Frei Lesen: Horacker

Kostenlose Bücher und freie Werke

Kapitelübersicht

Erstes Kapitel | Zweites Kapitel | Drittes Kapitel | Viertes Kapitel | Fünftes Kapitel | Sechstes Kapitel | Siebentes Kapitel | Achtes Kapitel | Neuntes Kapitel | Zehntes Kapitel | Elftes Kapitel | Zwölftes Kapitel | Dreizehntes Kapitel | Vierzehntes Kapitel | Fünfzehntes Kapitel | Sechzehntes Kapitel | Siebenzehntes Kapitel | Achtzehntes Kapitel | Neunzehntes Kapitel | Zwanzigstes Kapitel |

Weitere Werke von Wilhelm Raabe

Gedelöcke | Der Marsch nach Hause | Die Leute aus dem Walde | Der Hungerpastor | Das Horn von Wanza |

Alle Werke von Wilhelm Raabe
Diese Seite bookmarken bei ...
del.icio.us Digg Furl Blinklist Technorati Yahoo My Web Google Bookmarks Spurl Mr.Wong Yigg


Dieses Werk (Horacker) ausdrucken 'Horacker' als PDF herunterladen

Wilhelm Raabe

Horacker

Siebenzehntes Kapitel

eingestellt: 1.8.2007



Nun fängt die Idylle mehr als an irgendeiner andern Stelle an, einem wirklich schönen Buche zu gleichen. Ein solches muß nämlich so geschrieben sein, daß ihm weder eine Handvoll Druckfehler noch eine miserable Ausstattung noch alberne Reklamen und dumme Kritiken etwas anhaben können. Aus allem Wust und Unsinn, aus der Welt Verständnislosigkeit, aus allem umdrängenden Wirrwarr von Haß, Neid, Ärger und Zorn taucht es immer von neuem auf, freudig und unbefangen, und – nun sehe einmal einer Gansewinckel daliegen! Sieht es nicht noch immer aus wie eine Idylle? Bleibt es nicht ein holdselig Ding trotz allem, was wir daraus und darüber zu berichten hatten?

Welche Leidenschaft kam nicht zu ihrem bösen Rechte, den Nachmittag über? Von welcher Schandtat war im Laufe der holden, lächelnden Stunden nicht die Rede, und welche von den vielleicht doch von uns übersehenen traute sich das diesen Erdenwinkel bewohnende Menschenvölklein nicht selber zu?

Haben wir etwa nicht von Vergewaltigung, Raub und Mord vernommen? Summte es nicht von Eifersucht und Liebesgram durch das Vögelgezwitscher? Sahen wir das gelbe Auge der Schadenfreude nicht durch das Blättergrün flimmern? Streckte nicht selbst die Vergangenheit aus vermoderten Pergamenten ihre hagern, staubigen Tatzen hervor und griff, Ärgernis, Böswilligkeit von Haus zu Haus schaffend, in die liebliche Sommerwitterung hinein.

Wurde nicht fast zuviel Hunger und Herzeleid auf einem langen Wege von »hinter Berlin her« erduldet, und – wurde nicht zwischen dem allen durch an der Sechsundsechsiade gedichtet, und zwar von dem Kollegen Oberlehrer Dr. Neubauer?

Fast zu viele Fermente in dem episch-tragischen Sude, zu viele Errata in der Idylle, und doch, doch, welch eine Idylle! Welch ein wolkenloser Äther über der Welt Kribbelkrabbel; und hier und da durch ein Herz welch ein kühl und friedlich Wehen aus einer ganz merkwürdig andern Welt ohne Errata, Reklamen und Kritik!

»Wie konstruieren Sie die Verba der Affekte und Affektsäußerungen: gaudeo, deiector, admiror, glorior, gratulor und gratias ago, Windwebel?« fragte der Konrektor »träumerisch«, und Windwebel erwiderte lachend:

»Da fragen Sie mich zuviel.«

»Sequens! Weißt du es noch, Winckler?«

Und der Pastor von Gansewinckel sprach gleichfalls lächelnd: »Mit quod, wenn ich nicht irre, Eckerbusch.

