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William Shakespeare

Viel Lärm um nichts

Vierter Aufzug

eingestellt: 22.6.2007

Erste Szene



In der Kirche Don Pedro, Don Juan, Leonato, Mönch, Claudio, Benedikt, Hero und Beatrice

Leonato.

Wohlan, Pater Franziskus, macht's kurz; nichts als was zur eigentlichen Trauung gehört. Ihre besonderen Pflichten könnt Ihr ihnen hernach vorhalten.

Mönch.

Ihr seid hier, gnädiger Herr, um Euch diesem Fräulein zu vermählen?

Claudio.

Nein.

Leonato.

Um mit ihr vermählt zu werden, Pater; Ihr seid hier, um sie zu vermählen.

Mönch.

Fräulein, seid Ihr hier, um mit diesem Grafen vermählt zu werden?

Hero.

Ja.

Mönch.

Wofern einer von euch ein innres Hindernis weiß, weshalb ihr nicht verbunden werden dürfet, so beschwöre ich euch, bei dem Heil eurer Seelen, es zu entdecken.

Claudio.

Wißt Ihr eines, Hero?

Hero.

Keines, Herr.

Mönch.

Wißt Ihr eines, Graf?

Leonato.

Ich getraue mich, für ihn zu antworten: keines.

Claudio.

Oh, was sich die Menschen nicht alles getrauen! Was sie alles tun! Was sie täglich tun, und wissen nicht, was sie tun! -

Benedikt.

Nun? Interjektionen? Freilich! Einige werden gebraucht beim Lachen, als z.B. Ha, ha, ha! -

Claudio.

Pater, mach Platz! Erlaubt ein Wort, mein Vater:

Gabt Ihr aus freier Wahl mir, ohne Zwang,

Dies Mädchen, Eure Tochter?

Leonato.

So frei, mein Sohn, als Gott sie mir gegeben.

Claudio.

Und was geb ich zurück Euch, dessen Wert

So reichem, köstlichem Geschenk entspräche?

Don Pedro.

Nichts, wenn Ihr nicht zurück sie selbst erstattet.

Claudio.

Ihr lehrt mich edle Dankbarkeit, mein Prinz.

Hier, Leonato, nehmt zurück sie wieder,

Gebt Eurem Freunde nicht die faule Frucht,

Sie ist nur Schein und Zeichen ihrer Ehre. -

Seht nur, wie mädchengleich sie jetzt errötet.

O wie vermag in Würd und Glanz der Tugend

Verworfne Sünde listig sich zu kleiden!

Zeugt nicht dies Blut als ein verschämter Anwalt

Von ihrer schlichten Tugend? Schwürt ihr nicht,

Ihr alle, die sie seht, sie sei noch schuldlos,

Nach diesem äußern Schein? Doch ist sie's nicht:

Sie kennt die Gluten heimlicher Umarmung,

Nur Schuld, nicht Sittsamkeit, ist dies Erröten.

Leonato.

Was meint Ihr, Herr?

Claudio.

Sie nicht zu nehmen, mein ich,

Mein Herz an keine Buhlerin zu knüpfen.

Leonato.

Mein teurer Graf, wenn Ihr in eigner Prüfung

Schwach ihre unerfahrne Jugend traft

Und ihre Jungfraunehre überwandet -

Claudio.

Ich weiß schon, was Ihr meint! Erkannt ich sie,

Umarmte sie in mir nur ihren Gatten

Und milderte die vorbegangne Sünde:

Nein, Leonato!

Nie mit zu freiem Wort versucht ich sie;

Stets wie ein Bruder seiner Schwester zeigt ich

Schamhafte Ehrbarkeit und züchtge Liebe.

Hero.

Und hab ich jemals anders Euch geschienen?

Claudio.

Fluch deinem Schein! Ich will dagegen schreiben.

Du schienst Diana mir in ihrer Sphäre,

Keusch wie die Knospe, die noch nicht erblüht:

Doch du bist ungezähmt in deiner Lust,

Wie Venus oder jene üppgen Tiere,

Die sich im wilden Sinnentaumel wälzen.

Hero.

Ist meinem Herrn nicht wohl, daß er so spricht?

Claudio.

Ihr, teurer Fürst, sagt nichts?

Don Pedro.

Was soll ich sagen?

Ich steh entehrt, weil ich die Hand geboten,

Den teuern Freund der Dirne zu verknüpfen.

Leonato.

