Frei Lesen: Walladmor

Kostenlose Bücher und freie Werke

Kapitelübersicht

Erster Band, Erstes Kapitel. | Zweites Kapitel. | Drittes Kapitel. | Viertes Kapitel. | Fünftes Kapitel. | Sechstes Kapitel. | Siebentes Kapitel. | Achtes Kapitel. | Neuntes Kapitel. | Zweiter Band, Erstes Kapitel. | Zweites Kapitel. | Drittes Kapitel. | Viertes Kapitel. | Fünftes Kapitel. | Sechstes Kapitel. | Siebentes Kapitel. | Achtes Kapitel. | Dritter Band, Erstes Kapitel. | Zweites Kapitel. | Drittes Kapitel. | Viertes Kapitel. | Fünftes Kapitel. | Sechstes Kapitel. | Siebentes Kapitel. | Achtes Kapitel. | Neuntes Kapitel. |

Weitere Werke von Willibald Alexis

Isegrimm | Der neue Pitaval - Band 15 | Der falsche Woldemar | Geschichten aus dem Neuen Pitaval - 3 | Der neue Pitaval - Neue Serie, Band 4 |

Alle Werke von Willibald Alexis
Diese Seite bookmarken bei ...
del.icio.us Digg Furl Blinklist Technorati Yahoo My Web Google Bookmarks Spurl Mr.Wong Yigg


Dieses Werk (Walladmor) ausdrucken 'Walladmor' als PDF herunterladen

Willibald Alexis

Walladmor

Drittes Kapitel.

eingestellt: 7.8.2007



Er goß etwas Wasser in die Flamme, und während das Feuer zischend ausging, und auch die Kohlen allmälig sich mit Schwarz überzogen, faßte er Bertram bei der Hand, und führte ihn durch die tiefe Nacht des unterirdischen Gewölbes eine Wendeltreppe in die Höhe. Wie ein verfallenes Gothisches Kloster aussieht, wie Kreuzgang an Kreuzgang sich reihet, verdächtige Mauerblenden, Heiligenbilder mit verborgenen Thüren unser Auge erschrecken, wie der Zugwind durch die Ritzen weht, und Fallthüren den Wanderer zu verschlingen drohen, wird der geneigte Leser aus Miß Ratkliffs Romanen zu Genüge wissen, und besser als ein Novellist es mahlen kann, welcher in den Gebirgen und Thälern unseres, weniger mit solchen Schreckensgebäuden, die von

Graudüstrem Aeußern, so das Schrecken drinnen
Andeutet, wie ein schlechtes Wirthshausschild
Die schlechte Zeche und den schlechten Wirth

