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Richard Wagner

Die Walküre

I. Akt, Dritte Szene

eingestellt: 16.7.2007

Siegmund, später Sieglinde

Siegmund
Ein Schwert verhiess mir der Vater,
ich fänd es in höchster Not.
Waffenlos fiel ich in Feindes Haus;
seiner Rache Pfand, raste ich hier.
Ein Weib sah ich, wonnig und hehr:
entzückend Bangen zehrt mein Herz.
Zu der mich nun Sehnsucht zieht,
die mit süssem Zauber mich sehrt,
im Zwange hält sie der Mann,
der mich Wehrlosen höhnt!
Wälse! Wälse! Wo ist dein Schwert?
Das starke Schwert,
das im Sturm ich schwänge,
bricht mir hervor aus der Brust,
was wütend das Herz noch hegt?
Was gleisst dort hell im Glimmerschein?
Welch ein Strahl bricht aus der Esche Stamm?
Des Blinden Auge leuchtet ein Blitz:
lustig lacht da der Blick.
Wie der Schein so hehr das Herz mir sengt!
Ist es der Blick der blühenden Frau,
den dort haftend sie hinter sich liess,
als aus dem Saal sie schied?
Nächtiges Dunkel deckte mein Aug;
ihres Blickes Strahl streifte mich da:
Wärme gewann ich und Tag.
Selig schien mir der Sonne Licht;
den Scheitel umgliss mir ihr wonniger Glanz,
bis hinter Bergen sie sank.
Noch einmal, da sie schied,
traf mich abends ihr Schein;
selbst der alten Esche Stamm
erglänzte in goldner Glut:
da bleicht die Blüte, das Licht verlischt;
nächtiges Dunkel deckt mir das Auge:
tief in des Busens Berge glimmt nur noch lichtlose Glut.

Sieglinde
Schläfst du, Gast?

Siegmund
Wer schleicht daher?

Sieglinde
Ich bins: höre mich an! In tiefem Schlaf liegt Hunding;
ich würzt ihm betäubenden Trank:
nütze die Nacht dir zum Heil!

Siegmund
Heil macht mich dein Nahn!

Sieglinde
Eine Waffe lass mich dir weisen: o wenn du sie gewännst!
Den hehrsten Helden dürft ich dich heissen:
dem Stärksten allein ward sie bestimmt.
O merke wohl, was ich dir melde!
Der Männer Sippe sass hier im Saal,
von Hunding zur Hochzeit geladen.
Er freite ein Weib,
das ungefragt Schächer ihm schenkten zur Frau.
Traurig sass ich, während sie tranken;
ein Fremder trat da herein:
ein Greis in blauem Gewand;
tief hing ihm der Hut,
der deckt ihm der Augen eines;
doch des andren Strahl, Angst schuf es allen,
traf die Männer sein mächtiges Dräun:
mir allein weckte das Auge
süss sehnenden Harm,
Tränen und Trost zugleich.
Auf mich blickt er und blitzte auf jene,
als ein Schwert in Händen er schwang;
das stiess er nun in der Esche Stamm,
bis zum Heft haftet es drin:
dem sollte der Stahl geziemen,
der aus dem Stamm es zög.
Der Männer alle, so kühn sie sich mühten,
die Wehr sich keiner gewann;
Gäste kamen und Gäste gingen,
die stärksten zogen am Stahl -
keinen Zoll entwich er dem Stamm:
dort haftet schweigend das Schwert.
Da wusst ich, wer der war,
der mich Gramvolle gegrüsst; ich weiss auch,
wem allein im Stamm das Schwert er bestimmt.
O fänd ich ihn hier und heut, den Freund;
käm er aus Fremden zur ärmsten Frau:
was je ich gelitten in grimmigem Leid,
was je mich geschmerzt in Schande und Schmach,
süsseste Rache sühnte dann alles!
Erjagt hätt ich, was je ich verlor,
was je ich beweint, wär mir gewonnen,
fänd ich den heiligen Freund,
umfing den Helden mein Arm!

Siegmund
Dich, selige Frau, hält nun der Freund,
dem Waffe und Weib bestimmt!
Heiss in der Brust brennt mir der Eid,
der mich dir Edlen vermählt.
Was je ich ersehnt, ersah ich in dir;
in dir fand ich, was je mir gefehlt!
Littest du Schmach
und schmerzte mich Leid;
war ich geächtet und warst du entehrt:
freudige Rache lacht nun den Frohen!
Auf lach ich in heiliger Lust,
halt ich dich Hehre umfangen,
fühl ich dein schlagendes Herz!

Sieglinde
Ha, wer ging? Wer kam herein?

