Frei Lesen: Isegrimm

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Kapitelübersicht

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Willibald Alexis

Isegrimm

Die Ouverture zur Ballmusik.

eingestellt: 25.7.2007

Siebzehntes Kapitel.

Die Ouverture zur Ballmusik.



Der Ball war wirklich zustande gekommen. Es summte und schwirrte in Nauwalk wie in einem Bienenkorb. Man hörte nichts als Musik der Stadtmusikanten; auch die Franzosen hatten ihre Trompeter geliehen. Vom Augenblick, wo es zu dunkeln anfing, wirbelte, flötete und schmetterte es vom Rathaus, die Luft zitterte, und die Herzen auch. Wie viele waren noch erfreut worden, spät aber doch. Nur sehr wenige zerdrückten am dunkeln Fenster eine Träne, indem sie nach den Hallen des Rathauses schielten, und quälten sich an unlösbaren Rechenexempeln: »Warum denn die – und die – und die – ist sie denn mehr als du?« – Die zwei schweren Kutschen polterten noch immer über das ungleiche Straßenpflaster und setzten ihren vollen Inhalt an städtischen Tänzerinnen aus, um, schnell wieder Kehrt machend, eine neue Ladung einzusammeln. Die Kutscher brummten beim Ein- und Ausladen, daß sie »fix machen« sollten, und dazwischen rollten im Trabe die leichten Kaleschen mit den Damen vom Lande vor.

Von den entlassenen Offizieren, die in Nauwalk ein trauriges Domizil hatten, schienen nicht alle zum Ball geladen; oder es hielten sie andere Gründe zurück. Wir finden wenigstens einige im Eckzimmer am Ratskeller. Andere junge Edelleute, die den Ball besucht, kamen ab und zu, um zu plaudern, zu erzählen, zu raillieren oder sich zu restaurieren. Es war gut, daß die guten Bürger und Bürgerinnen nicht alles hören konnten, was hier gesprochen ward. Die Stimmung war aber keine heitere.

Baron Eppenstein war unter den Tänzern, die herüber kamen; des Ritzengnitzers bespritzte Stiefel zeugten vom Gegenteil. Beide zischelten sich viel zu.

»Sie hätten sich doch überwinden sollen,« sagte der erstere. »Es war für uns manches zum Todlachen. Zum Exempel wie der wohlweise Magistrat an der Treppe die Generalin empfing.«

»Pfui Teufel!«

»Dem gönne ichs schon. Und die Komtesse! Wie eine Königin! Sie empfing, ließ sich vorstellen; durch ein Kuckgläschen, das an einer Kette um den Hals hing, lorgnierte sie, rechts, links. Eine Zunge hat sie, und auch passabel deutsch, wenn die Bürger ihr Französisch nicht verstanden. Und dann ein Triesel und eine Rakete, sage ich Ihnen, so schossen Witze und Blicke.«

»Wer tanzte mit ihr das Menuett?«

»Wahrnim-Stintenfang.«

»Dem gönn ichs.«

»Ich auch. Sie schwebte aber hin wie eine Prinzessin, die Augen vor sich; keine Heilige kann so muckern. Der alte Kerl ist über die Ohren in sie geschossen. Er fliegt, um ihr die Limonade zu präsentieren, steht hinter ihrem Stuhl wie ein Kammerherr, der jeden Wunsch ablauschen will.«

»Was sagt denn der Quilitzer dazu?«

»Der lacht sich bucklicht, aber inwendig.«

»Ward sie nicht rot und verlegen, als Sie –«

»Als ich sie zur Ecossaise aufforderte? Ich wünschte, Sie hätten das mit angesehen. Ja, sie rutschte etwas verlegen und sah zu ihrem Cicisbeo hinauf: ›der Herr ist mir noch nicht vorgestellt, vielleicht –‹ der Herr von Wahrnim-Stintenfang hatten dann die Güte, mich zu präsentieren.«

»Das Lu . . er!« brach es unwillkürlich von den Lippen des Leutnants. – »Auch da erinnerte sie sich nicht ihrer jüngsten, süßen Bekanntschaft?«

»Sie freute sich, mich kennen zu lernen, bedauerte indes, von dem Menuett zu sehr echauffiert zu sein. Sie wolle lieber die Ecossaise überspringen.«

»Und das war alles?«

»Sie fragte mich nach meiner Familie.«

»Donnerwetter.«

»Sie hätte den Namen noch nicht gehört.«

»Was meinte sie damit?«

»Vermutlich, daß zehn Dukaten zu wenig gewesen; denn sie flüsterte, daß ich es hören konnte: ›wohl aus einer wenig bemittelten? Der arme junge Mensch!‹ Nachher hat sie zum Stintenfänger gemeint, es sei schade, daß die Gesellschaften jetzt so gemischt wären. Den Mann von wahrem altem Adel erkenne man doch auf den ersten Blick! Das schmunzelnde Gesicht des Stintenfängers war nicht mit Geld zu bezahlen.«

