Frei Lesen: Abu Telfan

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Wilhelm Raabe

Abu Telfan

Viertes Kapitel

eingestellt: 2.7.2007



Wald, Wiesen, Ackerfelder, Kirchturmspitzen und Hausdächer, blaue Höhenzüge bis in die weiteste Ferne – alles in schönster Ordnung und in anmutigster Beleuchtung; alles so hübsch und reinlich, so bunt und fein, so freundlich und friedlich wie nur möglich, aber alles dessenungeachtet nicht imstande, den an die Dekoration Gewöhnten in eine ungewöhnliche Ekstase zu versetzen.

Es war aber nicht jeder daran gewöhnt.

Der Wald warf seinen Schatten auf den Rand der Wiese, und im weichen Grase unter den ersten Bäumen lag Leonhard Hagebucher und blickte, zwischen den Fingern durch, hinaus in den Sonnenschein. Er für sein Teil hatte noch das Recht, am Himmel und auf Erden mehr zu sehen als ganz Bumsdorf und Nippenburg zusammen, und er machte in ungestörter träumerischer Behaglichkeit von seinem Rechte Gebrauch. Wie ein großes Kind lag er in der Wiege der Heimat und ließ sich schaukeln und von der Lerche, dem Finken und dem Wind im Buchengezweig das Lied von der ewigen Jugend und Schönheit der Welt vorsingen.

Auf der Wiese vor dem Walde glänzten die leichten Frühlingskleider der Mädchen, und jede Bewegung der jungen Geschöpfe mußte in solcher Umgebung, in solchem Lichte zierlich und grazienhaft erscheinen. Ihr Rufen und Lachen und selbst ihr helles Gekreisch, als sie sich im Spiel durch die Blumen und das Gras und um die vereinzelten Büsche jagten, war vollkommen melodisch und in Harmonie mit allen übrigen Klängen und Lauten. Sogar die beiden guten Kinder vom Gutshofe, Sophie und Minchen von Bumsdorf, welche in einem nahrhaften und sorgenlosen Dasein und unter dem Einfluß der Milch- und Molkenwirtschaft sich zu recht wohltuend rundlichen Jungfräulein entfaltet hatten, trugen hier mehr vom Reh und der Gazelle zur Schau als in der Küche oder auf dem wohlgestampften, mauerumschlossenen, vom schwerwandelnden Rindvieh belebten Boden des väterlichen Hofes. Lina Hagebucher schwebte wie eine kleine blonde Fee, und Fräulein Nikola von Einstein erschien wie Titania selber. Das war ein Gegensatz in Temperatur, Färbung, Beleuchtung und Gestaltung gegen Abu Telfan, und der Mann vom Mondgebirge empfand und fühlte ihn bis in die feinsten Abtönungen und Schwingungen. Wie in ein Zauberreich sah Leonhard Hagebucher aus dem Schatten seiner Bäume in die goldgrüne Landschaft, und ein Zauber wars, als Fräulein Nikola die drei andern Mädchen ihre Spiele allein fortsetzen ließ, langsam gegen den Waldrand heranschritt und sich, ihren Schoß voll Wiesenblumen, neben dem aus den libyschen und äthiopischen Hexenbanden Erlösten niederließ.

»Der Himmel möge Ihre Beschaulichkeit segnen, Herr Afrikaner. Darf man wissen, was der gute Tag Ihnen Angenehmes zu sagen hat?«

»Er sagt nur: Halte den Mund, liege still und rühre dich nicht!« antwortete Leonhard, und das Hoffräulein meinte lachend:

»So wird es sein. Wir riefen Sie vorhin, den wilden Rosenstock dort für uns niederzuziehen, da die feinsten Knospen gewöhnlich in der Höhe wachsen. Sie ließen uns rufen, mein Herr, brummten höchstens, daß Sie sogleich kommen würden, und blieben liegen, so lang Sie sind. Das war, allem geheimnisvollen Naturverkehr zum Trotz, nicht höflich.«

»Es ist so schwer, sich wieder in der Zivilisation zurechtzufinden, Fräulein«, sprach Leonhard mit einem tiefen Seufzer. »Es ist eine so schwere und traurige Arbeit, zum zweitenmal mit dem Abc des Lebens beginnen zu müssen.«

»Weshalb geben Sie sich die Mühe?« fragte Nikola von Einstein, schnell und hell von ihren Blumen aufblickend. »Ich würde es nicht tun; ich würde bleiben, wie ich wäre; gewiß, gewiß, ich würde eine solche mir vom Schicksal angewiesene magische Ausnahmestellung sicherlich nicht wieder austauschen gegen diese erbärmliche, langweilige Routine des europäischen Alltagslebens.«