»Oder dem Akkusativ cum infinitivo. Leute, welch ein wundervoller Abend! Zu Käse mit Zucker möchte man werden, wenn man sich genau überlegt, daß man sich da hinsetzt und seine Schulhefte korrigiert, das Universum rundum voll von Schnitzern und Schönheit! Übergeschnappt? Nein, nur außergewöhnlich bewegt und seelenvergnügt! Sie schieben das natürlich auf Ihre Landluft, Vorsteher, obgleich Sie so gut als ich wissen, daß der weise Seneka in einer seiner Episteln sagt: Ideo peccamus, quia de partibus vitae omnes deliberamus, de tota nemo deliberat.«

»Ich schiebe nichts auf nichts, Herr Konrektor«, sprach Neddermeier. »Und was die Episteln angeht, so kenne ich die nur von unserm Kantor, unserm Herrn Pastor in und aus dem Neuen Testamente her. Fragen Sie mich ganz ruhig deutsch, wenn Sie wollen, daß ich auf Ihr Lateinisches antworten soll.«

»Deshalb fehlen wir, weil wir über des Lebens Einzelheiten alle uns den Kopf zerbrechen, um das Ganze aber niemand sich kümmert«, sprach der Kollege Eckerbusch.

»Soll das etwa ein Stich auf mich als Ortsvorsteher hier im Dorfe sein?« fragte Neddermeier.

»Bewahre! Nur auf mich hat es der heimtückische Heide Lucius Annäus gemünzt. Sehen Sie nur, wie der Pastor da lacht. O, der hat gut lachen.«

Die Sonne war hinter den Wald hinabgesunken; aber die süße Helle des Sommerabends blieb noch eine Weile in der Luft hängen.

Der Staatsanwalt Wedekind und das arme kleine Mädchen, die Frau Hedwig Windwebel, rollten Gansewinckel zu; aber Krischan Winckler bekam zuletzt doch seinen Hut und Stock, und zwar mit den Worten:

»So! Jetzt geh mit Gott, Alter; und laß uns nicht zu lange warten. Es wird wirklich Zeit, daß der Komödie ein Ende gemacht wird. Dem Lottchen habe ich bereits angedeutet, daß du nun die Sache in die Hand genommen hast, Winckler.«

Dieses letzte Wort hätte den guten Mann beinahe doch noch für eine Weile aufgehalten; aber nach einem bedenklichen Blick auf seine Frau und einem zweiten Blick zu dem kleinen Fenster unter dem Dache empor schritt er ohne weiteres Abschiednehmen rasch aus der Gartentür.

»So deutlich als heute habe ich in meinem ganzen Dasein noch nicht zu merken gekriegt, wie kahl und jämmerlich mancher Fleck auf Erden aussehen würde, wenn kein Unkraut darauf wüchse, Kollege«, sprach der Konrektor zu dem Zeichenlehrer gewendet. »Grün bleibt doch immer grün! Nun guck einer, wie er dahinstiefelt auf dem Feldwege. Ich bin fest überzeugt, es gibt in Gansewinckel kein braves Gartengemüse, kein solides Feldgewächs, was ihm in diesem Momente solch ein wehmütig Pläsier macht als dieses nichtsnutzige Zeug, das ihm zwischen seinem Kohl und seinen Rüben aufwucherte. Der Satan hat es ihm dazwischengesäet, Neddermeier? Sagen Sie ihm das einmal! Ich lasse meinen Kopf drauf, er dient Ihnen mit dem graden Gegenteil und bedankt sich bei seinem Herrgott für das Vergnügen, und – bei den unsterblichen Göttern, ich auch! Und der Teufel bleibe hier still sitzen! Lieber drei Tage Karzer! Holla, Winckler!«

Schries, griff seinerseits von neuem nach Hut und Stock, die er sich glücklicherweise nicht holen zu lassen brauchte, und stiefelte dem greisen Freunde nach.