»Wie benahmen sich die französischen Offiziere gegen sie?«

»Bei den Franzosen ist das ja alles egal. Die vornehmeren kamen erst, als ich ging. Aber ein Genie bleibts von Hexe.«

»Und um die!« – Der Ritzengnitzer stützte den Kopf in die Hand. »Ach, ich wünschte, ich – weiß nicht was.«

»Eure Kugeln sollen nicht treffen,« murmelte der Baron. Der Leutnant hatte das Wort Kugeln gehört.

»Warum Kugeln? – Säbel, die Funken sprühen, sind besser, die das Blut durch die Adern treiben; gleichviel gegen wen. Steht nicht in den alten Geschichten, daß Gladiatoren, wenn sie lebenssatt waren, gegeneinander die Klingen zogen, nur um aus dem Elend loszukommen? Wurden wir nicht, im Grunde genommen, auch Gladiatoren? Er treibt uns an die Schlachtbank, daß wir uns totschlagen lassen, Gott weiß wofür. Gegen den Mond oder gegen englischen Kattun! Hat der tolle Junge da unrecht, wen er für eine Allerweltsvettel sein Herzblut lassen, oder von vornherein beim Allerweltsbüttel Dienste nehmen will? Was! wo ist denn noch was! Wenns in aller Welt zur Schlachtbank wird, ist der am besten, der keine Vorliebe und keine Passionen mehr hat, sein Herz auf die eiserne Faust genagelt. Drauf los, wenns trifft. Heut das Faß ausgeleert, denn auf morgen sparen, ist Torheit. Wer bürgt uns, daß die Sonne wieder aufgeht!«

»Wenn der Kornett das spräche, hätte er recht, Herr von Wolfskehl, Sie aber haben unrecht. Die Sonne geht immer wieder auf, und nach jedem Sturm setzt sich die Temperatur. Dann setzt sich vieles, eins kommt nach dem anderen zum Vorschein, was wir für verloren hielten; ja, viel mehr, als man denkt. Zum Exempel, Ihr schönes Schloß mag zerstört und ein Aschenhaufen werden, Ihre Pferde und Wappendecken, und Ihre Hunde und Obstbäume tot, kurz- und kleingeschlagen, aber Ihre Ritzengnitzer Aecker spült kein Platzregen und weht kein Orkan fort. Das taucht alles wieder auf und noch manches drauf und darum, und sieht gar schön aus, wenn die Sonne drauf blitzt. – Mit der Gleichheit ists nichts, Herr Nachbar, das weiß die Mücke auch. An einem Mageren saugt sie nicht. s ist ein verfluchter Unterschied zwischen denen, die was haben, und die nichts haben. – Die letzteren haben ein Recht zur Verzweiflung, wir aber nicht. Wir müssen für unseres einstehen, wies in der Bibel heißt vom guten Verwalter.«

»Wenn uns die Natur zum Verwalter schuf,« entgegnete der Leutnant. »Dazu muß man eine Haut haben wie ein Sack, je dicker, je besser; wenn man aber eine hat wie ein Sieb, und die Juden und Gott weiß was haben die Poren immer größer gebohrt, und das Blut möchte zu allen hinaus – Wetter noch mal, ich kann nicht länger still liegen.«

Ein Druck am Arme mahnte ihn aber, still zu sein. »Der Kornett?« flüsterte ihm der Baron ins Ohr.

»Schickt sich denn das!« rief halb verwundert, halb zornig ein Militär in Zivil, in dem wir den Sekundanten des Ritzengnitzers vermuten, und war aufgestanden, als der, zu welchem er die Worte richtete, neben ihm auf die Bank mehr gefallen war, als man sagen kann, er habe sich gesetzt. Theodor war lautlos, wie ein von einem langen Marsch, von einem Wettlauf Erschöpfter, in die Stube getaumelt. Er hatte sich nicht umgesehen, wer darin war; er warf sich hin, wo er einen Platz fand.

»Was schickt sich noch! – s ist alles Revolte –«

Der Sekundant winkte dem Baron: »Das wäre Ihre Sache, Herr von Eppenstein, dem Kornett Hurlebusch zu bedeuten, vor ausgetragener Sache dürfen Kontrahenten sich nicht begegnen.«

»Sie dürfen sich nicht begegnen!« wiederholte mit wildem Gelächter Theodor. »Da liegts! – Sie haben sich aber begegnet. – Verbietets ihnen doch! – Die Sterne reiten – die Toten auch; rund herum – könnt Ihrs ändern? – Es ist so, ich habs selbst gesehen.«

Die andern blickten sich an. War er betrunken? fragten ihre Mienen. –

»Es wird das Schicklichste sein, daß ich gehe,« sagte der Leutnant, den Hut aufsetzend.