»Das klingt, als hätten Sie über den Zustand meiner armen Seele ziemlich tief nachgedacht, junge Dame.«

»Natürlich! Sind Sie doch etwas ganz Neues im Kreise meiner Erfahrung! Die Historie Ihrer Abenteuer hat mich nicht wenig aufgeregt; ich danke den freundlichen Göttern, welche Sie während meines hiesigen Aufenthaltes nach Bumsdorf zurückführten. Sie sind ein Problem, Herr Hagebucher, und ein solches läßt das Wesen, welches Sie einen gebildeten Menschen nennen werden, in unsern Tagen so leicht nicht fahren, ohne es nach den verschiedensten Seiten hin gedreht und gewendet zu haben.«

»Fräulein von Einstein, wie alt sind Sie?« fragte Leonhard, sich halb aufrichtend, und das Ehrenfräulein lachte von neuem hellauf und antwortete mit einem vergnügten Seitenblick:

»Unausdenkbar alt! Weit, weit, weit hinaus über jegliches Abc. Länger als siebenundzwanzig sehr lange Jahre hat die Welt sich meiner Gegenwart zu erfreuen, und mein Taufschein soll Ihnen zur Einsicht bereit sein, wenn Sie mich demnächst einmal in der Residenz besuchen wollen, Herr Afrikaner.«

»Siebenundzwanzig Jahre? Siebenundzwanzig Jahre! s ist freilich ein schönes Alter für ein junges Mädchen«, sprach Herr Leonhard Hagebucher nachdenklich.

»Und um so schöner, als mir die Ketten des Tumurkielandes noch um Hand- und Fußgelenke klirren.«

»Maschallah!« rief Leonhard mit einem Blick auf den zierlichen Knöchel, welcher sich unter dem Saume des Kleides hervorgestohlen hatte. »Das wäre eine Geschichte, welche mich freilich um manchen Schritt auf meinem Wege in den europäischen Tag hinein fördern könnte. Erzählen Sie mir ein weniges von Ihren Ketten, Fräulein Nikola, Sie finden auf der ganzen Erde keinen Menschen, der weniger Mißbrauch von Ihrem Vertrauen machen könnte und der mehr zu lernen hätte.«

Nikola fügte eine neue Blume ihrem Kranze ein und summte:

»Debout, ihr Kavaliere!
Ihr Pagen und Hartschiere,
Werft auf die Flügeltür!
Vor einem Fächerschlage
Wird itzt die Nacht zum Tage,
Klymene tritt herfür.«

Dann fuhr sie schnell in Prosa fort, fast ohne Atem zu schöpfen:

»Ich heiße Nikola von Einstein, mein Herr Vater war der General von Einstein, Exzellenz; meine gnädige Frau Mama ist eine geborene Freiin von Glimmern, und meinen Taufnamen trage ich Seiner Höchstseligen Majestät dem Kaiser aller Reußen Nikolaus dem Ersten zu Ehren, obgleich der Mann nicht mein Pate war. Meinen Vater rührte nach der Einnahme von Sebastopol der Schlag, und es fand sich nach seinem Tode, daß er kein so guter Rechner gewesen war, als man hätte wünschen mögen. Die Herrschaft mußte eintreten, um mir eine standesgemäße Erziehung zu verschaffen; meine Mama lebt jetzt in anständiger Zurückgezogenheit, ich bin Ehrenfräulein Ihrer Hoheit der Prinzeß Marianne und befinde mich augenblicklich meiner angegriffenen Nerven wegen allhier zu Bumsdorf bei meinen Bumsdorfer Gevettern, speziell von der Vorsehung zur Mitteilung des eben Gesagten beauftragt.«

»Ich danke der Vorsehung demütigst«, sagte Leonhard; »aber –«

»Das würde für jeden andern als den Wilden Mann aus Afrika ein sehr indiskretes Aber sein; doch, bei diesem blauen Himmel über uns, ich habe in der Tat Lust, Ihnen in dieser guten Stunde ein wenig von meinem Leben auszuplaudern; die Gelegenheit und ein von der Laune des Fatums so vernaivisierter Zuhörer finden sich vielleicht niemals wieder. Sie sind vom Monde herabgefallen, Herr Leonhard Hagebucher, und ich bin eine Hofdame der Prinzeß Marianne, Hoheit; wir tragen zwei ganze Welten zusammen, eine so kurios wie die andere – wir beide können einander nie mißverstehen, Herr Hagebucher. Also:

Sie neiget sich im Kreise;
Die Damen flüstern leise:
Le sue spine ha! –
Was kümmert es die Rose,
Klymene lächelt lose,
E passo passo va.