»Natürlich!« sprach Frau Billa. »Mir soll keiner behaupten, daß ich nicht schon lange darauf gewartet habe!«

Wir aber, warten wir nun mit ihr, dem Vorsteher und dem Kollegen Windwebel ruhig in der Laube auf die Ankunft des Staatsanwalts, oder gehen wir mit dem Pastor und dem Konrektor Eckerbusch?

De tota vita deliberamus! Wir gehen mit dem Herrn Konrektor und dem Pastor.

»Holla, Winckler!« rief der Konrektor. »Bei besserer Überlegung bin ich in diesem Falle gegen Trennung von Kirche und Schule, wie auch sonst meine Meinung darüber sein mag. Da bin ich und gehe mit dir. Weshalb auch nicht?«

»Wenn Horacker keine Einwendungen dagegen erhebt«, sagte der Pfarrherr lächelnd, den eiligen kurzbeinigen Freund erwartend und ihm dann den Arm bietend. »Ich nehme, wie du weißt, mein Lieber, auf allen Wegen deine Begleitung mit Vergnügen an.«

»Und wir sind schon im Laufe der Jahre auf manchem Wege zusammen Arm in Arm gewandelt, Christian, du zwar meistens als Mentor und ich als Telemach, aber dann und wann doch auch umgekehrt. Wie hättest du es ohne mich so lange in Gansewinckel und ich es ohne dich ebenso lange da in dem verfluchten Nest hinterm Walde ausgehalten!«

»Wir haben einander freilich dann und wann in allerlei Not und Ungemach beigestanden, Werner.«

»Und weißt du, was das Schönste dabei ist, alter Bursch?«

»Nun?« fragte der Pastor einigermaßen erwartungsvoll.

»Daß man keinem von beiden die erlittenen Drangsale ansieht.«

»Glaubst du?« fragte der Pastor sehr zweifelhaft.

»Ich glaube es nicht bloß, ich weiß es ganz gewiß. Übrigens geht kaum eine Woche vorüber, ohne daß jemand mir sein Vergnügen an meinem muntern Äußern und Innern in der schmeichelhaftesten Weise kundgibt. Wir sind jung geblieben; – ich versichere dich, Krischan Winckler, wir sind jung geblieben, der Vergänglichkeit aller Dinge, unsere Weiber nicht ausgeschlossen, zum Trotz!«

»Und wieviel von dieser merkwürdigen Jugend kommt auf die Rechnung unserer guten Frauen, mein Lieber?«

»Nun sieh einmal; daran hab ich noch nicht einmal gedacht!« sprach der Kollege Eckerbusch, auf der Stelle stehenbleibend und nachdenklich die Hände vor dem Unterleibe übereinanderlegend. »Vivat die Proceleusmatica!«

»Du gibst mir doch recht, lieber Freund?«

»Selbstverständlich! Erst gestern noch hab ich die Liebliche vorgekriegt und sie auf allerlei, was ihr am Jüngsten Gericht passieren kann als Fleisch von meinem Fleische, aufmerksam gemacht.«

»Zum Exempel?«

»Zum Exempel habe ich ihr gesagt: ›Denke an deinen Tod, Ida. Denke daran, daß es eine ewige Gerechtigkeit gibt. Hast du wohl schon darüber nachgedacht, was du antworten wirst, wenn dich dermaleinst unser Herrgott fragt: ›Nun, Ida Eckerbusch, geborene Weniger, wie hast du denn das Glück benutzt, daß ich dir so einen fidelen Menschen zum Manne gab?‹«

»Und was hat sie dir geantwortet, Werner Eckerbusch?«

»Uh, die Alte!« stöhnte der Konrektor.

»Ging sie hin, um in der Stille über die Frage nachzudenken?«

»Nachdem sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte? Nein, diesmal nicht. Sie wurde ganz ruhig grob, hielt mir den Finger unter die Nase und erwiderte: ›Bitte, mein Kind, guck mal!‹ – ›Na?‹ sage ich. – ›Ja‹, sagt sie und macht mir den Eindruck, als ob ich Klotho, Lachesis und Atropos, alle drei Parzen zugleich, in ihrer Person zum Traualtar geführt habe, – ›ja, Eckerbusch, betrachte einmal, wie ich mir so peu à peu im Laufe der Zeit den Trauring weggearbeitet habe, bloß damit du ganz ungestört deinen Narrheiten nachlaufen und mich und dich zum Hanswurst machen konntest‹.«

»Vortrefflich!« rief der Pfarrer von Gansewinckel, seinerseits stehenbleibend.