Theodor gaffte auf und drückte mit einem Schlag die Hand auf den Tisch: »Geh nicht, Julius! Es gibt keine Ehrengesetze mehr, wos keine Ehre gibt. – Du hast recht. Was willst Du mehr? Ich wills Dir nachschreien, auf den Markt, in den Ballsaal. – Was willst Du mehr?«

»Sorgt für ihn!« flüsterte der andere im Fortgehen.

»Bleibe, Julius,« wiederholte Theodor mit weicherer Stimme. »Wir werden uns ja bald nicht mehr sehen. – Der Schuß ging gerad durchs Herz.«

»Er phantasiert! – Man möchte einen Doktor holen.«

»Dafür gibts keinen. – Hört mich doch nur an! – Ihr seht freilich das Blut nicht fließen, es ist verstockt. Aber Deine Kugel solls wieder offen legen. Du bist der Beleidigte, Du hast den ersten – so wahr Gott über mir lebt, der Schuß trifft gerade hier – zerschmettert am Boden werd ichs noch rufen: Du hast recht! Was willst Du mehr? – Aber bleib!«

Die andern meinten jetzt, es sei gut, daß er bleibe; der Paroxismus werde sich legen, er scheine am Bedürfnis zu würgen, sein Herz auszuschütten. Wolfskehl trat in eine Ecke. Die Natur half sich nach einem heftigen Schluchzen durch eine Flut stiller Tränen, die er in den Armen zu verbergen suchte.

»Wo kommen Sie her, Hurlebusch?« fragte der Baron.

»Weiß ichs! – Aus der Heide vermutlich.«

»Wenn er sich da bis jetzt herumtrieb, ist der Fieberanfall erklärlich,« äußerte der andere Sekundant. »Ich sah ihn heut mittag, als die Sonne warm schien, in den Kiefern.«

»Das war kein Fieber – es war wirklich, alles wirklich,« fuhr Theodor auf.

»Laß ihn erzählen,« flüsterte einer dem andern zu.

»Ja, um Mittag – Mittag wars – das war auch Täuschung, niederträchtige Heuchelei – der Himmel so blau, die Luft so lau – der Winter in die Erde versunken – die Sonne brannte durch den dünnen Rock – die Käfer spielten und schillerten in ihrem Scheine. – Warum scheinen die Fichten grün, wenn die Natur ihr braunes, nacktes Bettlerkleid anlegt! Und so still alles, und das Moos so schwellend und so warm! Es lag sich so wonnig auf dem Kopfkissen. Die alte Kiefer sang Lieder über mir in das blaue Firmament – ich weiß nicht was: Warens Hochzeitslieder oder alte Träume? – Da kam ein Rabe – nein, es waren drei – drei häßliche Krähen. Die wollten auf die Kiefer sich setzen. Sie schüttelten ihre Aeste – aber die Tiere kreisten immer, immer um den Wipfel – sie witterten ihre Beute. – Nun waren sie fort, und meine Gedanken stiegen durch den blauen Aether immer weiter – weiter – ich weiß nicht wie weit – so leicht hat nie das Herz mir gepulst – da war Friede, Seligkeit – die Erde ein brauner Klumpen.« –

»Ob man nicht doch nach dem Arzt schickt?«

»Der tanzt drüben.«

»Er tanzt auch, nur in anderer Manier. Still, er hörts.«

»Aus der Schonung kam ein Häschen. – Es sah mich. Es stutzte und blieb im Geleise stehen. Mit seinen klugen Aeuglein starrte es mich an. Ich hatte ja keine Flinte – und hätte ich eine gehabt, auf das Häslein hätte ich nicht angelegt. Aber – aber Gott sei mir gnädig – daß ich keine Flinte hatte.«

»Es wird schlimmer.«

»Still doch!«

»Da kam sie – Ihr wollts nicht glauben – hab ichs denn geglaubt? – Ich biß mir in den Daumen – da noch die Narbe! – Das Häslein stürzte über den Weg. Sie auch. Das Häslein warf mir noch einen Blick zu – sie nicht. Nicht einmal einen letzten, und ich werde sie nie wiedersehen.«

»Das ist etwas,« flüsterte der Sekundant. »Die Komteß sah ich um Mittag nach der Heide reiten, auf ihrem Falben.«

