiff der Brigg herüber ... und in dem Moment als der Knall eines Feuerschlundes zur Korvette drang, stieg ein Wimpel an der Gaffel der Brigg empor ...

Ein schwarzes Wimpel mit brandrotem S in der Mitte.

Das Wimpel Sakratifs, des Korsaren!

< Zwölftes Kapitel.
Vierzehntes Kapitel. >



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