Sie nennen mich nämlich Klymene, Herr. Der Name ist von einer Schäferquadrille her an mir hängengeblieben, ohne jedoch eine Bedeutung zu haben. Unsere Verse machen wir selber, und mein Lieblingspoet ist Herr Martin Opitz von Boberfeld, und am liebsten wäre ich ein Ehrenfräulein am Hofe zu Liegnitz oder Brieg in Schlesien gewesen. Der erste Eindruck, welchen mir das Leben gab, war ein gewaltiger Respekt, eine große Furcht vor meinem kriegerischen Vater, welcher gewiß ein tapferer und guter Soldat gewesen wäre, wenn man ihm die Gelegenheit gegeben hätte, sich als einen solchen zu betätigen. Was er war in his hot youth, when George the Third was king, weiß ich nicht und würde es sehr wahrscheinlich nicht sagen, wenn ich es wüßte; ich kann nur angeben, daß das Leben in unserm Miniaturstaate, unserer Miniaturresidenz und seiner Miniaturarmee ihn in eine Form gezwängt hatte, welche für niemand in seiner Umgebung und noch weniger für seine Untergebenen etwas Behagliches hatte. Wie viele Knöpfe trägt der Soldat an jedem Uniformstück, Herr Hagebucher? Was, das weiß man in Abu Telfan nicht, man hat keine Ahnung davon im Tumurkielande? Nun, ich, Nikola von Einstein, habe mehr als eine Ahnung davon, und wenn mein kleiner Vetter Bumsdorf neulich im Leutnantsexamen nicht durchfiel, so hat er das viel weniger seinen eigenen Studien zu verdanken als den meinigen. Hätte ich ihm nicht den Katechismus seiner erhabenen Rechte und Pflichten abgehört und eingepaukt, so würde er heute noch in seinem Kadettenhause sitzen. Mein Vater war ein treuer Diener seines Herrn, und gleich Seiner hochseligen Hoheit glaubte er an den Kaiser Nikolaus, und zu Ehren und zur Bekräftigung dieses rührend grandiosen Glaubens trage ich meinen Namen, welchen außerdem aber auch die Kammermädchen der ältern französischen Komödie zu führen pflegen. Meine Mutter ist eine Freundin der verwitweten Herzoginmutter und mit ihr erzogen worden; ich glaube nicht, daß beide die Herren Herder, Wieland, Goethe und Schiller an unsern Hof berufen oder sie daselbst geduldet hätten. – Ich bin ich, und das ist das Leiden. Wie jedes anständige denkende Wesen machte ich den Versuch, in Waffen gegen die Welt aufzustehen; sie erhaschten aber den bunten Stieglitz schon auf der nächsten Hecke wieder, und nun sitzt er in seinem Käfig und zieht seinen Bedarf an Wasser und Hanfsamen zu sich in die Höhe. Wenn ich auch nicht auf und davon und mit dem interessanten Räuberhauptmann Signor Semibecco auf die Elefantenjagd ging, so kam ich doch in das Tumurkieland, und was das schlimmste ist, ich sitze noch darin! Liebster Herr Afrikaner, Hoheit, meine Prinzeß, bewohnt den linken Flügel des Schlosses, und wir haben von unsern Fenstern aus eine recht schöne Aussicht auf den Platz. Bei Sonnenschein und Regen sehen wir die Wachtparade aufziehen und schwärmen für die türkischen Becken, den Schellenbaum, die große Pauke und den jüngsten Leutnant. Die Posten wandeln auf und ab, unsere zeisiggrünen Portiers und krebsroten Lakaien bringen den Glanz unseres Daseins dem gaffenden Marktvolk zum Bewußtsein; eine Familienkarte zur Besichtigung des Schlosses kostet zwei Taler, eine Einzelkarte nur einen Taler, wie ich von meinem Freunde, dem Kastellan, weiß; Seine Exzellenz der Herr Hofmarschall und der Herr Marquis von Carabas in allen Abstufungen fahren vor und ab, wir fahren spazieren und kommen zurück, und die Wache trommelt, und eine Abwechslung ists nur, wenn der wachthabende Offizier sich verspätet und mit verkehrt aufgesetztem Tschako hervorstürzt. Eine Abwechslung ists auch, wenn die Atmosphäre infolge einer Spannung mit dem rechten Flügel des Palais um einige Grade schwüler wird. Es gibt so manche gefährliche und leicht verwischte Grenzlinien, und dazu repräsentieren wir auf der Linken gar noch den Rationalismus und erbauen uns an Zschokkes ›Stunden der Andacht‹ gleich der Kusine zu Windsor. Drüben auf der Rechten und im Mittelbau gehören sie zu den ausgewählteren Gefäßen und sind uns auf dem Wege zur Gnade wenigstens um zehn Postmeilen voraus. Kennen Sie Zschokkes ›Stunden der Andacht‹, Herr Hagebucher? Nicht? Nur eine dumpfe Erinnerung? Ich habe mehr davon; ich habe sie vorzulesen, ich kenne verschiedene Stücke auswendig; darf ich Ihnen eines oder das andere rezitieren? Nein?! Es wäre aber eine große Gefälligkeit von mir! O Herr Hagebucher, auch Abu Telfan hat Reize, nach welchen ein Bruchteil der Menschheit sich sehnen kann. Ein sehr hübsches eisernes Gitter mit vergoldeten Spitzen trennt, wie Sie vielleicht noch wissen, unsern Schloßplatz von der Hauptstraße der Stadt. Da es verboten ist, mit Paketen oder Körben am Arme, einer Zigarre im Munde, einem Kinde oder einem Hunde den geheiligten Bezirk zu durchwandeln, so bleibt die gewöhnliche Welt hübsch draußen. Wir betrachten und beobachten sie nur durch unser Gitter und achten uns viel zu hoch, um uns nicht bescheiden zu können, und können letzteres um so mehr, als uns die Vorsehung für alles, was wir entbehren müssen oder zuviel haben, so unaussprechlich reichlich entschädigt hat. Unsere Galatage heben uns hoch über das Gallaland hinaus, mit unsern hohen Geburtstagen kann keine Herrlichkeit an der Gold- und Pfefferküste konkurrieren, und die noch höheren Besuche aus allen himmlischen Reichen wären imstande, das innerste Afrika vor Neid nach außen zu kehren, wenn es nur die geringste Ahnung von ihrer Importance hätte. O Gott, und haben wir nicht die Adjutanten, die Kammerherren und die verschiedenen Leibärzte der verschiedenen Herrschaften? O Gott, o Gott, und man sieht es Frühling werden, Sommer und Winter, und man wird immer älter – immer älter und immer sublimer und zarter, und das ganze Universum wird immer mehr zu einem ehrfurchtsvollen Geflüster. Und die Menage, die Naturalverpflegung, wie mein kleiner Vetter Bumsdorf es nennt, bleibt immer tadellos; ein Ballkleid oder ein neues Armband fällt auch von Zeit zu Zeit für uns ab, und die Etikette sorgt mit unleidlichem Nachdruck dafür, daß wir auf unsern Redouten nicht als Immobilien die Wände zieren. Und immer wirds wieder Frühjahr und immer wieder Sommer und immer wieder Winter; aber kein Herr van der Mook will an unserm Horizonte aufgehen, um uns von diesem sanften, mit Sammet ausgeschlagenen Elend zu befreien! Was glauben Sie, Herr Afrikaner, was aus mir werden würde ohne meine schwachen Nerven und den guten Onkel Bumsdorf auf Bumsdorf?«