Wird dies gesprochen oder ist's ein Traum?

Don Juan.

Es wird gesprochen, Herr, und ist auch wahr.

Benedikt.

Dies sieht nicht aus wie Hochzeit.

Hero.

Wahr? O Gott! -

Claudio.

Leonato, steh ich hier?

Ist dies der Prinz, ist dies des Prinzen Bruder?

Dies Heros Antlitz? Sind dies unsre Augen? -

Leonato.

Das alles ist so; doch was soll es, Herr?

Claudio.

Erlaubt nur eine Frag an Eure Tochter:

Beim Recht, das Euch Natur und Blut gegeben

Auf Euer Kind, heißt sie die Wahrheit reden.

Leonato.

Tu's, ich befehl es dir, wenn du mein Kind.

Hero.

O Gott, beschütze mich! Wie man mich drängt! -

Wie nennt Ihr diese Weise des Verhörs?

Claudio.

Antwortet jetzt, nennt wahrhaft Euren Namen.

Hero.

Ist der nicht Hero? Wer schmäht diesen Namen

Mit irgend wahrem Vorwurf?

Claudio.

Das tut Hero,

Ja, Hero selbst kann Heros Tugend schmähn. -

Wer ist der Mann, den gestern nacht Ihr spracht

Aus Eurem Fenster zwischen zwölf und eins?

Wenn Ihr unschuldig seid, antwortet mir.

Hero.

Ich sprach mit keinem Mann zu dieser Stunde.

Don Pedro.

Nun wohl, so seid Ihr schuldig! Leonato,

Mich schmerzt, daß Ihr dies hört, bei meiner Ehre!

Ich selbst, mein Bruder, der gekränkte Graf,

Sahn sie und hörten sie zu jener Stunde

An ihrem Fenster mit 'nem Wüstling reden,

Der, wie ein frecher Schuft, auch eingestand

Die tausend schändlichen Zusammenkünfte,

So heimlich stattgehabt.

Don Juan.

Pfui! Pfui! man kann

Sie nicht benennen, Herr, noch drüber reden.

Die Sprach ist nicht so rein, um ohne Sünde

Davon zu sprechen; drum, mein schönes Kind,

Beklag ich Euren schlecht beratnen Wandel.

Claudio.

O Hero! Welche Hero könntst du sein,

Wenn halb nur deine äußre Huld im Innern

Dein Tun und deines Herzens Rat bewachte!

So fahr denn wohl, höchst Häßliche, höchst Schöne!

Du reine Sündlichkeit, sündhafte Reinheit!

Um deinethalb schließ ich der Liebe Tor

Und häng als Decke Argwohn vor mein Auge;

Sie wandle jede Schönheit mir in Unheil,

Daß nie ihr Bild im Glanz der Huld mir strahle.

Leonato.

Ist niemands Dolch für meine Brust geschliffen? (Hero fällt in Ohnmacht.)

Beatrice.

Was ist dir, Muhme? warum sinkst du nieder?

Don Juan.

Kommt, gehn wir. Diese Schmach ans Licht gebracht,

Löscht ihre Lebensgeister. (Don Pedro, Don Juan und Claudio ab.)

Benedikt.

Wie geht's dem Fräulein?

Beatrice.

Tot, fürcht ich - Oheim, helft!

Hero! ach Hero! Oheim! Pater! Benedikt! -

Leonato.

Zieh, Schicksal, nicht die schwere Hand zurück!

Tod ist die schönste Hülle ihrer Schmach,

Und einzig zu erflehn.

Beatrice.

Wie ist dir, Muhme?

Mönch.

Getrost, mein Fräulein!

Leonato.

Blickst du noch auf?

Mönch.

Ja, warum soll sie nicht?

Leonato.

Warum? Ha! ruft nicht jede Kreatur

Schmach über sie? Vermochte sie es wohl,

Die in ihr Blut geprägte Schuld zu leugnen?

Du sollst nicht leben? Schließ dein Aug auf ewig!

Denn glaubt ich nicht, daß du alsbald hier stürbest,

Daß deine Kraft die Schande überlebte,

Ich würde selbst als Schlußwort meiner Flüche

Dein Herz durchbohren. - Klagt ich, du seist mein Einzges?

Zürnt ich deshalb der kargenden Natur?

O eins zuviel an dir! Weshalb das Eine! -

Weshalb warst du je lieblich meinem Auge,

Weshalb nicht nahm ich mit barmherzger Hand

Ein Bettlerkind mir auf vor meinem Tor?