»Wenigstens gut gegeben. Jaja, Christian, wir haben uns nicht ohne genügende Gründe auf unsere Liebhabereien – ich mich auf die Witterungskunde und du dich auf den Christian Fürchtegott Gellert gelegt. Den auch sonst ganz unzuverlässigen Wetterkerl in Haparanda konnte ich nun augenblicklich nicht zu Hülfe rufen; aber glücklicherweise klopfte eben der Kollege Neubauer an, und so rief ich eilig ›Herein!‹ und half mir dadurch aus der Verlegenheit, daß ich dem idealen Knaben alles mögliche ästhetische, gefühlige, literarische Prozellan an den Kopf warf und um die Ohren fliegen ließ.«

»Und als er sich wieder empfohlen hatte, Werner?«

»Empfahl ich mich selbstverständlich ebenfalls so rasch als möglich und ging ab zum Kegeln. Offen gestanden aber, preiswürdig schob ich diesmal nicht, und mehr als ein Sandhase und Pudel kam auf die Rechnung des närrischen Weibsbildes zu Hause.«

»Und als du wieder nach Hause kamest?«

»O, da hatte ich alle Taschen so voll Stadtklatsch und Horackerhistorien, daß von unsern Privataffären nicht mehr die Rede war.«

Horackerhistorien! Das Wort führte sie eine Weile lang wieder in einem raschern Tempo dem Walde zu, und zwar nachdenklich stumm, bis Winckler mit einem Male sagte:

»In der Stadt geht es noch an; aber was würde aus mir hier in Gansewinckel ohne meine Billa geworden sein? Es sind da fast zu viele Bedingungen, die ich mit in den Kauf nehmen muß, um mein Leben nur dann und wann für mich zu haben. Müßte ich mit allen einzelnen Widerwärtigkeiten zu rechnen anfangen, so wäre ich von Grund aus verloren, selbst mit dem Professor Gellert in der Tasche. Was für ein Glück ist das nun, daß der eine Mensch da mit Behagen in seinem Elemente plätschert, wo dem andern sofort der Atem entgeht! Ohne eine Tribulation von außen her hält es meine gute Billa höchstens eine Woche lang aus. In der zweiten Woche erscheint sie unbedingt mit einem Tuche um die Stirn und leidet an nervösem Kopfweh; jedoch meistens nur bis spätestens zum Mittwoch, denn bis dahin hat sich gewöhnlich gefunden, was uns fehlte; wir wissen wieder, daß wir noch einmal irgend etwas auszufechten haben auf Erden; das weiße Tuch verschwindet, und die Kriegsfahne weht jedenfalls bis zum Sonnabend, wo ich meine Predigt mache und es bis jetzt, Gott sei Dank, noch immer still im Hause gewesen ist. – Ach ja, lieber Eckerbusch, so spukt uns immer und immer gegen unsern besten Willen in das Wichtige das Unwichtigere, das Gleichgültige hinein. Nun nimm einmal wieder diese vertrackte Gratulations- und Vierzeitengeldergeschichte! Hier gehen wir, um diesen bejammernswerten Cord Horacker in die Zivilisation zurückzuholen; das ganze Herz ist mir voll von diesem so eigenartigen Menschenelend, und doch – doch werde ich die Frage nicht los: auf welche Weise werden wir mit dieser Dummheit fertig werden, wie werden wir uns aus diesem neuen, lächerlich erbärmlichen Dorngestrüpp loswickeln? Hier gehen wir, eine der vielen gewaltigen Erdentragödien nach besten schwachen Kräften abzuwickeln, und mit wahrer Angst denke ich fortwährend daran: jetzt sitzt sie nun wieder da unten in der Laube dem Neddermeier gegenüber. Ach, Werner, wir tragen eben den Frieden wie ein Gewand –«