Siegmund
Keiner ging, doch einer kam:
siehe, der Lenz lacht in den Saal!
Winterstürme wichen
dem Wonnemond,
in mildem Lichte leuchtet der Lenz;
auf linden Lüften leicht und lieblich,
Wunder webend er sich wiegt;
durch Wald und Auen weht sein Atem,
weit geöffnet lacht sein Aug.
Aus selger Vöglein Sange süss er tönt,
holde Düfte haucht er aus:
seinem warmen Blut entblühen wonnige Blumen,
Keim und Spross entspringt seiner Kraft.
Mit zarter Waffen Zier bezwingt er die Welt;
Winter und Sturm wichen der starken Wehr:
wohl musste den tapfern Streichen
die strenge Türe auch weichen,
die trotzig und starr uns trennte von ihm.
Zu seiner Schwester schwang er sich her;
die Liebe lockte den Lenz:
in unsrem Busen barg sie sich tief;
nun lacht sie selig dem Licht.
Die bräutliche Schwester befreite der Bruder;
zertrümmert liegt, was je sie getrennt;
jauchzend grüsst sich das junge Paar:
vereint sind Liebe und Lenz!

Sieglinde
Du bist der Lenz, nach dem ich verlangte
in frostigen Winters Frist.
Dich grüsste mein Herz mit heiligem Graun,
als dein Blick zuerst mir erblühte.
Fremdes nur sah ich von je,
freundlos war mir das Nahe;
als hätt ich nie es gekannt, war, was immer mir kam.
Doch dich kannt ich deutlich und klar:
als mein Auge dich sah, warst du mein Eigen;
was im Busen ich barg, was ich bin,
hell wie der Tag taucht es mir auf,
wie tönender Schall schlugs an mein Ohr,
als in frostig öder Fremde
zuerst ich den Freund ersah.

Siegmund
O süsseste Wonne! Seligstes Weib!

Sieglinde
O lass in Nähe zu dir mich neigen,
dass hell ich schaue den hehren Schein,
der dir aus Aug und Antlitz bricht
und so süss die Sinne mir zwingt.

Siegmund
Im Lenzesmond leuchtest du hell;
hehr umwebt dich das Wellenhaar:
was mich berückt, errat ich nun leicht,
denn wonnig weidet mein Blick.

Sieglinde
Wie dir die Stirn so offen steht,
der Adern Geäst in den Schläfen sich schlingt!
Mir zagt es vor der Wonne, die mich entzückt!
Ein Wunder will mich gemahnen:
den heut zuerst ich erschaut,
mein Auge sah dich schon!

Siegmund
Ein Minnetraum gemahnt auch mich:
in heissem Sehnen sah ich dich schon!

Sieglinde
Im Bach erblickt ich mein eigen Bild
und jetzt gewahr ich es wieder:
wie einst dem Teich es enttaucht,
bietest mein Bild mir nun du!

Siegmund
Du bist das Bild, das ich in mir barg.

Sieglinde
O still! Lass mich der Stimme lauschen:
mich dünkt, ihren Klang hört ich als Kind.
Doch nein! Ich hörte sie neulich,
als meiner Stimme Schall
mir widerhallte der Wald.

Siegmund
O lieblichste Laute, denen ich lauschte!

Sieglinde
Deines Auges Glut erglänzte mir schon:
so blickte der Greis grüssend auf mich,
als der Traurigen Trost er gab.
An dem Blick erkannt ihn sein Kind,
schon wollt ich beim Namen ihn nennen!
Wehwalt heisst du fürwahr?

Siegmund
Nicht heiss ich so, seit du mich liebst:
nun walt ich der hehrsten Wonnen!

Sieglinde
Und Friedmund darfst du froh dich nicht nennen?

Siegmund
Nenne mich du, wie du liebst, dass ich heisse:
den Namen nehm ich von dir!

Sieglinde
Doch nanntest du Wolfe den Vater?

Siegmund
Ein Wolf war er feigen Füchsen!
Doch dem so stolz strahlte das Auge,
wie, Herrliche, hehr dir es strahlt,
der war: Wälse genannt.

Sieglinde
War Wälse dein Vater, und bist du ein Wälsung,
stiess er für dich sein Schwert in den Stamm,
so lass mich dich heissen, wie ich dich liebe:
Siegmund: so nenn ich dich!

Siegmund
Siegmund heiss ich und Siegmund bin ich!
Bezeug es dies Schwert, das zaglos ich halte!
Wälse verhiess mir, in höchster Not
fänd ich es einst: ich fass es nun!
Heiligster Minne höchste Not,
sehnender Liebe sehrende Not
brennt mir hell in der Brust,
drängt zu Tat und Tod:
Notung! Notung! so nenn ich dich, Schwert.
Notung! Notung! neidlicher Stahl!
Zeig deiner Schärfe schneidenden Zahn:
heraus aus der Scheide zu mir!
Siegmund, den Wälsung, siehst du, Weib!
Als Brautgabe bringt er dies Schwert:
so freit er sich
die seligste Frau;
dem Feindeshaus entführt er dich so.
Fern von hier folge mir nun,
fort in des Lenzes lachendes Haus:
dort schützt dich Notung, das Schwert,
wenn Siegmund dir liebend erlag!

Sieglinde
Bist du Siegmund, den ich hier sehe,
Sieglinde bin ich, die dich ersehnt:
die eigne Schwester
gewannst du zu eins mit dem Schwert!

Siegmund
Braut und Schwester bist du dem Bruder,
so blühe denn Wälsungen-Blut!

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