Daß, wenn es so mit Schmach besudelt wäre,

Alsdann ich spräch: kein Teil davon ist mein,

Im fremden Stamm hat diese Schande Wurzel. -

Doch mein! meins, das ich liebte, das ich pries,

Mein Eigentum, mein Stolz: so sehr ja meins,

Daß ich mir selbst nicht mehr als mein erschien,

Mich an ihr messend: Ha, sie! sie ist gefallen

In einen Pfuhl von Schwarz: die weite See

Hat Tropfen nicht genug, sie reinzuwaschen,

Zu wenig Salz, vor Fäulnis zu bewahren

Dies bös verderbte Fleisch!

Benedikt.

Herr, seid geduldig;

Ich, wahrlich, bin vor Staunen so betäubt,

Daß mir die Worte fehlen.

Beatrice.

Bei meinem Leben! man verleumdet' sie!

Benedikt.

Fräulein, schlieft Ihr zu Nacht in ihrem Zimmer?

Beatrice.

Nein, diesmal nicht; doch bis zur letzten Nacht

Schlief ich das ganze Jahr in ihrer Kammer.

Leonato.

Bestätigt! Ha, bestätigt! Noch verstärkt,

Was schon verschlossen war mit Eisenbanden!

Wie könnten beide Prinzen, Claudio, lügen?

Der so sie liebte, daß, die Schmach erzählend,

Er sie mit Tränen wusch? Fort! laßt sie sterben.

Mönch.

Hört jetzt mich an;

Denn nur deshalb hab ich so lang geschwiegen

Und diesem Vorfall freien Raum gegeben,

Das Fräulein zu beachten. Sah ich doch,

Wie tausend Röten durch ihr Antlitz fuhren

Als Boten; und wie tausend Unschuldsengel

In weißer Scham hinweg die Röten trieben.

Und in dem Auge glüht' ein Feuer auf,

Verbrennend allen Irrwahn, den die Prinzen

Aufstellten wider ihre Mädchentreu.

- - Nennt mich Tor,

Traut meinem Wissen nicht, noch der Erfahrung,

Die mit der Prüfung Siegel stets bekräftigt

Die Wahrheit meines Wissens, nicht dem Alter,

Ehrwürdgem Stand, Beruf und heilgem Amt,

Liegt nicht dies süße Fräulein schuldlos hier,

Von giftgem Wahn getroffen.

Leonato.

Mönch, unmöglich!

Du siehst, es blieb ihr nur so viele Gnade,

Nicht zur Verdammnis ihrer Schuld zu fügen

Des Meineids Sünde. Leugnet sie es denn?

Was suchst du denn entschuldgend zu verhüllen,

Was frei in eigner Nacktheit vor uns steht?

Mönch.

Fräulein, wer ist's, mit dem man Euch verklagt?

Hero.

Die mich verklagten, wissen's, ich weiß keinen.

Weiß ich von irgendeinem Mann, der lebt,

Mehr, als der Jungfrau Sittsamkeit erlaubt

Sei keine Sünde mir vergeben. - Vater,

Beweist, daß irgendwer mit mir gesprochen

Um Mitternacht, und daß ich gestern abend

Mit irgendeinem Wesen Wort gewechselt,

Verstoßt mich, haßt mich, martert mich zu Tode.

Mönch.

Ein seltsam Irren muß die Prinzen täuschen!

Benedikt.

Gewiß sind zwei von ihnen Ehrenmänner;

Und ward ihr beßres Urteil fehlgeleitet,

Schreibt sich die Bosheit wohl vom Bastard her,

Des Geist und Sinn nur lebt von Trug und Tücke.

Leonato.

Ich weiß nicht. Sprachen wahr sie, so zerreiße

Dich diese Hand; ist falsch sie angeklagt,

So soll der Stolzeste wohl davon hören.

Zeit hat noch nicht mein Blut so ausgetrocknet,

Noch Alter meinen Geist so abgestumpft,

Noch Armut mein Vermögen so vernichtet,

Noch schlechter Wandel mich beraubt der Freunde,

Daß sie nicht, so mich kränkend, fühlen sollen

Der Glieder Kraft, als auch des Geistes Klugheit,

Des Reichtums Macht und auserwählter Freunde,

Es ihnen übergnug zu zahlen.

Mönch.