»An dem wir vorn flicken, während es hinten entzweireißt. Ich kenne deine Schlafröcke, Christianus! Du sitzest sie durch, und Billa setzt die Flecken dann und wann nebenzu. Ei wohl, es ist ein kurios Ding um den Frieden in diesem irdischen Jammertale. Der Stoff hält sich eben nicht. Ich für meine Person trage ihn in den muntersten, buntesten Mustern; aber die Wattierung kommt mir wahrhaftig auch nicht bloß an den Ellenbogen zum Vorschein. Ja, die Wattierung! Die Bilder und Vergleiche drängen sich da, und wir wollen lieber abbrechen, Krischan, ohne den Kultus und das Konsistorium in die Schneiderei hereinzuziehen. Was nun aber deinen jetzigen Krakeel mit deiner frommen Gemeinde angeht, so kannst du dich immer noch glücklich schätzen, daß du mich nicht als Vollköter oder Kotsassen unter deinen Lämmern mitzuzählen hast. Du solltest mir schon, wie Mose zu dem Herrn, um der Frösche willen schreien. Diese Geschichte paßt mir ganz und gar in meine Humore, und der Kollege Böxendal würde jedenfalls vor einem Kenner seinen Neujahrsgesang anstimmen. Da steh ich ganz auf der Seite des Vorstehers und deiner Bauern. O, ihr solltet mir schon kommen, ihr solltet mir wahrlich nicht die Parochialgebühren ohne die von den Altvordern stipulierte geistige und künstlerische Gegenleistung schlucken, das versichere ich dich.«

»Ist durchaus nicht nötig, Eckerbusch«, sprach der Pfarrherr von Gansewinckel, dem Begleiter auf die Schulter klopfend. »Da brauche ich deine weitere Versicherung nicht; ich würde wahrlich deine Stimme laut genug im Sumpfchor durchhören. Sehr grün und breitmäulig würdest du mir aus dem Schilfe vorgucken; und um dich zum Unterducken zu bewegen, würde Billa freilich wohl an Ida schreiben müssen. Aber da sind wir am Walde angelangt; – brechen wir ab von dieser Verdrießlichkeit. Da kommt die Witwe hergehinkt; – o Werner, was sollte ich nun diesem Horacker gegenüber beginnen, wenn mir nicht mein Weib, meine Billa, das Lottchen zu einem so braven Mädchen herangezogen hätte?!«

Der Pastor von Gansewinckel hatte da eine nachdenkliche und verfängliche Frage gestellt; der Konrektor aber gelangte nicht einmal zum kürzesten Besinnen auf eine Antwort; denn die Witwe Horacker hinkte sehr rasch herbei, tränenüberströmt, schluchzend, winselnd.

»Herr Pastor! Herr Pastor! Da ist er!... O guten Abend, Herr Pastor! Haben Sie uns wirklich und wahrhaftig auch diese Güte angetan und sind herausgekommen? Da liegt er, wie ers dem andern guten Herrn versprochen hat, und will alles über sich ergehen lassen. Was sagen Sie nun?«

»Was ist mir Hekuba?« murmelte der Konrektor, der etwas sagen mußte. »Um Gottes willen, beruhigen Sie sich – beruhigen Sie sich nur, alte Dame! Alles läuft ja noch gut aus!... Da frage noch mal einer, was hier Hekuba ist, wenn so was in dieser Welt herumläuft!«

Der Gansewinckler Pastor, der von der Witwe gefragt worden war, erwiderte nichts; er nahm nur sanft ihre Hand und trat mit ihr unter die ersten Bäume des Waldes zurück.

»Cord!... Cordchen!« kreischte die Witwe Horacker, und der zu Kreuze kriechende, zu Kreuze gekrochene arme Sünder wimmerte:

»Hier!«

»Da bist du freilich, Cord«, sprach der Pastor, »und das Herz blutet mir, wenn ich dich ansehe.«

  • Seite:
  • 1
  • 2
< Sechzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel >



Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.