gesegneten, Schottlandes bisher sein Wesen getrieben hat. Kommt noch hinzu, daß, wie es scheint, eine Schleichhändlerbande in den Ruinen ihr Waarenlager aufgeschlagen hat, so kann man sich die gewöhnlichen Unnatürlichkeiten noch weit monströser denken, ohne deshalb von der Natürlichkeit sich zu entfernen. Wenn auch die Ruinen des weltberühmten Klosters Bangor weitläufiger sein mögen, so waren doch allerdings auch die Hallen und Gänge in dem von unserm Helden besuchten, nicht unbedeutend. Da das Dach gänzlich zerstört, und auch die Gewölbe des Luftgebäudes an einzelnen Stellen durchbrochen waren, konnte Bertram bald den freien Himmel erblicken, und sah, daß der Mond zum Theil wieder die Herrschaft über die Schneewolken davon getragen habe. Eulen flatterten, von den Tritten der beiden Nachtgestalten erweckt, in die Höhe, und mancher Nachtvogel, welcher sonst hier sein ungestörtes Asyl gefunden, flog nun, gestört, mit seinen Brüdern, um die hohen Zinnen. Endlich nach einem stillen Wandern von mehreren Minuten traten beide durch eine kleine enge spitzgewölbte Pforte auf eine freie, hohe Mauerbrüstung hinaus. Niklas faßte Bertrams Hand, gleich als wolle er ihn festhalten bei einem gefährlichen Punkte, und indem er eine Bewegung machte, welche so viel hieß, als: Blicke vor Dich! führte er ihn bis dicht an den äußersten Rand der Mauer. In diesem Augenblicke brach der Vollmond in vollem Glanze hinter einer dunklen Wolke hervor, und beleuchtete eine Gegend, wie sie der junge Mann kaum aus Beschreibungen kannte. Schwindelnd sah er zu seinen Füßen einen bodenlosen Abgrund. Die aus uralten Quadersteinen mit gigantischer Kunst gebaute Mauer war nur die Fortsetzung einer steilen ungeheuren Felswand, welche aus der Tiefe, in der sein Auge noch keinen festen Punkt gewinnen konnte, emporstieg. Jenseits dieser unermeßlichen Schlucht lagen schwarze, gewaltige Massen vor ihm, der Hauptzug des Snowdon, dessen untere Theile mit dichtem Walde mochten bedeckt sein, dessen vom Monde beleuchteter Rücken aber eine traurige Oede zeigten. Bertram, geblendet von der Größe des Schauspiels, wollte sein Auge ausruhen, indem er sich umdrehte, aber die neue Scene war, wo nicht großartiger, doch noch ergreifender für seinen Sinn. Von einem erhabenen Standpunkte übersah er die weitläufigen Trümmer des ganzen Klosters, wie ihre höchsten Spitzen, vom Mondenschein übersilbert, aus der unermeßlichen Nacht der Schluchten und Gebirgskuppen, welche sich an den hohen Rücken des Snowdon lehnen, hervortauchten. Es war, wenn man die Stille der Mitternacht dazu nimmt, ein Feenschauspiel, und das geblendete Auge vermochte nur den Totaleindruck aufzufassen, nicht aber die einzelnen Erscheinungen und den natürlichen Zusammenhang der verschiedenen Punkte zu begreifen. So viel indessen ließ sich bald aus den naheliegenden Mauerwerken auf die in der weiten Ferne glänzenden schließen, daß die Thürme und Gebäude des Klosters meistentheils auf vorragenden Felskuppen erbaut waren. Nur diese hatten der Zeit getrotzt, während das, Felskuppen und Thürme verbindende Mauerwerk heruntergestürzt war. Vor allem großartig ragte aber, blendendweiß vom Monde beschienen, der Hauptthurm über alle Kapellen und Thürmchen. Auf einer einzeln schroff aus der Tiefe hervorschießenden Klippe stand er so keck, als wolle er den Trotz und den Sieg des menschlichen Geistes über alle Hindernisse der Natur aussprechen. Ringsum war alles verbindende Mauerwerk abgebrochen, und in die Tiefe als Schutt herabgesunken, so daß alle Möglichkeit, ihn zu besteigen, verloren schien. Aber auch außer diesem Thurme sprangen überall hohe Gothische Bogen aus den Felsen hervor, und an mehreren Stellen sah man von zweien getrennten Felskegeln Pfeiler höher und höher emporstreben, und endlich in stolzen Bogen sich gegeneinander neigen; aber das Mittelstück des ungeheuern Thores fehlte, und die Pfeiler standen nun wie zwei Liebende da, welche reine Neigung und die Natur für einander bestimmte, ein feindliches Mißgeschick aber für immer getrennt hat.

Bertram hielt sich, geblendet vom Schauspiele, die Augen zu; als er sie wieder aufschlug, sagte sein Führer mit ruhiger Stimme, in welcher dennoch aber ein gewisser Triumph lag, zu ihm:

Das ist Griffith ap Gauvon, von dem ich Dir jüngst sprach.

Eine Lobpreisung von seiner Seite würde nur den gewaltigen Eindruck der ganzen Scenerie in ihm geschwächt haben, und Bertram antwortete daher nichts; der Andere aber fuhr nach einer Weile fort:

Hier, Bertram, stehe ich oft an dem schwindelnden Abgrunde, und sehe im Mondenschein das große ruhige Schauspiel an, und dann ists mir oft, als bedürfe ich keines Freundes, als sei die große Natur ein Freund, wie ich ihn nur verlangen kann, weit besser und verständiger, als alles das, was Ihr gebildete Welt nennt. – Doch, Bertram, komm noch etwas weiter!