Haltet!

Laßt meinen Rat in diesem Fall Euch leiten.

Die Prinzen ließen Eure Tochter tot;

Laßt eine Zeitlang heimlich sie verschließen

Und macht bekannt, daß wirklich sie gestorben.

Entfaltet allen äußern Prunk der Trauer;

Und hängt an Eurer Ahnen altes Grabmal

Ein Epitaph; vollziehet jede Feier,

Die zur Beerdigung die Sitt erheischt.

Leonato.

Und wohin führt dies alles? Was dann weiter?

Mönch.

Dies wird, gut durchgeführt, Verleumdung wandeln

In Mitleid gegen sie; das ist schon viel.

Doch mehr noch träum ich von so kühnem Wagnis,

Von größerer Geburt aus diesen Wehn.

Sie starb, so muß man überall verbreiten,

Im Augenblick, als man sie angeklagt;

So wird sie dann entschuldigt und bedauert

Von jedem, der es hört; denn so geschieht's,

Daß, was wir haben, wir nach Wert nicht achten,

Solange wir's genießen; ist's verloren,

Dann überschätzen wir den Preis; ja dann

Erkennen wir den Wert, den uns Besitz

Mißachten ließ. So wird's mit Claudio sein,

Hört er, daß seine Worte sie getötet.

Mit süßer Macht schleicht ihres Lebens Bild

Sich in die Werkstatt seiner Phantasie,

Und jedes liebliche Organ des Lebens

Stellt sich, in köstliches Gewand gekleidet,

Weit zarter, rührender, voll frischern Lebens

Dem innern Auge seines Geistes dar,

Als da sie wirklich lebt'; und er wird trauern,

Hat Lieb in seinem Herzen je geherrscht,

Und wünschen, daß er nicht sie angeklagt,

Selbst wenn er auch die Schuld als wahr erkannte.

Geschieht dies nun, so zweifelt nicht, Erfolg

Wird diese Sache besser noch gestalten,

Als ich das ungefähre Bild entwerfe.

Doch wär auch jeglich andres Ziel verfehlt,

Die Überzeugung von des Fräuleins Tod

Tilgt das Gerücht von ihrer Schmach gewiß;

Und schlüg Euch alles fehl, so bergt sie dann,

Wie's ihrem wunden Ruf am besten ziemt

In eines Klosters abgeschiednem Leben

Vor aller Augen, Zungen, Schmähn und Kränkung.

Benedikt.

Signor Leonato, folgt dem Rat des Mönchs,

Und wißt Ihr schon, wie sehr ich Lieb und Neigung

Dem Prinzen und Graf Claudio zugewendet,

Doch will ich, auf mein Wort, so sorglich schweigen,

So streng und treu für Euch, wie Eure Seele

Sich selber bleibt.

Leonato.

In dieser Flut des Grams

Mögt ihr mich lenken an dem schwächsten Faden.

Mönch.

So sei denn, wenn Euch Fassung nicht verläßt,

Seltsame Heilung seltnem Schmerz beschieden. -

Ihr, Fräulein, sterbt zum Schein; Eur Hochzeitsfest

Ward, hoff ich, nur verlegt; drum harrt in Frieden. (Mönch, Hero und Leonato ab.)

Benedikt.

Fräulein Beatrice, habt Ihr die ganze Zeit geweint?

Beatrice.

Ja, und ich werde noch viel länger weinen.

Benedikt.

Das will ich nicht wünschen.

Beatrice.

Dessen bedarf's auch nicht, ich tu es freiwillig.

Benedikt.

Gewiß, ich denke, Eurer schönen Base ist Unrecht geschehn.

Beatrice.

Ach! Wie hoch würde der Mann sich um mich verdient machen, der ihr Recht verschaffte!

Benedikt.

Gibt es irgendeinen Weg, solche Freundschaft zu zeigen?

Beatrice.

Einen sehr ebnen Weg, aber keinen solchen Freund.

Benedikt.

Kann ein Mann es vollbringen?

Beatrice.

Es ist eines Mannes Amt, aber nicht das Eure.

Benedikt.

Ich liebe nichts in der Welt so sehr, als Euch; ist das nicht seltsam?

Beatrice.

So seltsam, als etwas, von dem ich nichts weiß. Es wäre mir ebenso möglich, zu sagen, ich liebte nichts in der Welt so sehr, als Euch; aber glaubt mir's nicht; und doch lüg ich nicht; ich bekenne nichts und leugne nichts. Mich jammert meine Muhme.