Ehe Herr Leonhard Hagebucher dieser plötzlichen Frage gerecht werden konnte, kam atemlos sein Schwesterchen, welches sich mit den beiden andern Mädchen dem Dorfe zu hinter den Hecken verloren hatte, zurückgelaufen.

»Leonhard, Leonhard, du mußt schnell heimkommen, die Tante Schnödler ist da!«

Der Afrikaner sprach einige, vielleicht nicht sehr freundliche Worte in der Sprache von Dar-Fur; doch er befand sich noch zu kurze Zeit wieder in der Heimat, um nicht allen ihren Rufen Folge zu leisten. Auch Fräulein Nikola von Einstein sprang lachend in die Höhe.

»So geht es mir doch immer – jedesmal, wenn ich im besten Zuge bin, mein Herz auszuschütten! Nun wissen Sie doch noch nicht das allergeringste von mir, mein Herr, und es steht dahin, ob Sie in aller Ewigkeit mehr erfahren werden. Die gute Stunde ist vorübergegangen, und die Tante Schnödler ist angekommen, und der große Familienrat über Herrn Leonhard Hagebucher beginnt – gehen wir heim und unterwerfen wir uns den Dingen, Verhältnissen und Verhängnissen, da wir doch nicht um unsern Willen gefragt werden.«

Leonhard wollte ihr die Hand bieten, um sie den etwas steilen Abhang hinunterzuführen; sie aber wies seine Hülfe lachend von sich.

»Nein, nein! Bei besserer Überlegung werde ich doch lieber bleiben, wo ich bin, und meinen Kranz vollenden. Ich ziehe den Wald allen Familienräten vor; denn ich habe auch unter den letzteren gelitten und weiß davon zu singen und zu sagen.«

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