Er führte ihn, abwärts von dem Theile des Gebäudes, aus welchen sie durch die kleine Pforte die Mauer betreten hatten, auf der äußersten Höhe derselben ungefähr ein hundert Schritte weiter. Die Mauer, kaum drei Fuß breit, stand hier ganz insolirt, und wurde auf der einen Seite von dem vorhin beschriebenen Abgrunde, auf der andern, vermutlich von einem innern Hofraume, der aber mindestens häusertief unten lag, begränzt. Nur eine Seitenmauer, welche über den Hofraum nach einem kleinen Thurme zu führte, berührte diese Hauptmauer. Am äußersten Ende der letztern, wo sie jählings abbricht, blieben Beide stehen. Kaum vierzig Schritte von ihnen entfernt, erhob sich der gedachte hohe Thurm, welcher, aller Wahrscheinlichkeit nach, in der Vorzeit mit der Mauer zusammenhing, den jetzt aber ein so tiefer Abgrund als der nach der äußern Mauer von ihr zu trennen schien.

Weiter gehts nicht. – sagte der Führer– Oft schon bin ich bis hierher gekommen, und habe gedacht, ob ich nicht einen Schritt weiter thun solle, um nicht nöthig zu haben, jemals wieder Schritte auf dieser Erde zu thun.

Unglücklicher Verirrter! Hast Du Religion? glaubst Du an einen Gott?

Willst Du mich, wie der Schwarzrock den Schuljungen, examiniren?

Aus dem Tone, in welchem Du die Antwort giebst, schließe ich, wie schwer es Dir wird, sie hervorzupressen. Die Allmacht der Natur hat auch Dich hier überwältigt.

Du hast Recht. Sieh jetzt hinunter in den Abgrund – tief, tief unten rieselt zwischen Stein und Moos und Felstrümmer ein kleiner Bach, jetzt ist er vom Monde etwas erleuchtet – scheint mirs doch eben, als spränge etwas drüber weg, doch nein, es ist Täuschung – Oft, wenn ich hier sinnend stand, und nicht begreifen konnte, was mich hinderte, einen kühnen Sprung zu thun, trat mir unten der Vollmond entgegen, und dann raffte ich mich wie beschämt auf, und schlich fort.

Mensch! glaubst Du an einen Gott und eine Vorsehung?

Willst Du es durchaus wissen? – Neulich lernte ich dran glauben.

Welcher glückliche Vorfall war dies?

Glücklich? – der Führer lachte bitter auf – Mit verwegenen und verzweifelten Männern harrte ich, seit Monaten verbunden, eine Sippschaft Blutigel aus der Welt zu schaffen, auf den Moment, wo das Gezücht sich versammeln werde, um mit einem Schlage die ganze Brut zu vernichten. Wenn Du das beten nennen willst, so haben wir täglich gebetet, daß der Augenblick kommen möge; aber Monate vergingen, und wir verzweifelten. Endlich stürzte Mittags unser Kundschafter herein, und schrie: »Glück uns! heut Abend versammeln sich die Minister in Lord Harrowoys Hause!« Da stürzten viele der harten Seelen auf ihre Knie nieder, andere falteten die Hände, so ungefügsam sie waren; ich aber mochte Beides nicht, ich rief aus: »Es giebt doch eine Vorsehung!«

Fürchterlich!

Nun, Du brauchst Dich nicht zu entsetzen, die Vorsehung hat es anders gewollt. Die rechtlichen Männer, auf die wir gemünzt hatten, blühen in Glück und Ehre, aber meine Freunde modern unter dem Galgen.

Und Dein Glaube an eine Vorsehung?

Ist deshalb noch nicht wankend geworden. Meine Messerspitze war für Lord Castlereagh bestimmt, und wenn er auch meiner Rache entging, so weiß ich doch, als ob ein Fluch in meiner Waffe läge, daß, auf wen ich einmal das Messer mit festem Vorsatze gezückt habe, – daß den eine Messerspitze zuletzt einmal tödtlich traf.

Bertram schauderte zusammen:

Einem Verschwörer aus Catostreet rettete ich also das Leben?

Stoß ihn herunter, wenns Dich gereut.

Mensch, wer führte Dich unter diese entsetzliche Bande? Was konnte Dir die Ermordung der Minister einbringen, da kein Kaufmann aus Amsterdam mit dem vollen Beutel im Hinterhalt stand?