»Allein?«

»Allein, auf ihrem Falben. – Laßt mich nur, jetzt entsinne ich mich – es reiht sich wieder eins ans andere. – Scheltet mich toll, wie Ihr wollt – aber Tollheit ist Wahrheit. Sie flog vorüber, himmelblau und weiß, – wie damals – so konnte sie in den Himmel reiten, darüber hätte ich mich nicht gewundert.«

»Eben kams vernünftiger – und nun wieder« –

»Ihr Ungläubigen, sperrt Mund und Ohr und Auge auf, Ihr faßt es doch nicht, wenn Ihr Euch schon darüber wundert. Da, hier auf der Backe verwundete mich der Kies von ihres Falben Huf, damit ich wach würde. Die Tiere haben mehr als Instinkt.«

»Nun ja, die Komteß wars, Hurlebusch. Kommen Sie zu sich. Sie ist nicht in den Himmel geritten, sondern in den Busch; der Himmel weiß, zu welchem Rendezvous.«

»Nein – sie war überrascht. Das war wieder Wahrheit. So lügt auch die Lüge nicht. Als sie um die Ecke schwenkte, kams wieder aus der Ecke.«

»Und diesmal ein Reiter, natürlich, der auch nicht in den Himmel wollte.«

»Ein Offizier – ich muß ihn schon gesehen haben.«

»Ein Franzos? Was machen die sich denn für solche Ungelegenheiten. Ein Rendezvous in der Heide. Sie habens überall bequemer!«

»Ihr irrt! – Sie erschraken beide. – Wie sie die Augen aufrissen – die Lippen!«

»Zum Küssen auf dem Pferd? – Das ist unbequem. Sie werden wohl nachher runtergestiegen sein.«

»Raoul! rief sie. Das war eine Stimme. Est-il possible?«

»Und er?«

»Jenny!«

»Also alte Bekanntschaften, die sich gelegentlich wiedersahen. Darin sehe ich nun nichts Wunderbares,« sagte der Baron. »Wars einer von den neu Eingerückten?«

»Ihr Kommandeur.«

»Das klingt fast wie ein Wunder. Der Colonel selbst! – Sie verschwanden natürlich im Busch und kamen nicht wieder.«

»Sie kamen wieder. Hand in Hand im Karriere durch das Gestell auf und ab.«

»Wie! Eine Ecossaise zu Pferde?«

»Das waren Augen! Was sie sich mit ihren Blicken erzählten! Sie hätten nichts umher gesehen, jeder sah nur den andern. Ich glaube, die Pferde selbst sprachen mit.«

»Nun wirds zum arabischen Märchen.«

»Nein, so sah ich nie Schule reiten. Beide a tempo.«

»Man sieht, Sie sahen mit eigener Brille, denn was das leiten betrifft, Donner und Wetter, da nehmens wir noch mit jedem Franzosen auf.«

»Und nun plötzlich – einer sah den andern an – sie verstanden sich, lachten – im Nu – er mit den Füßen auf dem Sattel – sie auch – Hand in Hand – den Zügel leicht im Finger – so sausten sie fort.«

»Um nicht wiederzukehren?«

»Kinder, ich reibe meine Augen, ich habs gesehen, ich schwör es Euch zu – er umfaßte ihre Taille – mit einem Sprung hing sie auf seiner Schulter. Das Füßchen in seiner Hand, ihre Linke auf seiner Achsel, das Halstuch mit der andern in die Lüfte schwenkend, la victoire! la victoire! so sausten sie vorüber.« –

»Und da erwachten Sie?«

»Aus meinem langen Traum. Ists nicht zum Todlachen? – Ein Traum, ein Traum! Und wenn man nur im Traum leben kann!«

Der Kellerwirt war schon einige Sekunden eingetreten, ehe er sich bemerkbar machen konnte.

»Meine Herren, hören Sie denn nicht, es ist Lärm draußen – man weiß nicht was, aber es ist etwas los.«

Man horchte. Die Ballmusik tönte von oben nach wie vor.

»Es ist nichts.«

»Meine Herren, es ist gewiß was, vom Tore her kam es. – Da hören Sie, es sprengen ein paar vor – klirrende Säbel – sie steigen ab.«

»Die stolpern hinauf!«

»Ein Schuß! – Nein – ja – wieder eins, zwei, drei, vier! – Holla, was ist das?«

Das Traumbild war versunken. Sie stürzten hinaus; wir aber steigen die Treppe nach dem Ratssaal hinauf, wo inzwischen mancherlei, wenn auch nicht so Wunderbares, vorgegangen ist.

< Zum Ball oder nicht zum Ball?
Die Ballnacht. >



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