Benedikt.

Bei meinem Degen, Beatrice, du liebst mich.

Beatrice.

Schwört nicht bei Eurem Degen und eßt ihn.

Benedikt.

Ich will bei ihm schwören, daß du mich liebst; und ich will den zwingen, meinen Degen zu essen, der da sagt, ich liebe Euch nicht.

Beatrice.

Ihr wollt Euer Wort nicht wiederessen?

Benedikt.

Mit keiner Brühe, die nur je ersonnen werden kann. Ich beteure, daß ich dich liebe.

Beatrice.

Nun denn, Gott verzeihe mir!

Benedikt.

Was für eine Sünde, liebste Beatrice?

Beatrice.

Ihr unterbracht mich eben zur guten Stunde; ich war im Begriff zu beteuern, ich liebte Euch.

Benedikt.

Tue das von ganzem Herzen.

Beatrice.

Ich liebe Euch mit soviel von meinem Herzen, daß nichts mehr übrigbleibt, es Euch dabei zu beteuern.

Benedikt.

Heiß mich, was du willst, für dich ausführen.

Beatrice.

Ermorde Claudio.

Benedikt.

Oh, nicht für die ganze Welt!

Beatrice.

Ihr ermordet mich, indem Ihr's weigert; lebt wohl!

Benedikt.

Warte noch, süße Beatrice.

Beatrice.

Ich bin fort, obgleich ich noch hier bin. - Nein, Ihr seid keiner Liebe fähig; - nein, ich bitt Euch, laßt mich.

Benedikt.

Beatrice - -

Beatrice.

Im Ernst, ich will gehn.

Benedikt.

Laßt uns erst Freunde sein.

Beatrice.

O ja, Ihr wagt eher Freund mit mir zu sein, als mit meinem Feinde zu fechten.

Benedikt.

Ist Claudio dein Feind?

Beatrice.

Hat sich der nicht auf den äußersten Grad als ein Schurke gezeigt, der meine Verwandte verleumdet, geschmäht, entehrt hat? Oh, daß ich ein Mann wäre! - Was! Sie hinzuhalten, bis sie ihm am Altar die Hand hinhält, und dann mit so öffentlicher Beschuldigung, so unverhohlener Beschimpfung, so unbarmherziger Tücke - o Gott! daß ich ein Mann wäre! ich wollte sein Herz auf offnem Markt verzehren.

Benedikt.

Höre mich, Beatrice - -

Beatrice.

Mit einem Manne aus ihrem Fenster reden! Ein feines Märchen!

Benedikt.

- Nein, aber Beatrice - -

Beatrice.

Die süße Hero! Sie ist gekränkt, sie ist verleumdet, sie ist vernichtet!

Benedikt.

Beatr... - -

Beatrice.

Prinzen und Grafen! Wahrhaftig, ein recht prinzliches Zeugnis! ein honigsüßes Grafenstückchen! ein lieber Bräutigam, wahrhaftig! O daß ich ein Mann wäre um seinetwillen! oder daß ich einen Freund hätte, der um meinetwillen ein Mann sein wollte! Aber Mannheit ist in Zeremonien und Höflichkeiten zerschmolzen, Tapferkeit in Komplimente; die Männer sind ganz Zungen geworden, und noch dazu sehr gezierte. Es ist jetzt schon einer ein Herkules, der nur eine Lüge sagt und darauf schwört; ich kann durch meinen Wunsch kein Mann werden, so will ich denn als ein Weib mich grämen und sterben.

Benedikt.

Warte, liebste Beatrice; bei dieser Hand, ich liebe dich.

Beatrice.

Braucht sie mir zuliebe zu etwas Besserm, als dabei zu schwören!

Benedikt.

Seid Ihr in Eurem Gewissen überzeugt, daß Graf Claudio Hero Unrecht getan hat?

Beatrice.

Ja, so gewiß ich einen Gedanken oder eine Seele habe.

Benedikt.

Genug, zählt auf mich. Ich fordre ihn heraus. Laßt mich Eure Hand küssen; und so empfehle ich mich Euch; bei dieser Hand, Claudio soll mir eine schwere Rechenschaft ablegen. Wie Ihr von mir hört, so denket von mir. Geht, tröstet Eure Muhme; ich muß sagen, sie sei gestorben, und so lebt wohl! (Beide ab.)

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