Zerstören wollte ich. Wenn wir mit den dreißig blutigen Dolchen hinausgestürzt wären, wenn die Flamme, aus dem Dache emporlodernd, London erweckt hätte, glaubst Du, daß der Pöbel ruhig geblieben wäre? Wie neulich das platzende Porterfaß die Straßen überschwemmte, hätte die willenlose Masse bald die Ordnung todt geschlagen, und wenn dieser Todfeind meiner Hoffnungen dahin war, dann –

Dann? Du hältst inne. –

Ein Schritt fördert den andern, und die Wuth der ordnungslosen Masse läßt sich nicht eher aufhalten, als bis sie sich selbst zerfleischt. Auf den rauchenden Aschenhaufen der alten Paläste, zwischen den beschwerten Galgen und den Leichenbergen, aus denen ringsum die Blutquellen in die schlüpfrigen Straßen fließen, gilt der Werth des Menschen nicht nach seiner feinen Rede, und vielem Wissen und blankem Gesichte, – da gilt der Arm und da der Kopf.

Und was hättest Du erreicht an der Spitze eines wüthenden Pöbelhaufens?

Du glaubst, ich würde die reichen Landhäuser der Gentry geplündert haben, in die Speisekammern und Keller gestürmt sein, bis das letzte Faß zerschlagen wäre, und meine saubere Rotte im schwimmenden Keller gelegen hätte. Jahre lang hinaus zu bedenken, das überlaß ich den Gelehrten und Ministern, im Augenblicke den nöthigen Entschluß zu fassen und auszuführen, ist meine Sache.

So trieb Dich allein die Wuth zu zerstören? Dazu scheint mir Dein Menschenhaß noch nicht groß genug.

Nenn es Ingrimm, nenne es Haß, aber es war noch etwas anderes, das mir im Hintergrunde stand. Es war ein schönes Bild, wenn ich mir alle die großen Häupter kopflos dachte und darin ähnlich und gleich dem armen Sünder, welcher ein halbes Pfund gestohlen, wenn er vom Galgen herunter kommt, und die Freude ihm den Kopf abgeschnitten zu haben. Dann sollte kein Squire und Lord stolz vor uns vorüberreiten, kein Schloß übermüthig auf die Hütte oder den Schlupfwinkel des Verfolgten herabblicken, nur der Werth sollte gelten –

Welcher Werth? fragte Bertram.

Du meinst, ein Bluthund hat keinen Werth – sagte Niklas mit funkelnden Augen – aber er kann ihn erwerben. Himmel! wer solches Mark, wer solches Blut in den Adern hat, wer solchen Willen, der kann doch ein neues Leben anfangen. Bertram, lache mich nicht aus – die Liebe hat mich toll gemacht. Sieh, hier habe ich ein Tuch von ihr, derentwillen ich mein voriges Leben verwünsche, um die ich sein Angedenken ins Meer versenken, und nackend wie ein Kind und ohne Alles herauskommen möchte. Als ich in der furchtbaren Nacht – doch still – was war das? –Hörtest Du nicht ein Flüstern aus der Tiefe? – Als ich in der furchtbaren Nacht – Tritte – still!

Bertrams Führer riß hier plötzlich seinen Mantel von den Schultern, warf ihn schnell geballt unter den Arm, faßte die beiden Rockschöße unter beiden Armen zusammen, und stand nun mit vorgebeugtem Leibe und Kopfe, indem seine Augen unverwandt nach der dunkleren Masse der Klostergebäude, von wo sie ausgegangen waren, hinblickte. Er glich dem Hirsch, welcher mit gespitzten Ohren und aufgehobenen Läufen nach der Gegend blickt, von wo ein Geräusch ihn stutzig machte. Auch Bertram sah über die mondweiße Oberfläche der Mauer, so weit er konnte, nach dem untern Theile der Ruinen, und machte die Bemerkung, daß, wenn ein feindlicher Angriff erfolgte, sie ohne Rettung verloren seien, indem kein Seitenweg von der hohen Mauer hinunterführte und dem Eingeschlossenen kein Ausweg übrig blieb, als von der Höhe hinabzuspringen, um noch vielleicht, ehe er den Boden des Abgrundes erreichte, von den vorragenden Klippen zerschellt zu werden.

Ich habe mich doch geirrt – flüsterte Niklas, als Bertram den Schatten, welcher von der kleinen Pforte am Ende der Mauer auf dieselbe geworfen wurde, glaubte in Bewegung zu sehen. Er wollte seine Bemerkung dem Andern mittheilen, als ein Schuß fiel. In demselben Augenblicke hatte auch Niklas bereits seinen Mantel in den Abgrund geworfen, und war, ohne ein Wort zu sprechen, mit einer Behendigkeit und Schnelle, die Bertram in Erstaunen setzte, gerade der Pforte zugerannt, aus welcher dieser jetzt deutlich mehrere bewaffnete Gestalten hervortreten sah, vermutlich um dem Rennenden den Weg zu versperren. Schon glaubte Bertram ein Handgemenge zu sehn, indem Niklas grade auf die Gefahr losging. Aber mitten im schnellen Laufe drehte er linksum, sprang mit einer Gewandtheit, die an der Alpengemsen Instinkt erinnerte, auf die niedrige Mauer herab, welche, wie wir oben berichteten, den innern Hofraum durchschneidend, die Haupt- und Außenmauer berührte, und lief auf dem schmalen, und mit Lücken und lockern Steinen unterbrochenen Rücken jener innern Mauer weiter fort. In jedem Augenblicke glaubte ihn Bertram fallen zu sehen, um nie wieder aufzustehn. Aber die Gefahr kam von einer andern Seite. Die Verfolger mußten auf die Unerschrockenheit und Behendigkeit des Mannes gerechnet haben, und es traten ihm auch auf der andern Seite der Mauer Bewaffnete entgegen. Dem Fliehenden blieb keine Wahl, als sich ergeben, oder hinabspringen. Plötzlich stand er stille, zog aus dem Gürtel zwei Pistolen hervor, feuerte sie mit beiden Händen auf die ihm zunächst stehenden Gegner, und während diese betroffen zurückstarrten – verwundet schien keiner von ihnen, – sah Bertram ihn mit unglaublicher Geschicklichkeit und Schnelligkeit sich auf die Mauer niedersetzen und – verschwinden. Gleich darauf glaubte er unten im Dunkel des Hofraums ein Geräusch zu hören, als falle eine Last hoch herabgeworfen in dürres Reisig. Sonst blieb alles stille.

Die Bewaffneten oben auf beiden Enden der Mauer schrieen, sobald sie aus ihrer Bestürzung zu sich gekommen waren:

Greift ihn! Fangt ihn! Schießt!

Man schoß mit Pistolen – auch glaubte Bertram einen Flintenschuß darunter zu hören – von der Mauer herab nach dem dunklen Hofraume, ohne daß jedoch von der Wirkung der Schüsse etwas laut wurde.

Einer ist durch die Netze gegangen! – schrie man sich zu – aber da oben steht noch der Andere.

Wenns der rechte ist, mag der Andere sich die Füße ablaufen! antwortete man von der andern Seite, und beide Partieen schritten langsam auf einander zu, um sich Bertrams zu bemächtigen. Dieser hielt es jetzt für das Geratenste, gerade auf die Beamten loszugehen. Er trat ihnen auf der großen Mauer entgegen und sagte:

Wenn Sie mich suchen, oder mir einen Vorwurf zu machen glauben, stehe ich Ihnen bereit.

Ja, allerliebster Schatz! sagte ein stämmiger Constabler, – Deine Bekanntschaft wollen wir machen, und damit Du nicht so unhöflich, wie Dein Freund, davon läufst, ehe unsere Freundschaft dick geworden, wollen wir Dir einen leisen Händedruck geben, als Zeichen, daß wirs treu mit Dir meinen.

Sie hatten ihn während dessen von der Mauer herab und wieder durch die enge Pforte in die Halle geschleppt, in welche das Mondenlicht keinen Eingang fand. Man reichte Stricke herbei, ihn zu binden, aber Bertram sträubte sich und rief aus:

Meine Herren, ich bin unschuldig!

Das wissen wir wohl, Herzensseele, aber eben darum wollen wir Dich nicht fortlassen! sagte der Constabler.

Aber Sampson – redete ihm ein Anderer zu, Mac Kilmary muß uns erst sagen, ob ers ist? Sonst so einen hübschen jungen Flachskopf binden – würde sich nicht schicken.

Hast recht. Mac Kilmary, daß dich der –

Mac Kilmary, ein rothhariger Irländer, kam heran. Man hielt dem jungen Mann eine Fackel ins Gesicht, und Mac Kilmary that den Ausspruch:

Er ist es, sowahr ich ich bin.

So drehe zu, braver Junge! sagte der Constabler, und man schnürte Bertrams Hände auf seinem Rücken zusammen.

< Zweites Kapitel.
Viertes Kapitel. >



Die Inhalte dieser Seite sind Eigentum der Öffentlichkeit.
Sollten trotzdem Urheberrechte entgegen unserem Wissen verletzt worden sein, bitten wir Sie mit uns Kontakt aufzunehmen.